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Evolve: Das neue Monster und die vier neuen Jäger - Test

Sunny, Slim, Torvald und Crow gegen Behemoth.

Die Jagd geht weiter: Ordentliche und charakterstarke, aber teure und damit rein optionale Erweiterungen eines spannenden Koop-Spiels.

Evolves Image-Problem ist ein hausgemachtes. Wenn eine der viel zitiertesten Nachrichten im Vorfeld die Schlagzeile trägt, "unser Spiel unterstützt DLC besser als jedes andere zuvor", dann klingt das heutzutage wie Geldscheffelei, ganz ungeachtet der Einzelheiten. Tatsächlich sicherten Turtle Rock und 2K aber schon früh zu, dass neue Spielmodi und Karten für Evolve grundsätzlich gratis bleiben. Das war ein cleverer Zug, denn die andernorts übliche Aufteilung der Community durch Kartenpakete - Call of Duty, Battlefield - wirkt häufig wie ein Zwang, will man nicht der Teil der Community sein, der der inhaltlichen Segregierung zum Opfer fällt.

Zudem sind die neuen Figuren munter in Matches von Spielern ohne die Erweiterungen integrierbar. So haben auch Nichtzahler etwas von den neuen Inhalten. Dieser eigentlich feine Zug hat allerdings zur Folge, dass die beiden maßgeblichen Content-Erweiterungen, die jetzt erhältlich sind, das neue Monster Behemoth und die vier neuen Jäger Sunny, Crow, Slim und Torvald, für sich genommen nicht nach gutem Gegenwert aussehen. 15 Euro fallen für das neue Ungetüm an, 20 für den Viererpack neuer Waidmänner und -Frauen. Und während das Xbox-One-User noch nicht so eng sehen dürften, weil sie dieser Tage auch auf zwei neuen Karten spielen, jagt man am PC und auf PlayStation 4 noch bis Ende April ausschließlich durch die alten Areale.

Die neuen Fähigkeiten, Waffen und Werkzeuge sind schön und gut, doch sie verändern nicht maßgeblich wo und wie man spielt. Jede einzelne dieser neuen Figuren hält das Niveau des Hauptspiels. Behemoth, ein Monster weit jenseits der Gewichtsklasse eines Goliaths, stellt gerade Wraith-Spieler vor neue Herausforderungen. Aber das grundlegende Wesen Evolves verändert weder "das große B" noch das neue Quartett an Jägern. Dass den DLCs keine zusätzlichen Skins für die Figuren beiliegen, lässt vermuten, dass man dafür später noch einmal zur Kasse gebeten wird.

Natürlich verursacht ein Spiel wie Evolve laufende Kosten. Und wenn die nicht durch Kartenpakete aufgefangen werden, muss das Geld irgendwie anders reinkommen, aber wenn ich mal eine Milchmädchenrechnung als Gegenvorschlag anbringen dürfte: Ausgehend von einem Straßenpreis von 60 Euro und ohne Berücksichtigung von Modi und Maps (wie es auch der DLC hält), kostete jede Spielfigur Evolves im Mittel vier Euro. Das ist näher am Preis, den ich für angemessen halte, meinetwegen verdoppelt im Fall des Monsters. Das wäre wieder im Bereich "Schnappreflex" und würde den empfundenen Gegenwert nach oben korrigieren. Doch gehen wir ein wenig ins Detail, beginnend mit der attraktivsten Neuerung.


Behemoth - Papa was a rolling stone

Behemoth ist das größte Monster in Evolve. Ein langsamer, versteinerter Riese. Im Volumen ungefähr zwei Mal Goliath, wenngleich nicht allzu viel höher. Das macht ihn zugleich zum langsamsten Monster im Aufgebot. Springen kann er nicht, dafür aber rollt er sich zu einer Felskugel zusammen und macht alles platt, was ihm im Weg steht, wenn er erst einmal Fahrt aufgenommen hat. Der neue Bewegungsmodus ist wie schon im Fall von Wraith mit seinen Teleports und Kraken mit seiner Schwebefähigkeit der größte Pluspunkt. Die gezielte Rollerei muss man erst einmal meistern. Die übrigen Fähigkeiten sind mehrheitlich Variationen von Bekanntem.

Die Lavabombe ist ein langsamerer Goliath-Steinwurf, der glühende Schrapnelle wie ein Minenfeld in der Landschaft hinterlässt. Der Zungengriff zieht einen Feind zu euch heran, was der Entführung des Wraith ähnelt, während die Fissur eine Bebenwelle durch die Erde pulsieren lässt. Das kennt man in ähnlicher, wenngleich nicht identischer Form von Kraken, dessen Vortex die Jäger in einem langen Korridor beschädigte. Auch hier fliegen sie in die Luft, auch wenn Behemoths hiermit nicht wirklich Raum gewinnt, wie sein tentakeliger Freund. Der Steinwall ist hingegen origineller, errichtet er doch eine kurze Zeit undurchdringliche Barriere, fast schon ein Achtel der Mobile-Arena der Jäger, nur dass die aus dem Boden schießenden Felsen auch reichlich Schaden anrichten.

Behemoths bevorzugter Fortbewegungsmodus: Als rollende Felskugel.

Unterm Strich ist Behemoth eine nette Abwechslung von den bekannten Monstern und auch in Sachen Aussehen und Animationen eine nette Ergänzung zum Figurenaufgebot Evolves.

Die vier Neuen

Auch bei den Jägern sind die Talente der Neuzugänge in vielen Aspekten Abwandlungen bekannter Evolve-Ideen, was bei einem streng klassenbasierten Spiel wohl auch nicht weiter verwundert. Folglich ist die einzige echte Abweichung, in meinen Augen kaum zu gebrauchen. Support Sunnys Jetpack-Booster ermöglicht es, den Raketenrucksack eines Teammitglieds zu überladen. So lassen sich theoretisch weite Strecken in Sekunden überwinden. Allerdings nur für das aktuell geboostete Teammitglied. Dafür bieten sich Situationen, in denen man einen einzelnen Jäger in eine bestimmte Richtung katapultieren will, zu selten. Eingespielte Teams, die sich vornehmlich in Zweiergruppen über das Feld bewegen, um das Monster schneller zu fangen, könnten davon profitieren. Dann wiederum bin ich bis heute nicht von derartigen Flankierungstaktiken überzeugt. Das Vorgehen in der Gruppe ist eigentlich immer effektiver.

Ansonsten gefällt Sunny durchaus: Ihr Miniatur-Nuke-Werfer macht Spaß, weil man bei beweglichen Zielen etwas vorhalten muss. Ihre Schild-Drohne sorgt unterdessen dafür, dass in einem festen Bereich Freunde abgeschirmt werden und sie selbst weiter ihre Mini-Atombomben schießen kann. Ansonsten überraschen die Ausrüstungsgegenstände nicht sonderlich. Trapper Crows Raubvogel ähnelt der UAV-Drohne, statt Abes Stasis Granaten trägt er ein unterhaltsames Stasis-Gewehr mit zwei Feuermodi (kurze und lange Lähmung) und seine Kinetic Long Rifle durchdringt wahlweise die Panzerung des Monsters direkt. Der neue Assault-Wikinger Torvald hingegen ist en Jäger, der offenbar selbst häufig zur Beute wurde, denn außer seinem Kopf, Rumpf und linken Arm ist nicht viel von ihm übrig. Der Rest ist rein robotisch.

Für mittlere Distanzen ist er kaum zu gebrauchen. Seine automatische Schrotflinte ist über kurze Strecken irrsinnig effektiv, während auf lange Strecken seine Mörserkanone sich beinahe wie Hanks Orbital Barrage steuert. Seine Minen haben sich einen Trick der beiden ersten Medics abgeschaut: Sie zersplittern und platzieren Schwachpunkte auf dem Monster. Und so geht es munter weiter. Mein Favorit ist besonders optisch der neue insektoide Medic Slim, der mit seiner Hauptwaffe seine Heilkapazitäten wieder auflädt, indem er dem Monster Lebenskraft abzieht. Sein Sporenwolken-Werfer unterdrückt hingegen die Riechfähigkeit des Monsters - auch hier eine etwas zu spezielle Abkehr von bekannten Werkzeugen, deren Nutzen noch fraglich ist. Auch er hat eine Drohne, die sich um die direkte Heilung oder das Wiederbeleben eines Kollegen kümmert.

Besonders nett anzuschauen: Die organisch wabernden Kiemen an Slims Leech Gun!

Die neuen Jäger und vor allem Behemoth fügen sich nahtlos - fast schon zu nahtlos - in das bisherige Figurenaufgebot ein. Sie unterhalten mit reichlich Charakter und zumeist wohlüberlegten Waffen- und Ausrüstungszusammenstellungen. Trotzdem sind die insgesamt veranschlagten 40 Euro spürbar zu hoch angesetzt. Vor allem, da neue Modi und (auf PC und PS4) Karten weiter auf sich warten lassen. Kurzum: Spieler, die Evolve zum festen Teil ihrer Spielerotation erklärt haben, werden gut, wenngleich kostspielig bedient. Alle anderen freuen sich darüber, Seite an Seite mit den neuen Helden auf Behemoth-Jagd zu gehen - auch ohne zu bezahlen.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Evolve

PS4, Xbox One, PC

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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