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Need for Speed Payback - Wo bitte geht's nach Hollywood?

Franchise-Reboot mit Blockbuster-Missionen, offener Welt und unkaputtbaren Boliden.

Nichts gegen Hardcore-Simulationen, wie Assetto Corsa, Forza Motorsport 7 oder Project Cars 2, aber manchmal will ich einfach nur Gas geben und mich dabei keinen Deut um Reifendruck, Traktionskontrolle oder irgendeine der Dutzenden anderen Profieinstellungen kümmern müssen. Da kam mir die recht knapp vor dem Erscheinungstermin am 10. November anberaumte Anspielmöglichkeit von Need for Speed Payback gerade recht. Einsteigen, losfahren und in Fast & Furious-Manier mit einer coolen Crew die bösen Buben und korrupten Cops von der Piste rammen, ohne dass ich mir mehr als ein paar kleine Kratzer im Lack meines Supersportwagens einfangen kann.

Jeder hat mal klein angefangen: Zu Spielbeginn gibt es erstmal Massenware, wie den Golf GTI Baujahr 1976.

Ein bisschen runtergezogen hat mich die Erinnerung an das letzte Need for Speed aus dem Jahr 2015. Das entstand ebenfalls bei Ghost Games in Schweden und war für mich mit der gewollt hippen Story, Always-online-Zwang und den deprimierenden Dauernachtfahrten eher ein automobiles Abführmittel. Jetzt soll aber alles anders werden. Mit filmreifen Verfolgungsjagden und einer offenen Welt, gespickt mit einer Fülle an Herausforderungen und Missionen a la Forza Horizon 3, soll der Fun-Racer endgültig für den überfälligen Franchise-Reboot sorgen.

Die Story, die in einem hollywoodreif in Szene gesetzten, aber weitgehend geskripteten Prolog ins Rollen kommt, könnte auch problemlos aus einem Fast-&-Furious-Teil stammen. Im fiktiven Las-Vegas-Verschnitt Fortune Valley manipulieren die bösen Jungs von "The House" die Rennen in der Street-Racer-Szene und verdienen sich mit Korruption und Betrügereien eine goldene Nase. Auftritt: Straßenrennen-Star Tyler Morgan, der sich nach einem üblen Verrat zurückziehen musste und nach einiger Zeit im Exil von einem Freund gebeten wird, was gegen "The House" zu unternehmen. Gesagt, getan, Paul-Walker-Double Tyler bezieht mit seiner Crew, dem Driftexperten und SUV-Liebhaber Mac und der Stuntfrau Jess, ein Domizil auf einem verlassenen Flugplatz in der Wüste und machen sich daran, den Bösewichten das Handwerk zu legen. Und wie macht man das am besten? In dem man jedes illegale Straßenrennen gewinnt und so den Fieslingen den Geldhahn abdreht.

Bei den actionreich in Szene gesetzten Verfolgungsjagden fliegen die Funken und wenn ihr einen Gegner richtig rammt, explodiert der auch schon mal in einem Feuerball.

Ich hätte in den gut vier Stunden Anspielzeit vielleicht mehr von der Story in Erfahrung bringen können. Aber es spricht fürs Spiel, dass ich mich direkt in der offenen Welt verloren und mich mehr um Zeitrennen, Sprungherausforderungen, Driftwettbewerben, dem schick in Zeitlupe inszenierten Zerdeppern von lästigen Polizeiwagen und dem ausführlichen Tunen meines Fuhrparks kümmerte. Und das hat richtig Laune gemacht. Wesentlich mit zu der guten Laune hat auch das Hero Driving Mechanics genannte Fahrkonzept von Payback beigetragen. Das heißt, auch ohne die geringste Erfahrung mit einem Rennspiel, kann sich jeder hinter das virtuelle Steuer klemmen und Hochgeschwindigkeitsrennen absolvieren, beeindruckende Drifts hinlegen oder Stunts ausführen.

Wenn ihr euch etwas Geld dazuverdienen wollt, könnt ihr bei jedem Rennen eine zusätzliche Wette abschließen. Gewinnt ihr nicht nur das Rennen, sondern bleibt auch mindestens 30 Sekunden auf Platz eins, gibt es den vierfachen Einsatz gutgeschrieben.

Die Steuerung ist, wie es sich für einen Arcade-Racer gehört, präzise und geduldig, und auch ein Crash mit 200 Sachen an eine Betonwand hinterlässt höchstens eine unschöne Delle im Blech. Am Fahrverhalten ändert das nichts und es kann auch nach einer Massenkarambolage weitergehen, als ob nichts geschehen wäre. Das bedeutet aber nicht, dass das Spiel langweilig, weil ohne Reiz der Herausforderung, wäre. Die Story-Missionen oder Challenges der höheren Stufen verlangen durchaus fahrerisches Können, um den zum Weiterkommen zwingend benötigten ersten Platz zu erfahren. Die KI-Gegner verstehen ihr Handwerk, kleben meist am Auspuff und ziehen beim geringsten Fahrfehler oftmals uneinholbar vorbei.

Wenn es mit dem Gewinnen so gar nicht klappen will, dann liegt das nicht unbedingt am eigenen Unvermögen, sondern an mangelndem Tuning. Zu Beginn werden kleine PS-Brötchen gebacken und nicht gleich mit einem Koenigsegg Regera oder Aston Martin Vulcan angetreten. Mein erster Wagen, den ich mir leisten konnte war ein Golf GTI Baujahr 1976. Schönes Auto, aber in der Grundversion schlicht zu lahm. Die mit bunten Flaggen übersäte Spielwelt bietet reichlich Möglichkeiten, das Konto aufzubessern und nach ein paar Herauforderungen sind genügend Spieldollar vorhanden, um im Tuning-Shop Verbesserungen oder gleich ein neues Fahrzeug einzukaufen. Zur Geldvermehrung können bei den Rennen noch optional Side-Bets abgeschlossen werden. Erfüllt ihr beispielsweise zusätzlich noch die Anforderung, 30 Sekunden lang den ersten Platz gehalten zu haben, gibt es Zusatzkohle.

Nach einem gewonnen Rennen habt ihr die Auswahl aus drei Speed Cards, die euch Tuningteile spendieren. Diese könnt ihr per Live-Tuning auch direkt ausrüsten, ohne erst die Garage aufzusuchen.

Nach einem gewonnenen Rennen könnt ihr eine von drei Speed Cards auswählen, die per Zufallsprinzip ein Tuning-Teil spendieren. Das kann sofort per Live-Tuning ausgerüstet oder im Shop aufbewahrt werden, um es später einzubauen oder zu verkaufen. Wenn wir schon beim Thema Speed Cards sind: Diese lassen sich auch in Packs, den sogenannten Premium Shipments, gegen Echtgeld erwerben. Was genau drin ist, weiß man vorher nicht. Martin hat seine Meinung zum Thema Loot-Boxen ja deutlich geäußert und genau diese Art Mikrotransaktionen finden sich auch bei Need for Speed Payback. Laut Aussage des Creative Directors William Ho gibt es aber keine Gegenstände, die sich nicht auch erspielen ließen und es wäre nur der Vorteil der Zeitersparnis, den ihr euch erkauft. Wir werden sehen.

Was mir beim Rasen und Cruisen sonst so noch aufgefallen ist: Die Welt ist riesig und bietet landschaftlich ordentlich Abwechslung mit Hochhausschluchten, Wüsten- und Gebirgsregionen und markanten Punkten, wie einen Staudamm, eine Mega-Solaranlage oder ein Observatorium. Allerdings ist meiner Meinung nach recht wenig los, keine Menschen sind zu sehen, der normale Verkehr ist zu jeder Tageszeit recht ruhig, wenn nicht gerade Rudel an Polizeiwagen oder Gangsterkarossen hinter euch her sind, und das Wetter scheint sich auch nicht zu verändern. Schade eigentlich.

Die Spielwelt ist riesig und wie in Forza Horizon 3 mit Herausforderungen nur so übersät. Da kann man eine Schnellreisefunktion schon gut gebrauchen. Die kostet aber gemeinerweise Geld.

Es gibt mit Drift, Runner, Race, Drag und Offroad fünf verschiedene Fahrzeugenklassen, die sich deutlich unterscheidbar fahren. Neben den normalen Asphaltstrecken, bei denen ihr mit Tyler unterwegs seid, geht es auch mit einem BMW M5 daran, die Konkurrenz von der Piste zu rammen oder mit einem Land Rover Defender 110 auf Offroad-Strecken über Stock und Stein. Bei Herausforderungen dieser Kategorien wird automatisch auf Mitglieder aus Tylers Crew gewechselt, bei der Mac für Offroad und Jess für die tollkühnen Stunts zuständig ist. Bei den Blockbuster-Missionen kommen dann alle abwechselnd zum Zug, beispielsweise während der Flucht vor der Polizei in der Mission Skyhammer, bei der die Helden es sogar mit einem Hubschrauber zu tun bekommen, der derart spektakulär vom Himmel geholt wird, dass selbst Bruce Willis anerkennend nicken würde.

Gut gefallen hat mir die Suche nach den Derelicts. Dabei handelt es sich um Wracks von ikonischen Fahrzeugen wie dem Ford Mustang oder Chevrolet Bel Air, die in der Spielwelt gut versteckt sind. Insgesamt gibt es fünf solcher Derelicts, die sich mit Zeit und Mühe aufpolieren lassen. Dazu sollt ihr nicht nur die Karosserie, sondern auch den Motor, das Getriebe und andere passende Teile finden. Habt ihr alles zusammen, könnt ihr euch ans Restaurieren machen und über die besten Fahrzeuge im Spiel freuen. Hinweise auf den Fundort der Wracks und der Teile gibt es, wenn ihr den Boss im letzten Rennen einer Serie besiegt.

Den Supersportwagen könnt ihr im Prolog steuern, bis ihr euch im Spiel den Boliden leisten könnt, das dauert schon eine Weile.

Mein Fazit nach den ersten Stunden: Ein optisch beeindruckender Aracde-Racer mit bombastisch inszenierten Story-Missionen, einem starken Geschwindigkeitsgefühl, reichlich Tuningmöglichkeiten für die über 80 Fahrzeuge und einer mit Aufgaben geradezu zugepflasterten Spielwelt, die an wirklicher jeder Ecke eine neue Herausforderung bereithält.


Entwickler/Publisher: Ghost Games / Electronic ArtsErscheint für: PC, PS4, Xbox One - Geplante Veröffentlichung: 10. November 2017 - Angespielt auf Plattform: PS4

In diesem artikel

Need for Speed: Payback

PS4, Xbox One, PC

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Über den Autor
Ulrich Wimmeroth Avatar

Ulrich Wimmeroth

Freier Autor

Mag Rollenspiele und Ego-Shooter, sammelt Retro-Konsolen und nutzt seinen PC hauptsächlich zum Schreiben über Spiele. Und für Strategie natürlich. Und das seit Dekaden.
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