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Constantine, Conan, Contagion

Drei 'Cons' fürs Wochenende: Magie, Metzeleien, Mundschutzpflicht.

Constantine (2005)

Regie: Francis Lawrence
Buch: Kevin Brodbin, Frank Capello

Darsteller: Keanu Reeves, Rachel Weisz, Shia LaBeouf

Mammon, Krebs und spitze Speere.

Als bekennender Fan der Hellblazer-Comicbuch-Reihe sollte ich mich schämen, diesen Film auch nur im Ansatz gut zu finden. John Constantine: Antiheld, Meister der dunklen Künste, Lügner, Betrüger, egomanes Arschloch und blonder Brite aus Liverpool - gespielt von Keanu Reeves mit schwarzen Haaren, amerikanischem Akzent und im sonnigen Los Angeles statt in London beheimatet? Wie kann man nur? Constantines Schöpfer Alan Moore (wer sonst) weigerte sich (wie üblich), mit derartigem Filmschmus in Verbindung gebracht zu werden. Die Tantiemen soll er den Miterfindern Steve Bissette und John Totleben gegeben haben, die ihn durch ihren Sting-Fetisch überhaupt zu der Figur inspiriert hatten (so will es die Legende).

Als bekennender Fan der Hellblazer-Comicbuch-Reihe sollte ich mich schämen, diesen Film auch nur im Ansatz gut zu finden.

'Constantine' bedient sich munter bei verschiedenen Geschichten aus der Hellblazer-Reihe, zum Beispiel Johns Lungenkrebs aus 'Dangerous Habits' oder der Figur Papa Midnite aus 'Original Sins'. Einen ordentlichen Schuss christlichen Mystizismus mit ins Drehbuch gemixt (Longinuslanze), und fertig ist der Blockbuster. So jedenfalls das offensichtliche Kalkül der Macher. Der Plot: Ein krebskranker "Keanu Constantine" exorziert Dämonen, um sich die Fahrkarte ins Paradies zu erkaufen, nachdem er als Jugendlicher Selbstmord beging und damit eigentlich hätte zur Hölle fahren müssen. Er trifft die Ermittlerin Angela Dodson, die den Tot ihrer Schwester Isabel aufzuklären versucht. Was zunächst nach einem traurigen Selbstmord aussieht, entpuppt sich als höllisches Komplott, um die Welt der Sterblichen zu erobern.

Die Fans fanden das Ergebnis weniger toll. Die Handlung wird ein bisschen zu platt heruntergeplätschert und Reeves spielt den Zyniker Constantine so, wie man ihn auf gar keinen Fall spielen sollte: humorbefreit. Trotzdem zappe ich immer mal wieder rein, wenn der Film zum xten Mal im Fernsehen (meist geschnitten) wiederholt wird oder wenn ich in einer Online-Videothek drüber stolpere. Ich kann einfach nicht anders. Denn trotz aller Mängel mag ich ihn doch. Irgendwie.

Positiv anzurechnen ist dem Film, dass er nicht die Entstehungsgeschichte Constantines erzählt, zumal sein angedeuteter Hintergrund im Film (Selbstmord und verflucht) so gar nicht der Vorlage das Wasser reichen kann. Die Actionsequenzen zeugen von solidem Verständnis des Handwerks (Francis Lawrence empfahl sich mit diesem Film als Regisseur für 'Die Tribute von Panem'). Die Spezialeffekte sind stimmig, die kurzen Sequenzen in der Hölle, die Dämonen und Halbwesen in unserer Welt sehen klasse aus.

Zwei Schauspieler sind mir außerdem positiv in Erinnerung geblieben: Peter Stormare als wunderbar schmieriger Satan zum Höhepunkt des Films und... ich muss schlucken, wenn ich das jetzt schreibe... Shia LaBeouf als Constantines Quasi-Sidekick und Comic-Relief Chas Kramer. Ich mag den Schauspieler sonst überhaupt nicht, aber in diesem Film fand ich ihn richtig... Tja... gut.

Wenn Constantine schon qualitativ keine cineastischen Bäume ausreißt, ist der Film dennoch ein unterhaltsames Vergnügen, das vielleicht ein paar Zeitgenossen auf die hervorragende Hellblazer-Reihe aufmerksam macht. Im Herbst dieses Jahres spendiert NBC Constantine übrigens eine gleichnamige Fernsehserie. Hauptdarsteller Matt Ryan trägt dabei nicht nur blonde Haare und den legendären verwaschenen Mantel des Meistermagiers, der Waliser bringt sogar den passenden Akzent mit. Ich bin gespannt und freu mich drauf.

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Conan (2011)

Regie: Marcus Nispel

Buch: Thomas Dean Donelly, Joshua Oppenheimer, Sean Hood

Darsteller: Jason Momoa, Stephen Lang, Rachel Nichols, Ron Perlman

Anders als Arnie. Leider.

Noch ein Rohrkrepierer an der Kinokasse, dessen Vorlage ich sehr schätze, namentlich die Originalerzählungen von Robert E. Howard. Sein Barbar war mir schon von der ersten Minute an sympathisch: Conan ist dieser unbezwingbare, kompromisslose und auf seine Art gewitzte Krieger, den Howard immer völlig beiläufig in seinen Geschichten auftauchen lässt. Ohne viel Schnickschnack, ohne dramatische Einführung, ganz lässig. Dann übernimmt Conan das Ruder. Keiner kann ihn aufhalten, keiner kann ihm widerstehen. Eine fleischgewordene Allmachtsfantasie der Sorte: "Die Frauen wollten ihn und die Männer wollten sein wie er." Ich mag die geradlinige Art, in der Howard mit dieser Figur umgeht und wie er Conans barbarische Urgewalt mit dem Plot verbindet. Für mich ist das großartige Gute-Laune-Literatur.

Der einzige Lichtblick im ersten Akt ist Ron Perlman als Conans Vater. Aber auch nur, weil man Ron Perlman mit episch-falschem Bart einfach nicht schlecht finden kann.

Und jetzt dieser Film von Marcus Nispel. Während John Milius' Conan mit Arnold Schwarzenegger seit 1982 zu recht Kultstatus genießt, schlicht weil man ihm Blut, Schweiß und Tränen ansieht, implodierte die Neuinterpretation des Barbaren gnadenlos an der Kinokasse. Mit 70 Millionen Dollar standen den Machern dreieinhalbmal das Budget des ersten Conan mit Arni zur Verfügung. Eingespielt hat der Film um die 21 Millionen.

Erzählerisch macht der Film gleich den ersten Fehler, wenn er die Geburt und Kindheit des Helden zeigt. Das Letzte, was ein moderner Conan-Film tun sollte, ist Conans Entstehungsgeschichte erneut zu erzählen. Die hat schon den Erfinder nicht wirklich interessiert. Aus gutem Grund, würde ich behaupten. Bei Milius' Conan hat das Jugendthema noch zur fast opernhaften Struktur des Films gepasst (brillant von der Musik Basil Poledouris' untermalt). Doch das hier ist ein Film von 2011 und nicht 1982! Spart euch die Kindheit, liebe Filmemacher! Conan ist, was er ist - auch ohne tragische Ursprungsgeschichte! Der einzige Lichtblick im ersten Akt ist Ron Perlman als Conans Vater. Aber auch nur, weil man Ron Perlman mit episch-falschem Bart einfach nicht schlecht finden kann.

Der Rest des Plots könnte einigermaßen interessant sein, wäre er nicht so stümperhaft inszeniert worden: Der machthungrige Feldherr Khalar Zym will eine Nekromanten-Maske wieder zusammensetzen, um seine tote Hexengattin aus dem Grab zu holen. Blöd, dass Conans Vater einer der Barbarenhäuptlinge ist, der die Bruchstücke des Kopfschmucks aufbewahrt. Nach dem, für den Racheplot unvermeidlichen, Ableben des Vaters treffen wir Conan als erwachsenen Mann wieder, der zufällig auf die Spur des Mörders stößt. Prima, denkt sich der Barbar. Kann ich endlich Vergeltung üben. Unterwegs stolpert Conan praktischerweise über die Priesterin Tamara, deren Blut zufälligerweise der Schlüssel zur Erweckung der Maske Zyms ist. Conan tut, was wohl jeder gebildete Barbar in solch einer Situation getan hätte: Er bietet die Dame zum Tausch an, um seinen Widersacher in eine Falle zu locken.

Das Problem ist, dass dieser rote Faden ziemlich zerfleddert, während sich die Handlung entfaltet. Obwohl der Plot eigentlich geradlinig gestrickt sein sollte, verliert man durch die stark in Episoden aufgeteilte Erzählung immer wieder die Motivationen der Figuren aus den Augen. Auch sind die Charakterzeichnungen viel zu flach, als dass man als Zuschauer einigermaßen bei der Stange bleiben mag. Wohl aus diesem Grund hauen die Macher eine Actionsequenz nach der anderen dazwischen - ob es nun gerade passt oder nicht. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn die Choreographien wenigstens unterhaltsam wären. Doch in Zeiten moderner Computerspezialeffekte wirken die Stunts einfach nur noch ermüdend und beliebig. Da guck ich mir lieber Herkules mit Kevin Sorbo im Fernsehen an. Der Endkampf Conan gegen Zym gehört zu den langweiligsten Sequenzen des Films. Verdammt traurig.

Was uns dieser Reboot zeigt, ist nicht Conan. Das hier ist ein blass charakterisierter Haudrauf ohne Charme. Jason Momoas Figur fehlt bis auf die Muskeln alles, was den "echten" Conan ausmacht. Darum mein Rat an dieser Stelle: Schaut euch die alten Schwertschlitzschinken mit Arnold an, lest die Originalgeschichten von Robert E. Howard oder schnappt euch in der Bibliothek die alten Conan-Comicbücher. Alles besser als das hier.

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Contagion (2011)

Regie: Steven Soderbergh

Buch: Scott Z. Burns

Darsteller: Laurence Fishburne, Marion Cotillard, Matt Damon, Gwyneth Paltrow, Kate Winslet, Jude Law, Bryan Cranston

Wascht eure Hände!

Hm. Wie lasse ich mein "Con-Special" jetzt ausklingen? Con Air? Contraband? Conjuring? Contact? Hey, wie wäre es mit einer Seuche zum Wochenende? Contagion! Nachdem er diesen Film 2011 im Kino gesehen hatte, wäre Hypochonder-Frank am liebsten gleich in die nächste Apotheke gestürmt, um seinen Vorrat an Desinfektionsmitteln, Mundschutzmasken und Einmalhandschuhen aufzufrischen. Da schaut man doch gern zweimal rein.

Ich Hypochonder wäre am liebsten gleich in die nächste Apotheke gestürmt, um meinen Vorrat an Desinfektionsmitteln, Mundschutzmasken und Einmalhandschuhen aufzufrischen.

Soderbergh verhäkelt Schicksale und Handlungsstränge so geschickt wie Oma einen Strickpullover. Klar wirken manche Verbindungen zwischen den Figuren arg konstruiert, doch der Spannung - und vor allem Plausibilität des Szenarios - tut das in meinen Augen keinen Abbruch. Kühl distanziert erzählt der Film die Ausbreitung und Bekämpfung einer globalen Seuche und kommt dabei erfreulicherweise ohne stereotype Effekthascherei aus.

Damit Gut und Böse trotzdem ein Gesicht bekommen in diesem Kampf gegen eine virale Naturgewalt, gibt es Figuren wie den Blogger Alan Krumwiede, der durch Werbung für das wirkungslose Medikament "Forsythia" Kasse machen will. Doch wo in anderen Seuchenfilmen (und Zombiestreifen) böse Generäle ganze Kleinstädte ausradieren wollen, herrscht in Contagion der realistische Pragmatismus.

Dem Zuschauer wird eine Menschheit gezeigt, wie sie sich vielleicht tatsächlich angesichts einer derartigen Katastrophe verhalten könnte. Natürlich gibt es kriminelle Verzweiflungstaten, um an einen Impfstoff zu kommen, doch ansonsten verhält sich Homo Sapiens verdammt normal - die Handlung gipfelt nicht in dystopischem Chaos, wie man es sonst in "Apokalypse-Pornos" zu sehen bekommt. Doch gerade deshalb entwickelt der Film eine solche Plausibilitätswucht. Im Verzicht auf Übertreibung gewinnt das Szenario an echter Dramatik und überspielt dadurch auch jene Momente, die nicht nur bei den Experten vom Seuchenschutz vermutlich Lachkrämpfe auslösen dürften.

Die wichtigste Lektion des Films ist freilich so einfach wie schlicht und wird in den letzten Filmminuten nochmals überdeutlich: Wascht euch brav die Hände. Vor allem, wenn ihr in der Küche mit rohem Fleisch arbeitet. Ach ja: Es schadet auch nicht, einen Mundschutz in der Hausapotheke und ein paar Notvorräte im Keller zu haben. Wenn ich es recht überlege: Ich sollte am Wochenende mal in der Apotheke vorbeischauen.

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