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Theatrhythm Final Fantasy: Curtain Call - Test

Maybe I'm the man with the machine gun.

220 Songs aus 25 Spielen: Am Umfang scheitert dieser Liebesbrief der Serie an alle seine rhythmischen Fans nicht. Und auch an sonst nichts.

Das erste Theatrhythm hatte ein großes Problem: zu wenig Inhalt im Hauptgang mit zu viel DLC als Beilage. Obwohl mir das Spielgefühl sehr gefiel, kam durch diese Strategie der Gewinnmaximierung schnell ein säuerlicher Beigeschmack auf. Es vermieste mir selbst den Spaß an vorhandenen Liedern, weil ich nur daran dachte, was ich nicht spielen konnte, ohne mehr Geld abzudrücken.

Curtain Call wirkt daher wie ein Versöhnungsgeschenk. Sämtliche Songs des Vorgängers plus DLC sind mit dabei. Zusammen mit einigen neuen Perlen brüstet sich die Playliste mit stolzen 221 Liedern. Ja, DLC gibt es noch immer. Doch zusammen mit ein paar kostenlosen Musikstücken erhalte ich nicht länger den Eindruck, bloß ein Geldsack für das Spiel zu sein.

Was mich dagegen ein wenig irritierte, ist die Art, in der ihr die Inhalte freischaltet. Startet ihr das Spiel auf einem frischen Speicherplatz, dürft ihr nur einen spezifischen Spielmodus auswählen. Der Rest ist grau und versperrt. Ihr stellt zuerst eine Vierertruppe aus allen Final-Fantasy-Protagonisten der Hauptserie zusammen. Diese bestimmen eure anfängliche Musikauswahl. "Okay, damit kann ich leben", dachte ich mir und packte Cloud, Squall, Zidane und Tidus in mein Team. Schon nach gerade einmal vier Songs öffnete sich auf einmal der Zugang zu den restlichen Soundtracks.

Verpasst zu viele Noten und eure Truppe muss sich geschlagen geben.

Warum blockiert man überhaupt den Inhalt, wenn ich ihn nach zehn Minuten freischalte? Stattdessen verschwendete ich die gleiche Zeit, um meine Anfangstruppe festzulegen, da ich auf jeden Fall meine Favoriten direkt zu Beginn spielen wollte. Zwar habt ihr an dieser Stelle keinen direkten Zugang zu allen 221 Liedern, aber der Großteil mit den wichtigsten Stücken ist vorhanden. Der gleiche Ablauf zieht sich durch alle anderen Modi. Erreicht ihr gewisse Punktzahlen, könnt ihr nacheinander den Quest- oder Versus-Modus freischalten. Sogar jeden Untermenüpunkt müsst ihr euch erst erspielen. Es dauert keine zwei Stunden, bis ihr Zugang zum kompletten Inhalt von Curtain Call habt, doch gerade deswegen ist diese Art der Freischaltung total sinnlos und willkürlich gewählt. Mich wurmen solche arbiträren Restriktionen einfach, nur weil den Entwicklern keine bessere Skinner-Box für ihr Spiel einfiel.

Sobald ihr dann endlich alles im Spiel anwählen dürft, zeigt sich die Vielfalt von Curtain Call. Ihr möchtet bloß eines eurer Lieblingslieder auf der Bahnfahrt spielen? Kein Problem, wählt einen der drei Schwierigkeitsgrade und los geht es. Ihr dürft sogar Favoriten bestimmen und diese auf die Startseite packen, damit ihr nicht erst in das Menü müsst. Jeder Fan der Serie sollte hier die meisten seiner persönlichen Schätze finden. Natürlich fehlt garantiert jedem der eine oder andere Track, doch übergreifend betrachtet bin ich vollkommen zufrieden. Besonders die zwei Kampfthemen von Mystic Quest sind eine freudige Überraschung. Auch andere Ableger wie Dissidia oder Type-0 findet ihr in dem Paket. Selbst die Neuzugänge Lightning Returns und A Realm Reborn erhalten die nötige Aufmerksamkeit.

"Die zwei Kampfthemen von Mystic Quest sind eine freudige Überraschung."

Gegenstände besorgt ihr euch am besten im Quest-Modus.

Wie schon beim Vorgänger unterteilen sich die Songs in verschiedene Kategorien, die eure Spielweise leicht verändern. Im Grunde läuft es aber stets auf drei spezifische Notentypen hinaus, die ihr unterschiedlich aktiviert. Die meisten erfordern nur ein kurzes Tippen auf den Touchscreen, während ihr für andere Noten den Stylus entweder gedrückt halten oder in eine bestimmte Richtung schieben müsst. Falls ihr damit nicht klarkommt, dürft ihr auch alles über die Tasten steuern. Sogar eine Hybrid-Variante ist vorhanden, mit der ich persönlich jedoch gar nicht umgehen kann.

Auch bei den Schwierigkeitsgraden sollte für jeden etwas dabei sein. Auf der einfachsten Stufe schaffen selbst Anfänger eine gute Bewertung und Profis erhalten im höchsten Modus ihre gewünschte Herausforderung. Nur eine generelle Einstufung der Songs vermisse ich. Nirgendwo kann ich sehen, ob The Man With the Machine Gun nun härter ist als Maybe I'm a Lion oder Otherworld. Denn während ich mit den ersten beiden selbst auf dem härtesten Schwierigkeitsgrad kein Problem habe, zerpflückt mich Otherworld weiterhin nach Dutzenden Versuchen. So weiß man vor dem ersten Spielen nie, welcher Schwierigkeitsgrad nun am besten zu den eigenen Fertigkeiten passt. Ich möchte weder unterfordert noch zum Weinen gebracht werden.

Wem es nach ein wenig mehr Abwechslung dürstet, der tobt sich in den anderen Spielmodi aus. Der Quest-Modus schickt euch auf kurze Reisen über mehrere Songs, zwischen denen man eure Lebensenergie nicht auffüllt. Items dürft ihr benutzen, aber ohne das nötige Können landet ihr schnell beim Game-over. Hier störte mich wieder das nervige Freischalten späterer Stufen. Die erste Hälfte der Quests war als Genre-Kenner viel zu einfach. Es dauerte ein paar Stunden, bevor die Herausforderung auftauchte.

"Man weiß vor dem ersten Spielen nie, welcher Schwierigkeitsgrad nun am besten zu den eigenen Fertigkeiten passt."

Das Figurendesign ist mal wieder total putzig ausgefallen.

Besser sieht es im Versus-Modus aus, meinem absoluten Favoriten und persönlichen Highlight des Spiels. Ähnlich wie bei den Bosskämpfen aus Guitar Hero schaltet ihr in den Gefechten verschiedene Power-ups frei. Anstatt bestimmte Felder zu aktivieren, füllt sich hier jedoch bei jedem Notentreffer die Leiste, was zu einem besseren Balancing führt und die Kämpfe weniger einseitig gestaltet. Ebenso besitzt ihr stets die Möglichkeit, unbeschadet jeden Angriff eures Gegners zu überleben. Sie verändern meist nur eure Wahrnehmung der Noten. So drehen sich Pfeile langsam in die korrekte Position oder die Geschwindigkeit der Notenspur beginnt zu schwanken. Das für mich nervigste Power-up zwingt euch dagegen zur Perfektion. Kein Critial-Hit - das Treffen einer Note zum exakt richtigen Zeitpunkt - bedeutet eine sofortige Reduktion eurer Lebensleiste. Wer lokal oder online niemanden findet, darf sich auch gegen immer stärkere CPU-Feinde behaupten.

Als reines Musikspiel funktioniert Theatrhythm Final Fantasy: Curtain Call somit großartig. Doch wie sieht es mit den Rollenspielelementen aus? Schließlich handelt es sich hier um ein Final Fantasy. So recht weiß ich noch immer nicht, was ich von diesen Mechaniken halten soll. Jeder Song bringt eurem Team Erfahrungspunkte, wodurch sie weitere Fertigkeiten freischalten und auch mehr anlegen können. Pro Song steht euch zudem ein Item zur Verfügung. Sowohl Gegenstände als auch Fähigkeiten aktiviert ihr automatisch durch das Erfüllen bestimmter Voraussetzungen.

"Sowohl Gegenstände als auch Fähigkeiten aktiviert ihr automatisch durch das Erfüllen bestimmter Voraussetzungen."

Eine nette Idee. Allerdings hilft sie nur rhythmisch weniger begabten Spielern, die das Rollenspielsystem als Stütze benötigen. Selbst mit einem Team aus Level-1-Charakteren hatte ich keinerlei Probleme, die späteren Dungeons zu erledigen oder andere Personen mit ihren Level-99-Figuren online zu schlagen. Auf der einen Seite lobe ich das System, weil es das Balancing des Titels nicht ruiniert und schlechteren Spielern das Vorankommen erleichtert. Auf der anderen Seite ist es für mich dadurch vollkommen sinnlos und ich sah auch nie einen Nutzen darin, andere Figuren in mein Basisteam aufzunehmen.

Aber das möchte ich dem Spiel nicht zu sehr ankreiden, denn es versucht, jeden Spielertyp anzusprechen. Und das mit vollem Erfolg. Für mich mögen die Rollenspielmechaniken überflüssig erscheinen, für einen weniger versierten Spieler sind sie hingegen eine willkommene Hilfestellung. Im Gegenzug erhalte ich einen ordentlich knackigen Schwierigkeitsgrad und ausführliche Statistiken, die mich zu wahnsinnigen "Full Combo All Critical Hits"-Durchgängen motivieren.

Als Basis für alle fungiert dabei die große Masse an Inhalten. 221 der wohl besten Final-Fantasy-Songs aus 25 Spielen, über 60 Charaktere und dazu noch mehrere Spielmodi, alle mit einer unterschiedlichen Erfahrung. Solange ihr ein Fan der Musik seid - wie kann man das nicht sein? - und das Musik-Genre nicht vollkommen verteufelt, solltet ihr Theatrhythm Final Fantasy: Curtain Call unbedingt ausprobieren.

8 / 10

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Björn Balg

Freier Redakteur

Freier Autor und wahrscheinlich der letzte Mensch ohne einen Facebook-Account. Liebt Trash und verbringt zu viel Zeit mit dem Ansehen von Katzenvideos.

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