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Destiny: Legendäre Edition (König der Besessenen) - Test

Alles zusammen ergibt nun langsam doch ein Ganzes.

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Destiny nach Jahr 1: Viel Content kam dazu, viele Systeme wurden angepasst und als Gesamtes betrachtet wurde daraus ein besseres Spiel.

The Taken King oder zu Deutsch König der Besessenen ist ein sehr spannendes Set, das man durchaus so und so sehen kann. Rein von der Fortführung der Story her ist es eine ziemliche Enttäuschung, da bin ich komplett bei Benjamin und seiner initialen Einschätzung der Lage. Das wundervolle Universum, das sich in hübschen Hintergrundbildern und Satzfetzen immer wieder andeutet, zeigt bisher nur, dass man es bloß nicht im Detail anleuchten sollte, da sich in den mystischen Schatten weitgehend Banales verbirgt. Inhaltlich als Spielpaket ist es dagegen sicher ordentlich. Neue Strikes und ein Raid geben Dauerspielern jenseits der höchsten Level was zu tun, die Missionen lassen sich auf den höchsten Schwierigkeitsgraden mehr als einmal abklappern und sind wie schon die vorherigen DLCs deutlich härter als die selbst im Alleingang ganz schön einfachen ersten Story-Missionen. Insoweit, ja, Taken King, gutes Add-on - dazu alles Mittwoch früh im detaillierten Test -, das aber zur Fortführung des Universums ruhig Spannenderes hätte bieten dürfen (müssen).

Rein visuell gab es nie viel auszusetzen, das ändert sich auch mit Taken King nicht.

Ein ganz anderes Thema ist jedoch Destiny selbst. Nennt es nun Legendary Set oder 2.0 oder den ganzen Kram in einem Schwung, das bleibt euch überlassen, gemeint ist immer das Gleiche: nämlich das, was Destiny derzeit als Gesamtwerk ist und wie es sich seit dem Launch vor etwa einem Jahr verändert hat. Damals gab es nicht nur an der reinen Thematik des epischen Sci-Fi deutlich was zu bemängeln, auch der Umfang, das damals stellenweise noch nötige Grinding und die kleine Zahl an Gebieten und Missionen konnten einen mürbe machen, und das weitere Hochleveln jenseits der Stufe 20 war mit dem verkorksten Lichtsystem ein Witz für ganz Geduldige, um nicht zu sagen: eine schlechte Ausrede für „Wir haben eigentlich noch keinen richtigen Endgame-Content". Die Mechaniken Destinys als Shooter waren schon damals ohne Frage ein Traum und daran hat sich nichts geändert. Das Ding spielte sich damals super, und das tut es auch heute noch, Bungie kann das. Alles andere jedoch fühlt sich teilweise komplett anders, sehr viel runder an, und daran haben auch entscheidend die zuvor geschmähten ersten DLCs ihren Anteil.

Für diesen neuen Einblick in Destiny habe ich komplett neu gestartet, Level 1, ganz von vorn. Ich habe das Orb of Light ignoriert, das einen auf Level 25 katapultiert, und bin in diesem Moment auf Level 27. Und ich kann jetzt schon sagen, dass ich ein gefühlt anderes Spiel erlebt habe. Es ist erstaunlich, wie viel Unterschied ein wenig mehr Content im richtigen Kontext machen kann. Klar, für Veteranen, die auf höchster Ebene Gas geben, waren die 20 Euro für die alten DLCs ein Witz, das kann ich absolut verstehen, jetzt, wo ich sie auch gespielt habe. Mehr vom Selben, viel zu wenig, für sich genommen eine Enttäuschung. Aber schon bei Level 10, als ich der Story folgte, hatte ich dank ihr nun plötzlich Optionen. Ich konnte entweder der Hauptgeschichte folgen oder mich stattdessen um „The Dark Below" kümmern und eine parallele kleine Geschichte verfolgen. Weit härter vom Schwierigkeitsgrad, schön das in der Story Angedeutete ergänzend, eine elegant eingebundene Abwechslung der zuvor so stringenten Aneinanderreihung von Missionen. Klar, wenn ich es nicht wüsste, ich hätte nie erraten, dass dieser Randausflug mal so viel Geld kosten sollte, aber in diesem Paket als Teil des neuen Ganzen funktioniert es und es bereichert das Spiel ungemein. Gleiches gilt auch für das andere Paket und den sich anschließenden Taken King.

Die ersten DLCs fügen sich nahtlos in die Spielwelt und den Ablauf ein.

Destiny 2.0 ist ein Set, das man im Idealfall jetzt ganz neu erlebt. Entweder, weil man es zuvor nie gespielt hat, oder weil man es wie ich vor knapp einem Jahr zu den Akten legte. Es wurde in dieser Zeit zu einem reicheren Universum, das zwar noch immer keineswegs seine angedeuteten Versprechen einlöst, sich aber trotzdem als weit spannenderes, umfangreicheres, besser abgestimmtes und schlicht unterhaltsameres Spiel entpuppt, sei es nun im Alleingang oder im Verbund mit Freunden durch die Geschichte hindurch.

Das liegt nicht allein an den zusätzlichen Missionen. All die Eingriffe der Mechaniker unter der Haube haben ebenfalls Wunder gewirkt. Vor allen die neue, weite höhere Levelgrenze von 40 und der radikale Umbau des Lichtsystems taten dem Spiel gut. Level 20 ist schnell erreicht und danach nur noch auf den blöden und eigentlich spielerisch irrelevanten Lichtfaktor bei Waffen und Rüstungen zu starren, zu hoffen, dass doch mal was dabei ist, war eine Schrottidee. Im Nachhinein noch mehr als damals. Sorry an alle, die sich hartnäckig durchgekämpft haben, es war schlicht Grinding der dreistesten Art, es war pure Willkür, die in ihrer Dämlichkeit eigentlich nur von meiner hartnäckigen Suche nach Level-100-Waffen im Raid-Modus von Resident Evil: Revelations 2 überboten wird. Also ja, ich mache nicht euch den Vorwurf, euch durchgekämpft zu haben, ich mache ihn diesen Spielen und ihrem ungenierten Zufalls-Loot. Das ist nun deutlich besser, indem die Macht des Lichtwertes deutlich abgemildert wurde und mehr nebenbei herläuft. Es beschränkt den Zugang zu den hohen Schwierigkeitsgraden, was auch Sinn hat, denn habt ihr keine Level und Ausrüstung, die einen solchen Wert generiert, habt ihr da auch nichts verloren.

Praktische Kleinigkeiten wie dieses Quest-Menü finden sich allerorten, Patch 2.0 greift aber noch weit tiefer in Destiny ein. Für manche ein wenig zu tief.

Das alles hat natürlich auch Auswirkungen der für manche unschönen Art. Googlet man Destiny 2.0, findet man als Erstes einen Fluchtirade, dass besonders mächtige und vor allem sehr hart und lang erspielte Waffen neu ausbalanciert wurden und ihre vernichtende Wirkung teilweise und besonders im PvP einbüßten. Es ist eine Neusortierung der Hackordnung, und das ist sicher auch von Bungie so gewollt. Manche Spieler rannten seit Monaten mit dem gleichen Set an Waffen herum und wollten diese eigentlich nur noch steigern oder höchstens durch noch bessere exotische Waffen austauschen. Nun, ich denke, genau das wird mit dem neuen System passieren, nur dass es jetzt halt ein wenig von vorn startet. Es gibt immer die „besten" Waffen, jetzt sind es im Zweifelsfall andere oder es gibt wirklich eine solidere Balance zwischen allen verfügbaren. Das wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Ich gebe zu, hätte ich fünf Monate gespielt, meinen Lichtwert gepusht und dann endlich den Super-Exoten bekommen, nur damit er nun im Add-on beziehungsweise Patch all seinen Reiz verliert, ich wäre auch echt sauer, ich kann es verstehen. Aber dass jetzt alle High-Level-Spieler bis zum Ende der zehn Jahre mit den gleichen Superwaffen herumlaufen, das kann es auch nicht sein.

Generell gilt aber auch fürs PvP, was für die Story-Missionen gilt. Ihr habt einfach mehr Content. So wie es mehr PvE-Raids und Strikes gibt, habt ihr mehr Maps. Das ist zwar härter zu lernen - und Map-Kenntnis ist wie bei fast allen PvPs der Schlüssel -, aber bietet mehr Abwechslung, selbst wenn ihr nur 10 oder 20 Stunden in diese Modi stecken solltet. Mit Rift und Mayhem Clash kamen unterhaltsame Modi dazu, auch hier ist mehr gleich besser. Die ganzen plattformexklusiven Dinge des letzten Jahres sind nun für alle verfügbar, seien es Waffen oder Maps. Mehr ist klasse und ihr habt es in einem Paket.

Sonderlich Sozial ist es in seinen Social-Hubs immer noch nicht, da ändert jetzt auch ein zweiter Hub nicht viel.

Hinter den Kulissen hat sich einiges getan, indem man ein wenig die Menüs aufräumte und mit dem Quest-Menü für zuvor kaum nötigen, aber jetzt hilfreichen Überblick sorgte. Einzelne Features wie das direkte Einlösen von Bounty-Belohnung im Menü ersparen ein paar Wege. Es ist auch in der Benutzerführung ein Spiel, das sich entwickelte und über das letzte Jahr besser wurde.

Das heißt nicht, dass alles perfekt ist. Kommen wir noch mal zur Story und den Details zurück. Sicher kann man einfach sagen „Ist ja eh nur ein Shooter" und es dabei belassen, aber hier steckt Clarke- und Asimov-Potenzial drin und es wäre nett, wenn es jemand befreien könnte, statt es nur mit Banalitäten in DLC-Form anzureichern. Der soziale Aspekt des Hubs reduziert sich immer noch auf das absolut Notwendige, um überhaupt als solcher durchzugehen. Die Wege im Hub selbst machen eigentlich nur klar, dass solche Locations beim ersten Durchwandern nett sind, auf Dauer als Menü aber weit sinnvoller gelöst werden könnten. Da unterscheidet sich das alte wenig vom nun zweiten, neuen Space-Dorf. Die Linearität vieler Missionen ergibt in ihren eigentlich viel größeren Gebieten wenig Sinn, da muss spannenderes Missionsdesign drin sein. Backtracking ist trotz all der neuen Missionen immer noch dabei, weil einfach viele Gebiete noch zu oft genutzt werden, sodass man den armen Gestalten an der Klippenhütte auf Venus bei jedem zweiten Ausflug ein freundliches Hallo mit dem Blaster rüberwirft. Man sollte meinen, dass sie dazulernen und diese kleine Hüte aufgeben, aber nein, ihr erschießt sie ein Dutzend Mal. Und last, aber sicher nicht least wäre da die immer noch magere Gegnerauswahl. Dass der Taken King nun alte Gegner neu anpinselt, hilft da wirklich nicht.

Und immer noch... ach, wäre es doch nicht nur Kulisse...

Perfekt ist Destiny sicher auch in der Legendären Version nicht - und wie soll überhaupt die nächste Ausbaustufe heißen, wenn man jetzt schon auf legendär geht? -, aber es ist seit dem Start einen weiten Weg gegangen, und das fast immer in die richtige Richtung. Das Ergebnis ist ein Paket, das sich weit besser gefüllt, als Spielwiese weniger gestreckt und insgesamt deutlich ausgereifter anfühlt. In seinen Shooter-Bewegungen, dem Waffenfeedback und dem Aufbau sowohl der PvP- als auch PvE-Versatzstücke war es nie schlecht, und es wird stellenweise immer besser, aber nun passt auch der Content zu seiner Berufung als Solo-/Koop-/Multi-/PvP-Alles-in-einem-rundum-glücklich-Shooter. Als solcher hat Destiny mit 2.0 und dem Legendary-Paket einen großen Schritt in Richtung des eigenen Anspruchs als Mega-Baller-Sci-Fi-Epos getan, und auch, wenn es noch nicht da sein mag: Das muss jetzt eigentlich keinen mehr abhalten, eine ganze Menge Freude an einem nun ausgesprochen beeindruckendem Gesamtpaket zu haben. Es ist ein guter Punkt zu starten. Oder auch, um es noch einmal ein wenig neu zu erleben.


(Und noch mal zur Erinnerung, das ist der Test von Destiny: Legendäre Edition als Gesamtpaket, der Test zu Taken King als reines Add-on für Veteranen folgt am Mittwoch früh.)

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Destiny

PS4, Xbox One, PS3, Xbox 360, PC

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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