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Armored Warfare - Test

Mehr als nur ein Klon.

Dank Global Operations mit mit PvE-Anteil ein eigenständiger und solider Beitrag zum F2P-Panzer-Genre.

World of Tanks kann man ruhig ein Phänomen nennen, denn es ist mit einem simplen Konzept gesegnet, auf das man sofort kommen müsste, das aber bis auf Wargaming keiner so richtig anpackte. Viele Leute möchten scheinbar "Panzer fahren" spielen, sie tun dies gern im PvP und in schnellen Runden, die nicht zu viel Zeit fressen der Leerlauf erlauben. Wenn man über Armored Warfare spricht, kommt man auch kaum darum herum, das zu erwähnen, denn die Assoziation ist so übermächtig, dass sie unausgesprochen der Elefant im Raum wäre. Also ja, Armored Warfare basiert auf dem Erfolg des Vorreiters World of Tanks. Aber gleichzeitig ist es alles andere als ein billiger Klon, der keine eigene Idee hätte, wie man aus dem Konzept noch andere Nuancen herausholen könnte.

Aber erst einmal die Grundlagen und die orientieren sich nah an dem Vorbild: Ihr sammelt Panzer. Ihr startet mit drei mageren Tier-1-Modellen in der Garage und nach und nach füllt sich diese mit immer dickeren Ketten- und manchmal auch Rad-Monstern bis hoch zu Tier (oder Level, wenn euch das lieber ist) 10. Wählt einen Panzer, ein paar optionale Details wie die exakte Bewaffnung und los geht es. Nach ein paar Minuten bis maximal einer halben Stunde in einer Schlacht seid ihr zurück in der Garage, werdet gemäß eurer Leistung in virtueller Münze entlohnt und dann wiederholt ihr das Ganze, bis ihr für die Session genug habt.

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Die ersten Unterscheidungen kommen in dem Modell, wie ihr entlohnt werdet. Armored Warfare ist Free-2-Play, aber in keiner Weise Pay-2-Win. Ihr könnt mit Echtgeld sehr viel schneller in den Tiers aufsteigen und bessere Panzer bekommen, aber das heißt auch, dass diese Panzer gegen bessere in den PvP-Modi antreten. Außerdem bekommt ihr fast alle Panzer auch so und vor allem sind die, die ihr kaufen müsst, nicht wirklich besser. Zumindest nicht langfristig, kleinere Balancing-Probleme sind dem Spiel nicht unbekannt, wurden bisher aber recht zügig und weitestgehend korrigiert. In diesem Punkt ist zwar auch World of Tanks nicht perfekt, aber doch - tendenziell dank einigen Jahren mehr an Erfahrung - weiter.

Der wichtigste Unterschied zwischen Armored Warfare und World of Tanks dürfte allerdings sein, dass Armored Warfare es viel besser schafft, all die Spieler abzuholen, die kein großes Interesse an PvP haben, sondern lieber auf KI-Panzer ballern. PvE ist fast schon das Kernelement von Armored Warfare, wobei es natürlich auch die üblichen Kämpfe gibt, die hier auch recht episch und manchmal konfus ausfallen können. 15 gegen 15 ist eine große Zahl und das Spiel gibt euch mit der Karte solide Möglichkeiten, die Übersicht zu bewahren. Zu wissen, welche Panzer wo gegen welche Munition empfindlich sind, ist das Wichtigste. Nichts Neues, funktioniert sehr gut, die Perfomance ist stabil und die Umgebung ist weit vergebender.

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Während ein guter Artillerie-Treffer eine Runde in World of Tanks schnell drehen kann, ist es hier etwas, das ihr beachten müsst, zumal die Einschläge schneller kommen, aber der Schadenslevel ist weit niedriger. Ihr müsst in Bewegung bleiben und das bringt uns zum Tempo des Spiels. Die Karten sind groß und verschachtelt, aber die durchweg modernen Fahrzeuge teilweise auch sehr schnell. Armored Warfare ist ein Spiel, das von der Bewegung lebt, denn wenn ihr euch stationär positioniert, seid ihr eine leicht auszumanövrierende Zielscheibe. Mehr noch als in anderen Spielen dieser Gattung. Gut also, dass das Fahren der Panzer selbst Spaß macht, mehr mit jedem neuen Tier, wenn viel Wendigkeit und Tempo und nicht immer nur mehr Panzerung und Geschossstärke noch mal dazukommt.

Die Karten oder vielmehr die Engine hat aber auch ihre Schwächen und das sind erst mal Bäume. Wenn man mit einem Panzer über einen Baum fährt, soll es rumpeln, er soll umknicken, es soll mehr Wucht haben, als einfach durch das Gehölz durchzuclippen. Dann gibt es viel zu wenig zerstörbare Gebäude. Es wäre weit spektakulärer, wenn das Schlachtfeld nach der Schlacht nicht oft und in weiten Teilen wie vor der Schlacht aussehen würde. Jenseits von wenigen Zielen geht viel zu wenig Infrastruktur zu Bruch, ein Vorwurf allerdings, der nicht allein für Armored Warfare gilt. Und dann bleibt der dicke Panzer, der eigentlich durch fast alles durchfahren können sollte, viel zu oft an irgendwas hängen. Eine schmächtige Häuserecke, manchmal eine Parkbank und schon ist der schnelle Vorstoß gestoppt. So gut sich die Panzer steuern und so viel Spaß das macht, die Umgebung bremst euch manchmal mehr aus als der Gegner.

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Aber zurück zu den Modi. PvP ist da, aber PvE ist mehr als nur ein Intro-Szenario. Ihr schaltet nach und nach eine stetig wachsende Zahl an neuen Szenarios frei, bei denen ihr und vier weitere Fahrer Missionsziele ausschließlich gegen die KI erfüllen müsst. In der Regel heißt das, ein paar Panzer zu zerstören, während ihr einen Punkt auf der Karte besetzt haltet, aber es gibt auch Flucht-Missionen, wo ihr einfach nur gegen eine Übermacht das andere Ende der Karte erreichen müsst. Zu abwechslungsreich wird es nie, es ist immer noch ein Panzer-Spiel, aber der Wille, mehr daraus zu machen, ist definitiv erkennbar. Wie im PvP auch hat jeder nur ein Leben und alle sicher gerade durch die hohen Schwierigkeitsgrade zu bringen, erfordert schon eine Menge Koordination. Insoweit ist es nicht verkehrt, wenn ihr eine Gruppe mit Freunden starten könnt, denn mit Zufallsbekanntschaften war es mitunter schon frustrierend, wenn zwei plötzlich irgendwohin abhauen und die Flanke weit offen lassen, nur um sich dort im Nirgendwo in ein paar Sekunden zu Klump schießen zu lassen. Ja, WarMaster93, Du bist gemeint...

Auch kann es schon mal ein wenig dauern, bis ihr genug Spieler zusammen habt. Auf eine Tier-2-PvP-Runde musste schon mal fünf Minuten gewartet werden und selbst die kleinen PvE-Runden brauchen eine oder zwei Minuten, bis alle Spieler versammelt sind. Sicher, mehr Spieler, kürzere Wartezeiten, dafür kann das Spiel erst mal nicht viel, aber Warten macht trotzdem keinen Spaß. Aber das Warten kann sich lohnen, vor allem auf den dritten Spielmodus Global Operations. Im Prinzip ist es eine Art PvP mit einem guten Anteil PvE. Zwei Teams, bis zu 15 Panzer je Truppe stark, bekommen eine Reihe von Zielen und Punkten auf der Karte, um die sie kämpfen müssen. Beide Seiten haben einen Zähler, der nach unten tickert, was vor allem dann passiert, wenn der Gegner Missionsziele erfüllt oder man respawnen muss, was hier möglich ist. Wer zuerst keine Punkte mehr hat, beziehungsweise nach Ablauf des Zeitlimits weniger, verliert.

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An den umkämpften Punkten könnt ihr fast sicher sein, dass auch genug KI-Panzer mitmischen, die schiere Zahl an beweglichen Objekten auf der Karte ist also enorm. Das, zusammen mit Wildcards, um die ebenfalls gekämpft werden muss - Luftschläge, Munitions-Depots und mehr -, ergibt ein erstaunlich anspruchsvolles Spiel, bei dem Gruppentaktik noch wichtiger ist, um sich abzusprechen, wer wie welche Ziele zu erfüllen versucht. Kopflose Truppen sind schnell tote Truppen, was leider die Zugänglichkeit für neue Spieler drastisch senkt - auch wenn sie den Mindestlevel erreicht haben, der für den Modus nötig ist. Spielt ihr als Zufallskohorte gegen einen halbwegs eingespielten Trupp, sind eure Chancen gleich Null. Die Lernkurve hier ist relativ hoch und selbst wenn ihr wisst, was ihr tut, der Rest muss es auch wissen. Ist das aber der Fall, ist Global Operations das Highlight von Armored Warfare.

Rein technisch liegt Armored Warfare auf einem soliden Niveau, ohne wirklich herauszustechen. Die Karten sind groß und abwechslungsreich, von unübersichtlichen Industrieanlagen bis hin zu weiten Ebenen ist alles dabei, aber der Detailgrad ist gerade so hoch, wie er sein muss, um nicht aufzufallen. Es gibt viel Clipping und unsaubere Kanten, aber in der Hitze des Gefechts spielt das keine so große Rolle. Zumindest die Panzer-Sounds donnern ganz ordentlich und machen einen Teil des Spaßes aus. Nicht brillant, aber ansehnlich.

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Armored Warfare hat viele gute Ideen und sein Fokus auf PvE neben einem soliden PvP in Verbindung mit der Mischung aus beidem in den Global Operations setzt es weit genug vom großen Konkurrenten ab, um eine Debatte über Daseinsberechtigungen im Keim zu ersticken. Armored Warfare lehnt sich hier und da konzeptionell an, ist aber im Großen und Ganzen sein eigenes Spiel und ein durchaus solides. Das Balancing ist noch nicht da, wo es insgesamt sein sollte, technisch hakt es hier und da ein wenig und auf ein Match muss man manchmal etwas warten, aber das könnt ihr ja mit einem Download ändern. Denn bei all seinen kleineren Verfehlungen, der Free-2-Play-Teil ist ausgesprochen fair und eine Chance hat Armored Warfare auf jeden Fall verdient.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Armored Warfare

iOS, PS4, Xbox One, PC

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Über den Autor
Martin Woger Avatar

Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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