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Kingdom Hearts 3 - Kein Herz für Xehanort

Schlüsselschwert-Transformationen, komplexes Kampfsystem und putzige Pixar-Welten: Das große Finale der Dark-Seeker-Saga.

Bis vor ein paar Wochen war ich mir wirklich nicht ganz sicher, was wohl zuerst erscheinen wird: Half-Life 3 oder Kingdom Hearts 3. Na gut, von einem Half-Life-Nachfolger werde ich wohl noch lange nur träumen können, aber den Abschluss der Dark-Seeker-/Xehanort-Saga konnte ich jetzt tatsächlich anspielen.

Auf einem Event in Santa Monica stellte Franchise-Director Tetsuya Nomura die lang erwartete Fortsetzung der spaßigen Square-Enix-/Disney-Zusammenarbeit vor, die neben neuen Schauplätzen aus Rapunzel und Baymax erstmals auch Pixar-Blockbuster, wie Toy Story und Monster AG beinhaltet.

Sora kann gleich auf ein ganzes Arsenal an Schlüsselschwertern mit individuellen Fähigkeiten zurückgreifen und mitten im Kampf die Waffe wechseln.

Gut 90 Minuten Spielzeit bot die Demo, in der ich mich in einem kurzen Tutorial mit den neuen Bewegungsmöglichkeiten und den erheblich erweiterten Kampftechniken von Sora vertraut machen und dann ausgiebig die Welt von Toy Story erkunden konnte. Spoiler: Die turbulenten Echtzeit-Prügeleien machen richtig gute Laune, auch wenn die Übersichtlichkeit unter dem ständigen Effektgewitter auf dem Bildschirm häufig mal leidet.

Das Protagonisten-Trio, besteht aus Sora, Goofy und Donald, macht sich erneut auf die Reise, um die Herzlosen zu besiegen, die sich das Universum Untertan machen wollen. Das ist jetzt wirklich nur eine ganz knappe Darstellung der Hintergrundgeschichte. Aber ehrlich gesagt blicke ich bei der Plotexplosion der letzten Jahre, die mit jedem Spiel neue Geheimorganisationen, Variationen des Oberschuftes Xehanort, Disney-Bösewichte, wie Malefiz oder Kater Karlo, Zeitreisen und alternativen Realitäten einführten, selber nicht mehr ganz durch.

Wenn euch das Standard-Schlüsselschwert zu langweilig ist, zückt ihr einfach die Zauberstab-Variante oder prügelt mit einem riesigen Jo-Jo auf die Herzlosen ein.

Aber ich weiß, dass Kingdom Hearts 3 inhaltlich nahtlos an das Ende von Dream Drop Distance anknüpft, die sieben Wächter des Lichts gefunden werden sollen und es schlussendlich zum Showdown mit Xehanort kommen wird. Mehr brauche ich als Hintergrundinfo auch nicht, um meinen Spaß mit dem Action-RPG zu haben. Serienprofis können sich laut Nomura aber auf einige Überraschungen und einen düsteren Unterton der Geschichte einstellen, der die bonbonbunte Action und die niedlichen Disney-Charaktere konterkariert.

Zu Beginn der Demo finde ich mich im Olymp wieder. Der bereits aus den vorherigen Spielen bekannte Schauplatz aus dem Film Herkules dient lediglich als Tutorial und präsentiert direkt den Wall-Run, die neue Fortbewegungsmöglichkeit von Sora und Konsorten. Blinkt in dem Spiel irgendwo eine Wand, ein Regal oder ein anderes Hindernis, geht es per Knopfdruck in die Vertikale. Die neue Mobilität erlaubt, zusammen mit den Sprung-, Gleit- und Boostfähigkeiten des jugendlichen Helden, eine außerordentliche Beweglichkeit.

Neu sind die sogenannten Attraktionen. Bei diesen Spezialangriffen beschwört ihr Disneyland-Attraktionen, wie die Big-Magic-Mountain-Bahn und bekommt damit die nötige Feuerkraft, auch die ganz dicken Bosse zu erlegen.

In dem Aufwärmlevel bewirft mich ein zweiköpfiger Steintitan mit Felsen, denen es im Lauf auszuweichen gilt. Heil am Berggipfel angekommen, wird so lange auf den Boss eingedroschen, bis dieser in sich zusammensackt und einige Glitzerstellen an seinem Körper auftauchen.

Einfach die erste Stelle anlaufen und automatisch springt Sora dann bis zu seinen Köpfen und schwingt ausgiebig das Schlüsselschwert. Habt ihr genügend Schaden angerichtet, erscheint ein grünes Symbol und dann heißt es, schnell den richtigen Knopf drücken und die nächste spielmechanische Neuerung bestaunen. Attraktionen, nennt sich die mächtige Beschwörung, die in diesem Fall den Big Magic Mountain Train erscheinen lässt. Ein neonfarbener Zug mit Dampflok, in dem Sora, Goofy und Donald Platz nehmen, den Steingiganten umkreisen und dabei unter Beschuss nehmen und so endgültig zu einem Haufen Kiesel verarbeiten.

Weitere Beschwörungen, die allesamt bestehenden Disney-Attraktionen nachempfunden sind, wie beispielsweise die Mad Tea Cups, bei denen drei überdimensionale Teetassen erscheinen und ganze Gegnergruppen zermalmen, oder ein gigantisches Piratenschiff, verursachen immensen Schaden. Es wird noch eine ganze Reihe weiterer solcher Attraktionen im Spiel zu entdecken geben und es lohnt sich, auf das auslösende Symbol zu achten, dass nur für ein paar Augenblicke nach einer besonders schweren Attacke auf einen Gegner sichtbar wird.

Liebe zum Detail: Das Aussehen von Sora und seinen ständigen Begleitern Goofy und Donald wird der Optik der jeweiligen Gastwelt angepasst. In dem Toy-Story-Level sind es dann geschrumpfte Spielzeug-Varianten der Helden.

Überhaupt gestaltet sich das gesamte Kampfsystem erfreulich komplex. Es gibt wieder reichlich Partneraktionen, bei denen Sora beispielsweise auf ein Schild von Goofy springt und in die Höhe katapultiert wird oder sich gemeinsam mit Woody und Buzz Lightyear auf eine Spielzeugrakete schwingt und im Sturzangriff Gegner anvisiert. Man kann mehrere Feinde markieren und gleichzeitig mit einem Mehrfachschuss oder einer Sprungattacke angreifen.

Und das schnöde Standard-Schlüsselschwert bleibt nicht die einzige Waffe. Wie bereits in Kingdom Hearts Birth by Sleep gibt es Keysword-Transformationen, die eine normale Schlagwaffe in einen Hyper Hammer, Jo-Jos, Klauen, Bohrer oder einen Zauberstab verwandeln. Die erworbenen Schlüsselschwert-Variationen lassen sich bequem per Knopfdruck mitten im Kampf wechseln und verfügen über einzigartige Fähigkeiten und Spezialangriffe.

Mehr als ein Dutzend Links können im Spiel gesammelt werden. Dabei handelt es sich um Gast-Stars aus der Square Enix und Disney-Welt, die sich als besonders schlagkräftig erweisen. Ruft ihr beispielsweise Ralph aus Ralph reicht's zu Hilfe, könnt ihr dann im Minecraft-Stil explodierende Blöcke und Geschütze errichten.

Bei all den unterschiedlichen Attacken und Spezialmanövern kann schon mal mitten im Gefecht, wenn sich zwei Dutzend Herzlose und ein paar Minibosse gleichzeitig auf dem Bildschirm tummeln, vor lauter Funkenregen, farbenfrohen Explosionen und Magieangriffen die Übersicht auf der Strecke bleiben. Glücklicherweise agieren die KI-Begleiter meist clever, attackieren gekonnt und heilen fix einen angeschlagenen Sora. Apropos Begleiter: Neben Goofy und Donald schließen sich in jedem Level noch zwei weitere Charaktere aus der jeweiligen Disney-Welt der schlagkräftigen Truppe an. Ein Novum für die Serie.

Nach den ersten paar Konfrontationen hat es bei mir dann aber auch mit der Augen-Hand-Koordination deutlich besser funktioniert. Mit jedem Gefecht macht es mehr Spaß, neue Kombos und Spezialattacken auszuprobieren. Bei dem niedrigen Schwierigkeitsgrad der Demo wäre ich wohl auch mit blindem Schlagknopfdrücken unbeschadet durchgekommen. Aber dann hätte ich nicht die witzigen Link-Angriffe zu sehen bekommen, bei denen Sora Gast-Stars, wie beispielsweise Arielle die Meerjungfrau oder das Donkey-Kong-Pendant Ralph herbei ruft. Die Helfer beharken dann 30 Sekunden lang mit Wasserfontänen und Gischtangriffen die Herzlosen, respektive bauen im Minecraft-Stil explodierende Blöcke auf dem Schlachtfeld auf.

Sora hat jetzt auch den Wall-Run gemeistert. Und im Spiel wird auch reichlich Gebrauch von der neuen, vertikalen Fortbewegungsmöglichkeit gemacht.

Ihr merkt schon, die dynamischen Echtzeitkeilereien haben mir gefallen. Aber wie schaut es mit dem Disney-Charme aus? Auch in dieser Hinsicht kann Kingdom Hearts 3 punkten. Die mit viel Liebe zum Detail dargestellte Toy-Story-Welt, in der Woody, Buzz, Rex, das Schwein Hamm und die dreiäugigen Aliens ihren Besitzer Andy und einen Teil ihrer Spielzeug-Kollegen vermissen, könnte problemlos auch aus einem Animationsfilm der Serie stammen.

Sobald Sora und seine Begleiter auftauchen, erscheinen diese der Optik der Gastwelt angepasst, als geschrumpfte Helden im Playmobil-Look. Die Aufgabe in dem Spielabschnitt ist schnell erklärt: Das Vertrauen von Woody und Buzz gewinnen, Fieslinge platt machen, die verschwundenen Spielzeuge finden und dem Erzschurken Xehanort einen dicken Strich durch die Rechnung machen.

Tetsuya Nomura bei einem Panel anlässlich des Kingdom-Hearts-3-Reveals in Santa Monica. Die Anspannung ist dem Franchise-Director anzusehen, immerhin steht ja auch noch das Final Fantasy VII Remake unter seiner Obhut an.

Das Abenteuer beginnt in Andys Kinderzimmer, führt über die Straßen der Stadt und endet in dem riesigen Spielzeugladen Galaxy Toys, der eigens als Schauplatz für das Spiel entworfen wurde. Die kindgerechten Rätseleinlagen, bei denen mal der versteckte Eingang zu einem Luftschacht gefunden oder der Weg zur nächsten Etage auf Schienen überwunden werden soll, sind nicht der Rede wert. Und eigentlich könnte man eine Dreiviertelstunde später vor dem Endgegner stehen und dazu noch nicht mal eine der zahlreichen Zwischensequenzen abgebrochen haben. Aber dann verpasst ihr wirklich was, denn die weitläufigen Level laden zum Erkunden ein.

Überall finden sich witzige Anspielungen auf Disney-Filme, sind Schatztruhen versteckt oder es kann mit Gegenständen interagiert werden. Wenn ihr mal hören wollt, wie die Toy Story-Belegschaft klingt, wenn Helium im Spiel ist, dann schaut euch nach Ballons um, die ihr zum Platzen bringen könnt. Kingdom Hearts 3 wird noch in diesem Jahr erscheinen, den genauen Termin wollen die Entwickler pünktlich zur E3 bekannt geben.


Entwickler/Publisher: Square Enix / Square Enix Erscheint für:PS4, Xbox One - Geplante Veröffentlichung: 2018 - Angespielt auf Plattform: PS4

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Kingdom Hearts III

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Ulrich Wimmeroth

Freier Autor

Mag Rollenspiele und Ego-Shooter, sammelt Retro-Konsolen und nutzt seinen PC hauptsächlich zum Schreiben über Spiele. Und für Strategie natürlich. Und das seit Dekaden.

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