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HTC 10 - Test

Am Ende war sogar mal wieder ein wenig Liebe dabei.

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In allen Bereichen ganz vorn dabei und beim Klang weit vorneweg: HTC liefert mit dem 10 ein würdiges Flaggschiff ab, das rundum überzeugt.

Wie schon irgendwann mal zwischendurch angekündigt: hier ein Handy-Test. Der kommt nicht von ganz ungefähr. Mein mittelmäßig geliebtes Samsung Note Edge machte die Grätsche und es ist Zeit für einen Nachfolger. Im Zuge dessen habe ich mir drei Geräte angeguckt, die mehr oder weniger in Frage kamen: das Samsung S7 - ca 580 Euro - , das iPhone 6 - ca. 850 Euro - und das HTC 10 - ca. 630 Euro. Letzteres ist nun im Test, weil ich es als einziges der drei jetzt seit ein paar Wochen im Einsatz habe - Testmuster sei Dank - und ganz ehrlich, ich muss auch nicht lange überlegen, wer die Nachfolge antreten wird. Das HTC 10 punktet in allen Belangen, die für mich bei einem Smartphone wichtig sind. Ob das auch für euch die entscheidenden Punkte sind, das wisst ihr selbst, deshalb hier nun: das HTC 10.

Hübsch schlicht oder doch einfach nur schlicht?

HTC 10: Äußere Werte

Die metallene Rückseite fasst sich angenehm kühl an, sogar dann noch, wenn der Prozessor ein Weilchen auf Touren lief, was es deutlich vom 9er-Modell unterscheidet.
Der Rand um den Screen ist extrem schmal gehalten.

Ein Punkt, in dem das Flaggschiff von HTC sicher nicht punktet, ist das Design. Im Gegensatz zu den immer noch sehr sexy wirkenden iPhones und dem ungewöhnlichen Nicht-Kanten der Samsung-Edge-Geräte, ist das hier eine Art von Schablone für das, was ein Smartphone ist. Nicht, dass es sich schlecht anfassen würde, ganz im Gegenteil. Sein leicht gerundeter Alurücken liegt sicher und angenehm in der Hand. Die Verarbeitung ist tadellos - wie man es angesichts des Preisschilds erwarten darf. Der Rahmen vorn um das 5,2-Zoll-Display ist schmal und unauffällig. Aber nichts davon sticht heraus, nichts lässt es interessant oder ungewöhnlich wirken. Wenn es sich haptisch nicht so fantastisch hochwertig anfühlen würde, könnte man es für ein beliebiges China-Modell halten - was technisch gesehen jedes Smartphone ist, aber ihr wisst, was ich meine. Das ist nicht das Smartphone, das ihr auf den Tisch legt und mit dem ihr das Interesse der Leute weckt. Was mir persönlich nicht egaler sein könnte.

Viel wichtiger ist besagte Verarbeitung. Im Gegensatz zu meinem vorherigen Note Edge, bei dem man nie wirklich das Gefühl hatte, gerade 700 Euro in der Hand zu haben, fühlt sich das HTC 10 trotz des geringen Gewichts von 160 Gramm einfach wertig an. Das Chassis hat eine enorme Festigkeit, jede Kante wirkt bewusst entworfen und so gerundet, dass nichts das haptische Vergnügen trübt. Das gilt auch für die Konkurrenten, ohne Frage, aber für mein persönliches Empfinden kommt mir das 10 - dämlicher Name übrigens - am meisten entgegen. Vielleicht ist es die runde Alurückseite. Das Einzige, was beim Design und auch beim Gefühl der Wertigkeit ganz subjektiv negativ auffällt, ist die obere Kante, bei der Plastik eingelassen wurde, statt alles aus einem Alublock zu fräsen. Nicht dramatisch und wie wir später sehen werden, auch für was gut, aber trotzdem. Heute ist halt Single-Alu-Chassis die neue Marylin Monroe.

Was das schlichte Gehäuse leider nicht ist, ist wasserdicht. Samsung geht damit hausieren, Sony schon lange und mein alten Xperia Z1 wäre heute nicht mehr aktiv, wenn das anders wäre. Zugegeben, es war genau einmal, dass dieses Feature eine Rolle spielte, aber dieses eine Mal rettet es das Handy. Also, HTC 10 bitte nicht versenken.

HTC 10: Tasten, Anschlüsse und Akku

Juhu, USB-C, wieder ein neues Format, wieder darf ich Kabel im Dutzend bestellen und doch nie eins finden, wenn ich es grad mal brauche.

Die Power- und Lautstärketasten an der Seite sind dann wieder ganz im Sinne des restlichen Designs: unauffällig und funktional. Schön ist, dass die Power-Taste deutlich spürbar geriffelt ist, sodass sie sich jederzeit leicht ertasten lässt. Für mich als zuvor langjährigem Samsung/Apple-Nutzer war die Taste an der Front umso verwirrender. Es ist keine richtige Taste, die man drückt, sondern eine weitere Touch-sensitive Oberfläche. So was hatten wir früher nicht! Und gut, dass wir es jetzt haben. Sie reagiert tadellos auf Daumenberührungen und beherbergt den ausgesprochen akkurat arbeitenden Fingerabdruck-Scanner, dessen Nutzung natürlich optional ist. Ich habe mich dafür entscheiden und wurde bisher noch nie von ihm im Stich gelassen. Da sich auch bis zu fünf verschiedene Finger speichern lassen, könnt ihr beide Daumen einspeichern und auch den Mitgliedern der Familie Zugang geben. Wobei es schon seltsam ist zu sagen "Komm mal her, du musst mal Fingerabdrücke geben". Stellt für eine Sekunde die Vertrauensverhältnisse im Haus in Frage, bevor geklärt wird, dass es genau um das Gegenteil geht. Insgesamt also eine extrem zuverlässige und praktische Sicherheitsmaßnahme. Wer will, kann natürlich auch wie immer Muster ziehen oder einen vierstelligen Code nutzen. Die Touch-Tasten links und rechts davon sind das Android-Übliche: Links geht zurück, rechts öffnet den App-Manager und diese Defaults lassen sich in einem gewissen Rahmen anpassen. Nichts, was nicht woanders genauso wäre.

Die Tasten an der Seite fielen sehr schmal aus, lassen sich aber sicher ertasten.

Auch wenn ich das Plastik an der Oberseite vielleicht nicht schätze, hier ist doch ein Feature, das ich nett fand: Die Kopfhörerbuchse sitzt oben in der Mitte. Es fühlt sich einfach nach der natürlichen Position dafür an, vielleicht bin ich da irgendwie auf Symmetrie geeicht. Aber egal in welcher Situation oder Jackentasche, nie kam mir das eingestellte Kopfhörerkabel in den Weg, das manchmal bei einem anderen Gerät dann doch irgendwie beim Rausziehen für eine halbe Sekunde hängenblieb. Sicher, Kleinkram, aber ich mag es. Weniger mag ich es, dass das HTC 10 einen USB-C-Anschluss nutzt, was bedeutet, dass ich keines meiner zahlreichen Mikro-USB-Ladegeräte nutzen kann und erst mal weitere Kabel kaufen durfte. Bei so einem essenziellen Gerät will man sich schließlich nicht auf das eine mitgelieferte verlassen müssen. Solche Dinge haben eine Tendenz, selbst in geschlossenen Gebieten wie der eigenen Wohnung spurlos verschwinden zu können.

Praktische Lage: Der Kopfhörer wird mittig angeschlossen.

Der Vorteil ist natürlich, dass dieser Kabeltyp Quick Charge 3.0 unterstützt und damit das HTC 10 in gerade mal einer Dreiviertelstunde seinen 3000-mAh-Akku von 3 Prozent Restlebenserwartung wieder auf 100 Prozent Topbereitschaft hüpfte. Das schlägt selbst das schon schnelle Laden der Samsung-Geräte mit dem alten Anschlussformat. Dafür hält der Akku des S7 länger. Bei Messungen bringt es das S7 auf etwa 15 Stunden, das HTC 10 gibt wie zum Beispiel auch das iPhone 6s nach etwa 12 Stunden auf. Man muss dazu sagen, dass 12 Stunden derzeit die Norm sind und das S7 wirklich glänzt. Also, HTC 10 nicht schlecht, aber da ist halt ein Wert, der zeigt, wie es auch gehen kann. Der Akku ist natürlich fest verbaut, da dürfte mein Note Edge vielleicht das letzte Gerät gewesen sein, bei dem ich selbst den Akku wechseln konnte. Ein Akkutausch beim HTC 10 kostet etwa 60 Euro, das ist en par mit so ziemlich allen anderen Geräten dieser Art.

Screen und Kamera

Neutraler und farbechter als die poppigen AMOLEDs, aber eben nicht so absurd kontrastreich wie diese.
Die Farben sind sehr gut, die Auflösung im Zentrum fast perfekt nur nach außen hin fällt es etwas ab, was euch im noramlen Leben aber so gut wie nie auffallen dürfte.
Im sehr halbdunklen Raum brauchte der Fokus zwar ein Weilchen, bis er die Marios im Blick hatte, aber dank vieler ISO-Tricks bekam er auch ohne Blitz noch ein brauchbares Bild hin - dafür, dass es frei aus der Hand geschossen wurde.
Hier im Dunkel mit Blitz: Die Farben werden wieder gut und natürlich wiedergegeben. Die Kamera ist ein Riesensprung zu früheren HTC-Modellen und dürfte allen Lebenslagen gewachsen sein.

Der Gorilla-Glass-3 Super-LCD-5-Screen ist mit 5,2 Zoll nach aktuellen Maßstäben mittelgroß und auch, wenn ich 5,5 bevorzugt hätte, ich kann gut damit leben, vor allem dank der Qualität. Die Auflösung ist mit 2560 x 1440 auf der Höhe der Zeit und höher als das Full-HD des iPhone 6, auch wenn man das mit dem bloßem Auge nicht wirklich erkennen kann. Genauso wenig man bei Sonys Handys erkennen kann, dass sie 4K-Displays verbaut haben. Mit 564 Pixeln pro Inch ist die Dichte mit die höchste der aktuellen High-End-Handys, die Leuchtkraft mit um die 450 cd/m2 wird eigentlich nur von Apple überboten und der Kontrast von fast etwa 1800:1 ist zwar klasse und sieht auch so aus, aber dürfte mit das sein, was die AMLOED-Screens von Samsung immer noch hervorstechen lässt. Auch wenn diese nicht unbedingt immer besonders farbecht sind, wirken sie doch poppiger und heller als das HTC. Besser oder schlechter ist hier wie so oft eine Geschmacksfrage. Ich ziehe inzwischen etwas neutralere Screens vor, insoweit liegen mir Apple und HTC mehr. Wer das anders sieht, bitte. Auf einem extrem hohen Level liegen sie alle und es ist gut, dass HTC nach dem langen Festhalten an nicht unbedingt modernster Technologie zum Rest des Feldes aufgeschlossen hat.

Das gilt noch mehr für die 12MP-Kamera, denn die war in den letzten Modellen von HTC kein Gewinner. Das hat sich nun gründlich geändert, auch wenn es nicht ganz reicht, um mit Samsung und Apple mitzuhalten. Bei hellen Umgebungen bekommt ihr sehr gute Farben, der Autofokus reagiert unglaublich schnell und die Bilder sehen schlicht gut und natürlich aus. Erst wenn man die Ränder extrem heranzoomt, merkt man, dass es hier eine Unschärfe gibt, die aber in erster Linie für Leute ein Problem ist, die ihr Bilder danach auf wirklich große Größen ziehen wollen. Wenn ihr ein A1-Plakat aus einem HTC-10-Foto erstellen wollt, dann wird zu einem Problem. Vielleicht, ich habe es nicht ausprobiert. Wenn es dann dunkler wird, merkt man deutlich, dass der Autofokus länger suchen muss, aber wenn er sein Ziel hat, produziert die Kamera wiederum sehr gute Bilder, die für die eher mäßigen Lichtverhältnisse immer noch viele Details und Schärfe bieten. Der 1,8er-Blende sei Dank.

Die HDR-Funktion solltet ihr vergessen, es wirkt komplett übertrieben und überexponiert. Andere Handys sind da auch nicht die großen Könner, aber hier beim HTC würde ich einfach die Finger davonlassen. Weit netter ist da ein Alleinstellungsmerkmal: Das 10 ist das erste Handy, dass bei beiden Kameras optische Bildstabilisatoren nutzt und der Effekt ist merklich, vor allem, bei Bildern aus Bewegungen heraus verwackelt es nicht ganz so heftig und ist manchmal der Unterscheid zwischen einem noch netten Bild und Pixelramsch. Die vordere 5MP-Kamera liegt auf einem ähnlich hohen Niveau und ist ebenfalls mit einer 1,8er-Blende gesegnet, was bedeutet, dass ihr auch bei Nacht eure Selfies machen könnt. Notfalls auch mit Blitz, den gibt es auch an der Vorderseite. Insgesamt ist das Kamera-Setup des HTC 10 damit auf einem sehr hohen Niveau, selbst wenn es nicht ganz an die Spitze heranreicht.

Software

Die vorinstallierte Software beschränkt sich fast komplett auf die Android-Standards. Legdlich ein paar Sozial-Icons wurden in einen Ordner gepackt, aber selbst Facebook, Instagram und Messenger werden erst installiert, sobald ihr das erste Mal drauftippt.

Wenn ihr das HTC das erste Mal anschaltet und alle Einrichtungsprozesse hinter euch habt, werdet ihr - zumindest, wenn ihr zuvor ebenfalls Samsung-Geräte hattet - erstaunt sein, wie aufgeräumt alles ist. Das ist ein praktisch "sauberes" Android 6.01, das da läuft. HTC kam wohl zu dem Schluss, dass vieles, was die Hersteller bisher immer an eigener Software dazu packten und zwangsinstallierten, eigentlich so oder besser eh schon von Google im Paket dabei ist. Sei es nun Notizbuch, Foto-Verwaltung, E-Mail-Software oder was auch immer, hier ist alles Google, den Rest könnt ihr euch installieren, wenn ihr wollt. Irgendwo in den Tiefen des Play-Stores schlummert er als Alternative. So, wie es sein sollte.

Was dabei ist, ist durchweg sinnvoll. Einen Taschenrechner wird wohl jeder irgendwie brauchen, eine Taschenlampe ist dabei und ein unscheinbares, aber recht mächtiges Icon namens "Boost+". Hier versteckt sich ein ganzer Schwung an Handy-Optimierungen inklusive einer intelligenten Arbeitsspeicherverwaltung, die darauf achtet, dass schon lange geschlossene Anwendungen auch wirklich irgendwann zu sind und nicht alles verstopfen. Ein Junk-Sucher haust hier und der "Spiel-Akku-Booster". Dieser reduziert die Auflösung auf 1080p, sobald eines der markierten Spiele gestartet wird, um etwa 3 bis 10 Prozent an Strom zu sparen, während das Spiel läuft. Angeblich bis 20 Prozent, aber das scheint eher ein Idealwert zu sein. Trotzdem praktisch.

Ebenfalls sehr sinnvoll und meines Wissens aktuell zumindest einmalig ist die Möglichkeit, alle Apps einzeln mit einem eigenen Schutz zu versehen. Wollt ihr wirklich nicht, dass jemand, der zum Beispiel sonst auf das Gerät Zugriff hat, die E-Mails öffnet, dann könnt ihr diese mit einem Mustercode sperren. Oder Papi muss sich keine Sorgen mehr machen, dass die Kids aus Versehen Tinder öffnen. Klingt ehrlich gesagt wie ein zukünftiges Standard-Feature, das alle Handys in einem Jahr haben werden, so praktisch und eigentlich offensichtlich ist es.

Empfang und Leistung

Nicht DAS schnellste Handy, aber gut vorn mit dabei.
Die schlichte und übersichtliche Boost+ Software hilft dabei das Handy sauber zu halten.
Ungewöhnlich: Auf Wunsch lassen sich Apps gezielt mit einer zusätzlichen Sperre versehen.

Was in der täglichen Benutzung auffällt: Der Empfang des HTC 10 ist besser als mit jedem anderen Telefon. Es fiel mir auf, als ich meine Eltern besuchte, die an einem Ort leben, den O2 anscheinend bisher noch nicht entdeckt hat und an dem ich froh war, mit Edge wenigstens ein paar Mails abrufen zu können. Plötzlich hatte ich stabilen 4G-Empfang. Also den harten Test. Es gibt in der Nähe ein Waldgebiet, wo man an einem Punkt der Straße normalerweise kein O2-Netz mehr hat. Mit dem HTC 10 schon. Sicher, es waren nur zwei Balken und die Datenleitung war ein zögerliches Edge, aber ich hatte Empfang und konnte telefonieren! An diesen Punkt, das erste Mal in 20 Jahren und mit fast ebenso vielen verschiedenen Telefonen. Um zu testen, ob dies nur die Frequenzen von O2 betraf, schnappte ich mir eine Telekom-SIM und ging an einen Ort, von dem ich wusste, dass es da auch nur, wenn überhaupt, einen Balken und Edge gab. Wieder: Plötzlich hatte ich drei von fünf Balken und stabiles, wenn auch nicht zu schnelles 4G. Wenn ihr also an einem solchen Ort weitab aller Masten lebt: Versucht ein HTC 10, es könnte helfen.

Was die Leistung angeht, die einige der wenigen HTC-Apps noch verbessern sollen, kann sich das HTC 10 nicht nur sehen lassen. Es kümmert sich um den einzigen Punkt, der mich am Ende des Tages wirklich interessiert. Nein, das ist nicht die 3D-Berechnung von mobilen Spielen, wobei die auch nicht zu verachten ist. Man kümmerte sich stattdessen nach Aussagen des Herstellers darum, die Touch-Reaktionszeiten zu minimieren und die generelle Reaktionsgeschwindigkeit der Apps zu optimieren. Im Idealfall gibt es keine Verzögerung, keinen Lag zwischen Berührung und Ausführung, sei es ein Button, eine Geste oder das Scrollen. Das HTC 10 kommt diesem Ideal näher als jedes andere Telefon, das ich in der Hand hatte. Nicht, dass die anderen wirklich schlecht wären - außer natürlich, es wurde über ein Jahr hinweg zugemüllt. Aber selbst mit den inzwischen 70 oder 80 installierten Apps zeigt das HTC 10 kein Interesse, irgendwie langsamer zu reagieren. Apps springen sofort auf, jede Bewegung des Fingers wird dank des Niedriglatenz-Screens ohne jede auch nur irgendwie spürbare Verzögerung umgesetzt. Das Feintuning der Leistungsverwaltung der Prozessorpower scheint sich ausgezahlt zu haben.

Zuständig für diesen Komfort ist ein Quadcore (2x2,2 GHz, 2x1,6 GHz) Snapdragon 820 - der im Gegensatz zu seinem unglücklichen Vorgänger auch unter Last praktisch kalt bleibt - mit 4GB RAM, der interne Speicher hat hierzulande immer 32 GB, irgendwo auf der Welt gibt es wohl auch 64-GB-Modelle. Micro-SD-Karten werden bis zu 2TB unterstützt, obwohl es noch ein wenig dauern dürfte, bis man diese Größe auch wirklich irgendwo kaufen kann. In ein oder zwei Handygenerationen, das Größte, was ich aktuell fand, waren lumpige 200 GB in der Größe eines Daumennagels. Was ist das, das Mittelalter? Egal, die reine Leistungspower des Prozessors und Speichers hält im Feld der aktuellen Geräte gut mit, wenn es um reine Benchmark-Power geht. Im Geekbench-Multicore-Test kommt das HTC 10 auf etwa 5000 Punkte, das S7 auf 6500. Zumindest liegt es vor dem deutlich teureren Apple 6s, das gerade mal 4500 Punkte bringt.

Der GFXBench-Manhattan-Test (Onscreen) zeigt für das HTC allerdings 29 FPS, das für ein paar Werte ausgeliehene S7 kam nur auf 27. Apple jedoch killt in dieser Disziplin beide mit 45 FPS. Der 3DMark Slingshot 3.01 gibt dem HTC 2300 Punkte, dem S7 wiederum 2600, was kein so kleiner Vorsprung ist. Icestorm Unlimited erlaubt die Vergleichbarkeit mit dem iPhone: HTC 10 26500 Punkte, S7 27500 und 6s 27800. Alles recht dicht beieinander. Es hängt also in erster Linie davon ab, welchen Bench ihr nehmt, um zu zeigen, dass euer Handy das Beste ist. Aber in den meisten Fällen dürfte das S7 dem HTC ein klein wenig voraus sein. Etwas, womit das HTC sicher leben kann, bedenkt man, dass es damit immer noch in der Top 5 der aktuellen Geräte ist.

In der normalen Realität waren sowohl S7 wie auch HTC 10 beide wunderbar in der Lage, jedes noch so aufwändige aktuelle Spiel flüssig laufen zu lassen. Egal ob Unkilled, Rival Knights oder Asphalt 8, die aktuellen HD-Grafikvorzeiger laufen tadellos. Und der Rest sowieso. Die Benchmarks lügen sicher nicht, hier hat das S7 in mehr als der Hälfte der Fälle die Nase vorn, aber im aktuellen Spielbetrieb war davon nicht so viel zu merken. Wenn ihr wisst, dass reine Rechenpower für euch das Wichtigste bei einem Handy ist, dann ist das HTC 10 vielleicht nicht die Spitze des Feldes. Welches Gerät das ist, da bin ich mir immer noch nicht sicher, aber angesichts der unglaublichen Reaktionszeiten des HTC im Realbetrieb kann ich gern auf ein paar Prozentpunkte bei der 3D-Berechnung verzichten.

Sound

Worauf ich definitiv nie wieder verzichten kann und was auch der Grund ist, warum das HTC 10 nun bei mir die Nachfolge der Samsung-Reihe antreten wird, ist der Sound. Nicht das verbaute Speaker-Paar, das ich persönlich kurz mit "Schrott" zusammenfassen würde. Sicher, es ist etwas besserer Schrott als bei der Konkurrenz, aber ein 1,5 Zentimeter breiter "Subwoofer" am unteren Ende und ein winziger Hochtöner oben, was soll da schon passieren. Es ist laut, es verzerrt nicht, ihr werdet kein Klingeln überhören und ihr habt keine Probleme auch in geräuschvollerer Umgebung mal ein Video abzuspielen, das man noch verstehen kann. Aber bitte, bitte hört keine Musik drauf. Wenn ihr die Umwelt mit eurem Musikgeschmack belästigen wollt: Dafür wurden Bluetooth-Lautsprecher erfunden. Da hilft auch einer der aktuell besten internen Handy-Lautsprecher herzlich wenig.

Weil Sound so schwer in Bilder zu fassen ist: Hier noch ein mit der Kamera geschossenes Bild.

Nein, was ich meine, ist der Klang, den ihr habt, wenn ihr gute Kopfhörer an das HTC 10 anschließt. Zum Beispiel die mitgelieferten! Ich habe die weißen Ohrstecker in der Box zuerst komplett ignoriert, bis mich jemand fragte, ob die denn wirklich so gut seien. Und ja, sind sie. Zumindest für welche, die in der Box liegen, sind sie fantastisch. Würde mir die jemand so in die Hand drücken, würde ich sie auf einen Preis um die 50 oder sogar etwas mehr Euro taxieren. Gute, angenehme Bässe, klare Höhen, sitzen sehr bequem, kann man wirklich gut benutzen.

Noch überraschender ist jedoch, was sonst an Qualität und Power aus der unscheinbaren Buchse kommt. Ich hatte mich inzwischen dran gewöhnt, dass gute Telefone zwar inzwischen einen guten Sound haben, aber auch gleichzeitig sehr gebremst sind, was die Lautstärke angeht. Es reicht, um die üblichen 32-Ohm-Kopfhörer zu füttern, aber das war es dann auch. Das HTC 10 gibt nicht nur genug Kraft raus, um problemlos 300-Ohm-Hi-Fi-Kopfhörer anzutreiben, es tut dies auch mit klanglichem Talent.

Nicht, dass die Konkurrenten wirklich schlecht wären. Apple ist weit gekommen, was das angeht, und auch das S7 schlägt sich wacker, aber das einzige Telefon, das ich bisher in der Hand hatte und das besser klingt, ist das von Marshall, und das taugt als Telefon nicht so wahnsinnig viel. Im HTC findet ihr einen tiefen, satten Bass, klare und präzise Höhen und die Mitten halten alles sehr gut zusammen. Ein wirklich rundes Gesamtbild, das auch bei hohen Lautstärken erhalten bleibt. Das Einzige, was Geräte wie das Marshall wirklich besser hinbekommen, ist die Klangräumlichkeit, aber da dieser immer noch gut ist, ziehe ich das HTC 10 klar vor. Man sagt wohl sehr gute Dinge über das "alte" Samsung S6, das dem S7 im Soundbereich überlegen ist. Wenn das so sein sollte: Schade für Samsung, HTC liegt in diesem Bereich im Moment deutlich vorn.

Die Kamera hat natürlich auch eine Panorama-Funktion.

Eine weitere Sache, die sehr ungewöhnlich ist: Das HTC 10 unterstützt als - meines Wissens - aktuell einziges Android-Smartphone Apples Airplay. Damit könnt ihr also auch ein Sonos-Gerät oder vergleichbare Hi-Fi-Komponenten benutzen, die kein Bluetooth, sondern nur Airplay akzeptieren. Für mich persönlich ist das aktuell irrelevant, aber vor zwei Jahren wäre es das nicht gewesen. Dem einen oder anderen geht es vielleicht heute noch so. Also bitte, hier ist eine Alternative zu Apple-Geräten, wenn es euch vor allem um Airplay geht.


Damit ist es für mich klar: Das Samsung S7 ist ein fantastisches Gerät, das iPhone 6s ebenso, wenn auch ein absurd teures, aber das HTC 10 hat mein Herz gewonnen. Es fängt bei der sauberen Software an, die sich auf ein paar wirklich sinnvolle Apps beschränkt und einen nicht zumüllt. Es geht weiter mit der unglaublich schnellen Reaktion auf jede Art von Eingabe oder App-Ausführung. Die Leistung generell ist enorm hoch, die Ladezeit - nicht zuletzt dank des noch etwas obskuren USB-C-Anschlusses - sehr kurz. Der Empfang ist besser als mit jedem Telefon, das ich in 20 Jahren zuvor besaß, der Screen ist hervorragend und der Klang aus den Kopfhörern für ein Smartphone geradezu fantastisch. Sogar die mitgelieferten Kopfhörer sind wirklich gut. Da sind nicht viele Kompromisse, die man machen muss. Die Kamera ist nicht die beste im High-End-Phone-Feld. Immer noch wirklich gut, sehr viel besser als bei früheren HTCs, aber ein bisschen müssen sie noch üben. Bei der Akkulaufzeit hängt das S7 derzeit alle anderen ab, auch das HTC 10. Alle mitgelieferten Hintergrundbilder sind hässlich - es fällt wirklich schwer, mehr negative Punkte zu finden.

HTC hat mit dem 10 ein rundum gelungenes Gerät abgeliefert, in das ich mich dank seines Klangs sogar ein wenig verlieben konnte, und das ist mir mit keinem Smartphone nach dem ersten iPhone mehr passiert. Ich bin gespannt, ob das vielen so geht und damit HTCs Marktanteile wieder ein wenig aus dem Keller klettern. Die größte Herausforderung für das HTC 10 dürfte es nämlich sein, mit seinem sehr schlichten und konservativen Äußeren jemanden zu beeindrucken. Bei den inneren Werten ist es seinen Konkurrenten in einigen wichtigen Bereich gegenüber mehr als nur ebenbürtig. Und trotzdem: Auch wenn das HTC 10 mit seinem eleganten Metall-Body sicher kein hässliches Entlein ist, neben den mehr herausgeputzten Konkurrenten könnte es auf genau dieses Problem stoßen.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Martin Woger

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Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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