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God Eater 2: Rage Burst + God Eater: Resurrection - Test

Zu viel Freizeit, die ihr egal wie erschlagen wollt? Hier ist die Lösung...

Rein von den Systemen her nicht uninteressanter Monster-Hunter-Klon, der sich aber komplett in endlosen, viel zu einfachen Grinds verliert.

Um zu wissen, was man hier vor sich hat und wie es zustande kam, sollten ein paar Dinge dazugesagt werden. God Eater ist keine Anime-Serie. Oder vielmehr, es ist eine, aber die erschien basierend auf dem Spiel. Die Grundlage ist das PSP-Spiel God Eater Burst von 2011. Es ist also ein Spiel, das nur in Japan für eine zu der Zeit schon in die Jahre gekommene Handheld-Konsole erschien. So ein Spiel hat automatisch technische Limitationen, wie zum Beispiel kleine und doch leere Spielumgebungen, eher wenige Gegner und auch sonst nicht gerade technische Brillanz.

Es ist verständlich, fast unumgänglich und damit für das Remake God Eater: Resurrection auch nur konsequent. Das soll ja kein neues Spiel sein, sondern eine Fassung des Originals für Konsolen, die Menschen heute noch benutzen. Gleiches gilt für God Eater 2: Das Spiel erschien 2013 auf der PSP und sogar der Vita. So modern war man dann doch noch. Aber wiederum, damit es auf der zu diesem Zeitpunkt acht Jahre alten PSP laufen konnte, musste man natürlich auf gewaltige Sprünge verzichten.

Das beste an God Eater? Ohne Frage das Design der großen Monster. Das sind Biester, die ich in einem Dark-Souls-Klon verprügeln will (die echten Dark-Souls-Designs sind eben oft doch noch kreativer).

Und das Wissen, dass man es hier mit zwei zwar aufgehübschten, erweiterten, aber immer noch PSP-Spielen zu tun hat, muss man einfach im Hinterkopf behalten. Denn technisch ist hier nichts PS4, selbst nach den schon übersichtlichen Maßstäben des gegenwärtigen J-RPG-Stands. Ihr habt winzige Hubs aus wenigen, engen Räumen. Weite, aber sehr, sehr leere Areale, in denen selten mehr als ein halbes Dutzend Monster um euch herumhüpfen. Diese sind zwar hübsch und teilweise auch innovativ entworfene Chimären, aber leiden ganz schön unter der Polygon-Armut. Nein, das ist kein Spiel, das man jemanden zeigt und sagt: "Guck mal, was meine PS4 kann."

Muss ja auch nicht jedes Spiel dafür geeignet sein und ich will gar nicht leugnen, dass beide God Eater auch auf dem großen Screen ihre Reize haben. Im Grunde ist es eine Art auf schnelle(re) Runden ausgelegtes Monster Hunter. Ihr nehmt in einer postapokalyptischen Welt als Mitglied einer japanisch-jugendlichen Truppe mit der Fähigkeit besondere Waffen zu nutzen Missionen an, in denen es gegen Monster geht. Diese beherrschen mehr oder weniger die Welt und ihr seid Teil der Rückeroberungsbemühungen. Das ist die Ausgangslage, das meiste dreht sich aber um Spannungen im Innern der God-Eater-Truppe und ist eine recht nachvollziehbare Mischung aus ein wenig Drama, etwas Humor, gern auch mal mit Slap-Stick und schließlich natürlich dem für Anime-Serien typischen Wachsen der Figuren an den Herausforderungen. Attack on Titan hat da nichts erfunden, Anime-Serien machen das seit Jahrzehnten und in God Eater hält es genug bei der Stange, um nicht alles wegzudrücken zu wollen. Was man übrigens jederzeit und immer darf, danke dafür.

Was los Japan? So züchtig?

Die Missionen selbst sind es dann, wo alles ein wenig auseinanderfällt. Es wird als eine Mischung aus Monster Hunter und Dark Souls beschrieben, ich würde es eher eine Variation von ersterem nennen. Ihr habt einen Vier-Spieler-Koop, werdet in ein wie schon erwähnt sehr leeres und schlichtes, wenn auch vom generellen visuellen Grundentwurf her prinzipiell reizvolles Gebiet geschubst. Darin warten dann ein paar kleinere und ein oder zwei größere Viecher und ihr geht hin und haut sie platt. Die ersten zehn oder zwölf Stunden des Spiels ist das ultimativ einfach. Ich hatte nicht eine einzige gescheiterte Mission, weder bei den optionalen "schweren", noch bei denen der Story oder in einer optionalen. Ein Boss war mal nah dran, ich hatte nur noch 13 meiner 20 Heiltränke übrig...

Erst danach begann der Schwierigkeitsgrad, ganz zart anzuziehen und erst dann musste ich mich auch zumindest etwas mehr als nur ganz oberflächlich mit dem Crafting auseinandersetzen, ein weiterer Monster-Hunter-Aspekt. Da Japaner es lieben, eigentlich recht simple Spielmechaniken überkomplex erscheinen zu lassen, werdet ihr ein paar Anläufe brauchen, um alles zu verstehen, dann jedoch ist es simpel. Sucht euch einen Waffenstil aus - Schwerter und Dolche sind schnell, aber nicht so stark, Hämmer und Lanzen stark, aber langsam, ein paar Dinge sind in der Mitte - und konzentriert euch darauf, diesen auszubauen. Die NPCs verbessern sich praktisch nebenbei und bedürfen keiner großen Pflege, was in einem auf Koop ausgelegten Spiel Sinn macht.

Ah, hier ist das Anime, das wir aus fragwürdigen F2P-MMO-Werbungen kennen. Solche Entwürfe bei gefühlt minderjährigen Figuren mal außen vor, die Story gewinnt keine Preise, liegt aber auf soliden Anime-Serien-Niveau.

Das Besondere am Kampf ist, dass sich die Hieb- und Schlagwaffen auf Knopfdruck in Schusswaffen mit sehr begrenzter Energie verwandeln. Diese sind durch die Reichweite extrem praktisch und sehr durchschlagkräftig. Wiederum, Schnellfeuerwaffen haben viel Munition, richten aber wenig Schaden an, Shotguns haben kaum Reichweite und Munition, räumen aber das Feld ab. Für beide Waffentypen, Schuss und Schlag, schaltet ihr immer neue Spezialattacken frei und könnt diese im Kampf auch mit anderen Figuren für besondere Attacken abstimmen. Es gibt ein umfangreiches Munitions-Crafting und noch ein paar Systeme mehr, aber am Ende läuft es vor allem auf eines hinaus: Das Spiel ist über die allerweiteste Strecke, die normale Menschen spielen werden, viel zu einfach.

Sicher, hier stecken in jedem der God Eater gute 50+ Stunden drin, wenn ihr wollt, manche haben es auf der PSP und Vita noch viel, viel länger gespielt. Ich halte es trotzdem aber nicht für tolerabel, dass mich ein Spiel mit den Worten "Ich habe doch noch Dutzende Stunden mehr" die ersten ein oder zwei davon zu Tode langweilt, weil ich die Monster ohne nähere Kenntnis der Spielsysteme und mit vor Wiederholungsermüdung halb zugefallenen Augen praktisch mit durchgehendem Triple-S-Ranking besiege. Das Spiel sagt mir damit ja sogar, dass ich scheinbar alles richtigmache, ich habe schließlich den Highscore. Wie gesagt, irgendwann ändert sich das ganz zart und langsam, mehr große Gegner kommen auch gerne mal in Gruppen, aber ihre Angriffsmuster lassen sich zu schnell in eigenes Timing für Ausweichen und Angriff übersetzen.

Dazu kommt, dass die KI der Verbündeten durchaus was kann und euch selten zu Hilfe rufen muss. Ganz zum Ende hin gibt es wohl noch ein paar Bonus-Missionen, die eine echte Herausforderung auch für eine erfahrene Truppe sind, aber ich werde es wohl nie erfahren. In Monster Hunter ist Teil des Reizes, dass man mit einem guten Team auch mal ein eigentlich zu starkes Monster niederringen kann. Hier kommt man nicht mal in die Versuchung, weil die höheren Missionen eh gesperrt sind, bis ihr endlich alles bis dahin freigeschaltet habt.

Die beste Art God Eater zu spielen ist im 4-Spieler-Online-Koop. Nur leider wird es dann noch einfacher, als es eh schon ist.

Auch der Kampf selbst ist jetzt nicht so gut, dass ich all die Stunden rundum glücklich gewesen wäre. Ja, es macht Spaß, dank der Waffenwechsel, dem Ausprobieren neuer Kombinationen verschiedener Schlag- und Schusswaffen und neuer Spezialangriffe gibt es einen gewissen Fluss, der einen bei der Stange hält. Zumindest, solange es Kontakt mit dem Feind gibt, denn die Abschnitte, in denen man immer ein paar Sekunden zu lang durch leere Ebene läuft, summieren sich dann doch. Das generelle Steuerungsgefühl ist jetzt zwar nicht gerade Dark-Souls-Präzision, geht aber okay. Ihr trefft bei den großen Monstern genau genug die gewünschten Stellen und nur der manchmal sehr zögerliche Wechsel von Schlag- zu Schusswaffe und zurück nervt immer wieder. Was schon mehr stört ist die Kamera, bei der ich mich darauf einigte, sie komplett manuell zu justieren, denn den Lock-on kann man getrost vergessen - und die Halb-Automatiken sind nicht viel besser. Richtet euch darauf ein, viel mit dem rechten Stick zu arbeiten.

Da dies ein Doppelpack aus God Eater 2: Rage Burst und dem überarbeiteten ersten Teil God Eater: Resurrection ist, sollte ich wohl auch ein paar Worte über Resurrection verlieren. Es lässt sich schnell zusammenfassen: Alles, was ich über Teil 2 schrieb, gilt mit leichten Abzügen auch für Teil 1. Es ist im Großen und Ganzen das gleiche Spiel. Andere Story natürlich (schwächer), andere Monster (weniger interessant gestaltet), mit ebenfalls nicht gerade beeindruckender Technik gesegnet. Kennt ihr noch keinen der beiden, dann fangt ruhig mit Teil 2 an. Ihr kommt ohne Probleme in die Story und wenn ihr dann nach all den Stunden nicht genug God Eater hattet, dann ist es schön zu wissen, dass da Resurrection mit noch mal fast ebenso viel Spielzeit lauert.

Trotz allem: Der schnelle Kampf hat immer wieder seine Momente, auch wenn die Wechsel zwischen Waffen-Modi und Perspektiven - hier die Ziel-Sicht für Schusswaffen - deutlich flüssiger sein könnte.

Reine Spielzeit für das geforderte Geld ist sicher kein Problem dieser beiden Spiele. Selbst nur ein God Eater kann länger beschäftigen als vieles, was es sonst gibt. Ich stellte mir nach all den Stunden in God Eater 2: Rage Burst - und den paar in God Eater: Resurrection - die Frage, was ich hier eigentlich tue und warum. Ein Spiel, das endlos braucht, um mich wenigstens vor eine milde Herausforderung zu stellen und sich sonst auf einen einmütigen Grind verlässt, der euch laaangsam zu einem im Spiel selbst nie angeteaserten Ziel hinsteuert, das dann vielleicht mal nicht sofort umfällt, muss sich diese Frage gefallen lassen. Schade um das Kampfsystem, das eigentlich mehr draufhat, aber wenn viel zu oft fünf Minuten simpelster Strategien reichen, um die ebenso schlichten Ziele zu erfüllen, dann hakt es irgendwo. Schön, dass es all die vielen Waffen-, Crafting- und Charaktersysteme gibt, aber es bringt nichts, wenn ich sie nicht wirklich brauche, um weiterzukommen. Das ist der Unterschied zu einem Monster Hunter. Hier habe ich ständig einen guten, noch zu tötenden Grund vor der Nase, um so gut zu werden, wie ich nur kann. In God Eater? Geht doch auch so ganz gut.

Ich habe kein Problem damit, wenn ein Spiel zwei, fünf oder auch mal zehn Stunden braucht, um so richtig in die Gänge zu kommen. Wenn das so wäre, hätte ich in meinen Leben nicht all diese J-RPGs gespielt. Aber nach so viel Zeit muss es dann auch liefern und bei God Eater bin ich schon viel zu weit über diese Marke hinaus, um noch ernsthaft interessiert zu sein. Wie gesagt, es ist kein schlechtes Spiel, aber irgendwann muss es mir auch mehr bieten, als dürftig agierende Gegner in immer den gleichen Umgebungen, um so dermaßen lange am Ball zu bleiben.

Entwickler/Publisher: Bandai Namnco - Shift/Bandai Namco - Erscheint für: PC, PS4, Vita (Originale auf PSP erhältlich) - Preis: ca. 50 Euro (PC), ca. 60 Euro (PS4) - Erscheint am: Erhältlich - Getestete Version: PS4 - Sprache: Deutsch (Untertitel), Englisch und andere - Mikrotransaktionen: Nein

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