Wenn du auf einen Link klickst und etwas kaufst, können wir eine kleine Provision erhalten. Zu unseren Richtlinien.

Destiny 2 - Alles auf Anfang

Die Stadt ist weg, was machen wir jetzt?

Ohrenbetäubender Jubel im Publikum brandet in den Hallen des Jet Centers in Hawthorne, Kalifornien auf, als die ersten Trailer zu Destiny 2 auf dem überdimensionalen Bildschirm gezeigt werden. Bungie und Activision verstehen es, die Fortsetzung des Loot-Shooters medienwirksam zu inszenieren und liefern eine rasante Abfolge von Filmsequenzen und actionreichen Spielszenen, in denen das beachtliche Waffenarsenal und die neuen Fokus-Fähigkeiten der Hüter im Mittelpunkt stehen. Keine reine Show, denn an Dutzenden von PC und PS4-Anspielstationen, können sich die Besucher im Anschluss an die Präsentation, bei der unter anderem auch Activison-CEO Eric Hirshberg anwesend war, selber davon überzeugen, wie sich Destiny 2 spielt. Das habe ich mir natürlich auch nicht zweimal sagen lassen, denn als Destiny-Fan der ersten Stunde, warte ich sehnsüchtig auf neue Inhalte und Features. Ist es doch in den letzten Monaten ganz schön ruhig geworden und der nur tröpfelnde Nachschub an Inhalten jeweils innerhalb von ein paar Stunden spieltechnisch abgefrühstückt.

Das Credo für Destiny 2 lautet: Alles auf Anfang. Eine Invasion der Rotlegion, eine besonders fiese Sorte von Kabal, unter der Führung von Lord Ghaul, legt die letzte Stadt in Schutt und Asche und verstreut die kläglichen Überreste der Menschheit in alle Winde. Die prall gefüllten Vaults der Hüter sind zerstört und jetzt heißt es von Neuem beginnen und den mächtigen Aggressor in die Schranken weisen. Versprochen wird eine epische Geschichte, verpackt in kinoreifen Bildern. Nun, das mit der epischen Geschichte sollte ja auch für Destiny gelten, entpuppte sich dann eher als ein recht dünnes Story-Gebilde und wurde weniger im Spiel, als auf den Grimoire-Sammelkarten abgehandelt. Die neue Prämisse klingt aber auf jeden Fall schon mal vielversprechend, aber um reihenweise Aliens wegzuballern, brauche ich auch nicht unbedingt einen tiefgründigen Hintergrund. Dafür brauche ich starke Waffen mit fühlbarem Feedback und spektakuläre Fokus-Fähigkeiten. Genau das scheine ich auch zu bekommen.

Anspielen konnte ich die erste Mission der Kampagne mit dem Titel „Heimkehr", in dem ich mich durch die Ruinen des Turms zu einem Schiff der Rotlegion-Invasoren durchballern musste. Als Hüter stand mir ein Warlock zur Verfügung, der schon über einige Fähigkeiten und eine solide Ausrüstung mit Lichtlevel 200 verfügte. Meine Aufgabe ist es zuerst, ein paar anstürmende Wellen Kabale zu vernichten. Die Inszenierung ist wuchtig, überall brennt es, Granaten schlagen ein, Legionäre stürmen auf mich zu und zu allem Überfluss werde ich noch von den Bordkanonen eines Raumschiffs unter Beschuss genommen. Alles gewohnt chaotisch, aber trotzdem immer beherrschbar.

Das Waffensystem wurde überarbeitet, die drei zur Verfügung stehenden Slots werden nun unterteilt in kinetische Waffe, Energiewaffe und Powerwaffe, wobei die Energiewaffe noch einen zusätzlichen Elementarschaden verursacht. Unter den Powerwaffen finden sich dann beispielsweise die Scharfschützengewehre und neuerdings auch handliche und sehr nützliche Granatwerfer. So ausgerüstet ist es ein leichtes für mich das Kanonenfutter mit gezielten Schüssen nieder zu strecken. Der erste Zwischenboss mit langer gelber Lebensleiste erfordert schon etwas mehr Aufmerksamkeit und ich nutze meine Fokus-Superfähigkeit Dämmerungsklinge. Mein Warlock zückt daraufhin sein Schwert und lässt aus der Luft mehrere Sekunden lang Feuer auf die Gegner herabregnen. Mit der entsprechend verheerenden Wirkung. Die Mission endet nach gut einer Viertelstunde Minuten Ballerzeit, die opulenten Zwischensequenzen nicht eingerechnet, mit einem schattenhaften Auftauchen von Oberfiesling Ghaul und lässt mich zufrieden zurück. Das Gunplay ist gewohnt gut, die neuen Fähigkeiten eine echte Bereicherung.

Als nächstes geht in den kooperativen Multiplayermodus und ich spiele mit zwei Kollegen den Strike mit dem Titel „The Inverted Spire". Schauplatz ist der Planet Nessus, unter dessen Oberfläche die Kabale ein Monstrum erweckt haben. Diesmal ist mein Hüter ein Titan, der mit einer Minigun als Hauptwaffe in ein paar Sekunden ein 70-Schuss-Magazin auf die Gegner abfeuert und mit seiner Super-Fokusfähigkeit ein Energieschild werfen kann, was an eine Captain America-Attacke erinnert. Oder gewaltige Sprünge ausführen kann und bei der Landung mit beiden Armen auf den Boden schlägt. Um bei der Marvel-Analogie zu bleiben, das erinnert mich an einen sehr wütenden Hulk. Gut 30 Minuten sind wir beschäftigt Vex und Kabale aus dem Weg zur räumen, über schwebende Plattformen zu springen, Höhlensysteme zu erkunden und einer Art riesigem Bergbaubagger auszuweichen, dessen wuchtige Schaufeln uns beim Auftreffen ordentlich Energie abzwacken. Das ist aber alles nur eine Fingerübung gegen den Boss, der uns in drei Stufen das Leben mit Dauerfeuer schwermacht und auch immer wieder reichlich Minions zur Hilfe holt. Abwechslungsreich und herausfordernd, so muss ein Koop-Einsatz laufen. Ich bin schon sehr auf den ersten Raid gespannt.

Wer es lieber kompetetiv mag, für den ist der Schmelztiegel mit seinen PvP-Modi wieder der richtige Anlaufpunkt. Ausprobieren konnte ich den neuen Modus „Countdown", der auf der ebenfalls neuen Karte „Midtown" spielte. In zwei Viererteams geht es darum eine Bombe innerhalb der gegnerischen Basis zu platzieren und so lange zu verteidigen, bis diese explodiert. Leichter gesagt, als getan. Die Map ist schön verwinkelt mit mehreren Lanes, die zu dem jeweiligen Platz mit der Bombe führen. Es gibt viele Spots für Scharfschützen, ohne das Campen eine dauerhafte Option wäre und dank der Sprungfähigkeiten der Hüter gibt es in brenzligen Situationen auch immer einen (Aus)Weg über die Hausdächer. Vorausgesetzt man ist schnell genug, was ich nicht bin, wie ich leidvoll nach einem desolaten sechs zu null nach dem Probematch feststellen musste.

„Das neue Feature der Guide-Spiele funktioniert im Prinzip wie eine Dating-App", erklärt mir Lars Bakken von Bungie. „Clans preisen ihre individuellen Angebote an und ein interessierter Spieler kann sich für einen einzelnen Strike, Raid oder Event einfach probeweise anschließen. Wenn ein Clanaufruf auf den ersten Blick nicht gefällt, wird dieser eben weggeklickt, ganz wie bei Tinder." Guide-Spiele sind in mehrerer Hinsicht eine interessante Neuerung.

Laut Bungie nehmen nicht mal die Hälfte aller Spieler an Raids teil und verpassen somit einen erheblichen Teil der Destiny-Spielerfahrung. Der Grund: Für einen Raid beispielsweise, werden sechs Mitspieler benötigt, die gemeinsam einen besonders hartnäckigen Boss niederringen sollen, um an hochwertige Ausrüstung und Waffen zu gelangen. Wer keinen festen Freundeskreis hat, mit dem er losziehen kann, bleibt nichts anderes übrig, als sich Online einer Truppe anzuschließen. Und wie das dann als Neueinsteiger mit Profis zusammen ausgehen kann, ist leider nicht immer gerade spielspaßfördernd.

Wer von einem Clan unter die Fittiche genommen wird und in Ruhe Strikes, Raids und Prüfungen angehen kann, wird schneller Freude an dem actiongeladenen Mehrspielerpart von Destiny 2 haben. Der Anreiz für die Clan-Community besteht in gesonderten Belohnungen für das Angebot an Guide-Spielen und natürlich der Möglichkeit neue feste Mitglieder zu rekrutieren. Für mich ein sehr interessanter Ansatz, denn gerade das Gefühl der Freude, wenn ich mit einer Truppe nach zähem Ringen endlich den Endboss gelegt habe, zählt zu den ganz großen Stärken von Destiny.

Was ist sonst noch von Destiny 2 zu erwarten? Mit der Europäischen Todeszone, Titan, dem Jupiter-Mond Io und dem Vex-Stützpunktplaneten Nessus vier neue Schauplätze, die sich optisch deutlich unterscheiden und von Waldgebieten und Dünenlandschaften bis zu technischen Megabauwerken und verwinkelten Höhlensystemen unterschiedliches Terrain aufbieten.

Und das alles auf dem PC und der PS4 Pro auch in knackscharfer Auflösung von 4K. Optisch gab es bei meinen Spielproben eh nichts zu nörgeln, das sah alles schon sehr, sehr gut aus. Apropos PC, Destiny 2 ist nicht wie der Vorgänger konsolenexklusiv, sondern lässt euch auch am Gaming-Rechner in den Kampf gegen Ghaul ziehen. Ich persönlich komme mit der Maus und Tastatursteuerung nicht sonderlich gut zurecht und würde ein Gamepad anschließen, aber da scheiden sich ja bekanntlich die Geister. Übrigens wird Destiny 2 nicht über Steam erhältlich sein, sondern wird nur über das hauseigene Battle.net aktiviert, so bleibt das Geld in der Activision-Blizzard-Familie.

Und nein, es wird kein Crossplay über den Plattformen möglich sein, PC, PS4 und Xbox One-Spieler bleiben unter sich. Erwähnenswert finde ich noch den neuen Navigator, bei dem die Aufgaben auf der Übersichtkarte angezeigt und ausgewählt werden. Und der Sprung zum nächsten Abenteuer, beispielsweise zu einem Verlorenen Sektor, dabei handelt es sich um Dungeons mit harten Bossen und entsprechend lohnendem Loot, erfolgt ohne einen vorherigen Ausflug in den Orbit. Na endlich.

Nach dem ich alle anspielbaren Modi ausgiebig ausprobiert habe, bin ich extrem positiv für den Destiny-Neustart eingestimmt. Der Shooter-Mechanismus funktioniert gewohnt fantastisch und hat meiner Meinung nach noch in Bezug auf Treffer-Feedback und Waffen-Gefühl ordentlich zugelegt. Die neuen Fokus-Fähigkeiten sind nicht nur optisch eine Wucht, sondern verursachen auch entsprechend spektakulär Schaden. Eine neue Hüter-Klasse wäre noch wünschenswert gewesen, aber noch ist ja nicht alles bekannt, was Bungie so alles in der Hinterhand hat. So oder so, bald geht es weiter und ich freue mich nach diesem ersten Geschmack auf das Neue so richtig darauf. Und ich meine: So richtig,. Nächster Stopp: Die Beta im Sommer.

In diesem artikel

Destiny 2

PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, PC

Verwandte Themen
Über den Autor
Ulrich Wimmeroth Avatar

Ulrich Wimmeroth

Freier Autor

Mag Rollenspiele und Ego-Shooter, sammelt Retro-Konsolen und nutzt seinen PC hauptsächlich zum Schreiben über Spiele. Und für Strategie natürlich. Und das seit Dekaden.

Kommentare