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Moss - Test

Hier kommt die Maus!

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Liebevoll gestalteter Puzzle-Platformer in VR. Mit detailreicher Grafik und spannenden Rätseln, leider insgesamt etwas kurz.

Manchmal treffen einen Spiele ganz unerwartet. Wenn man bislang aus irgendeinem Grund nichts von ihnen gelesen hat und man wirklich ganz und gar unbelastet an ein Spiel herangeht. Und wenn man dann die PSVR-Brille aufsetzt und mit einer kleinen Mausdame namens Quill konfrontiert wird, fragt man sich mit Recht, ob dieses Spiel funktionieren kann. Und wie es funktioniert! Moss hat mich schnell in seinen Bann gezogen, mit seiner farbenfrohen Spielwelt, seiner niedlichen Protagonistin, aber auch mit der Art, auf die die Entwickler VR einsetzen. Ihr selbst verkörpert nämlich nicht einfach nur Quill, ihr greift immer auch wieder direkt in die Spielwelt ein, indem ihr direkt nach bestimmten Gegenständen fasst und sie in der Spielwelt verschiebt. Das fühlt sich letzten Endes an, als würdet ihr wirklich einer kleinen Maus helfen, ein großes Abenteuer zu bestehen.

Im Vordergrund: Quill, die Maus, heldenhafter Kampfnager. (Moss - Test)

Die Entwickler haben Moss als Märchen inszeniert. Eine Vorleserin erzählt mit sympathischer Stimme den Beginn der Geschichte. Die verfolgt ihr derweil auf Buchseiten, die ihr selbst per Bewegungssteuerung umblättert. Mausheldin Quill findet einen Kristall, der laut ihrem Onkel wohl nichts Gutes bedeutet und sie muss sich selbst auf die Suche danach machen, was genau. Die Geschichte ist nicht ungewöhnlich und hat auch nicht wahnsinnig viel Tiefgang, sie ist aber im Spielverlauf toll inszeniert. Denn während ihr Quill in typischer 3D-Platformer-Manier durch das Spiel steuert, könnt auch ihr selbst als Spieler immer wieder durch den Bruch der vierten Wand in die Spielwelt eingreifen. Ihr verschiebt also beispielsweise einen Block, der dann Quill als Plattform dient oder ihr haltet ein Wasserrad fest, damit sie darüberlaufen kann. Gesteuert wird Moss übrigens ausschließlich über den Dualshock-Controller, die Move-Controller könnt ihr nicht verwenden - vermutlich, weil die Platformer-Elemente damit nur schwer umsetzbar gewesen wären.

Moss steuert sich aber äußerst unkompliziert, was wohl damit zu tun hat, dass das Repertoire der Protagonistin relativ eingeschränkt ist. Sie kann laufen, mit einem kleinen Schwert angreifen und springen - das war's. Für einen Nicht-VR-Platformer wäre das ziemlich wenig, Moss zieht aber einen Großteil seines Reizes daraus, dass ihr den Kopf bewegt und so die Perspektive auf die Spielwelt ändert, um Stellen zu entdecken, die ihr zu Quills Vorteil nutzen könnt. In den Winkeln der Level finden sich häufig auch Schriftrollen, die ihr sammeln könnt. Um sie zu entdecken, ist es gar nicht mal selten nötig, kurz aufzustehen und die Spiewelt von weiter oben zu betrachten - das ist zunächst ungewohnt, weil man das von einem Platformer eben nicht kennt.

Dieser Käfer hat nicht die geringste Chance gegen Quill - zumindest dann nicht, wenn ihr ihr helft. (Moss - Test)

Die Mechanik geht aber schnell in Fleisch und Blut über. Auch deshalb weil die Spielwelt für ein PSVR-Spiel im Comic-Look wunderbar detailliert ist. Gras, Büsche und Flüsse wirken glaubhaft, als würden hier wirklich intelligente Mäuse in ihren kleinen Schlumpfhäusern leben. Detailreich zwar, aber leicht lesbar. Stellen, an denen sich Quill entlanghangeln kann, sind weiß markiert. Ist das Vogelmist? Egal, denn es hilft mir, mich in der Spielwelt zurechtzufinden. Wenn ihr als Spieler direkt mit Elementen interagieren könnt, erkennt ihr das meist an einem leicht metallischen Look der jeweiligen Spielelemente. Ihr braucht wirklich keine zwei Minuten, euch in Moss zurechtzufinden. Diese Zugänglichkeit ist gerade bei VR-Titeln wichtig, denn ewig durch Menüs klicken oder Tutorials lesen möchte mit der PSVR-Brille auf dem Kopf eigentlich niemand.

Kommt es zum Kampf - etwa gegen Käfer oder andere Wildtiere auf Mausniveau - könnt ihr auch hier direkt eingreifen. Beispielsweise haltet ihr einen Gegner fest, während Quill auf den anderen einschlägt. Ihr und Quill bildet ein Team und nur zusammen könnt ihr euer Ziel erreichen! Diese Form von Teamwork unterstreicht das Spiel durch seine Animationen. Die Maus freut sich über die Lösung kniffliger Rätsel, sie hält euch die Hand hin und ihr dürft einschlagen.

Quill erkundet Wald und Wiesen, aber auch dunkle Gemäuer wie dieses hier. (Moss - Test)

An anderen Stellen gibt sie euch durch Gesten Hinweise, wie sich ein Rätsel lösen lässt. So passiert mit dieser Maus das, was mit einer guten Protagonistin immer geschehen sollte: Sie wächst euch ans Herz. Ertrinkt sie doch mal irgendwo im Fluss, könnt ihr zwar meistens kurz vor der fraglichen Stelle wieder anfangen, aber der Moment fühlt sich doch unschön an. Ihr wollt einfach nicht, dass Quill etwas geschieht. Power-ups gibt es nicht, keine Charakterwerte die ihr aufleveln könntet, selbst die Levelstruktur könnte abwechslungsreicher sein. Aber spätestens, wenn ihr eure Maus einmal hochgehoben habt, um sie zu trösten, könnt ihr nicht anders, als weiterzuspielen.

Nach jedem der Kapitel schaltet sich die Erzählerin wieder ein und liest euch aus dem Märchenbuch vor. Sie unterstreicht damit einmal mehr die Atmosphäre des Spiels, die irgendwo zwischen verträumt, fantasievoll und melancholisch schwankt. Diese Stimmung findet ihren Ausdruck auch im Soundtrack des Spiels, der sich nur selten in den Vordergrund drängt, aber sowohl die ruhigeren Szenen als auch die Bosskämpfe immer passend untermalt. Leider hat Moss einen Nachteil, den es sich mit vielen anderen reinen VR-Spielen teilt: Es ist relativ kurz. Nach drei bis vier Stunden habt ihr es durchgespielt, zum nochmaligen Spielen können höchstens die sammelbaren Schriftrollen motivieren - je nachdem, ob ihr für sowas empfänglich seid.

Strukturen, die ihr als Spieler direkt beeinflussen könnt, erkennt ihr an ihrem metallischen Aussehen. (Moss - Test)

Von den bisher veröffentlichten PSVR-Titeln gehört Moss zu den eindrucksvollsten. Weil die Entwickler wissen, was VR kann - und wofür es eben weniger gut geeignet ist. Weil sie das Spiel von allzu komplexen Mechaniken entschlackt haben, dafür aber eure Perspektive als Spieler gut einsetzen und ins Spiel integrieren. Moss funktioniert aber auch deshalb, weil die Spielwelt überzeugt, die Protagonistin liebenswert ist, weil die Sprecher gut sind, übrigens auch in der deutschen Synchronisation. Es steuert sich angenehm, ist leicht zu erlernen und es fesselt. Hier und da könnten die Rätsel noch ein bisschen abwechslungsreicher sein - und ein bisschen sehr kurz ist das Spiel auch. Am Ende überzeugt aber das Gesamtpaket. Wer eine PSVR hat und zudem nichts gegen niedliche Comic-Protagonisten: Nicht verpassen!


Entwickler/Publisher: Polyarc/Polyarc - Erscheint für:PSVR - Preis: 29,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: PSVR - Sprache: deutsch - Mikrotransaktionen: Nein

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Moss

PS4, PC

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Über den Autor
Markus Grundmann Avatar

Markus Grundmann

Freier Autor

Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.

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