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Creative Soundblaster Inferno Headset - Test

Nach dem Fatal1ty der nächste analoge Allrounder für Preisbewusste.

Das vergleichsweise kostengünstige, grundsolide Creative Fatal1ty etablierte sich in den vergangenen Jahren als tadellose Spielekopfhörervariante für den schmalen Geldbeutel. Ich glaube, jeder PC-Spieler hatte zu irgendeinem Zeitpunkt schon mal eines davon auf dem Kopf. Keine Frage, dass Creative sich freuen würde, wenn wir in ein paar Jahren dasselbe über das Inferno sagen, das den Klassiker jetzt beerbt. So viel vorweg: Außer dass das Feld der Konkurrenz mittlerweile deutlich breiter gefächert ist als zum Erscheinen des Fatal1ty, spricht in Sachen "Qualität fürs Geld" nichts dagegen.

Packt man das Inferno aus, fällt Kennern des Vorgängers direkt die große Ähnlichkeit auf. Einmal mehr ist es ein analoger Kopfhörer mit 3,5"-Klinkenstecker, der diesmal vierpolig daherkommt. Schwarz und Rot dominieren das Bild, der Kopfbügel ist nahezu identisch - wenngleich mit dünnerer Polsterung. Die Ohrmuscheln sind weniger bauchig und etwas schlichter gehalten, was mir persönlich gut gefällt, denn hübsch, das war der Vorgänger mit seinen beiden glänzend roten, eiförmigen Plastikeinsätzen sicher nicht. Alle Kopf und Ohrauflagen sind einmal mehr von einem plüschigen Textilstoff umgeben, der sich angenehm anfühlt.

Das Kabel ist diesmal in "Beats-Rot" gehalten mit integriertem Lautstärkeregler und Mute-Schieber für das Ansteckmikrofon. Das Kabel ist ebenso dünn geraten wie schon beim Fatal1ty, machte aber in den letzten zwei Wochen intensiven Gebrauchs nicht den Eindruck, dass man besonders zimperlich damit umgehen müsste. Mit in der Packung: eine Y-Weiche, die den Klinkenstecker in separate Klinken für Kopfhörer und Mikro splittet. Mit nicht ganz 1,80m inklusive Weiche ist das Kabel allerdings nicht lang genug, um bequem am an der Soundkarte an der Rückseite des PCs angeschlossen zu werden. Zum Glück haben die meisten Spiele-Tower heutzutage aber ohnehin Front-Anschlüsse.

Optisch nah am Vorgänger und doch deutlich hübscher: das Creative Inferno.

Beim Dreh-und Biegetest produzierte das nicht gerade premium wirkende Plastik keinerlei Knirschen oder Quietschen und bewies eine hohe Dehnbarkeit. Fazit: deutlich robuster, als es aussieht. Auch die um gut 110 Grad entlang ihrer Längsachse drehbaren Muscheln fassen sich gut an und erwecken Vertrauen, das ein erster Blick ihnen jetzt nicht unbedingt attestiert hätte. Hier gilt einmal mehr: Man bekommt, wofür man bezahlt hat. In der 50-Euro-Preisklasse ist das sehr solide.

Das Mikro ist wieder ansteckbar, kommt diesmal aber ohne Popschutz daher, der mir beim Vorgänger ohnehin immer abfiel. Dank der vierpoligen Klinke wird das Inferno auch ohne Y-Weiche vom PlayStation-4-Controller als vollwertiges Headset erkannt, womit Creative auch gleich für die Sony-Konsole ein schönes Einsteiger-Headset liefert. So viel zum nüchtern bewertbaren Leistungsumfang und der Fertigungsqualität.

Der Unterschied kommt ins Spiel, wenn man das Inferno aufsetzt. Für die mittelgroße Hutablage auf meinen Schultern reicht die mittlere Ausziehstufe der Muscheln vollends aus. Nachdem das Premium-Headset Z60 von Turtle Beach vergangene Woche nicht für alle Kopfgrößen Luft nach oben hatte, war ich überrascht, wie viel beim Inferno noch nachkam, als ich die Schallwandler aus dem Bügel zog. Mit dem Tragekomfort bin ich dennoch nicht hundertprozentig zufrieden. Wie auch das Fatal1ty liegt die Muschelgröße ein bisschen zwischen dem Over-ear- und dem On-ear-Formfaktor.

Das Inferno drückt aber deutlich fester zu, wodurch schon mal die hintere Krempe eines meiner Lauscher ins Innere der Muschel flutscht, ohne dort allzu bequem Platz zu haben. Leute mit kleineren und größeren Ohren als meine dürften diese Schallwandler als deutlich angenehmer zu tragen empfinden als ich. Ich kann sie zwar auch ohne größere Probleme stundenlang tragen und wenn man den Punkt erreicht hat, an dem man das Bedürfnis hat, sie abzunehmen, ist wenige Augenblicke später wieder alles gut. Aber ich vergesse zu keinem Zeitpunkt, dass ich das Headset aufhabe. Das ist etwas, was Over-ear-Kopfhörer oder solche mit sachterem Andruck besser lösen.

Der Feature-Umfang ist das Übliche für 50 Euro. Auf Mikrofon-Monitor und Surround-Spielereien müsst ihr verzichten.

Einmal mehr ist der flauschige Stoffbezug von Muscheln und Bügel für mich nicht die optimale Lösung. Hautschuppen, Talg und Haare scheint er magisch anzuziehen und gibt sie so schnell nicht wieder her. Ebenfalls machte er nach einigen Tagen schon einen leicht verfilzten Eindruck. Zudem lässt diese Bauweise es zu, dass außerordentlich viel vom Klang an die Umwelt dringt. Ob man die Kopfhörer aufhat oder offen liegen lässt, macht für Leute, die sich im selben Raum mit euch befinden, fast keinen Unterschied. Immerhin fühlt sich der Stoff auf der Haut halbwegs angenehm an.

Im Inneren werkeln 40mm-Treiber, die zu ordentlich satten Bässen in der Lage sind. Die Pegelfestigkeit ist der Preisklasse angemessen. Die Höhen werden nicht ganz so in den Bässen ertränkt wie häufig üblich, was ich eindeutig als Positivum verzeichne, aber ich weiß, dass einige das anders sehen. Im Direktvergleich mit dem Fatal1ty spielt das Inferno in den Hochtonbereichen sogar etwas präsenter auf und produziert allgemein einen etwas crisperes, dynamischeres Klangbild. Es spielt schon noch in derselben Liga wie sein Vorläufer, und zwar in einem Maße, dass ich das Inferno nicht als substanzielles Upgrade bezeichnen würde, aber ob man nun in Wolfenstein Doppel-Sturmgewehre jongliert oder mit Stealth-Kills Knochen knacken lässt oder in GTA V blechbiegende Auffahrunfälle produziert: Der Klang ist in Ambient-Effekten wie auch in Sachen Stimmen angenehm direkt und natürlich. Zu keinem Zeitpunkt hat man das Bedürfnis, per Equalizer nachhelfen zu müssen. Der Plug-and-Play-Natur dieses angenehm einfach gestrickten Sets spielt das in die Karten.

Natürlich kauft man sich ein solches Headset nicht in erster Linie, um damit Musik zu hören. Aber da auch Smartphones das Inferno dank des anschlussfreudigen Vierpolkabels als Headset erkennt, gibt es vielleicht nicht wenige, die es zumindest zu Hause an Android oder iOS-Geräte anschließen werden. Und überhaupt zeigen sich Stärken und Schwächen jeglichen Soundequipments über eine Bandbreite verschiedenster Musik immer am besten. Also, was kann das Inferno in dieser Hinsicht? Es kann vor allem fast alles. Den Beginn macht United we Stand vom wundervollen Thomas-was-Alone-Soundtrack von David Housden. Dessen Klimpern und Zirpen kommt so klar und zärtlich aus diesen Schallwandlern, wie es immer gedacht war. Wie schon das nicht unwesentlich teurere Surround-Headset Turtle Beach Z60 muss auch das Inferno James Blakes Dubstep-Ballade "Limit to your Love", TV on the Radios Bombastpop von "Halfway Home" und Deafheavens Post-Black-Metal-Massaker "Dream House" stellen.

"Der Klang ist in Ambient-Effekten wie auch in Sachen Stimmen angenehm direkt und natürlich."

Ja, kann man machen.

Das Ergebnis: Das Inferno ist über alle drei dieser so unterschiedlichen Stücke hinweg vollends auf dem Posten. Feine Hintergrunddetails wie Backing-Vocals im TVOTR-Song stellt er zwar nicht ganz so transparent frei, Dream House wird in seinen Tempophasen zu einer etwas homogeneren Masse, als es müsste, aber Blakes Stimme und E-Piano in "Limit..." kommen gut zur Geltung und hier dürfen auch die 40mm-Bässe zeigen, was sie können.

Nun geht es an das Mikro: Der drahtige Bau ist höchst flexibel, was ich sehr schätze, weil ich das Mikro gerne so weit nach unten biege, dass es aus meinem Sichtfeld komplett verschwindet. In Sachen Klang kann man über die Stimmwiedergabe nicht meckern, auch wenn das Hintergrundrauschen hier doch ein ständiger Begleiter ist. In all meinen Audacity-Versuchen und Pegelspielereien fand ich keine Einstellung, mit der ich es wirklich eliminieren konnte, weshalb es für Aufnahmezwecke vermutlich weniger geeignet ist. Teamspeak mit Stimmaktivierung und auch der Steam-Chat machten jedoch einen guten Job, das Rauschen in Ruhephasen zu eliminieren. Keiner meiner Chat-Partner empfand es als störend und ich war immer gut zu verstehen.

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Wenn man nur nach dem Gebotenen geht, hat Creative mit seinem Inferno den Nachfolger für das Fatal1ty gefunden. Für nur 50 Euro ist das hier ein guter Deal, wenn man keine Probleme mit der Passform bekommt und nicht höchsten Hi-Fi-Genuss erwartet. Spielsounds werden differenziert und kraftvoll in die Ohren gepustet und dank der analogen Anschlussfreudigkeit erhalten Nutzer von PC, PS4 und weiterer Mobilgeräte hier eine All-in-one-Lösung, mit der sie wenig falsch machen. Niemand wird Liebesbriefe über dieses Headset schreiben, aber es ist liegt auch eine gewisse Noblesse in dieser gefälligen, verlässlichen Durchschnittlichkeit. Man weiß, ohne groß zu zweifeln oder lange nachzudenken, was man sich hier ins Haus holt.

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