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Galaxy Force II & Thunder Blade - Vinyl Soundtrack Rezension

Komponist: Various Artists

Label: Data Discs

Stil: 70s-Porno-Chiptunes und frühe 80s-Cop-Chiptunes

Erhältlich über: Amazon, Label, Discogs, Ebay

Das Spiel: Geballte SEGA-Arcade-Pixel-Scaling-Power im Weltraum und im Hubschrauber

Die Editionen: Das Cover der einzelnen Platte zeigt ausschließlich Galaxy Force II und vielleicht ist Thunder Blade wirklich nur hier, um die Platte voll zu bekommen. Auch der Artwork-Druck innen zeigt nur Galaxy Force II, aber dann: Wer will schon einen Hubschrauber, wenn er eine Roboter-Frau im String-Tanga haben kann, die in ihrem Space-Scooter herumfliegt. Ah, die 80er. Die 45rpm-Platte kommt in drei Versionen: Limitiert ist die transparente Platte mit gelbem Splatter, regulär gibt es quietschgelb und schwarz.

Seite A: Es geht halt nichts über ein gutes Coin-Jingle. Da möchte man gleich noch mal nachwerfen, um diesen Glückssound des Continues zu haben. Um dann im jazzigen Bit-Sound seinen Stage zu wählen und dann... Ich würde sagen 70s-Science-Fiction-Pornos. Das war die Vorlage für dieses Meisterwerk des Chiptunes-Smooth-Lounge. Ich sehe mich dazu weniger Ballerorgien im All abhalten als unzüchtige Dinge unter einem Diskoball tun. Aber, und dass muss man einfach sagen: Super-Sexy-Smooth! Ich habe grad gesehen, dass die Roboter-Cyborg-Frau auf dem Cover nicht nur Brüste sondern auch Nippel hat. Es war echt eine andere Zeit des Gamings... Ist das ein String-Tanga? An einem Roboter?!? Was zur Hölle, Japan? Kein Wunder, dass auch ein Track namens "Defeat" eher wie eine Orgie aus "Mad Men, The Next Generation" klingt. Auch danach bleiben wir im smoothen Lounge-Jazz der späten 70er, die zarten Melodien klimpern elegant vor sich hin, der Martini hat genau die richtige Temperatur. Es fällt extrem schwer, sich irgendwas mit Weltraumaction vorzustellen. Nicht mal Star Wars war so "suave" wie Galaxy Force II. Noch eine Hammond-Style-Jam-Session in den Mix. Sicher, ich bin eh noch von Sexy Robots fasziniert. Warum ein Tanga? Ist da drunter etwa was? Ach nee, was war das denn? Ein 80s-SciFi-Jingle zum Ende hin? Wo kam das denn her?

Egal, als wäre es nie passiert, geht das lässige Fläzen in Schlaghosen weiter. Komplexe Drum-Rhythmen, relativ schneller Jazz - alles was für die private Tanzfläche irgendwo auf halben Weg vom Discoball zum Bett mit eingebautem FM-Radio. Wo dann genau das läuft. Wo daneben dann ein Galaxy Force II Automat steht. DAS ist dann 70s-SciFi-Porn! Der Arranged-Track des ersten Stücks als Bonus zum Ende scheint fast schon eine Parodie zu sein. Dazu hätte sich sogar Roger Moore die Krawatte zurechtgerückt und den Schlafzimmerblick aufgesetzt, bevor er sich Hasch Mich nähert.

Seite B: Thunder Blade ist definitiv nicht Porno, und nicht mehr so richtig 70er. Mehr ganz frühe 80er Cop-Show, die das letzte Jahrzehnt noch nicht ganz überwunden hat, aber sich der Sonny Miamis langsam nähert. Schneller, aber trotzdem nicht gestresster Beat, hier und da ein wenig Neon. Hubschrauber? Ja, doch, da ist so was wie ein Rotoren-Sound immer mal wieder. Aber ganz sanft. Jap, ich bin beim nächsten Track überzeugt, der da "Burning Point" heißt. Das ist der Name der Cop-Show und sie spielt in... Ich würde sagen New Orleans und ist ein ganz klein wenig gritty, aber nicht zu sehr. Es gibt mit der 38er-in-der-Hand-auf-dem-Hintern-über-die-Motorhaube-des-Chevy-rutschen-Action. Kein Hubschrauber in Sicht, dafür ein paar Jingles, die weiter genau diesem Früh-80er-TV-Serien-Beat entgegenkommen. Eine relativ klare Melodie, ausgedehnte Bridge-Passagen, um Credits in Ruhe einzublenden, ich sehe "Burning Point" direkt vor mir. Thunder Blade, die Arcade-Maschine? Was weiß ich, ich hatte nur die Master System Version und die klang sicher nicht so. Diesmal sind der Bonus sogar drei Tracks und sie sind sehr praktisch, sollte ich doch eines Tages "Burning Point" produzieren können. Der erste ist für die richtig teure Action-Szenen, der zweite ein dramatisches Jingle, wenn die Helden zum Abspann in den Sonnenuntergang gehen und der letzte... passt hier überhaupt nicht rein. Das ist eine richtig coole Midtempo-Chiptunes-Ballade. Schade, dass sie nur eine halbe Minute dauert.

Eine Platte wie: Schnauzbärtige 80s-Cops, die auf einen 70s-Disco-Porno-Set ermitteln.

Eine Art Fazit: Data Discs Mastering ist wie immer herausragend, die Edition wirkt aber insoweit seltsam, dass sie Thunder Blade eine ganze Seite widmet, nur nicht im Design der Platte. Was die beiden Soundtracks angeht: Ja, so etwas hat SEGA auch gemacht. Und zum Laufenlassen ist es ehrlich gesagt erstaunlich gut geeignet. Sehr entspannt für Chiptunes. Aber eben auch sehr seltsam, wenn man die Themen der Games bedenkt.


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Gehört und genossen auf...

Dies ist die "Eurogamer-Referenz-Anlage": Plattenspieler - Thorens TD 203 (Test); Phono-Verstärker - Pro-Ject Phono Box DS2 USB; Stereo-Verstärker - Teufel Kombo 62 CD-Receiver; Boxen - Nubert nu Vero 30 (Test); Kopfhörer: Beyerdynamic Amiron (Test) + A20 (Test)


Über den Autor
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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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