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Digital Foundry: Erste Live-Eindrücke von Nintendo Switch

Ein erster genauerer Blick auf Spiele und Konsole

Der Vorhang hat sich gehoben und mit als Erste durften wir Hand an Nintendo Switch legen. Switch möchte zum Preis von 329,99 Euro in Europa, 279,99 Pfund in England und 299,99 Dollar in den USA Handheld- und Konsolen-Gaming in einem Gerät verbinden. Nach all den Jahren, in denen sie ihre Teams zwischen Handheld und Konsole aufteilten, gibt es mit Switch die Chance, alle Mittel auf ein Gerät zu fokussieren. Es gibt sicher viel Potential dabei, aber auch einige Fallstricke.

Fangen wir mit der Hardware selbst an. Es wird sofort klar, dass Nintendo im Bereich des Industrie-Designs einen großen Schritt noch vorn machte, indem sie ein schlankes aber hochwertig verarbeitetes Gerät zeigen, weit mehr, als seine Vorgänger es waren. Die Konsole selbst ist leicht, aber hochwertig und fühlt sich nicht billig an. Die Knöpfe sind wertig und geben einen schönen, befriedigenden Klick von sich, während die Analogsticks sowohl komfortabel als auch reaktionsfreudig sind. Dass es kein Steuerkreuz am Joy-Con gibt, ist natürlich eine Enttäuschung, aber insgesamt fühlt sich der Controller großartig an. Im Gegensatz zur Konkurrenz gibt es keine analogen Trigger, sondern wie schon bei der Wii U rein digitale.

Nimmt man die beiden Joy-Cons auseinander, zeigen sich die neuen Möglichkeiten und hält man einen der beiden wie einen NES-Controller, ist das kleine Format weit weniger ein Problem als zunächst gedacht. Es sind wirklich winzige, aber trotzdem überraschend griffige Controller. Die Platzierung des Analogsticks ergibt Sinn, denn der Daumen kann in natürlicher Haltung auf der Oberfläche des Joy-Con ruhen. Wären die Sticks am äußeren Rand platziert worden, wäre das Ergebnis sicher nicht so bequem gewesen. Oben am Controller findet ihr eine LED-Leuchte und zwei weitere Knöpfe. Bei den meisten der Demos wurde eine kleine Plastikhalterung genutzt, die die beiden Knöpfe hervorhebt, noch mehr Griffsicherheit bietet, und eine Schlaufe für das Handgelenk. Zusammen mit Mario Kart wurde dann noch ein Lenkrad-Accessoire gezeigt, in das der Joy-Con eingesetzt wird, ähnlich wie schon bei Mario Kart Wii.

Jeder Joy-Con-Controller hat seinen eigenen Akku-Pack und lässt sich in eine Ladestation anschließen, was dann das Hunde-Schlappohren-Pad ergibt, dass sich leicht ins Herz schließen lässt. Es fühlt sich in dieser Konfiguration erst etwas seltsam an, aber funktionieren tut es ohne Probleme. Es ist interessant, wie viele verschiedene Batterien in dem Gerät stecken: Eine in Switch selbst, eine in jedem Controller, die in er Ladebasis und im Pro-Pad. Alle haben ihren eigenen Akku und wir werden schon bald sehen, wie lange jeder einzelne von ihnen hält.

Es gab natürlich auch genug Gelegenheit, den Pro-Controller auszuprobieren und man kam nicht umhin, beeindruckt zu sein. Das Layout der Analog-Sticks orientiert sich an der Xbox- und nicht an der Wii-U-Variante. Die Knöpfe sind auch hier allesamt von höchster Qualität und die Handhabung ausgesprochen bequem. Noch wichtiger ist, dass das Steuerkreuz eine Klasse für sich ist. Bei mehreren Runden Street Fighter gab es keinen Hadouken oder Shoryuken, der nicht genau dann kam, wenn er sollte.

Auf zur Präsentation selbst, die Switch sowohl im angedockten Modus wie auch als Portable zeigte. Behält man die Spezifikationen im Hinterkopf, wundert es nicht, dass es sich mehr nach einer Evolution der Wii U anfühlt. Viele der Spiele nutzen relativ niedrige Auflösungen. Einige Titel wie Mario Kart 8 kommen auf 1080p. allerdings ohne Anti-Aliasing, während viele andere 1600x900 oder weniger nutzen. Splatoon 2 zum Beispiel lässt sich in Sachen Präsentation und grafische Qualität kaum vom Wii-U-Vorgänger unterscheiden. Selbst Ports technisch eher anspruchsloser Titel wie Disgaea 5 scheinen nur in 720p zu laufen, was doch etwas erstaunt. Rein als moderne Konsole betrachtet fühlt sich das alles etwas enttäuschend an, aber das ist ja auch nur eine Seite der Medaille.

Sobald man in den tragbaren Modus wechselt, wird das System lebendig. Obwohl Switch sich als Heimkonsole etwas überholt anfühlt, ist es deutlich stärker als jedes jemals erschienene Handheld. Mit seinem 1280x720 LCD-Bildschirm ist die Wiedergabe zudem deutlich schärfer als auf jedem anderen Nintendo-Handheld oder der PlayStation Vita. Ein helles, scharfes IPS-Display, das durchaus wertig erscheint, großartige Blickwinkel und eine adäquate Pixeldichte liefert. Jedes Spiel, das wir probierten, lief großartig in den nativen 1280x720. Zelda sieht im Handheld-Modus fantastisch aus, ebenso Mario Kart und Splatoon 2.

Obwohl es stimmt, dass die Smartphone-Technologie sich mit bemerkenswertem Tempo weiterentwickelt, muss man die Einschränkung zu bedenken geben, dass ihre Spiele nur selten die Hardware komplett ausreizen. Viele iOS- und Android-Titel leiden unter Performance-Einbrüchen und laufen generell etwas wackliger, was oft zu einem unbefriedigenden Erlebnis führt. Mit der Switch bekommt man endlich den Grad an Politur, den man von Nintendo erwartet, was in den meisten Fällen hohe, stabile Bildraten bedeutet.

Das ist es, was die Switch von anderen mobilen Plattformen abhebt. Ein Spiel wie Mario Kart im portablen Modus selbst noch im Zwei-Spieler-Splitscreen mit stabilen 60 Bildern pro Sekunde vorbeiflitzen zu sehen, ist wahrlich beeindruckend. Splatoon 2 fühlt sich in dieser Form schlichtweg unglaublich an und bietet einen Grad an Qualität, den man im Mobile-Bereich nicht häufig sieht. Selbst Zelda, das mit nur 30 FPS läuft, fühlt sich an, als bewege es sich eine Generation jenseits jeglicher Smartphones, wenn es um Ambitionen und Qualität geht.

Interessant war, dass mit nur drei Ausnahmen alle vorgeführten Spiele mit fixen 60 Bildern pro Sekunde liefen. Die Ausnahmen bildeten Skylanders, Bomberman und Zelda. Von so gut wie nichts als 60-FPS-Spielen umgeben zu sein, ist wirklich nett und macht Lust auf das Gerät, trotz der etwas untermotorisierten Hardware.

Wie steht es also um die Spiele? Wir begannen mit ARMS, dem Kampfspiel das seit seiner Ankündigung viel Aufmerksamkeit bekam. Der erste Gedanke führt natürlich zu Punch-Out und das ist durchaus nachvollziehbar. Aber ARMS ist eher eine etwas vereinfachte Version von SEGAs legendärer Virtual-On-Serie. Wir hielten die beiden Joy-Cons vertikal in einer Zwei-Stick-Konfiguration und bewegten uns, indem wir sie nach links und rechts neigten. Die L- und R-Tasten nutzt man für Dashes und Springen, während alle Angriffe über Schlagbewegungen erfolgen. Rechter und linker Haken sind ebenso im Repertoire, wie gerade Schläge und ein Griff-Move. Dazu ein Spezial-Balken, der eine Barrage an Angriffen auf den Gegner niederregnen lässt, wenn ihr ihn füllt. Es ist simpel, gut ausgearbeitet und einfach brillant. Es war eines der spaßigsten Spiele im Angebot. Zusammen mit cooler Optik und super-stabiler Performance könnte ARMS ein großer Hit für Nintendo werden.

Dann kam Mario Kart 8 Deluxe, eine Umsetzung des Wii-U-Spiels. Im gedockten Modus läuft es mit vollen 1080p60, ein deutlicher Sprung gegenüber dem Original, und sieht einfach toll aus. Im portablen Modus gibt das Spiel stattdessen besagte 720p aus. Diese Version bringt auch einen echten Battle Modus wie in alten Mario-Kart-Titeln mit sich. Das bedeutet eine neue Online-Lobby, viele Charaktere und eine gewaltige Auswahl an Strecken, was die Switch-Version zur besten Ausgabe dieses Spiels machen sollte.

Splatoon 2 ist eine eher kleinere Steigerung und fühlt sich eher wie eine Erweiterung des Originals an. Aber das ist keine schlechte Sache, immerhin handelt es sich um eines der besten Spiele auf der Wii U, weshalb wir die neue Version sehr begrüßen. Es sieht gut aus und läuft auch recht gut, ist allerdings auf 720p limitiert, wenn die Konsole gedockt ist. Interessant ist, dass all die anschließbaren Controller volle Bewegungssteuerung beherrschen. Selbst der Pro Controller - ein Feature, über das der Pro Controller der Wii U nicht verfügt.

Zelda war definitiv ein Highlight und weist signifikante Verbesserungen gegenüber der Wii-U-Version auf, die wir im letzten Jahr spielten. Schnellere Performance, höhere Auflösung im gedockten Zustand und viele Verfeinerungen ließen uns nach den nur 20 Minuten, in denen wir die Welt erkunden durften, hungrig nach mehr zurück. Es sieht großartig aus und fühlt sich auch so an. Switch wird vermutlich die beste Plattform sein, um Breath of the Wild zu erleben. Sonst gibt es nicht viel Neues zu sagen im Vergleich zu früheren Versionen. Aber es fühlt sich definitiv an, als machte das Spiel gute Fortschritte und als werde es zum Launch sehr ausgereift sein.

Unter den anderen großartigen Spielen befindet sich Sonic Mania, das aussieht und sich anfühlt wie jede andere von uns getestete Version. Sonic Mania für unterwegs ist ein verlockender Vorschlag - wenn uns Sega doch nur eine Retail-Version des Spiels auf Cartridge anbieten würde. Fast RMX ist ein weiterer beeindruckender Titel: Als Weiterführung von Fast Racing Neo auf Wii U stützt sich der High-Speed-Racer des kleinen deutschen Teams Shin'en auf bemerkenswert flüssige Darstellung, eine hohe Framerate und eine exzellente Spielmechanik. Es ist eines der besten Rennspiele auf der Wii U und sollte das Line-up prima ergänzen.

Natürlich fällt nicht alles so positiv aus - 1 2 Switch ist ein Beispiel dafür. Als Beinahe-Vollpreisveröffentlichung fühlt sich diese Minispielsammlung auffällig karg und simpel an. Die meisten der Spielchen beschränken sich auf eine einfache Mechanik, etwa das Zählen der Kugeln, die im Joy-Con herumrollen, anhand haptischen Feedbacks - nichts davon muss den Screen mit einbeziehen. Derlei Dinge würden Spaß machen, steckten sie im Bundle mit jeder Konsole, aber für den verlangten Preis scheinen sie nicht lohnend.

Ultra Street Fighter 2 sticht ebenfalls als merkwürdige Entscheidung heraus. Ein weiterer Fast-Vollpreis-Release, aber diesmal der Port eines 2008 auf Xbox Live Arcade veröffentlichten Spiels: Super Street Fighter 2 Turbo HD Remix. Sicher, es gibt hier einiges an neuen Inhalten, darunter neue Charaktere und einen Story-Modus, aber auch bessere Wege, um Street Fighter zu erleben. Zumindest wäre es fantastisch, wären die Original-Pixel-Art-Grafiken als Option für Puristen enthalten, die keine Fans der neu gezeichneten Sprites sind.

Super Bomberman R ist das nächste Kuriosum: Oberflächlich gesehen ist es Bomberman und spielt sich gut, aber es ist technisch enttäuschend, und zwar auf eine Art, die uns kopfkratzend zurückließ. Mit dem Look eines minderwertigen PS3-Spiels packt es nur 30 FPS - eine Performance, die für Bomberman keinen Sinn ergibt. Ihm fehlt die Politur, die man von einem solchen Spiel erwarten würde, und fühlt sich letztlich mehr wie ein Budget-Titel an als irgendwas sonst. In Sachen Bomberman bleibt das Saturn Bomberman wohl der Boss.

Zu diesem Zeitpunkt kann man mit Sicherheit sagen, dass die Hardware beeindruckend ist, aber das Line-up und die Preisgestaltung eine Menge vermissen lassen. Abgesehen von Zelda ist zum Launch sehr wenig Software verfügbar und was vorliegt, sieht durchschnittlich aus. Warum nicht mit der Konsolenveröffentlichung warten, bis Spiele wie Mario Kart und ARMS ebenfalls bereit sind? Angesichts dessen, wie die Enthüllung gehandhabt wurde, haben wir erwartet, dass von Nintendo mehr vom Start weg kommt. Falls das System nicht früh an Zugkraft gewinnt, könnte das seinem Langzeitpotenzial schaden und das ist ein ernsthaftes Problem, vor allem ohne die Möglichkeit, auf den 3DS zurückzugreifen.

Die Online-Pläne sind ebenfalls enttäuschend. Nintendo ist nicht bekannt dafür, ein funktionsreiches Netzwerk zu betreiben. Daher könnte die Bezahlpflicht dafür sorgen, dass sich einige Spieler abwenden. Dass der In-Game-Chat über eine Telefon-App statt über die eigentliche Konsole läuft, erscheint unangebracht. Während es darüber hinaus schön ist, jeden Monat ein neues NES- oder SNES-Spiel zu erhalten, ist das Wegnehmen dieses Spiels nach Ende des Monats ein merkwürdiger, nicht mit den Wettbewerbern harmonierender Schritt.

Dann haben wir den Preis. Obwohl er sicher keine Abschreckung für den Hardcore-Markt darstellt, könnte er potenzielle Käufer fernhalten, besonders wenn man eine PS4 oder Xbox One für weniger Geld kaufen kann. Die Kosten für die Peripherie stehen der Mehrspielernatur vieler Titel entgegen. Um Spiele wie ARMS angemessen genießen zu können, das erfordert eine beträchtliche Investition im Vorfeld, und es liegt nicht gerade auf der Hand, wie viele Leute das als lohnend empfinden werden.

Trotzdem, ungeachtet solcher Hänger ist hier eine Menge Potenzial für ein tolles Gerät. Die Hardware fühlt sich großartig an und erhält den vollen Nintendo-Support. Auch wenn Ports von leistungsstärkeren Systemen nicht zur Norm werden mögen: Vielleicht erleben wir ja, dass Third-Party-Hersteller ihr 3DS-Line-up mit neuen Switch-Spielen ersetzen, was der Konsole eine einmalige Software-Bibliothek beschert? Abwarten und schauen. Und angesichts des weniger als zwei Monate entfernten Veröffentlichungsdatums müssen wir nicht lange warten, bis wir detaillierter Hand an die Hardware legen können. Hoffen wir, dass Nintendo es hinbekommt.

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John Linneman

Senior Staff Writer, Digital Foundry

An American living in Germany, John has been gaming and collecting games since the late 80s. His keen eye for and obsession with high frame-rates have earned him the nickname "The Human FRAPS" in some circles. He’s also responsible for the creation of DF Retro.
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