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Tembo the Badass Elephant - Test

Elefant ist der neue Igel.

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Mit Tembo steigt ein amoklaufender Elefant in die Fußstapfen der 2D-Sonic-Spiele. Und das mit zerstörerischem Erfolg.

Lang hat mich kein Spiel mehr so sehr an die guten, alten 2D-Sonic-Titel erinnert wie dieses hier. Und erstaunlicherweise ist das Tier in der Hauptrolle überhaupt nicht klein und flink, sondern, zumindest in der biologischen Realität, groß, erhaben und eher schwerfällig. Denn Tembo ist ein Elefant, besonders badass ist er außerdem. Das wird unter anderem dadurch deutlich, dass Tembo, während er in einem Affenzahn durch 2D-Levels rennt, eine Spur der Zerstörung hinterlässt. Weder Mensch, noch Maschine sind vor diesem amoklaufenden Monster sicher, ganze Stockwerke brechen unter Tembos Wut zusammen. Tembo ist der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen - mit dem Unterschied, dass sein Porzellanladen ganze Städte, Züge und die Kriegsmaschinerie der feindlichen Phantom-Soldaten umfasst.

BADABADABADA: Lautmalerisch illustriert Entwickler Game Freak den trampelnden Protagonisten Tembo.

Diese Phantom-Soldaten über die Klinge springen zu lassen ist eines der Ziele in Tembo the Badass Elephant. In jedem Level gibt es eine bestimmte Anzahl von ihnen und nur wer genug davon besiegt, darf spätere Spielabschnitte überhaupt betreten. Das sorgt dafür, dass ihr häufig auch in bereits gespielte Levels zurückkehrt. Bei der Gelegenheit könnt ihr dann auch gleich die verbliebenen Kriegsgefangenen retten, die ihr beim letzten Anlauf möglicherweise verpasst habt, weil sie sich manchmal an etwas unzugänglicheren Stellen verstecken.

Abgesehen von den Momenten, in denen ihr kurz innehaltet um nach solchen Verstecken zu suchen, kann Tembo the Badass Elephant ein unheimlich schnelles Spiel sein. Der zerstörerische Elefant rennt durch Barrikaden, springt durch die Glasfassaden von Hochhäusern, reißt unterwegs Helikopter vom Himmel und rammt am Ende einen feindlichen Panzer voller Schwung in einen See aus Lava. Der Vergleich mit Sonic drängt sich auf den ersten Blick auf. Aber: Wer es vorzieht, die Levels langsam und Schritt für Schritt zu erkunden, kann auch das jederzeit tun. Diese Taktik hat den Vorteil, dass ihr mehr Geheimnisse entdeckt, sie sorgt aber auch dafür, dass ihr euch gerade an schwierigen Stellen manchmal länger aufhaltet als nötig - Stellen, die durch simples Durchrennen vielleicht einfacher zu bewältigen wären.

Wenn sich der Elefant zu einer lebenden Bowlingkugel verwandelt, bleibt kein Stein auf dem anderen.

Im direkten Vergleich macht die schnelle Taktik deutlich mehr Spaß. Die schiere Vernichtung zu beobachten, die Tembo auf seinem Weg hinterlässt, ist eine höllische Freude. Zur Wahl stehen dabei verschiedene Angriffsmanöver - das Stürmen nach vorne, eine Art Uppercut mit dem Rüssel, ein elefantöses Stampfen und das Herumfliegen als zerstörerische Elefanten-Abrissbirne. Ein Großteil der Strukturen im Spiel ist auf die eine oder andere Art zerstörbar. Darüber hinaus kann Tembo auch noch ganz zivil mit seinem Rüssel herumspritzen und so das ein oder andere Feuer löschen, an dem er sich sonst verbrennen würde - die wohl friedlichste Mechanik des gesamten Spiels. Abwechslungsreich auch das Leveldesign: Mal reißt ihr einen Turm von verschrotteten Autos ein, auf deren Spitze gerade noch Feinde standen, dann wieder bringt ihr eine Brücke zum Einsturz, um so eine riesige Bowlingkugel über die Phantom-Soldaten hinwegrollen zu lassen.

Die wunderbar flüssig animierte Comic-Grafik erinnert hier und da ein wenig an den Neo-Geo-Klassiker Metal Slug - wohl auch, weil Gegner häufig mit riesigen Kriegsmaschinen gegen den Elefanten in der Hauptrolle vorgehen. Sie bringt jedoch auch ihren ganz eigenen Charme mit: der grantig dreiblickende Tembo, die befreiten Kriegsgefangenen, die auf seinem Rücken reiten, die unerklärterweise überall herumliegenden Erdnüsse und die grundlos bösartigen Phantom-Soldaten machen aus Tembo the Badass Elephant ein herrlich absurdes Spiel mit Quatsch-Geschichte, das alten Sega-Tugenden so sehr folgt wie kaum ein anderer Titel dieser Tage. Das bedeutet vor allem: Die grundlegenden Mechaniken sind schnell zu lernen, die Geschichte ist zweitrangig, die Spielgeschwindigkeit ist schnell und unterwegs kracht es ordentlich.

Auch riesige Endbosse gehören zu Tembos Feinden.

Der ein oder andere mag es vielleicht als störend empfinden, dass Entwickler Game Freak das Spielgeschehen dann manchmal doch ein wenig ausbremst. Wer wie ein Irrer durch das Spiel rennt, wird relativ schnell bemerken, dass er nicht genügend feindliche Soldaten erlegt hat und er deshalb wieder zu früheren Abschnitten zurückkehren muss. In Anbetracht der Tatsache, dass es in diesen Abschnitten dann bei langsamer Spielgeschwindigkeit jede Menge Neues zu entdecken gibt, ist das aber nicht weiter schlimm. Gerade im späteren Spielverlauf ist Tembo ein nicht immer ganz leichtes Spiel. Wer all seine Leben verliert, darf nicht zurück zum letzten Checkpoint, sondern beginnt den Abschnitt von vorn. Frustrierend ist auch das aber nur für jene, die schon bei sieben bis acht verlorenen Spielminuten in den Controller beißen.

Mein Freund der Baum ist tot: Ein wütender Elefant macht auch vor der Natur nicht halt.

Tembo the Badass Elephant ist insgesamt ein äußerst solider, schneller und mitreißender 2D-Plattformer, der sich jederzeit mit den Klassikern der Sonic-Reihe messen kann. Allein: Entspannend ist das Spiel nicht. Regelmäßig wird Tembo einen Abschnitt erneut beginnen müssen, wenn euch ganze Hochhäuser um die Ohren fliegen. Wiederholung macht in diesem Fall aber Spaß, denn bei Tembo treffen abwechslungsreiche und bunte Grafik auf ausgeklügeltes Leveldesign, eine herrlich hanebüchene Geschichte und leicht zu erlernende Spielmechanismen. Ernst nimmt sich dieses Spiel an keiner Stelle, umso mehr Spaß macht es. Ich bin stolz, ein Elefantensoldat gewesen zu sein./p>

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Tembo the Badass Elephant

PS4, Xbox One, PC

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Über den Autor
Markus Grundmann Avatar

Markus Grundmann

Freier Autor

Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.

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