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Shelter 2 - Test

Dynastie der Luchse.

In der Rolle einer Luchsmutter kämpft ihr in einer gar nicht mal so rauen Wildnis gemeinsam mit vier Jungen ums Überleben.

So eine Luchsmutter hat es nicht leicht. Erst wird das hochschwangere Tier von Wölfen gejagt, dann bringt es unter großen Schmerzen vier Junge zur Welt, nur um sich dann mit ihren eigenen Nachkommen um das mühevoll erlegte Fressen zu streiten. Es ist genau diese Rolle, in die der Spieler bei Shelter 2 schlüpft. Habt ihr im ersten Teil noch eine Dachsmutter verkörpert, ist es nun eine Luchsin, die mit ihren Jungen durch die Lande ziehen, sie hegen und pflegen, sie vor allem Unheil bewahren und sie vor allem füttern muss. Wie kleine Kinder an der Supermarktkasse ist auch der Luchs-Nachwuchs auf der Jagd recht quengelig, gibt beständig hungrig klingende Laute von sich und verlangt mehr von allem.

Eine erschöpfte, aber glückliche Luchsmutter mit ihren vier Jungen.

Als Luchsmutter seid ihr in Shelter 2 daher permanent mit der Futtersuche beschäftigt. Am besten funktioniert das mit einer Art siebtem Sinn, der die Spielwelt verdunkelt und alles, was sich bewegt, rot hervorhebt. Gleich neben dem Bau - der Heimat und Geburtsstätte der Kinder - leben beispielsweise jede Menge Hasen. Zu Beginn ist es noch leicht herausfordernd, wenn diese Beute bei der Flucht Haken schlägt, nach einigen Minuten gehört die Hatz auf Meister Lampe aber zu euren routiniertesten Tätigkeiten. Bei jedem zur Strecke gebrachten Beutetier stellt sich dann die entscheidende Frage: Mutter oder Kinder. Verhungert eines der Kinder, ist das fraglos eine Tragödie, wird aber die Mutter zu kraftlos um noch auf die Jagd zu gehen (vulgo: sinkt ihre Ausdauerleiste zu weit), sind alle verloren.

Besonders schwierig gestaltet sich das Luchsleben im Alltag dann aber nicht. Meist finden sich in unmittelbarer Umgebung genügend Hasen und es ist ohne weiteres möglich, die Kleinen zu erwachsenen Luchsen zu päppeln ohne die heimatlichen Gefilde zu verlassen. Trotzdem wird es erst spannend, wenn ihr euch ein wenig weiter vom Luchsbau weg traut. Dann nämlich verändert sich nicht nur die Landschaft: Es gibt etwa Steppen, Sümpfe und Berglandschaften. Auch neue Beutetiere tauchen auf: Truthähne beispielsweise und sogar Rehe. Wo diese gerade ihre Kreise ziehen, hängt auch von den Jahreszeiten ab. In einem Durchgang durchläuft das Spiel zwei Mal den Zyklus von Winter bis Herbst. Grafisch ähnelt das Spiel dabei dem Look des ersten Teils: Wenige Polygone, grob vor allem in Grün-, Braun- und Weißtönen texturiert und bemustert.

Der Weg durch den Sumpf ist für ein Luchsbaby nicht ungefährlich.

Mit der Erforschung neuer Jagdgründe taucht eine neue Gefahr auf: das in der einleitenden Spielsequenz bereits vorgestellte Wolfsrudel. Hört ihr das Gejaule in der Ferne, solltet ihr tunlichst die Tatzen in die Hand nehmen und das Weite suchen, ansonsten ist das Spiel schnell zu Ende. Wölfe sind dabei zwar die schlimmste, nicht jedoch die einzige Gefahr die eurem Nachwuchs droht. Manchmal verhungert eines der Kleinen auch schlichtweg, es versinkt im Sumpf oder bleibt unbemerkt zurück. Das kann unter anderem dann geschehen, wenn es in einem etwas unsauber programmierten Teil der Spielwelt hängenbleibt. Ärgerlich - denn durch einen Stein zu fallen und dann trotz Laufbewegung nicht mehr vom Fleck zu kommen gehört eigentlich nicht zu den Gefahren der Luchsgebiete dieser Welt.

Im Gegensatz zum Vorgänger ist es bei Shelter 2 nun möglich, das Spiel nach dem Großziehen der Kleinen fortzusetzen - und zwar mit einem der Jungen als neue Mutter. So entsteht nach und nach eine ganze Luchs-Dynastie, wobei sich das Spielgeschehen von Durchgang zu Durchgang nicht unterscheidet. Abwechslung kommt lediglich durch das Sammeln diverser Gegenstände in die Spielwelt: Knochen oder Federn etwa. Eine Auswirkung auf das Geschehen hat jedoch auch das nicht. Einzige Herausforderung: Der Überlebensmodus mit weniger Beutetieren, die schwieriger zu fangen sind und einer Ausdauerleiste, die sich langsamer erholt. Außerdem können die Jungtiere in dieser Variante nicht mehr eigenständig auf Klippen springen, was vor allem bei der Flucht vor den Wölfen zu einem tragischen Ende führen kann.

Die Luchsmutter auf der Jagd nach einem Reh.

Ich habe Shelter 2 wirklich gern gespielt, weiß aber, dass es nicht jedem so gehen wird. Als eines meiner Jungen an einem Ast hängen blieb und sich nicht mehr weiterbewegen wollte, nahm ich es noch in mein Maul und holte es wieder auf die Beine. Wenig später verlor ich es an den Hunger, was sich wirklich wie ein Verlust anfühlte. Anderen dürfte das allerdings schlichtweg egal sein. Nüchtern betrachtet ist Shelter 2 nämlich ein Spiel ohne wirkliche Handlungsoptionen, keine großen Herausforderungen und mit einer gähnend leeren, wenn auch frei begehbaren Spielwelt, die nur all jenen Spaß macht, die bereit sind, sich mit all ihrer Vorstellungskraft in die geistige Welt einer Luchsmutter hineinzuversetzen. Andererseits: Wenn das genau euers sein sollte, dann habt ihr eh nicht so viel Auswahl am Spielemarkt...

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Shelter 2

PC, Mac

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Über den Autor
Markus Grundmann Avatar

Markus Grundmann

Freier Autor

Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.
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