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Gears of War 4 - Test

Ein Sturm zieht auf.

Eurogamer.de - Herausragend Badge
The Coalition zeigt mit Gears of War 4 auf eindrucksvolle Art und Weise, dass sich das Franchise in den bestmöglichen Händen befindet.

Ich erinnere mich noch gut an die Multiplayer-Beta von Gears of War 4, die vor kurzem lief. Ein paar Runden gespielt, das Ganze gedanklich im Ordner "spielt sich halt wie Gears of War" abgeheftet und weitergezogen. Gut, mich interessiert im Grunde sowieso mehr die Kampagne und der Multiplayer ist immer für ein paar Runden gut, aber trotzdem hatte die Beta für mich nichts zu bieten, was mich vor dem Bildschirm himmelhoch jauchzen ließ. Umso gespannter war ich auf das fertige Spiel, erst recht nach dem Entwicklerwechsel im Zuge der Franchise-Übernahme durch Microsoft.

Würde man dabei vieles komplett umkrempeln? Oder doch lieber wenig Risiken eingehen? Am Ende ist man dem weniger risikoreichen Weg gefolgt. Macht aber nichts, denn dadurch wissen Gears-Fans gleich, was sie erwartet. Und das ist eine Menge Action im gewohnt bombastischen Stil. Schauplatz ist noch immer Sera, zeitlich spielt das Ganze 25 Jahre nach Gears of War 3. Seitdem hat sich einiges verändert. Die Menschen greifen auf neue Arten der Energiegewinnung zurück und ein Großteil der Bevölkerung lebt in Siedlungen, die von der neuen KOR-Regierung kontrolliert werden.

Abseits dessen gibt es einige Outsider, die in Siedlungen außerhalb dieser Städte leben und die Städte öfter mal überfallen, um sich ein paar Dinge "auszuleihen". Zu ihnen gehören ebenfalls JD, der Sohn von Marcus Fenix, Kait und Del. Nach dem Prolog des Spiels, der euch noch mal zu kurzen Abschnitten im Krieg gegen die Locust zurückführt, beginnt alles damit, dass die drei zusammen mit Kaits Onkel Oscar einen Fabrikator - eine praktische Kiste, die verschiedene Gegenstände herstellen kann - aus einer im Bau befindlichen Stadt stehlen wollen.

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Hier seht ihr Szenen aus dem Modus 'Wettabrüsten'. Das Team, das zuerst drei Kills mit jeder Waffe erzielt, gewinnt die Runde.

Doch von da an wird alles nur noch komplizierter. Die KOR-Regierung vermutet die Outsider hinter dem Verschwinden einiger Menschen, daher bekommt ihr es erst mal mit ihnen und ihren neuen Robotern zu tun, die euch das Leben schwer machen. Aber schon bald zeigt sich, dass auf Sera eine neue Bedrohung lauert. Die bezeichnet man als den "Schwarm" und könnte sich zu einer neuen Gefahr für den ganzen Planeten entwickeln. Ein Planet, der sich seit dem letzten Besuch eurerseits verändert hat. Ihr seht malerische Landschaften und hochtechnisierte Städte, das krasse Gegenteil davon sind die Siedlungen der Outsider, die insgesamt auf vergleichsweise wenig Technologie setzen. Andernorts durchquert ihr verlassene Städte, alte Villen oder ein altes KOR-Kraftwerk. Aber fast überall ist spürbar, wie sich die Natur den Planeten zurückerobert und sich von all den kriegerischen Auseinandersetzungen erholt. Aber egal wo ihr seid, ihr solltet euch immer ein bisschen Zeit nehmen, um einen Blick auf die wundervollen Landschaften und die detaillierte Architektur zu werfen.

Die Kampagne ist insgesamt sehr action- und temporeich inszeniert, wie man es eigentlich von der Serie erwartet. Kleinere ruhige Momente werden immer mal wieder eingestreut, bevor im nächsten Moment schon wieder die Fetzen und Kugeln fliegen, Dinge explodieren und ihr von Deckung zu Deckung hechtet, um euch der anrückenden Feinde zu entledigen. Und das ist dann auch das, was ihr die meiste Zeit tun werdet. Es ist eben das bekannte Gears-Gameplay, aufgelockert durch einige Actionsequenzen, zum Beispiel wenn ihr euren Feinden auf einem Motorrad entkommen müsst.

Die Entwickler wissen ganz genau, dass dieses Gameplay funktioniert und haben es dementsprechend kaum angetastet. Der Vorteil für Gears-Veteranen: Ihr fühlt euch sofort heimisch, als ob ihr nie weg gewesen wärt. Man könnte es mit "wenig Mut zum Risiko" kritisieren, aber ich sehe es vielmehr so, dass man hier eine funktionierende Formel im Detail anpasst, verfeinert, erweitert und nur noch mehr perfektioniert. Gears 4 spielt sich einfach einwandfrei, ohne Fehler und beschert euch von Anfang bis Ende ein in höchstem Maße optimiertes Spielerlebnis. Oder um es mit den richtigen Worten auszudrücken: Hier greift jedes Zahnrad ins andere.

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Der Multiplayer-Part hat viele verschiedene Modi zu bieten. Für Abwechslung ist gesorgt.

In den Grundzügen ändert sich am Gameplay also nicht viel, außer dass manche Gegner von euch etwas andere Taktiken erfordern. Die Schwarmlarven sind zum Beispiel sehr beweglich, springen durch die Gegend oder laufen kurz an Wänden entlang, während die KOR-Regierung unter anderem kleine Kugeln gegen euch einsetzt, die neben euch mit einer elektrischen oder explosiven Ladung in die Luft fliegen, sofern ihr sie nicht vorher zerstört oder mit einem beherzten Tritt durch die Gegend schießt. Anderen Schwarm-Gegnern solltet ihr lieber nicht zu nahe kommen, da sie euch ansonsten kurzerhand verschlucken oder packen und auf dem Boden zermatschen.

Anfangs werdet ihr mit den Gefechten noch keine Probleme haben, da ihr wie üblich erst ein bisschen an das Spiel herangeführt werdet. Aber je mehr unterschiedliche Feindtypen sich zeigen, je mehr davon sich gleichzeitig auf dem Schlachtfeld tummeln, desto mehr müsst ihr auf eure Taktik, eure Position und eure Kameraden achten - das gilt natürlich insbesondere auf den höheren Schwierigkeitsgraden und im Koop-Modus. Sich so Stück für Stück, Deckung für Deckung voran zu arbeiten und einen Gegner nach dem anderen auszuknipsen wird einfach nie langweilig.

Eine weitere spielerische Neuerung sind die Sturmfronten, die sich zwischenzeitlich auf Sera gebildet haben und große Verwüstungen anrichten können. Sie treten zwar nicht zufällig auf, sondern in vorgegebenen Levelabschnitten, aber haben einen deutlichen Einfluss auf das Gameplay. Inmitten der Sturmböen könnt ihr eure Granaten etwa nicht mehr wirklich effektiv einsetzen und müsst von Deckung zu Deckung sprinten, um halbwegs sicher zu sein. Dann wiederum könnt ihr hier bei gewissen Objekten die Umgebung für eure Zwecke ausnutzen. Schießt auf auf eine Holzhalterung, bis diese in zahlreiche Teile zersplittert, woraufhin sich große Metallrohre aus ihrer Verankerung lösen, vom Wind davongetragen werden und auf ihrem Weg dazwischen befindliche Gegner zermatschen. Aber passt gut auf, das könnte euch genauso gut passieren.

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In 'Aufstieg' geht es darum, drei verschiedene Zonen zu erobern.

Jeweils am Ende eines solchen Abschnitts entlädt sich dann ein Blitzgewitter und ihr müsst den über den Boden wandernden elektrischen Ladungen ausweichen, um nicht gegrillt zu werden. Hier fühlt sich der Sturm leider etwas zu sehr nach Videospiel und weniger natürlich an, wenn diese Blitzentladungen natürlich immer genau am Schluss und vor der Tür auftauchen, durch die ihr als nächstes hindurch müsst. Das hätte man zwar etwas besser lösen können, aber das macht die Stürme insgesamt nicht weniger imposant. Schon aus der Entfernung wirken sie bedrohlich, aber seid ihr erst mal mittendrin, geht ihr freiwillig in Deckung, weil sie fast alles mit sich mitreißen.

Alles in allem ist die Kampagne eine echte Achterbahnfahrt. Es gibt einige unglaublich tolle und spannende Momente, die ich euch gar nicht mal andeutungsweise vorwegnehmen möchte, und jede Menge Action. Hinzu kommt, dass die neuen Charaktere sympathisch wirken und perfekt miteinander harmonieren - eine echt gute Zusammenstellung. Ihr fühlt, leidet und freut euch mit ihnen. Ebenso gibt es ein Wiedersehen mit dem einen oder anderen alten Bekannten, das euch ein Lächeln ins Gesicht zaubern wird (vergleichbar mit Star Wars: Das Erwachen der Macht) und dafür sorgt, dass sich hier nicht alles neu und fremd anfühlt, während andere Geschehnisse euch schon mal etwas schwerer schlucken lassen. Erwähnt sei an dieser Stelle auch die erstklassige deutsche Synchronisation. Beschäftigt hat mich die Kampagne auf dem Schwierigkeitsgrad "Normal" rund acht Stunden lang und ich habe so gut wie gar nichts daran auszusetzen - bis auf das für meinen Geschmack etwas zu abrupte Ende, das man gerne noch etwas ausführlicher hätte gestalten dürfen.

Aber Gears of War 4 besteht natürlich aus mehr als nur der Kampagne, die ihr selbstverständlich erneut im Koop-Modus bestreiten dürft. Einerseits hätten wir da den kompetitiven Bereich, in dem ihr alle Modi übrigens sogar alleine oder mit weiteren Mitspielern gegen Bots spielen könnt. Wer also offline erst mal ein wenig rumprobieren oder sich Karten und Spielabläufe einprägen möchte, kann das tun.

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In Dodgeball respawnen Teammitglieder nur, wenn ihr einen Gegner tötet.

Mit dabei sind bekannte Spielvarianten wie Team Deathmatch, Beschützer, Hinrichtung, König des Hügels oder Kriegsgebiet, doch es gibt noch weitere Neuzugänge. In Dodgeball respawnt ein Teammitglied etwa nur, wenn euer Team einen Gegner tötet. Ansonsten gewinnt hier die Seite, die alle anderen eliminiert hat. Besonders interessant fand ich das Wettabrüsten. Hier starten beide Seiten mit dem Boomshot und wenn eine Seite drei Kills erzielt hat, wird die Waffe dieses Teams gewechselt - bis hin zur Boltok als letztes Schießeisen. Das Team, das zuerst mit jeder Waffe drei Kills erzielt hat, gewinnt die Runde.

In Aufstieg gibt es drei verschiedene Zonen, die ihr erobern könnt. Es gewinnt, wer dadurch zuerst 210 Punkte sammelt oder alle Zonen gleichzeitig unter seine Kontrolle bringen kann. Insgesamt muss eine Seite sieben Runden für sich entscheiden, um das Match zu gewinnen. Das Verliererteam kann nach jeder Runde eine Waffe auswählen, die an vorgegebenen Orten auf der Map platziert wird, ebenso steigt mit jeder Runde der Respawntimer um 2 Sekunden. Nach sechs Runden ist wiederum Halbzeit, alle platzierten Waffen werden entfernt, der Respawntimer zurückgesetzt und die Zonen wechseln an andere Orte.

Alles in allem sind es interessante Neuzugänge, die Spaß machen und euch ein insgesamt sehr gutes und starkes Multiplayer-Paket bieten. Zum Start sind zehn Maps vorhanden, jeden Monat soll eine neue hinzukommen - entweder eine komplett neue oder ein Remaster einer alten Karte. Die Schlachtfelder sind übrigens kostenlos für alle, sofern ihr sie in öffentlichen Spielen nutzt. Wollt ihr sie für private Matches oder Partien auf Dedicated Servern haben, müsst ihr sie kaufen. Im Endeffekt muss aber nur der Host einer Partie die Map dann besitzen, alle anderen können einfach so mitspielen. Eine interessante, faire Lösung, die die Community mit der Zeit nicht aufspalten dürfte.

Das neue Team: Kait, JD und Del.

Bleibt natürlich noch der Horde-Modus, den ihr im Gegensatz zum kompetitiven Part leider nicht mit Bots spielen könnt. Maximal fünf Spieler dürfen mitmachen und müssen 50 Gegnerwellen überleben, wobei alle zehn Wellen Bossgegner auf euch losgelassen werden. Dabei geht es nicht nur um das simple Ausschalten von Feinden, ihr könnt die ein oder andere Bonusaufgabe erfüllen oder sammelt Energie von getöteten Feinden, um damit verschiedene Geschützstellungen, Barrieren oder Waffen für euch selbst herzustellen.

Fünf Klassen stehen euch dabei zur Verfügung. Soldat, Scharfschütze, Pionier, Späher und Waffenexperte verfügen allesamt über eigene Spezialitäten und Aufgabenbereiche. Während Soldaten zu den Allroundern zählen, sind Waffenexperten auf Schaden spezialisiert. Pioniere kümmern sich wiederum um eure errichteten Anlagen und die Scharfschützen legen sich mit ihren Präzisionsgewehren auf die Lauer.

Neu sind die Kopfgelder, die euch vor bestimmte Herausforderungen stellen. Das Ganze wird anhand von Karten präsentiert. Ja, richtig gelesen: Auch Gears of War 4 nutzt nun Karten für den Multiplayer-Modus. Also so ähnlich, wie man das aus Mass Effect 3, Plants vs. Zombies: Garden Warfare oder Halo 5 kennt. Die Kopfgelder gibt es sowohl für Versus- als auch für Horde-Spiele und ihr werdet für das Erfüllen mit Erfahrungspunkten belohnt. "Assists I" verlangt zum Beispiel von euch, fünf Assists in einem Spiel zu leisten. Dafür bekommt ihr 500 EP. Für "Hinrichtungen II" müsst ihr in einem Versus-Spiel mindestens zehn Feinde hinrichten und werdet dafür mit 2.000 EP belohnt. Und wenn ihr "Befestigungen II" aktiviert und in einem Horde-Match 50 Befestigungen baut, erhaltet ihr dafür stolze 20.000 EP.

Im Horde-Modus entscheidet ihr euch für verschiedene Klassen, um es mit den 50 Gegnerwellen aufzunehmen.

Ansonsten bescheren euch die Kartenpakete, die ihr mit In-Game-Geld und echtem Geld kaufen könnt, verschiedene Waffenskins, Embleme, Charakterskins, XP- und Credit-Boosts sowie Skills für die verschiedenen Klassen in unterschiedlichen Seltenheitsstufen. Ihr könnt sogar ungewünschte Karten zerlegen und, sofern ihr genügend Teile habt, daraus neue herstellen. Skillkarten lassen sich mit doppelten Karten außerdem aufrüsten und durch Levelaufstiege eures Charakters schaltet ihr zum Beispiel die Möglichkeit frei, mehrere Boosts gleichzeitig in einer Horde-Partie einzusetzen, was vor allem für die höheren Schwierigkeitsgrade interessant ist. Und das wirklich nur für Horde, nicht für Versus-Matches, also macht euch diesbezüglich keine Sorgen um die Balance.

Die Kopfgelder sorgen dafür, dass ihr euren Spielstil an die entsprechenden Aufgabenstellungen anpasst und mitunter vielleicht mal mehr Risiko eingehen müsst als sonst, um bestimmte Ziele zu erreichen. Insofern sorgen sie für mehr Abwechslung in den Partien, aber ihr müsst natürlich gleichermaßen schauen, dass ihr bei den persönlichen Aufgaben nicht das eigentliche Ziel eures Teams aus den Augen verliert.

Ich muss zugeben, dass ich Gears of War 4 vielleicht unterschätzt habe. Aber bei einem Entwicklerwechsel darf man ja schon mal ein bisschen vorsichtig sein, der kann auch nach hinten losgehen. Und dann war da ja noch die Beta, die mich nicht wirklich vom Hocker riss. Aber nun mit der Vollversion bin ich wieder im Gears-Fieber und alle Zweifel sind verschwunden. The Coalition räumt sie mit einer spannenden, emotionalen und bombastischen Kampagne aus dem Weg, die Spannung bis zum Schluss verspricht und euch kaum zur Ruhe kommen lässt - ich habe sie fast in einem Stück durchgespielt. Wenn der satte Bass der Explosionen und Zerstörung aus den Lautsprechern beziehungsweise dem Subwoofer dröhnt, fühlt ihr euch mittendrin im Kriegsgeschehen und werdet förmlich in euren Sitz gedrückt. Aber es gibt ja nicht nur die hervorragende Kampagne, sondern mit dem Versus-Multiplayer und Horde noch zwei weitere, sehr umfangreiche und wunderbar verjüngte und funktionierende Spielvarianten, die euch für lange Zeit unterhalten werden.

Gears 4 also: technisch einwandfrei, mehr Content als der Cole Train Muskeln hat und mit perfekter Spielbarkeit gesegnet. Dieser Start einer neuen Saga dürfte bei Weitem nicht nur Fans glücklich machen.

Ein Nachtest der PC-Version folgt, sobald es uns möglich ist.

Entwickler/Publisher: The Coalition/Microsoft - Erscheint für: Xbox One, PC - Preis: ca. 70 Euro - Erscheint am: 11. Oktober - Getestete Version: Xbox One - Sprache: Deutsch, Englisch und andere - Mikrotransaktionen: Ja (Kartenpakete im Multiplayer)

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Gears of War 4

Xbox One, PC

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Benjamin Jakobs

Leitender Redakteur News

Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.

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