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Früher war nicht alles besser. Nur Command & Conquer

Alles Gute (und Böse) zum 20-jährigen Jubiläum!

Früher war alles besser. Den Spruch hört man immer wieder bei den verschiedensten Themen, im Fall von Command & Conquer trifft er aber genau ins Schwarze. Nicht zuletzt, weil die Reihe Jahre später mit Command & Conquer 4 ein doch eher unrühmliches Ende fand und seitdem weitestgehend im Archiv von Electronic Arts verstaubt. Von den glorreichen Zeiten dieser einst so starken Marke ist nicht viel übriggeblieben.

Frisch aus dem Keller geholt.

In einer Zeit, in der die Publisher und Entwickler gerne mal in die Vergangenheit schauen, um einst Großes wieder hervorzuholen oder gar fortzusetzen, könnte es ja vielleicht nicht schaden, einen Blick auf den Titel zu werfen, der mit dafür verantwortlich war, dass man die Folgejahre gut und gerne als goldenes Zeitalter des Echtzeitstrategie-Genres bezeichnen kann. Vor mittlerweile 20 Jahren erschien Command & Conquer: Der Tiberiumkonflikt.

Natürlich gab es schon vorher durchaus prominente Vertreter des Genres, etwa das Westwood-eigene Dune 2 oder auch Blizzards WarCraft, aber nach dem grandiosen Erfolg von Command & Conquer nahm das Ganze erst so richtig Fahrt auf. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich damals die Pappschachtel von C&C zum ersten Mal in den Händen hielt. Gut, gekauft hatte das Spiel zwar mein Bruder, aber ich war der Erste, der es spielte. Unter MS-DOS lief es damals noch und wenn ich mich recht entsinne, musste ich über die autoexec.bat und config.sys gar nicht mal etwas ändern, damit es lief.

Die Einsatzbesprechungen und Zwischensequenzen zwischen den Missionen waren immer ein Highlight, auf das man sich freuen konnte.

Es war jedenfalls ein echtes Erlebnis, sozusagen das Triple-A der damaligen Zeit. In den letzten Tagen habe ich das Spiel noch mal über Origin hervorgekramt und schon zu dem Zeitpunkt, als das Intro lief, kamen wieder die Erinnerungen an bestimmte Szenen daraus hoch. Das gilt auch für die folgenden ersten Einsatzbesprechungen, Zwischensequenzen und sogar ganze Dialoge. All das hat sich scheinbar tief in mein Hirn eingebrannt. Ist aber nicht weiter verwunderlich, zumal ich damals noch kaum Spiele hatte - ganz im Gegensatz zu heute - und Command & Conquer über die Jahre hinweg demzufolge mehr als nur ein paar Mal spielte. Es war einer der Titel, die meine spielerische Kindheit beziehungsweise Jugend prägten - neben Spielen wie X-Wing, UFO, Wing Commander oder dem Bundesliga Manager, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Hat dann doch ein bisschen länger gedauert.

Zwei Durchgänge waren sowieso Pflicht, immerhin bot das Spiel zwei unterschiedliche Kampagnen - eine mit der guten Globalen Defensiv Initiative (GDI) und eine aufseiten der Bruderschaft von NOD mit ihrem charismatischen Anführer Kane, der uns alle wohl ein bisschen in Versuchung führte, auf die dunkle Seite zu wechseln. Der Kampf um den aus dem All stammenden Rohstoff Tiberium war zweifelsohne spektakulär inszeniert und glänzte nicht nur durch seine spannenden Missionen, sondern ebenso durch die seinerzeit hochwertigen Einsatzbesprechungen mit echten Schauspielern und vorgerenderten Zwischensequenzen. Command & Conquer war zwar selbst abseits der Alarmstufe-Rot-Reihe immer wieder ein bisschen trashig, aber das machte schließlich auch den Charme des Spiels aus.

Spielerisch war und ist Command & Conquer weiterhin nahezu perfekt. Es ist nicht zu simpel, aber auch nicht allzu komplex in seiner Funktionsweise, sondern trifft vielmehr genau richtig die Mitte. Es baut auf das Stein-Schere-Papier-Prinzip und läuft einfach wie geschmiert, ohne sich in den Details zu verlieren. Das gilt auch heute noch und selbst in puncto Grafik hat es sich noch ganz ordentlich gehalten - da gibt es weitaus schlimmere Beispiele aus vergleichbarer Zeit. Okay, in den Zwischensequenzen nerven die kleinen schwarzen Balken ein wenig, aber ansonsten sieht das alles wirklich noch sehr vernünftig aus.

Zur einwandfreien Spielbarkeit passt übrigens nach wie vor die seitliche, stets sichtbare Bauleiste, ein echtes Markenzeichen der Reihe. Egal, was ihr gerade tut, von überall aus könnt ihr jederzeit neue Gebäude oder Einheiten in Auftrag geben. Keine ständige Rückkehr zur Basis, ohne die eigenen Truppen an der Front vorübergehend aus den Augen zu lassen, das kriegt selbst manch modernes Strategiespiel heutzutage nicht hin und lässt euch lieber hin- und herwechseln.

Das Spiel ist ganz gut gealtert.

Es hat mich auch nicht weiter gestört, dass hier in der deutschen Version keine Soldaten über das Schlachtfeld liefen, sondern Cyborgs. Noch heute könnte ich dieses metallische Knackgeräusch, das beim Überfahren der Kämpfer zu hören ist, sofort Command & Conquer zuordnen, selbst wenn es eher danach klingt, als ob Arnies T-800 gerade zermatscht wird.

Wie sieht also die Zukunft dieser einst prestigeträchtigen Reihe aus? Leider wenig rosig. Verdient hätte sie auf jeden Fall Besseres. Wie wäre es, wenn ihr es noch mal versucht, EA? Muss ja nicht gleich ein Multi-Millionen-Triple-A-Projekt werden, das möglichst jeden ansprechen soll. Einfach ganz klassische Echtzeitstrategie à la Command & Conquer, ohne großes Trara und merkwürdige spielerische Experimente. Macht es einfach richtig.

Ich wäre sofort dabei. Bis dahin muss aber weiter der Klassiker genügen. Eine Aufgabe, die er noch ganz gut erfüllt. In diesem Sinne: Alles Gute, Command & Conquer.

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Benjamin Jakobs

Leitender Redakteur News

Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.

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