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HeroWarz - Wenn der Teufel die bunten Pillen schluckt

Diablo Light für einen verregneten Nachmittag

Erst ein Browser-Plugin, dann noch ein Launcher und zum nächsten Starten wieder auf die Website? Ich hatte professionellere Anmeldeprozeduren, um ein drittklassiges Browserspiel zu starten, und wenn HeroWarz erst mal läuft, dann ist es definitiv mehr als das. Es ist ein Spiel, das ganz dringend einen normalen Steam-Launcher braucht oder zumindest etwas, das nicht so sehr an gefakte Software-Installationen erinnert, nach denen dann plötzlich ein Download-Manager anfängt herunterzuladen, was er denkt, das mir gefallen könnte. Um fair zu sein: In Südkorea und anderen östlichen Ländern, wo die Leute oft nicht auf eigenen PCs spielen, sondern in Cafés gehen, macht es Sinn, den installierten und stets frisch gehaltenen Programm-Teil von dem Account im Browser getrennt zu halten. Trotzdem.

Aber am Ende ist es dann doch alles ganz harmlos. Miserabler Installationsprozess hin oder her, läuft das Spiel erst einmal, zeigt sich ein ganz solides Stück Software, welches nicht ganz ohne Grund erst mal 10 Gigabyte herunterlädt. Man kann über HeroWarz eine Menge sagen - zum Beispiel, dass der Name selten dämlich ist -, aber nicht, dass es hässlich wäre. Sicher, manche Textur will nicht immer im Tageslicht gesehen werden, aber die relativ kleinen Areale, in denen ihr die Raids ausführt, sind durchaus mit Liebe gestaltet, haben immer ihren eignen Charakter und es gibt gar nicht mal so wenige davon. Auch die Figuren und Animationen würden jedem anderen Spiel dieser Art auch gut zu Gesicht stehen. Viele sind kreativ entworfen, haben unterhaltsame Attacken und vor allem Animationen.

Bunt, schnell, laut: Trotz des für Euro/US-Verhältnisse rückständigen Launchers - der in Korea und anderen östlichen Ländern Sinn macht -

Wovon ich weniger ein Fan bin, ist der generische Anime-Look drumherum. Alle diese handgezeichneten Charaktere in der relativ umfangreichen Story und auch die des Spielers wirken wie bei diversen Anime-B-Serien vom Schneidetisch gefallen. Ausgefallene Kostüme, die man schon hundertmal so oder ähnlich seit den 80ern, spätestens 90ern sah. Zu kullerige Augen, zu große Brüste, es ist ein heruntergeladenes Klischee und kein gutes. Über diesen Look müsst ihr hinwegkommen, wenn ihr es spielt, auch wenn es schwerfällt.



  • Entwickler / Publisher
    KOG Games
  • Sprache
    Deutsch / Englisch
  • Erscheint für:
    PC
  • Preis:
    Free-to_play
  • Erscheint am:
    erhältlich
  • Mikrotransaktionen:
    ja (siehe Text)
  • Getestete Version:
    PC


Ich bin relativ froh, dass mir das gelang und sich alle Story-Szenen mit nur einem Klick beseitigen lassen. Überhaupt ist es ein Spiel, das auf Tempo setzt. Nachdem es geladen ist, wenigstens. Ihr habt eine kleine Hub-Welt, die in der Regel vor Spielern geradezu platzt, darin ein paar Händler und Crafter. Die Missionen müsst ihr nicht mal suchen, die bekommt ihr direkt zum Anklicken und so springt ihr sofort in die erste Instanz. Diese sind wie gesagt klein gehalten. Kaum eine dauert anfangs länger als zehn Minuten, selbst später ändert sich das kaum. Das Spielprinzip ist im Grunde Diablo, wenn Diablo ganz viele bunten Pillen geworfen hat - nicht genug, um Pony-Niveau zu erreichen - und mit bunten Zahlen und Explosionen nur so um sich wirft. Ich weiß, manche sagen jetzt "Also wie Diablo 3", aber auch die wissen, was ich meine.

Generisches Anime-Malen-nach-Zahlen verdirbt ein wenig die Freude an den von den Fertigkeiten her witzigen Klassen.
Was den Helden fehlt, haben die Gegner. Von Rubik-Würfeln bis zu Killer-Bunnys bekämpft ihr eine Menge Irrsinn.

Es läuft linear ab, Mob folgt auf Mob, immer mal wieder ein Boss dazwischen und schließlich ein finaler Boss. Sind alle platt, wird noch ein wenig gelootet und schon geht es direkt ohne Umwege über den Hub direkt in die nächste Instanz. Oder ihr spielt eine alte noch mal. Oder geht doch ins Hub. Eure Sache. Wie es sich für das Genre gehört, findet ihr genug Loot, um immer wieder mal das Equipment zu wechseln, ihr habt eure Mounts und alles, was sonst dazugehört. Vom Aufbau ist es eine sehr verdichtete und ohne echte Pausen auskommende Aneinanderreihung von Raids.

Und das, so angenehm das auch in den ersten zwei, drei Stunden scheint, ist am Ende das große Problem. Oder vielmehr eines der beiden, aber der Reihe nach. Ihr spielt nonstop den gleichen Ablauf in so schneller Abfolge, dass es sich weit schneller abnutzt, als es das sonst tun würde. Ich kam noch nicht mal an den Punkt, wo es vage Sinn gehabt hätte, für irgendwas echtes Geld auszugeben. Weil ich auch so immer genug vorankam, um nicht den Eindruck zu haben, dass das Spiel mich künstlich aufhalten würde, aber gleichzeitig hatte ich auch schon ein wenig Überdruss.

Dabei sind die ersten Stunden in einer der Klassen noch die besten. In diesen bekommt ihr ständig neue Fertigkeiten, die auf Maus und Keyboard in der üblichen Manier gemappt sind. Jede Figur hat ihr Dutzend solcher Angriffe, dazu ein paar passive Fertigkeiten und irgendwie gibt es schon Unterscheidungen in Support, Tank und Damage-Dealer, aber diese Differenzen zwischen den Klassen fallen hier deutlich dezenter aus. Ihr könnt mit jeder der Klassen auch bequem solo losziehen. Dank der an die Zahl der Spieler in der Instanz angepassten Gegnerstärke kommt ihr auch durch. Es gab erst spät Instanzen, die ich allein mehrfach probieren musste.

PvP: Derzeit nur in Südkorea.
Der ATV-Modus ist eine Art MOBA mit zwei Vierer-Teams, der hierzulande bald starten soll.

Aber warum allein, wenn es so einfach ist, in einer Gruppe zu spielen. Automatisch werdet ihr mit anderen Spielern in die Instanz geworfen und wenn doch mal keiner da ist - oder nur einer oder nur Leute, die ihr nicht leiden könnt -, springt ihr auf Knopfdruck in eine andere. Wie alles in HeroWarz ist auch das Party-Matchmaking auf Tempo und Bequemlichkeit ausgelegt. Sich anzufreunden, Gilden zu gründen und auch mal eine Serie von Missionen mit einem Unbekannten zu spielen, das ist kein Thema. Funktioniert alles klasse.

Und jetzt kommen wir zum anderen, viel größeren Problem, zumindest für ambitionierte Spieler. Für jemanden, der nie wirklich Diablo spielte, sieht das Chaos, wenn hier drei Spieler auf einen Mob treffen, sehr ähnlich aus. Alles blitzt, alles kracht und dann wird gelootet. Der Moment jedoch, wo Diablo für die "ernsthaften" Spieler interessant wird, sind die höchsten Level, wo die Mobs so hart zuschlagen, dass Party-Kombination, die eigene Ausrüstung und jeder sonstige Wert zu einer großen universellen Formel werden, an deren Ende ein Schadenswert pro Sekunde steht. Es ist eine kleine Wissenschaft, ob man das nun mag oder nicht. Und dieser Moment stellte sich bei HeroWarz nie ein. Es blieb beim fröhlich bunten Casual-Buttonmashing. Und da ein Charakter hier inzwischen immerhin Level 80 hat - Cap wohl bei 100 -, habe ich wenig Hoffnung, dass da noch viel kommt.

Der 4v4-MOBA-PvP, das dem immer schmerzhafter einsetzenden Grind etwas Abwechslung gegönnt hätte, fehlt leider noch, soll aber kommen, schließlich läuft er in Korea wohl schon ein Weilchen. Das wäre dann ein guter Zeitpunkt, um sich wieder zu HeroWarz zurückzuwagen. Bis dahin kann ich sagen, dass man hier für ein paar Stunden gut unterhalten wird. Hübsch bunt, hohes Tempo, lustige Moves, es macht für die Zeit, bis der Grinding-Blues einsetzt und man merkt, dass da keine Spieltiefe mehr kommt, wirklich Laune. Diese Zeit lässt sich auch für kein bis kleinstes Geld - aber selbst das ist eine Frage der eigenen Eitelkeit - problemlos bestreiten. Das genügt, um einen verregneten Sonntag mit viel Sonne und Farben zu füllen. Aber wenn HeroWarz darüber hinaus Ambitionen haben sollte, muss es noch hart daran arbeiten.

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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