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EVE Online - Aus für VR, Mobile kommt und es geht tiefer in das Unbekannte

Das war das Reykjavik-Fanfest 2018

EVE Online ist das wohl beste Weltraum-MMO, das ich niemals spielen werde. Nicht, weil ich die hochkomplexen Mechaniken von Handel, Diplomatie, Politik und akribischer Aufwertung meiner Schiffe, in dem meist liebevoll genannten "Spreadsheets in Space", grundsätzlich scheuen würde. Mir fehlt schlicht und ergreifend die Zeit, um mich in die über 15 Jahren gewachsenen Strukturen der Allianzen reinzufuchsen und eine für mich befriedigende Rolle im EVE-Universum zu finden. Trotz immer wieder überarbeiteter Tutorials, die den Einstieg möglichst einfach machen sollen, liegt die Spieldauer bis zur Spaß-Schwelle immer noch verdammt hoch.

Auch 2018 kamen wieder über 1000 EVE-Fans aus aller Welt in das Harpa-Center in Reykjavik, um sich mit den Entwicklern auszutauschen und beim Pub Crawl neue Freundschaften zu schließen.

Auch Hilmar Veigar Pétursson, der CEO von CCP Games, hat mir im Gespräch gestanden, dass es gut 90 Tage intensiven Spiels braucht, um sich wirklich zurechtzufinden. Seine Rolle in einem Parallel-Leben als friedlicher Händler in den Hochsicherheitszonen von New Eden, als Weltraum-Kapitalist mit dem Ziel möglichst viel der Spielwährung ISK aufzuhäufen oder auch als Pirat, Verräter und Halsabscheider im Deadspace zu bestehen.

Schade eigentlich, denn so entgehen mir auch die ganz besonderen EVE-Momente, die einzigartigen Augenblicke der Spieler, die eben nicht einfach nur in einer festen, von den Entwicklern vorgegebenen, Umgebung agieren, sondern die virtuelle Welt mit ihren Aktionen beeinflussen und verändern. Martin hat dazu in einem spannenden Artikel eine Reihe ganz persönlicher Geschichten und Erlebnisse von "EVEangelisten" gesammelt, die deutlich den schier unglaublichen Enthusiasmus und die Freude an der Spielwelt aufzeigen.

Im Fokus stand die neue Erweiterung Into The Abyss, in der die Spieler es mit dem mysteriösen Triglavian Collective zu tun bekommen.

In diesem Jahr konnte ich das EVE-Fanfest in Reykjavik, dem Sitz von CCP Games, besuchen und mich vor Ort von der Leidenschaft der gut 1000 aus aller Welt angereisten Spieler überzeugen. Leider wird es wohl das vorerst letzte Fest dieser Art gewesen sein, denn 2019 wird die Fanarbeit dezentralisiert stattfinden und auf mehrere, kleinere Veranstaltungen in Europa und Amerika verteilt. Man will nach der schmerzhaften Restrukturierung der Firma im letzten Jahr experimentieren und nach anderen Wegen suchen die Nutzerbasis zu steigern. Ob es danach wieder die Institution des jährlichen Island-Treffs geben wird? Das konnte man mir nicht versprechen.

Die mächtigen Zerstörer der Triglavian und gefährliche Elektrostürme sind nur ein Teil der Herausforderungen im neuen Abyssal-Deadspace. Zum Lohn winken Multiplasmid-Module, mit denen sich die bestehende Technik aufwerten lässt.

Und was wurde auf dem Fanfest geboten? Unter anderem ein Ausblick auf die kommende Erweiterung "Into The Abyss", die Vorstellung von "War of Ascension", jede Menge Vorträge, Round Tables und Diskussionen sowie eine echte Traumhochzeit für EVE-Enthusiasten. Aber mal der Reihe nach: Ab dem 29. Mai warten neue Abenteuer im Deadspace und eine mysteriöse Bedrohung durch das hochentwickelte Triglavian Collective, eine NPC-Rasse mit unbekannten Absichten, auf alle EVE-Spieler.

Die frische Erweiterung "Into The Abyss" steht dann zur Verfügung und erweitert das bereits riesige Universum um zusätzliche Herausforderungen, die unbekannte Gebiete im All und fremde Technologien zur Erforschung liefert. Den Abyssal Deadspace können die Spieler nahezu von jedem Ort in New Eden aus erreichen und tauchen dann in eine gefährliche Dimension ein. Je weiter es in die Tiefen des unbekannten Gebiets geht, desto mehr Gefahren in Form von brutalen Elektro- und Dark Matter-Stürmen sowie Angriffen von Triglavian-Raumschiffen gilt es zu überstehen.

Geldgrab VR: Hilmar Veigar Pétursson, der CEO von CCP Games, hat seiner Firma letztes Jahr eine Restrukturierung verpasst und unter anderem zwei Studios geschlossen.

Aber das drohende Risiko einzugehen, das mühsam erkaufte Raumschiff auf dem Ausflug zu verlieren, wird auch belohnt. Denn mit den sogenannten Multiplasmiden wartet wertvolle Fracht darauf eingesammelt zu werden. Die Multiplasmid-Module lassen sich mit bestehenden Modulen kombinieren und das Ergebnis sind Abyss-Module, welche die Leistung enorm steigern. Allerdings kann die Kombination mit existierender Technologie auch zu unerwünschten Ergebnissen führen und möglicherweise zerstört ihr bei den Experimenten die Ausrüstung. Muss man halt ausprobieren und sich überraschen lassen.

Was ist eigentlich aus Project Aurora geworden? Die Antwort: Ein Mobile-Game für Android und iOS mit dem Titel "War of Ascension". Die Zusammenarbeit zwischen CCP und dem finnischen Entwickler Play Raven richtet sich an Casual-Zocker, die nicht die gesamte Freizeit opfern können. Oder Hardcore-EVE-Fans, die auch unterwegs nicht auf ihr Universum verzichten wollen. In dem free-to-play-Spiel geht es um den Bau und steten Ausbau von Raumstationen, der Eroberung von Sektoren und der Bildung von Allianzen. Eigentlich alles auch Merkmale von "EVE Online", allerdings erheblich weniger komplex umgesetzt und ohne einen Bezug zum Hauptspiel. Bedeutet: Es ist nicht geplant, Ressourcen oder Ausrüstung zwischen den Spielen übertragen zu können.

Wenn der Space-Pope schon mal vor Ort ist, dann kann man sich doch gleich auch den Segen seiner EVE-Heiligkeit geben lassen. Foto: Roger Sieber

Was ich sehen konnte war optisch durchaus schick in Szene gesetzt und die Spielmechaniken in der offenen Welt erlauben es, alleine oder kooperativ die Beherrschung der Galaxis anzugehen. Bleibt die Frage, wie nervig sich die free-to-play-Merkmale erweisen werden. Der Kauf von Time-Savern, also Echtgeld gegen die Verfügbarkeit von Erweiterungen und Materialien einzutauschen, wird wohl eine solche Mechanik sein, die sich in dem Spiel findet. Und wenn wir schon bei den CCP-Projekten sind: Zu dem First-Person-Shooter "Project Nova" gab es leider absolut nichts Neues. Ja, es kommt. Wahrscheinlich sogar noch in diesem Jahr. Ob der Shooter mit dem EVE-Universum verbunden wird, wie einst "Dust 514" und welche Spielmechaniken die Testphase überstanden haben, das steht alles noch in den Sternen.

Das sich CCP Games durchaus ein weiteres Software-Standbein wünschen, steht außer Frage. Im Interview mit CEO Hilmar Veigar Pétursson habe ich mich auch über die harten Einschnitte im Geschäftsbetrieb unterhalten. Sichtlich berührt erklärte mir Pétursson, wie schmerzhaft die Entlassung von Personal und die Schließung von zwei Studios für ihn war. Der Grund für die Radikalkur war, dass sich die Investitionen in die VR-Technik als ein Fass ohne Boden erwiesen haben. Mit "EVE:Valkyrie", dem spaßigen Sportspiel "Sparc" und "Gunjack", konnten zwar verkaufstechnisch Achtungserfolge erzielt werden, Geld verdienen war aber nicht drin und die vorhandenen Finanzmittel wurden an anderer Stelle dringender benötigt. Die Spiele werden zwar weiterhin unterstützt, ein erneuter Einstieg in die Virtual Reality-Technik steht aber vorerst nicht mehr an. Erst wenn die Hardware eine weite Verbreitung findet, kann es sich für kleinere Entwickler wieder lohnen. Den Zeitpunkt dafür sieht er aber erst in frühestens fünf Jahren.

Ein echter EVE-Moment: Die deutschen Spieler Tairon Usaro und Irma Amatin haben sich vor Ort vom Space-Pope trauen lassen.

Es gab aber auch schöner Momente, vor allem für zwei Spieler. Dass sich zwei Spieler auch außerhalb eines Spiels näherkommen und sogar einen Bund für das Leben eingehen, ist nicht allzu ungewöhnlich. Aber sich im Gewand des Amarrian-Empires vor dem Space-Pope das Ja-Wort zu geben, das ist dann so einer der emotionalen EVE-Momente, für die man die Community einfach lieben muss. Vor hunderten an Mitspielern vor Ort und im Live-Stream, haben sich Tairon Usaro und Irma Amatin (das sind die Spielernamen) die ewige Treue geschworen. Na gut, eigentlich hat sich das Paar bereits vorher in kleinem Rahmen schon in einem Standesamt in Deutschland vermählt, aber die große Zeremonie haben sie sich für das Fanfest aufgespart und den Segen des als Space-Pope kannten Charles White, erhalten. Fun Fact: Charles ist nicht nur ein virtueller Papst, sondern im realen Leben NASA-Mitarbeiter, veranstaltet Partys auf dem Burning Man-Fest und ist als ranghohes Mitglied der amerikanischen Internetkirche Universal Life Church auch dazu berechtigt Trauungen durchzuführen. Zumindest in einigen US-Bundesstaaten.

Aber genau solche schimmernden Persönlichkeiten findet man auf einem EVE-Fanfest und alleine dafür lohnte sich immer diese Reise.


Entwickler/Publisher: CCP Games / CCP GamesErscheint für: PC- Geplante Veröffentlichung: 25. Mai 2018 - Angespielt auf Plattform: PC

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Ulrich Wimmeroth Avatar

Ulrich Wimmeroth

Freier Autor

Mag Rollenspiele und Ego-Shooter, sammelt Retro-Konsolen und nutzt seinen PC hauptsächlich zum Schreiben über Spiele. Und für Strategie natürlich. Und das seit Dekaden.

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