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Sierra ist zurück, es heißt nur nicht Sierra: Gabriel Knight: Sins of the Fathers Remake

Wo ist Tim? Wo ist Mark? Wo ist die richtige Musik?

Es ist ein wenig eine philosophische Frage, ob das gut ist. Aus der Sicht des Remakes: ja. Aus der Sicht modernen und unterhaltsamen Spieldesigns: eher nicht. Da die Rätsel auch so schon ganz schön knackig und sicher nicht immer ganz logisch sind - es gab nicht ohne Grund schon Ende der 80er den Begriff "Sierra-Logik" -, könnte man auf zusätzliche Verzweiflungsoptionen gern verzichten. Auch Jane Jensen und das Phoenix-Team sahen das so und fügten eine "Leicht"-Option ein, die ziemlich genau das tut - einfach anklicken, die sinnvolle Aktion wird ausgeführt. Man kann es vielleicht nicht allen gleichzeitig recht machen, aber man kann ihnen Optionen geben. Sage ich oft genug, hier wurde es mal umgesetzt, Lob dafür.

Die Rätsel: nicht immer fair, nicht immer logisch. Was machte man noch mal mit dem nervigen Mimen im Park...?

Ein damals bei den teilweise lebenswichtigen, aber nur drei Pixel großen Objekten - Schalter für den Ventilator... - gern gesehenes Feature fand nun generell den Weg in das Spiel: Mit der Space-Taste werden alle irgendwie anklickbaren Dinge angezeigt. Was dabei auffällt: Mann, gab es damals viel Krams in einem Raum! Selbst dort, wo ihr eigentlich nur ein paar Dinge zusammenkramst und gar keine großen Rätsel löst, sind das schon mal 20 bis 30 Sachen. Viel zu klicken also, um es sich dann im grausigen Akzent erklären zu lassen.

Bleibt noch die Story, und ja, Gabriel Knight: Sins of the Fathers hat sich in dem Punkt nicht schlecht gehalten. New Orleans mit Bayern zu vermischen ist ein ganz eigenwilliger Geniestreich gewesen und als Horror-Mystery funktioniert es immer noch sehr gut. Wie bei Police-Quest - einem der ersten ernsten Adventures - betrat Sierra damals relativ neues Terrain und Jane Jensen war offensichtlich die Richtige, um es umzusetzen. Solide geschriebene Dialoge, gutes Timing, das kann immer noch mehr mitnehmen, als viele spätere Genres es in dem Bereich taten.

Der Bruch zwischen handgemalten Hintergründen und den 3D-Figuren und Objekten sticht mal mehr, mal weniger ins Auge, aber er ist immer da.

Wenn doch nur die Grafik handgemalt wäre. Wenn doch nur die Musik besser klingen würde. Wenn doch nur die alten Sprachfiles nicht im Laufe der Jahre verloren gegangen wären. Dann wäre dies das Remake, das "ich" mir gewünscht hätte. Für viele, die damals das Spiel nicht kennengelernt haben, wird das hier trotzdem eines, das sie spielen werden. Sicher, einige Rätsel erfordern immer noch mehrfaches Um-die-Ecke-Denken, aber darin liegt ja auch der Reiz. Es ist ein schweres Spiel - solange ihr es nicht auf leicht stellt -, es fordert euch, aber es belohnt euch eben auch mit seiner stimmungsvollen Handlung. Ich bezweifle, dass sich viele der alten Sierras inhaltlich so gut gehalten haben wie Gabriel Knight. Ich werde wohl weiterhin vor allem aus Sound-Gründen das Original bevorzugen, wenn ich meinen GK-Flashback haben möchte, aber wer da weniger verklärt herangeht und die gute Geschichte mit genehmer Handhabung verbunden sehen will, liegt hier richtig.

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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