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Thorens TD 203 Plattenspieler - Test (und Vinyl Einsteiger-Guide)

Ein ausgezeichneter Startpunkt, um sich durch all die schönen Soundtracks zu bewegen

(Dies ist ein Hybrid aus Einsteiger-Guide in die Welt des Vinyls und ein Test des etwa 700 Euro teuren Thorens TD 203 - wenn ihr euch schon mit Platten und der Technik der Player auskennt, dann scrollt ein wenig zum Test nach unten)

Bis vor kurzem konnte ich noch sagen, dass ich mich seit über 20 Jahren nicht mehr mit Vinyl, Plattenspielern und solchen Dingen beschäftigt hatte. Als ich anfing, mich mit HiFi zu befassen, kamen CDs gerade groß heraus - Mitte bis Ende der 80er -, Kassetten waren billig und Platten... Die waren einfach nicht mehr en vogue. Das hat sich mittlerweile grundlegend geändert. Für CDs gibt es im Zeitalter von Lossless-Streaming-Services oder auch nur Spotify wenig Grund mehr zu existieren. CDs sind nicht schön, ihre Cover klein und klanglich ist es halt ein digitales Medium, das nun von einem anderen digitalen Medium abgelöst wurde. Selbst über CD-Player muss man nicht mehr sprechen, wenn man keine Lust darauf hat, es gibt extrem hochwertige Netzwerkplayer mit nicht weniger exzellenten Digital-Analog-Wandlern. Schallplatten jedoch, die sind eine ganz andere Nummer.


Fangen wir simpel an: Wie funktionieren Schallplatten und Plattenspieler?

Als Format ist es archaisch und zwar gründlich. Die grundlegende Technik aus einem motorbetriebenen Plattenteller und einem elektrischen Tonabnehmer reicht bis 1926 zurück. Der Plattenteller ist klar, er dreht sich, um die Daten entlang des Lesekopfs, des Tonabnehmers zu bewegen. Und ja, eine Schallplatte ist nichts anderes als eine Form von Datenträger.

Auf der Schallplatte gibt es keine Rillen - Plural -, sondern nur eine einzige Rille, die eine Breite von 0,04 bis 0,07 Millimetern hat. Diese Rille kann vom Anfang der Platte außen bis zum Ende nach innen über 500 Meter lang sein. Diesen Weg läuft der Kopf ab, während die Platte sich dreht. Die Rille ist nicht gleichmäßig, sondern eine Art zerklüfteter Graben mit vielen, vielen Einkerbungen links und rechts, die dafür sorgen, dass die Spitze des Tonkopfs, auf der ein winziger Diamant sitzt, sich bewegt. Dieser Kopf, der "Stylus" oder auch einfach nur "Nadel", sitzt auf einem winzigen Steg, der in den eigentlichen Tonkopf führt. An seinem Ende sitzt ein Magnet, der sich zwischen zwei Spulen befindet, die die Veränderungen des Magnetfelds erfassen und weiterleiten können. Es wird also eine physische Bewegung in eine Magnetfeldänderung umgesetzt, die dann wieder als elektronisches Akustik-Signal verarbeitet werden kann. Ganz grob gesprochen und um einen ersten Einstieg zu geben.

Ihr habt jetzt ein Signal, das sehr leise ist und keine Bässe hat, solltet ihr es über einen ganz normalen Eingang in einen Verstärker einspeisen. Das klingt nach nichts und deshalb gibt es entweder an Verstärkern eigene Phonoeingänge oder ihr nehmt Phono-Verstärker - die mehr oder weniger die gleiche Technologie bieten, aber in einer getrennten Kiste. Das Ausgangssignal eines Plattenspielers ist in seiner Kurve dabei nicht zufällig und von Gerät zu Gerät unterschiedlich. Seit 1954 gibt es den RIAA-Standard, an den sich glücklicherweise jeder hält. Der Phono-Verstärker übernimmt jetzt die umgekehrte Signalanpassung: Höhen werden exakt reduziert, Bässe verstärkt. Auch wird das generelle Signal dramatisch verstärkt, da das Ausgabesignal eines Tonkopfs mitunter bis auf ein Tausendstel Volt runtergehen kann, während ein CD-Player zum Beispiel mit definierten 2 Volt daherkommt. Das Aufgangssignal des Phono-Verstärkers geht dann in einen normalen Verstärker und ihr habt das perfekte Musiksignal. Mehr oder weniger und je nachdem.

Was die Platten selbst angeht, gibt es drei grundlegende Größen und zwei Geschwindigkeiten, mit denen eine Platte abgespielt werden muss - oder kann, je nach Musik-Genre kann die Musik da auch selbst flexibel sein. Die Plattengrößen sind 7, 10 und 12 Zoll, wobei letztere mit Abstand am weitesten verbreitet ist. Diese Größe bestimmt natürlich zu einem guten Teil, wie lang die Rille sein kann und damit wieviel Laufzeit draufpasst. 7"-Platten findet ihr als Singles, meist mit ein oder zwei Tracks pro Seite. 10" bieten etwas mehr Platz und eine 12" kann bis zu 25 oder sogar 30 Minuten fassen. Dabei gilt, dass das Ausnutzen der absolut maximalen Laufzeit Einfluss auf die Qualität haben kann, da die Rille dann sehr dünn sein muss und meist nicht so präzise gepresst wird. Die Geschwindigkeit 33 und 45 bezeichnet die Drehungen pro Minute. Die Rillen einer 45er-Platte sind weiter und erlauben dem Stylus, leichter die gesamte Frequenzbandbreite zu erfassen. Der Nachteil ist eine kürzere mögliche Laufzeit. Eine 33er-Platte fasst mehr Musik, opfert aber in der Theorie Präzision bei der Erfassung. Praktisch jedoch ist das zum Teil auch eine Frage ganz anderer Faktoren, zum Beispiel ob das Mastering der Platte wirklich ideal getroffen wurde.

Die Frage ob 45 oder 33 am Ende "besser" oder "schlechter" ist... Wir sind jetzt im Bereich, für den ich HiFi liebe: Es ist Glaube und Wissenschaft. Manche sagen, das 45er mehr Hintergrundrauschen haben, manche sagen, dass sie weniger heraushören, ich würde sagen, dass die Wissenschaft klar die 45er bevorzugt, aber am besten klingt, was für euch am besten klingt. Und am Ende werdet ihr eh selten die Wahl haben, weil die Musik in den meisten Fällen - was ja am Ende des Tages das Wichtigste ist - eh nur auf einem Format geliefert wird. Mit Ausnahme ausgerechnet von: Metallica. Wer hätte es gedacht. Hier könnt ihr euch in 33 oder 45 wegschießen.


Platten pflegen und reinigen: Yes. It's a thing.

Kein Plattenspieler: Der Pro-Ject Vinyl Cleaner VC-S putzt eure Platten.

Bevor wir zu den Abspielgeräten kommen, noch eine Kleinigkeit zu den Platten selbst und etwas, das euch bei Phono immer betrifft, egal, für was ihr euch sonst an Technik entscheidet: Platten klingen sauber besser. Ihr habt diese winzige Rille, diese irrsinnig kleine Nadel, eine analoge Akustik-Übertragung. Staub und Dreck sind der Feind. Das Minimum ist ein feines Mikrofasertuch, mit dem ihr gelegentlich mal über die Platte geht, am einfachsten, wenn sie auf dem Teller liegt und sich dreht. Das gleiche gilt für eine der zahllosen Bürsten aller Preisklassen. Ein Hausmittel ist mit Plastikhandschuhen warmes Wasser, ein paar Tropfen Spülmittel und einen Tropfen Isoprophyl-Alkohol - deshalb die Handschuhe - zu mixen und die Rillen mittels einer dezenten Sprühflasche - vielleicht eine ausgediente Parfümflasche - zu benetzen. Auf die Mitte der Scheibe achtet ihr, da soll nichts rankommen. Danach wartet ihr ein wenig und wischt die Platten mit einem Mikrofasertuch ab.

Tut es auch: Ein handelsübliches Microfasertuch.

Wer es einfacher haben möchte, holt sich eine einfache, manuelle Waschanlage, die von 50 bis 100 Euro in zig Ausführungen zu haben sind. Ein wenig einer fertig gemixten Lauge dazugekauft, drehen und schon ist alles sauber. Luxus sind dann motorbetriebene Waschanlagen wie die Pro-Ject Vinyl Cleaner VC-S. Sehr schick, sehr effektiv und simpel, aber eben auch um die 500 Euro.


Grundlegendes: Welcher Plattenspieler ist für mich der richtige?

Ich teste hier den Thorens TD 203, weil ich denke, dass ich mit ihm den Player gefunden habe, der genau meinen Wünschen entspricht. Es ist aber wichtig, das ihr wisst, was diese Wünsche sind und euch überlegt, was eure sein könnten. Ich persönlich - und ich sage ausdrücklich persönlich, ich glaube bei nichts hier an ein richtig oder falsch! - bevorzuge es bei Vinyl so analog und Old School wie möglich zu halten - in einem gewissen Rahmen.

Vollautomatisches Kuriosum aus den frühen 80ern: Der Sharp OPTONICA RP-104 hat nicht nur 'Auto-Reverse', er kann sogar einen Track vor- und zurückskippen. Manchmal. Wenn er nicht grad kaputt ist. Oder der Sensor sich anders entscheidet. Er war schon etwas eigen, auf jede nur denkbare Art. (Bild von 1001hifi.com)

Im Bereich unter 1000 Euro habt ihr die grundlegende Wahl zwischen einem vollautomatischen, einem - eher seltenen - halbautomatischen oder einem manuellen Player. Der Vollautomatische hat eine Start- und Stop-Taste. Ihr legt die 12"-Platte auf, drückt auf Start und der Tonarm fährt von allein zum äußeren Rand. Genauso wird er auch wieder zurückfahren, sobald er den Endpunkt erreicht hat. Die Halbautomatik bezieht sich in der Regel auf eine elektronische Umschaltung der Geschwindigkeiten per Knopfdruck und manchmal auch - aber nicht zwingend - eine Endabschaltung, bei der der Tonarm von allein zurückfährt. Was ihr hier immer machen müsst, ist den Tonarm zum Startpunkt zu bewegen und mittels eines Hebels absenken. Ein manueller Plattenspieler hat manchmal eine Endabschaltung, aber eher selten. Was er vor allem nicht hat und - Achtung! - bei Video Game Vinyl ein echtes Problem sein kann, weil es viele 33er wie auch 45er gibt: Ihr müsst um die Geschwindigkeit zu wechseln den Riemen, der den Plattenteller antreibt, auf eine andere Rolle umlegen. Der Motor hat nur eine Geschwindigkeit und der Durchmesser der Rolle unter dem Teller bestimmt die Umdrehungsgeschwindigkeit.

Etwas normalere Vollautomatik: Der Thorens 158 spielt per Start-Taste ab und fährt auch brav den Arm wieder zurück.

Ich persönlich habe Spaß am Setzen des Tonarms und auch daran ihn zurückzusetzen. Es ist Teil der haptischen Erfahrung, ein wenig ein Initiations- und Abschlussritus für das Hören jeder einzelnen Platte, die ihr genießen werdet oder genossen habt. Wo ich die Grenze ziehe, ist den Riemen umzulegen. Ich höre viel 33er und 45er abwechselnd, das geht mir dann doch zu weit.

Dann gibt es Plattenspieler, die das Problem der geringen Leistung und Frequenzkurvenverlaufs beim Ausgangssignal selbst in die Hand nehmen und einen Phono-Verstärker direkt einbauen. Davon würde ich euch weitestgehend abraten. Ein Verstärker ist ein Gerät, dass sich nur bedingt minimieren lässt und auch wenn der eingebaute Phono-Amp in besseren Playern bequem ist und ein brauchbares Signal liefert, ist es nahezu garantiert, dass ein echter Stereo-Verstärker mit Phono-Eingang oder ein Phono-Verstärker, selbst ein recht preiswerter, euch ein deutlich hörbar besseres Ergebnis liefern wird. Eine Zwischenlösung die ich hier ausprobierte: Ich schloss einen preiswerten - 130 Euro - Sony PS-LX300 mit über den eigenen Phono an den Aux einer Nubert-Soundbar an und das Signal war dünn, dynamikbefreit und machte einfach keinen Spaß. Für 60 Euro kaufte ich einen alten Technics-Stereo-Verstärker aus den 90ern und der Klanggewinn war exponentiell, wobei ihr dann über den Pre-Amp-Eingang des Technics und den Tape-Ausgang an den aktiven Lautsprecher rausgeht. HiFi oder ideal würde ich nichts davon nennen, aber der Klanggewinn war fast schon ein Quantensprung. Sicher, mehr ein Low-Budget-Experiment, aber eines das zeigt, dass man auch mit wenig Geld aus einem zuvor mit dem eigenen Phono-Amp unterirdischen Player ein sehr solides Signal herausholen kann, wenn man diesen internen Amp eben außen vorlässt. Es gibt natürlich Player mit hochwertigeren Amps, der Thorens TD-170-1 Phono oder der Essentiell III Phono sind da schon andere Hausnummern, aber ich bleibe dabei: Trenntechnik ist der "way to go".

Digital mit verbaut: Pro-Ject Essential III Digital.

Schließlich gibt es dann noch sogenannte Digital-Player. Das bezieht sich nicht auf die Abspieltechnik, die ist wie immer, aber es gibt einen internen A/D-Wandler, der ein digitales Signal an einen optischen oder USB-Ausgang gibt. Dieses gebt ihr dann entweder an den Verstärker, Lautsprecher oder an einen Computer. Vor allem letzteres macht Sinn, um Platten zu digitalisieren. Im Gegensatz zu "Sicherungskopien" bei Computerspielen kann das hier wirklich Sinn machen, denn Platten nutzen sich mit der Zeit ab, da es einen physischen Kontakt der Nadel mit der Platte gibt. Das dauert laaaange, aber solltet ihr Platten haben, die sehr wertvoll und/oder selten sind und ihr oft hören wollt - oder einfach um manchem "on the go" zu lauschen - ist so ein Ausgang nicht verkehrt. Eine gute Alternative - und eine, die ich bevorzuge - ist ein Phono-Verstärker mit digitalem Extra-Ausgang. Hier gibt sehr gute Geräte zum Beispiel von Pro-Ject ab um die 130 Euro, aufwärts bis zu 32-bit PCM 768kHz ist möglich, wenn ihr dann mehr ausgebt. Ihr seid mit einer solchen externen digitalen Lösung auch nicht eingeschränkt bei der Wahl des Plattenspielers, ein weiterer Bonus.

Mein Favorit: Keine Schnörkel, keine Automatik und deutlich jenseits dessen, was ich mir jemals kaufen werde - der Thorens TD 2035 liegt um die 4000 Euro, da bleibe ich doch erst mal beim TD 203.

All das sei gesagt und ihr daran erinnert, dass dies meine Meinung ist. Für den Einstieg, um zu gucken, ob ihr überhaupt Spaß an alledem habt, ist so ein preiswerter, rundum ausgestatteter Player wie der preiswerte Sony vielleicht genau das Richtige. HiFi ist immer eine Reise. Ihr könnt ruhig erst mal das günstige Ticket lösen und gucken, ob sie euch gefällt. Wenn ihr dann mehr wollt, ist der Raum für Ausbauten endlos. Was uns endlich zu dem Test des Thorens TD 203 bringt.


Auf zum Thorens TD 203 - Äußerliches und Aufbau

Ein guter Plattenspieler beginnt fast immer mit dem Aufbau. Preiswerte Geräte - besagter Sony - sind in aller Regel wirklich komplett fertig und aus der Box einsatzbereit. Es kann dann bei höherwertigen Playern aber zu einer Wissenschaft ausarten, diesen richtig aufzubauen. Ihr habt ein System, das darauf basiert, dass eine Diamantnadel an einem langen Arm durch austariertes Gewicht eine hundertstel Millimeter dünne Rille durchläuft. Das ist anders, als etwas Digitales hinzustellen.

Ob nun weiß oder schwarz oder rot müsst ihr mit euch ausmachen - und mit dem, was zu euren Platten am Besten passt.

Der Thorens TD 203 - Kosten komplett um die 700 Euro - ist so etwas wie die Einsteiger-Variante in diese Kategorie. Ihr könnt eine Menge justieren, das Allermeiste ist allerdings fertig ausgerichtet. Aus der Kiste fällt euch das Netzteil, der Plattenteller, ein paar seltsame Metallringe, ein kleines Gewicht an einer Nylonschnur und das Handbuch entgegen. Oder vielmehr, es ist alles solide verankert und ihr befreit es vorsichtig. Hier wurde nichts der Gnade des Postboten überlassen.

Fürs Aufstellen eines Plattenspielers gibt es ein paar wichtige Anforderungen. Okay, eigentlich nur zwei. Die Erste: Er muss da, wo er steht, richtig gut aussehen. Sehr wichtig. Ihr solltet aber auch darauf achten, dass nichts wackelt. Und ich meine NICHTS. Wir reden hier von einem Andruckgewicht von um die 2 Gramm der Nadel auf die Plattenrille. Eine solide Basswelle einer Box muss sie nicht mal springen lassen, es reicht schone eine Veränderung des Andruckgewichts im Milligramm-Bereich, um die Klangeigenschaften zu verändern. Vielleicht der größte Kritikpunkt am 203 ist, dass er keinerlei Dämpfung mitbringt, aber da das in der Preisklasse auch nicht üblich ist... Ist halt so, guckt, wo ihr einen ruhigen Platz für ihn findet. Oder kauft ein paar Dämpfer. Von 5 Euro für ein Set an Gummifüßchen bis hin zu 800 Euro für Edelstahl-Anti-Resonanz-Kunstwerke ist da in jeder Preisklasse was zu finden, auch Thorens selbst hat ein Set im Angebot.

Motor, Riemen und Subteller - der zwar sauber verarbeitet und weitestgehend schwingungsfrei ist, aber von der Haptik zu wünschen übrig lässt. Egal, man sieht ihn ja so gut wie nie.

Der Aufbau selbst ist anhand des sehr detaillierten Handbuchs zum Glück auch für Laien ohne Probleme zu bewältigen. Die Ringe sind die Gegengewichte hinten am Tonarm. Den Ring in der Mitte des Tonarms solltet ihr gar nicht anfassen, das ist ein Vibrationsdämpfer, der nur da funktioniert, wo er sitzt. Das Auflegen des Riemens ist kein Problem und eine Justage der Spannung sollte erst nach ein paar Jahren fällig werden - wobei ihr dann vielleicht auch einfach mal einen neuen Riemen kaufen könnt. Ein kurzer Blick auf den Motor zeigt, dass er schwingend auf Dämpfern gelagert ist, ungewünschte Vibrationen sollten sich auf ein Minimum reduzieren. Dazu gibt es noch zwei Schrauben zur Justage der Geschwindigkeiten, von der ihr aber fürs erste die Finger lasst, weil man hier ohne Messschallplatte und stroboskopische Ausrüstung nicht weiterkommt. Ganz ehrlich an diesem Punkt: Für jemanden, der es an diesem Punkt gewohnt ist, Chips nachzuschlagen und zu gucken, welche Kombinationen des Digitalen verbaut wurden... Plattenspieler sind von der grundlegenden Technik her erfrischend simpel! Aber sicher, der Teufel der Komplexität steckt im Detail und vor allem der Physik und genau damit geht es auch weiter.

Einzig das winzige Gewicht an seiner Schlaufe wirft kurz Fragen auf. Dies ist das Antiskating-Gewicht. Als Skating bezeichnet man die Kraft, die wirkt, wenn die Reibung der Nadel in der Rille und die Lagerunsgkräfte eine Kraftwirkung erzeugen - Skating - die sich bei kleineren Rillen-Radien verringert. Um ein Gegengewicht zu haben, hängt dieses Gewicht dann am Tonarm hinten und je weiter der hintere Teil des Arms sich weg von der Platte bewegt, desto höher ist die Kraft, die er aufwenden muss, um das Anti-Skating-Gewicht, das hier über dem kleinen Seitenarm hängt, hochzuziehen. Dies gleicht die Skating-Kraft dann linear aus. Ist Physik. Und noch schlimmer: Mathematik. Nehmt es einfach hin.

Alles reine Physik: Das Antiskating-Gewicht an seinem seidenem Nylon-Faden.

Dann noch der etwa ein Kilo schwere - oder eigentlich "leichte" - Plattenteller drauf. Dieser ruht als Hauptteller direkt auf dem mit dem Motor verbundenen Subteller und ist alles Drum und Dran, müsst ihr euch nie sorgen machen, dass das was-auch-immer, auf dem er steht, den 203 vielleicht nicht aushält: Mit etwas über drei Kilo ist der Player ein Fliegengewicht, das Holz eine versteifte MDF-Platte mit sehr schönem Lack drauf, künstliche Gewichte gibt es nicht: Ein Plattenspieler ist eben kein Verstärker, bei dem die Kilos auf Qualität hindeuten (können). Dazu passt auch das Netzteil. Wer als Gamer Dinge wie den Klumpen der Xbox 360 kennt, wundert sich bei einem Gerät dieser Preisklasse schon etwas über das fast zerbrechliche wirkende Universalnetzteil-artige kleine Etwas. Aber dann wiederum: Es muss nur einen kleinen Motor antreiben, der eine sehr leichte Platte auf 45 Umdrehungen bringt. Das schafft es schon, da muss man sich keine Sorgen machen. Außerdem hat das Externe auch einen handfesten Sinn: Alles, was vom Plattenteller getrennt werden kann, überträgt keine Schwingungen oder Störungen.

Steht der 203 dann an dem ihm zugedachten Platz ist das Äußere eine sehr klassische Augenweide. Oder auch nicht, je nach Geschmack. Es herrscht halt Minimalismus vor, schlichte Eleganz, wenn ihr so wollt. Wer mehr Pop in seinem Player haben möchte, kann ihn ja in Rot nehmen. Was auf jeden Fall ein echter Hingucker ist, ist die Abdeckung. Die auf der einen Seite plattentellergroß geschnittene Rundung, der Tunnel, unter dem sich der empfindliche Tonarm sicher und geborgen fühlen darf, das ist alles schon was fürs Auge und weniger für den Staub. Weiß war insoweit eine gute Wahl, da sieht man nicht gleich, dass es unter dem Tonarm nicht immer klinisch rein zugeht. Aber lasst euch davon nicht beirren, Schönheit muss auch sein und das hier sieht so viel besser aus als die üblichen Klappen. Am Ende des Tages Geschmackssache, aber in meinem Buch gibt es dafür ein dickes Plus. Alleine schon, weil es den Wife-Acceptance-Factor positiv beeinflusste.


Thorens Tonarm und Abnehmer TP 82 und TAS 257: Auf den Punkt gebracht.

Kommen wir zum Herz des 203. Nein, nicht der Motor, nicht der Teller, es ist der Tonarm. Der zusammen mit dem Abnehmer mit Abstand teuerste Teil eines Plattenspielers, solltet ihr irgendwann mal das Verlangen haben, zu basteln. Der Tonarm Thorens TP 82 hat eine Einpunkt-Lagerung, was in dieser Preisklasse - 700 Euro für den kompletten TD 203 - alles andere als alltäglich ist, weil es eine hohe Fertigungspräzision erfordert. Ein einzelner Tonarm dieser Bauart kann schon gerne mal 700 bis 1000 Euro und weit mehr kosten. Schließlich muss alles auf einen Punkt ruhen und mit einer präzisen Kugellagerung ausbalanciert werden. Präzision in der Fertigung ist hier Pflicht, Spezialaluminium und ein gehärteter, kohlefaserverstärkter Kopf sollen dafür sorgen, dass es nicht die geringsten ungewollten Schwingungen gibt.

Der TP 82 ist als Einpunkt-gelagerter Arm ein Kuriosum, vor allem in dieser Preisklasse, aber ein sehr willkommenes. Schließlich zahlt man sonst meist mehr als der ganze 203 kostet, um eine Einpunkt-Lagerung zu bekommen.

Der Sinn dieser Lagerung auf einen Punkt ist eine besonders präzise Führung, die der Rille auf der Platte leicht folgt und dabei nicht gegen eine "schwergängige" Mehrpunkt-Lagerung ankämpfen muss. Der Widerstand der Ein-Punkt-Lagerung ist fast automatisch geringer, da es weniger Reibungspunkte gibt. Insoweit ist das schon mal ein Vorteil, da die Lagerung hier einen ausgesprochen hochwertigen Eindruck hinterlässt, womit der Sinn schon mal erfüllt ist. Und es gibt noch einen Grund, sich beim 203 darüber zu freuen: Das Bewegen des Armes hinterlässt das Gefühl, eine einsame Feder zärtlich auf einen Sound-Ozean hinab zu senken. Die Haptik ist ein Genuss und eine Studie in Schwerelosigkeit, die einem keine Vollautomatik jemals bescheren wird. Wie gesagt, Komfort vs. sensuelles Empfinden, ich streite mich mit keinem, der das andere bevorzugen sollte.

Die Justage über die Gegengewichte ist unproblematisch und auch für Laien, die das noch nie gemacht haben, kein Thema. Ihr habt zwei Gewichte, das erste, große dient der allgemeinen Grobeinstellung, um die Nadel vage richtig zu platzieren, mit dem kleineren holt ihr dann den exakten Druck heraus. Außerdem stellt ihr damit den sogenannten Azimut ein.

Mit den beiden Gewichten regelt ihr den Auflagedruck und den Azimut. Klappt beides unproblematisch.

Der Azimut klingt etwas mystisch, ist aber nicht sonderlich kompliziert und leider auch extrem wichtig. Er bezeichnet den Winkel, mit dem Kopf und idealerweise auch die Nadel zur Platte und ihrer Rille steht. Man sollte meinen, dass dies immer 90° sind, Kopf und Nadel also in einer sauberen senkrechten Linie zur Rille zeigen, sich die Nadel damit genau in die Mitte der Rille setzt und die Kanäle links und rechts ideal abgreift. Das setzt einen geraden Tonkopf mit einer senkrecht nach unten zeigenden Nadel voraus. Habt ihr beides im Falle des Thorens 203. Da Phono aber auch mal Mix-and-Match sein kann und ihr vielleicht mal einen anderen Tonkopf ausprobieren wollt - eine Wissenschaft für sich -, ist die Möglichkeit, den Azimut zu justieren, durchaus willkommen. Bei vielen Armen geht das nicht direkt, hier schon und zwar, indem ihr das kleine, exzentrische Gewicht ein wenig verschiebt. Wie gesagt, im Falle des 203 aus der Box heraus braucht ihr da nicht viel machen, aber die Option zu haben, ist ein wichtiger und sehr willkommener Faktor.

Für den Moment und da es ab Werk aus richtig eingestellt ist, müsst ihr an Tag eins noch nicht wissen, dass die Headshell, die Aufhängung für den Tonabnehmer, sich verschieben und drehen lässt. Damit lässt sich später ein neuer Tonabnehmer exakt justieren. Durchaus ein wichtiges Feature für die Zukunft. Super, dass es hier auch in dieser "Einsteigerklasse" nicht vergessen wurde. Der Kröpfungswinkel des TP 82 lässt sich nicht direkt verändern, er ist fest bei 23,66°.

Eigentlich ein AT-91, dieser TAS 257.

Auf dem Tonkopf selbst steht zwar Thorens TAS 257, aber was er eigentlich meint, ist Audio Technica AT-91 mit einer äußeren Anpassung für Thorens. Ist auch nicht weiter schlimm, der AT-91 ist sowas wie eine gängige Allzweckwaffe unter den Einsteiger-Abnehmern. Beliebt für seine Unverwüstlichkeit und seine soliden, neutralen Klangeigenschaften. Außerdem austauschbar. Ich schätze es hier sehr, dass das Geld beim TD 203 in einen hochwertigen, ungewöhnlichen Ein-Punkt-Tonarm ging, der mir auch dann noch viel Freude bereiten wird, wenn er einen anderen Kopf trägt. Aber bis dahin ist der TAS 257 / AT-91 eine ausgesprochen sinnvolle Wahl für die ersten paar zehntausend Umdrehungen.


MM oder MC - Was heißt das eigentlich?

Die beiden Kürzel MM und MC werden euch immer dann begegnen, wenn es um Tonabnehmer und Vorverstärker geht. Es ist wichtig, dass der Verstärker das kann, was der Tonabnehmer ist. Für einen MM-Abnehmer braucht ihr einen MM-Verstärker, für einen mit MC einen mit MC. Oder der Verstärker kann zwischen beiden umgeschaltet werden, gibt es häufig. Das ist das, was ihr wissen müsst. Das und dass der Abnehmer hier, der Thorens 257, ein MM ist.

Was ihr wissen könnt, ist dass MM für "Moving Magnet" steht und MC für "Moving Coil". Beim Magnet-System, MM, befindet sich in dem Abnehmer ein Magnet, der das Signal der Nadel liest und in elektrische Signale umsetzt. Der Magnet ist dabei mit der Nadel verbunden und schwingt mit, die ganze Konstruktion ist etwas schwerer und erzeugt eine höhere Ausgangspannung als ein MC-System, daher auch die Unterscheidung beim Verstärker, da MM und MC ein unterschiedliches Signal produzieren. Beim MC-Abnehmer ist eine sehr, sehr feine Spule mit der Nadel verbunden. Der Magnet in einem MC-System ist nicht mit der Nadel verbunden und muss mit seinem höheren Gewicht nicht mitschwingen, was für eine leichtere Konstruktion und einen leichteren Lauf der Nadel sorgt.

Solange der (Vor)Verstärker MM und MC beherrscht, seid ihr für alle Tonabnehmerlagen gerüstet.

Besser, Schlechter? Eine philosophische Frage. Puristen und Audiophile sind sich weitestgehend einig, dass MC-Systeme "besser" sind, vor allem sind sie in den meisten Fällen teurer. Ein Nachteil ist beim MC, dass ihr nicht die Nadel ersetzen könnt, sondern immer der gesamte Abnehmer getauscht werden muss. An dem Punkt, wo ein Abnehmer mehrere Hundert Euro kostet, ist das ein echter Faktor, denn die Nadel bei einem MM-System zu tauschen, ist immer billiger als den ganzen Abnehmer. Aber ganz ehrlich, an dem Punkt, wo ihr jetzt seid und über ein solides Einsteigergerät nachdenkt, spielt das alles noch nicht die Rolle, solange ihr generell MM und MC und den Vorverstärker im Hinterkopf behaltet.


Die Funktionen: An oder Aus, 33 oder 45? Was darf es sein?

Als ich schrieb, dass es nett ist, mal etwas zu testen, was nicht die übliche Komplexität hat, meinte ich damit nicht nur die nicht vorhandenen Chips im Gerät. Auch die Funktionalität ist sehr übersichtlich. Fernbedienung? Gibt es nicht. Generell. Wozu auch? Widerspricht der Philosophie eine Plattenseite von außen nach innen einmal durchzuhören. Ihr habt einen An-Knopf, der den Motor startet, und einen für die Geschwindigkeit, mit der dieser dann rotiert. That's it, wie der Euro-flüchtige Brite sagen würde.

Dies Tasten sind übersichtlich angeordnet. Alle beide.

Auf der Rückseite habt ihr... zwei Cinch-Kabel und eine Erdung, für die die meisten Verstärker einen Anschlusspunkt bieten, zumindest alle, die mit Phono was anfangen können. Mehr gibt es nicht.


Testsystem: Das hängt hinten dran

"Audio ist eine Kette" heißt es immer und da ist auch viel Wahres dran. Der beste Plattenspieler nützt ohne den Rest der Stereo-Anlage wenig, daher: Hier ist, was hinter dem TD 203 folgt. Als Phonoverstärker gibt es ein Multitalent, die Pro-Ject Phono Box DS2 USB. Sehr gute Phono-Vorverstärker und ein paar praktische Ein- und Ausgänge - auch zum Aufnehmen bis PCM 192 - machen die kleine Box zur ersten Wahl. Der Verstärker kommt von Teufel, genauer gesagt ist es der Kombo 62 CD Receiver. Nicht nur ist er selbst im Notfall auch ein valider Phono-Verstärker, er ist auch ein Kompromiss an den Hausfrieden, der auch nach digitalen Quellen verlangt und gelegentliche eine CD hören möchte. Sehr interessanter Allrounder mit ausgezeichnetem Preis-Leistung-Verhältnis.

Die Boxen schließlich kommen von Nubert und heißen nuLine 34. Vielleicht eine Spur kleiner, als es für den Rest der Anlage eigentlich sein sollte, aber wenn es um Regalboxen geht, wird es zwar teurer - und noch mal kleiner - als das, aber nicht so viel besser. Passen hier wunderbar zum Rest des Sets. Die Kopfhörerkombo für die draußen dunkleren Stunden des Tages kommt von Beyerdynamic, hier sind A20 Kopfhörerverstärker und Amiron Home die Lieferanten feinen Sounds. Alternative Hörtests zum Vergleich wurden mit einem Rega Planar 3 und einem Pro-Ject Xpression III Comfort durchgeführt. Genug andere Technik, zurück zum TD 203!


Launchpad: Anlauf und Absenken

Ist alles verkabelt - was ja nicht zu lange dauern dürfte, kommt der heilige Moment. Eine erste Platte wird ausgewählt - Eric Serras Fifth Element Mondo Remaster -, auf den Teller gelegt und die Power-Taste gedrückt. Der etwas zu nüchterne Schalter - Hebel-Kippschalter sind halt noch schöner - klickt, die Platte dreht und ihr hört nichts. Gar nichts. Null Komma nichts. Das ist insoweit interessant, dass ich vorher in zig Foren lesen durfte, dass "leichte" Player oder nicht Subchassis-gelagerte immer eine gewisse Unruhe mitbringen und ein leichtes Laufgeräusch haben, das man durch den Raum hören würde. Das stimmte bei dem billigen Sony zuvor durchaus, aber hier muss ich mit dem Ohr schon auf 10 oder 15 Zentimeter an den Player herankriechen, aber da ich nicht das Ohr auf das Holz legen will, sondern einen Sitzabstand von zwei oder drei Meter habe: Whatever, was mich betrifft, beherrscht der TD 203 das, was U-Boot-Kapitäne "Silent Running" nennen.

Dann ziehe ich den Arm aus seiner Halterung, bewege ihn fast schwerelos auf seinem einen Punkt schwebend zum Anfang der Rille und greife zu dem Hebel. Wiederum, ein vollautomatischer Player wird euch nie dieses Gefühl der feinmechanischen Eleganz vermitteln, welches dieses einfache Absenken des Arms mit sich bringt. Und ja, ich liebe das, dieser Akt ist etwas Heiliges im Audio-Bereich. Nennt mich verrückt - tut ihr eh -, aber so empfinde ich das. Und der TP 82 ist ein perfekter Kandidat, um das zu genießen.

Knistern und Go: Die Klangtests

Etwas, das jemanden, der noch nie eine Platte hörte, verwirren wird, ist das leise Knistern zu Beginn. Egal, wie gut ihr eine Platte putzt - Mikrofaser oder spezifische Putzwerkzeuge bitte, es muss aber nicht gleich eine Waschanlage sein -, es wird kurz leise knacken. Das ist normal und es gibt nur sehr wenige Anlagen in Kombination mit sehr wenigen Platten, die mit aufgesetzter Nadel geräuschfrei anlaufen. Lasst, mich euch sagen, wenn ihr hier diese Zeilen auf Eurogamer über einen 700-Euro-Player lest, heißt das wahrscheinlich, dass ihr nicht bei HiFi Im Hinterhof steht und die magischen Worte "Geld spielt keine Rolle" gesagt habt und dann betreffen euch diese Geräte nicht. Also leises, warmes Knistern und Action.

The Fifth Element (Mondo 2017) - Einer der besten, wenn nicht der beste Soundtrack der letzten 20 Jahre und endlich, endlich, endlich hat sich jemand aufgerafft, das Ganze mal vernünftig gemastert und in schöne Hülle verpackt. Und ja, angefangen von Stings Pop-Intro über klassichen Oper, zu Space Reggae kann der TD 203 hier wunderbar Raum und Stage beweisen, von denen er mehr als genug bietet. Genug Dynamik ist da, aber vor allem die Auflösung zeigt gerade über die Kopfhörer neue Facetten, die von der lieblosen CD-Auflage damals glatt gefressen wurden. Der Film zeigt sich überlebensgroß, der Soundtrack ist es auch und der TD 203 hat kein Problem, ihm dabei entgegenzukommen.

Hotline Miami (Laced 2017) - So wie das Spiel ein dementes Abtauchen in unwirkliche Gewaltphantasien ist, zeigt der Soundtrack, dass Musik sehr flexibel sein kann. Wenn man das Spiel nicht kennt, ist das hier das, was in einer angesagten Bar in L.A. zu später Stunden sehr, sehr laut um die Ohren bekommt. Die Beats von Pertubator, Jesper Byrne und einer Reihe anderen gehen tief runter und dank des guten Masterings von Laced Records hat der Thorens TD 203 kein Problem, die Bässe dorthin zu bringen, wo sie hinwollen. Seine solide Stage gibt dem Ganzen das Gefühl eines nicht zu weiträumigen Clubs mit guten Boxen, denn das Spektrum hoch zu den sehr 80s-mäßigen Synthies kommt bestens zur Geltung.

The Witcher 3 (Spacelab 9 2017) - Spacelab 9 ist schon ein schräges Label. Da haben sie einen der großen Soundtracks überhaupt und dann ist alles super limitiert. Wer dafür verantwortlich ist, keine Ahnung, aber ungerecht ist es, denn dies ist eine gut gemasterte Platte und der sehr klassische, epische Score gehört nicht ohne Grund zu den beliebtesten. Hier sind der sehr präzise ausgearbeitete Mittenbereich und die Höhen gefragt und bei beidem glänzt der TD 203 tadellos. Wie auch beim Fifth Element ist es eine gute Scheibe, um Stereo-Spektrum und Stage zu beweisen, wenn man sie denn hat, und der TD 203 geizt damit kein bisschen. Jammern auf Hohem Niveau ist es, wenn ich sage, dass er noch ein wenig mehr Dynamik zeigen könnte, hier dürfte der Abnehmer an seine Grenzen stoßen.

WipeOut Fusion (Sony 2017) - Wenn es um eine pumpende Electronic-Party geht, dann ist WipeOut immer eine gute Adresse und warum Sony sich die Mühe machte, eine der schicksten Special Editions zu produzieren, sie gut zu mastern und dann auf 167 Stück zu limitieren, noch dazu nie im freien Verkauf... Vinyl ist manchmal seltsam. Aber klingen tun die Tracks von allem, was im Genre Rang und Namen hat richtig gut, denn wie schon bei Hotline Miami kann der TD 203 seine Bass-Laune voll ausleben, diesmal sogar noch dramatischer und direkter. Rundherum, sei es Bass-Treue oder Räumlichkeit, der TD 203 ist ein großartiger Elektro-Spieler.

Out Run (Data Discs 2015) - Chiptunes müssen manchmal einfach sein und wenn, dann geht man am besten gleich zu den Besten. In diesem Falle wäre das Hiroshi Kawaguchi mit seinen vier magischen Tracks von 1986, aufwändig vom PCB-Board bei Data Discs remastered auf Vinyl. Hier geht es nicht um Stage oder Bässe, die eh kaum vorhanden sind, glasklare Präzision ist gefragt, um den kalten Chip-Sounds ihr sommerliches Flair zu geben und der TD 203 hat damit nicht das geringste Problem. Fast schon etwas zu gelassen liest er analog die rein digital entstandenen Sounds aus und gibt ihnen viel von diesem oft beschworenen "warmen" Vinyl-Klang mit. Schöner als das kann Out Run gar nicht klingen.

Mike Oldfield: Five Miles Out (Mercury 2013) - Ehrlich gesagt kann ich das Album nicht leiden. Family Man ist grausig, ich habe zu Mount Teidi nichts zu sagen - außer, dass mich der Song verwirrt -, aber Five Miles Out ist einer der ganz großen der Pop-Welt in meinen Augen. Ja, ich bin komisch, ist halt so. Die Drums bringen auf dem TD 203 die volle Dramatik, die schnellen Schwankungen der Stimmung werden präzise durch Mitten und Höhen und dann wieder in Sekunden von unwirklich verzerrten Stimmen nach unten in den Basskeller gerissen. Der Song dreht sich um einen Flugnotfall bei schlechtem Wetter, bei dem Oldfield selbst Pilot war, und so klingt das Ganze auch. Anspannung über ein weites Spektrum klanglicher Emotionen mit großer Stage und der TD 203 bringt seine Präzision hier voll zur Geltung.

Metallica: And Justice for All (Warner 2014) - Enttäuschende Aufmachung des Re-Release, kein Gatefold, keine Liebe in der Packung. Aber meine Fresse, geht die Platte nach vorn! Nach fast 30 Jahren haben die Songs nichts von Power und Drive eingebüßt und die Pressung ist fantastisch. Hier geht es nicht um Nuancen, wenn Hetfield "Justice is lost!" brüllt. Hier geht es um Dynamik und Druck und ja, der TD 203 hat die Kraft, das zu liefern. Gleichzeitig würde ich sagen, dass es am Ende fast seine Schwäche ist. Er mag es neutral, präzise, fein aufgelöst und damit kann Metallica hier nicht so viel anfangen. Keine Sorge, das kracht immer noch brachialst, aber ich würde doch sagen, dass der TD 203 auch Metal kann, aber kein reiner Metal-Player ist.

Vangelis: Blade Runner (East West 2017) - Würde ich ja gerne, aber die Picture Disc aus dem letzten Record Store Day ist ein solches akustisches Verbrechen, das sich jemand dafür bestraft gehört, also stattdessen:

Kenji Kawai: Ghost in the Shell (WRWTFWWR 2017) - Kenji Kawais Ghost in the Shell hätte sein Driving Miss Daisy sein sollen, das ihn aus dem Anime-Bereich auf die große Leinwand katapultiert, aber... es hat nicht sollen sein. Dabei hätte Hollywood ruhig einen Touch seiner fast außerweltlichen, sphärischen Klänge, gemischt mit selbst für japanische Verhältnisse fremdartigen Gesängen, vertragen können. Expendables 3 wäre damit jedenfalls ein ganz anderer Film geworden. Ghost in the Shell erlebt man am besten in einem leeren Raum, laut, aber nicht zu laut und je mehr Stage und Auflösung kommen, desto besser. Dynamik ist komplett optional und so ist der Soundtrack wie zugeschnitten auf den TD 203. Kaum zu glauben, dass da auch schon wieder 20 Jahre zwischen liegen, wenn einzelne, fern rumpelnde Trommeln mit weiten Klangfeldern im Mittelbereich perfekt harmonieren. Kopfhörer- oder Audiozimmer-Musik der feineren Art.

Abschließend lässt sich sagen, das der Thorens TD 203 viele Stärken und nur sehr relative Schwächen hat, die ich auch nicht mal wirklich auf ihn, sondern den Budget-Tonabnehmer schieben würde. Er hat eine exzellente Auflösung, fantastische Stage, sehr saubere, fast schon neutral wirkende Verläufe über das Spektrum hinweg und wenn er jetzt noch mit ein wenig mehr Dynamik nach vorn gehen würde, dann wäre er eine rundherum perfekte Allzweckwaffe, um alle Klangarten anzugehen. Ich habe noch ungefähr 60 weitere Scheiben aller Art auf ihm gehört und dieses Bild hat sich über alle hinweg so bestätigt. Ein ausgezeichneter Player, der euch nicht im Genre limitiert.


Plattenspieler: Was es sonst noch gibt...

Revox B791 - 80s-Glorie für DIY-Könner (Bild von http://portal.audio).

Gebrauchtes: Was ihr in jedem Forum immer lesen werdet, wenn es um einen neuen Player geht, ist nicht "Nimm stattdessen diesen oder jenen Hersteller.", zumindest solange ihr euch in solchen Dimensionen wie dem TD 203 bewegt. Viel häufiger lest ihr dort "Vergiss' den neuen, überteuerten Kram, kauf einen (Name eines hochpreisigen Geräts von vor 1000 Jahren hier einsetzen)." Nun... Das ist nicht falsch. Aber auch nicht richtig. Es ist sehr, sehr HiFi und ihr müsst euch an diesem Punkt fragen, wie tief das Hasenloch euch ins Wunderland bringen soll. Ja, ihr bekommt für das Geld wundervolle Geräte, einen Denon DP-1100 zum Beispiel oder einen Revox B791. Sehen klasse aus. Aber das sind 30 oder mehr Jahre alte, mechanische Geräte. Selbst wenn keine Reparatur gleich fällig sein sollte, Wartung ist dabei immer ein Thema, Justage sicher auch. Über den Revox habe ich mich auf der Seite "Deutsches HiFi-Museum" schlauer gemacht und das war nur der erste Schritt, um wenigstens ein wenig über dieses - im Übrigen optisch geniale - Gerät zu erfahren. Den für euch richtigen Spieler überhaupt erst mal zu finden, zu kaufen, zurückzuschicken, den wirklich richtigen zu finden, den zu kaufen, den dann ordentlich in Schuss zu bringen, ihn zu pflegen und zu warten... das macht richtig Spaß! Das ist aber auch teuer und eine "major quest", die nichts mehr mit der simplen Grundprämisse "Ich möchte einen Plattenspieler kaufen" zu tun hat. Das ist ein Hobby für sich (und ganz sicher kein schlechtes).

Transrotor Artus FMD. So was muss es ja auch geben...

Transrotor Artus FMD: Es sieht aus wie eine Marslandefähre, es kostet nur knapp weniger als eine Mercedes-S-Klasse. Ich nehme an, dass es gut klingt. Ich werde es nie erfahren. Aber wird mein Leben je ohne es vollständig sein? Ich kann es nur hoffen.

Rega Planar 3 - Sytlisch und etwas teurer als der 203.

Rega Planar 3: Preislich mit 800 Euro sehr ähnlich, sehr schicker Glas-Plattenteller - ich weiß, ganz wichtig... -, sehr hochwertiger, wenn auch nicht Ein-Punkt-gelagerter Tonarm. Sehr gut gegen Schwingungen abgedämpft wo es nur denkbar möglich ist, optisch wie haptisch in jedem Punkt dem Thorens TD 203 ebenbürtig oder sogar einen Hauch voraus. Der Haken: Für das Geld ist noch kein Tonabnehmer dabei. Empfohlen wird ein Rega Elys-2, der leider mit um die 150 Euro zu Buche schlägt. Was ihr dann bekommt, ist sehr dynamischer Sound, wenn auch mit einer leicht helleren Note. Trotzdem, fantastischer Player, eine echte, wenn auch teurere Alternative.

Pro-Ject Xpression III Comfort - Für Leute, die gern auf- aber nicht zurücklegen.

Pro-Ject Xpression III Comfort: Wer den Comfort - daher auch der Name - haben möchte, dass sich die Platte am Ende selbst abschaltet, wird hier fündig. Sonst ist es ebenfalls ein manuelles Laufwerk, das ohne Abnehmer etwa bei 600 Euro liegt, mit einem guten vorn dran dann also bei knapp 700. Der Tonarm ist der Pro-Ject 8.6c, über den man kein schlechtes Wort verlieren kann, außer vielleicht, dass er nicht die geniale Schwebe des TP 82 mitbringt. Daran kann, muss man sich aber nicht stören, auch hier sehr gute Dynamik, sehr detailfreudig, ein schönes Gerät.


Der Plattenspieler ist da - aber was soll jetzt drauf laufen? Wir hätten da ein paar Vorschläge: Videospiel-Soundtracks auf Vinyl: Die Reviews.


Thorens TD 203 - Luxus-Einsteiger mit viel Raum zum Wachsen

Der Thorens TD 203 ist in vielerlei Hinsicht ein ausgezeichneter Einstieg in die Welt des etwas "ernsteren" Vinyl-Hörens auf einer rein manuellen, analogen Basis. Ihr bekommt für das im HiFi-Bereich eher kleine Geld von etwas über 700 Euro - und ja, ich weiß, allgemein ist das nicht wenig, wenn man für sein Geld arbeiten muss - ein Gerät, das an den richtigen Stellen genau das Richtige tut. Die Verarbeitung ist ausgezeichnet, was sich in extremer Laufruhe und praktischer Lauf-Lautlosigkeit äußert. Auch nach zig Stunden in den letzten Wochen hat sich da nichts geändert und es gibt einfach nicht genug Schwachpunkte in der Konstruktion, dass sich da viel ändern könnte. Das Highlight ist der TP 82 Ein-Punkt-Tonarm, ein so elegantes wie klanglich beeindruckendes Stück Technik, das so bei Geräten unter 1000 Euro eher selten ist. Das an diesem der zwar gute, aber doch preiswerte und nicht gerade brillante AT 91 - sorry, TAS 257 - hängt, ist absolut sinnvoll, denn erstmal kann man super mit dem leben, aber vor allem: Abnehmer kommen und gehen im Laufe eines Vinyl-Lebens, aber wenn die Basis stimmt, dann habe ich eine gute Grundlage, um das auch auskosten zu können. Der TD 203 bietet genau diese Grundlage für die lange Reise, die Vinyl sein kann, das aber in einem bequemen, gut abgestimmten Ready-to-go-Paket um sie überhaupt erst einmal anzutreten.

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Martin Woger

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Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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