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Rayman: Wie es dazu kam, dass der SNES-Prototyp veröffentlicht wurde

Omar Cornut über die frühe Version und seine Faszination für unveröffentlichte Spiele.

In dieser Woche veröffentlichte Omar Cornut den lange verschollenen Prototyp eines Rayman-Spiels für das Super Nintendo Entertainment System. Ursprünglich sollte Rayman bereits auf dem SNES seine Premiere feiern, doch dazu kam es letzten Endes nicht.

Ausschlaggebend dafür waren die neuen, leistungsfähigeren Konsolen mit ihren optischen Laufwerken, die schließlich dafür sorgten, dass Rayman für das SNES eingestellt wurde. Und das, obwohl sich das Spiel bereits der Fertigstellung näherte. Aber umsonst war das alles nicht. Für die neueren Plattformen haben Michel Ancel und sein Team das Spiel überarbeitet und so wurde es schließlich zu dem Rayman, das wir heute kennen.

Omar Cornut

Einen frühen Vorgeschmack auf dieses SNES-Spiel erhaltet ihr mit Prototyp, der sich hier runterladen lässt. Es ist ein faszinierender Einblick in die Anfangszeit des Helden, mit dem bis heute zahlreiche Spiele veröffentlicht wurden.

Cornut ist selbst in der Spieleindustrie aktiv, war zuletzt etwa Creative Director von Wonder Boy: The Dragon's Trap, hat in den letzten Jahren aber auch schon an Titeln wie der Vita-Version von Tearaway, Media Molecues Dreams sowie Wild Sheep Studios und Michel Ancels Wild gearbeitet. Nebenbei unterstützt er die Seite SMS Power!, die sich überwiegend mit den alten 8-bit-Systemen von SEGA beschäftigt. Mit ihm unterhielt ich mich ein wenig über den Rayman-Prototyp und seine Faszination für diese älteren Titel.

Wie kam er zum Beispiel an den Prototyp? "Ich lieh mir die Cartridge von Michel Ancel, der sie von einer anderen Person erhalten hat, glaube ich. Es ist ein sehr früher und primitiver Demo-Build, nicht wirklich ein komplettes Spiel. Daher ist es mehr eine Kuriosität als alles andere", so Cornut im Gespräch mit Eurogamer.de.

Wo die Cartridge genau gefunden wurde, weiß er jedoch nicht. Sie sei allerdings in einem guten Zustand gewesen, was für ihn natürlich von Vorteil war: "Dieses Cartridges tendieren dazu, über Jahrzehnte irgendwo versteckt rumzuliegen, bis jemand auf den Gedanken kommt, mal wieder seine Sachen zu durchstöbern."

Wie anfangs erwähnt, handelt es sich hierbei um eine frühe Version, am Spiel wurde damals noch ein gutes Stück länger gearbeitet. Dennoch sollte man sich möglicherweise keine allzu großen Hoffnungen darauf machen, dass diese Version irgendwann noch gefunden wird. Komplett ausschließen lässt sich das allerdings auch nicht.

"Nun, ich glaube, dieser frühe Prototyp wurde gefunden, weil Michel vor einem Jahr einen Scan eines älteren Spielemagazins im Internet sah, in dem die SNES-Version abgebildet war. Die Scans waren farbenfroh und zeigten zwei Raymans für zwei Spieler", erklärt er.

"Michel schrieb in einem Instagram-Beitrag, dass das Spiel ziemlich fortgeschritten oder sogar fertig war, aber leider verlor man alles davon. Ich denke, als er das schrieb, kam jemand auf ihn zu und sagte: 'Hey, ich habe da etwas.' Und dann brachte diese Person ihm die Cartridge. Leider enthält die Cartridge eine sehr viel frühere Version als das, was in den alten Scans beschrieben wurde. Aber es ist dennoch nett zu sehen. Vielleicht finden wir eines Tages einen späteren Build!"

Michel Ancel entdeckte beziehungsweise erhielt den Prototyp bereits letztes Jahr. Bis er jetzt veröffentlicht wurde, dauerte es also eine Weile, was nicht unbedingt für ein mangelndes Interesse auf Ancels Seite sprechen muss. Cornut zufolge hätten die meisten Leute einfach nicht die nötige Hardware dafür oder wissen nicht, wie man eine SNES-Cartridge ausliest. "Daher ist es einfacher, es an jemanden weiterzugeben, der damit vertraut ist", sagt er.

Am Prototyp von Rayman interessiert ihn besonders folgendes: "Es ist nett, die bescheidenen Anfänge eines Projekts zu sehen, das zu so etwas Großem wurde. Wenn man selbst als Schöpfer an etwas arbeitet, ist es eine gute Erinnerung daran, dass nicht alle großartigen Spiele das auch schon immer während der Entwicklung waren."

Cornut befindet sich schon seit langer Zeit auf der Jagd nach Retro-Prototypen und unveröffentlichten Spielen. Solche Sachen tauchen seinen Angaben zufolge öfter auf, als ihr vielleicht denkt.

"Viele Leute, die in dieser Ära arbeiteten, haben vielleicht solche alten Cartridges noch irgendwo versteckt oder irgendwelche Daten auf einer alten Festplatte", erklärt er. Es sei immer toll, wenn so etwas wieder ans Licht komme. Die meisten dieser Dinge hätten zwar keinen kommerziellen Wert, könnten aber sehr aufschlussreich sein. "Wenn irgendjemand das hier liest und mit dem Master System oder Game Gear gearbeitet hat, hoffe ich, dass er mich kontaktiert."

Auf YouTube ansehen

Seit nun mehr 20 Jahren beschäftigt sich Cornut mittlerweile damit: "Es ist Teil der Kultur und der Geschichte unseres Mediums, also warum sollte man es nicht präservieren, wenn es möglich ist? Ich fing 1997 mit der Suche nach solchen Spielen an und las sie aus, um Master-System-Titel spielen zu können. Es ist eine Grauzone, aber wenn niemand es tun würde, gäbe es sie nirgends. Ob Hersteller, Entwickler oder Länder, niemand kümmert sich gründlich und ernsthaft um die Erhaltung solcher Arbeiten. Daher entschied ich mich, es mit 8-bit SEGA-Spielen zu tun, weil ich diese Konsolen liebe."

Durch das Sammeln von Cartridges aus aller Welt, Auktionen und Gespräche mit verschiedenen Leuten stößt er mittlerweile regelmäßig auf Testmuster oder Prototypen und besitzt bislang knapp 100 Stück davon. "Es ist ein Hobby, das Spaß macht, denn man versteht die Veränderungen, die an einem Spiel vor dem Mastering vorgenommen wurden. Aber hauptsächlich suche ich nach ihnen, damit ich sie mit anderen teilen kann", ergänzt Cornut.

Er selbst hat auch eine ganz gute Vorstellung davon, was er unbedingt mal in die Finger bekommen möchte: "Mein Traum ist es, einen Prototyp der Floppy-Disk-Erweiterung in die Hände zu bekommen, die SEGA auf irgendeiner alten CES für das Master System angedeutet hat. Vor ein paar Jahren fand ich den Prototyp eines Grafiktabletts für das Master System, also kann man schon Glück haben, wenn man nur lange und gründlich genug danach sucht!"

In diesem artikel

Rayman

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Benjamin Jakobs

Leitender Redakteur News

Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.
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