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Until Dawn: Rush of Blood - Test

Die eigene Geisterbahn im Wohnzimmer.

Für einen Durchgang recht unterhaltsam: Nette Lightgun-Geisterbahn, in der sich wirklich verstörende und belanglose Level die Waage halten.

Als man hörte, dass die Entwickler von Until Dawn als nächstes einen Lightgun-Shooter im selben Universum machen würden, dachte man zunächst an einen schlechten Scherz. Aber irgendwie funktioniert es doch, was hier passiert. Auch wenn Rush of Blood letzten Endes wohl eines dieser Showcase-Games wird, die man nach zwei unterhaltsamen Stunden in VR zu den Akten legen und schon bald vergessen haben wird. Aber was soll's, in den Spuktober passt eine buchstäbliche Horror-Geisterbahn, die streng auf Schienen abläuft und mit dem einen oder anderen amtlichen Jump-Scare aufwarten kann, allemal.

Den "On-rails"-Teil des Genres, das damals für gewöhnlich Lightgun-Shooter genannt wurde, nimmt Supermassive in Rush of Blood ziemlich wörtlich. Ihr sitzt in einem Wagen, der auf Schienen durch elaborierte, aber trashige Horrorumgebungen rollt, teilweise sogar wie eine Achterbahn Fahrt aufnimmt - und dann springen euch Zombies, Clowns und Schaufensterpuppen an, während eure Move-Controller zu Pistolen, Schrotflinten, Uzis oder Revolvern werden. Alles lose eingebettet in die Mythologie von Until Dawn, allerdings muss man das Spiel auf jedem der vier Schwierigkeitsgrade beenden, wenn man das wahre Ende sehen will. Sicher bin ich nicht, ob das Spiel die Substanz dafür hat, um diesen Ansatz zu stützen.

Der Schlachthaus-Level ist der widerliche Höhepunkt des Spiels.

Dabei wird man streckenweise durchaus gut unterhalten. Besonders ein früher Level in einem Schlachthaus, dessen Opfer für eine letzte, zermürbende Kakophonie zu grausigem Nachleben erwachen, fuhr mir ziemlich in die Knochen. Auch das Finale zieht alle Register - selbst wenn es eher in die alberne Richtung geht -, indem die Spezialität der Plattform, Dinge richtig, richtig groß aussehen zu lassen, perfekt eingesetzt wird. Für fast jeden Level, der einem in Erinnerung bleibt, gibt es aber auch mindestens einen, den man ganz schnell wieder vergisst. Die Mathematik dahinter ist bei nur sieben Stages nicht allzu knifflig. Unterhaltsam bleibt es dann immer noch, weil das Zielen mit den Move-Controllern meist gut funktioniert. Und das Gefühl, in einigen statischen Momenten allmählich umzingelt zu werden, ist durchaus gekonnt umgesetzt.

Manchmal, wenn es zum Beispiel arg auf und ab geht auf der Geisterbahn, zielen die Waffen aber auch nicht ganz dahin, wo man meint, eigentlich hinzuzeigen, aber das wirkt sich auf das Spiel nur selten negativ aus. Es ist eher kurz verwirrend. Und die Faustregeln, einen der leuchtenden Move-Controller nach Möglichkeit nicht vor die Brille zu halten, oder sich zu nah an die Kamera heranzulehnen, müssen auch hier strikt befolgt werden, will man nicht durch Tracking-Schluckauf aus dem Erlebnis gerissen werden. Aber daran gewöhnt man sich und spielt drumherum (auch wenn man manchmal wirklich gerne über Kimme und Korn zielen würde).

Drei Mal dürft ihr raten, wie nah sie rankommt.

Wiederspielwert sollen neben dem höheren Schwierigkeitsgraden auch die Abzweigungen bringen und zahlreiche versteckte Springteufel zu finden, könnte für Komplettierer durchaus ein Anreiz sein. Aber letzten Endes sind die Wege hinter den Kreuzungen auch nicht so großartig anders. Einen Aha-Moment, den mir so nur VR bescheren konnte, hatte ich durch sie aber schon. Um die Weichen so zu stellen, dass man eine der kurzen Alternativrouten nimmt, muss man den entsprechenden Schalter abschießen. An einer Stelle überlegte ich es mir im letzten Moment anders, war aber schon an dem Hebel vorbeigerollt. Ich lehnte mich links aus meinem "Waggon", zielte nach hinten und stellte so noch im letzten Moment die Schienen um. Wieder so ein Moment, in dem man über die Power von VR nur grinsen kann.

Nun gut, spielerisch ists dennoch ziemlich dünn und zwischen all den guten Jump-Scares mischen sich auch viele reichlich bemühte. Nach dem frühen Höhepunkt im Schlachthaus kommt auch erst mal eine Weile nichts mehr, das vergleichbar lange hängen bliebe und ich habe nicht das Gefühl, für diese Fahrt noch einmal in die Lore steigen zu müssen. Aber ich kann nicht sagen, dass das erste Mal nicht unterhaltsam gewesen wäre. Rush of Blood ist ein sympathisches Halloween-Spiel mit hohem Cheese-Faktor, aber ohne große Ambitionen, die über eine erste 80-minütige Demonstration von VR hinausgingen. Kann man machen, muss man aber nicht.


Entwickler/Publisher: Supermassive Games/Sony - Erscheint für: PlayStation VR - Preis: 19,99 Euro - Erscheint am: Erhältlich - Mikrotransaktionen: Nein

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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