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Battlefield 5 - Der Zweite Weltkrieg ohne Season Pass

Teamarbeit und physikalisch korrekt fliegende Mauern.

Bei Call of Duty: Black Ops 4 schrieb ich neulich: "Sie haben es wirklich getan" - und meinte den Verzicht auf eine Einzelspieler-Kampagne zugunsten eines Battle-Royale-Erlebnisses. Ich könnte mich hier jetzt wiederholen, obwohl Battlefield 5 gar keinen Battle-Royale-Modus haben wird. Vielmehr würde ich mich darauf beziehen, dass Entwickler DICE tatsächlich wenig überraschend nach dem Ersten Weltkrieg jetzt zum Zweiten übergeht. Das muss zunächst ja nichts Schlechtes bedeuten, wenn man sich für das Szenario begeistern kann. Vor dem Hintergrund, dass Call of Duty diese Ära gerade erst abgearbeitet hat, bzw. noch dabei ist, ist es vielleicht ein Stück weit einfallslos.

Aber DICE, das halte ich ihnen definitiv zugute, versucht das immerhin mit einer bedeutenden Weiterentwicklung seiner Spielsysteme an Mann und Frau zu bringen. Das bedeutet, dass sie vorhandene Spielmechaniken überprüften und an vielen Stellen verfeinerten. Der Fokus liegt bei dieser Rückkehr zum Zweiten Weltkrieg eindeutig auf der Mehrspielererfahrung und auf kooperativen Einsätzen. Einzelspieler erhalten zwar hier und da ein paar Story-Schnipsel, doch solange ich die aus Battlefield 1 bekannten "War Stories" nicht selbst gespielt habe, bleibe ich bezüglich ihrer spielerischen und inhaltlichen Qualität eher zurückhaltend. Da bin ich ein gebranntes Kind, wenn ich an die sehr schwankende Qualität dieser Inhalte in Battlefield 1 denke. Nur so viel dazu: DICE will auch diesmal wieder Einzelschicksale auf Schlachtfeldern des Zweiten Weltkriegs beleuchten, die nach Meinung der Schweden bislang in Filmen oder Games eher unberührt blieben. Ob Norwegen und Nordafrika da wirklich so neue Impulse setzen können, da bin ich eher skeptisch.

Viel positiver gestimmt schaue ich einigen spielerischen Änderungen entgegen - in erster Linie meine ich damit den stärkeren Fokus auf Squads und Teamplay. So wird man in Battlefield 5 etwa automatisch bei Spielbeginn einem Trupp zugewiesen. Nur wer ausdrücklich den einsamen Wolf geben will, muss manuell diesen Schritt bekräftigen und auf sich allein gestellt losstürmen. Und dann mit den entsprechenden Nachteilen leben, denn Squad-Spieler werden erhebliche Vorzüge genießen. Da wäre zum Beispiel der Buddy-Revive - abgesehen von Sanitätern können nur Team-Kumpels gefallene Soldaten wiederbeleben. Das dauert aber länger als beim Medic und füllt den Gesundheitsbalken nicht komplett wieder auf. Neu ist, dass man verwundete Mitspieler am Kragen aus der Gefahrenzone schleppen kann, um sie außerhalb von Beschuss wiederaufzurichten. Kratzt man dagegen als Einzelspieler ab, geht es direkt zurück auf "Los" und muss lange Wege auf sich nehmen. Wer im Trupp spielt, erhält außerdem im Spielverlauf Zugriff auf spezielle Vorteile, wie etwa Raketengriffe oder Versorgungslieferungen, die an die Kill Streaks von Call of Duty erinnern. Das können aber auch spezielle Panzer sein, die nur vom eigenen Squad genutzt werden dürfen.

Ein weiterer Pluspunkt der Squads wird durch eine spielerische Einschränkung unterstrichen: Spieler müssen stärker auf ihre Ressourcen achten, werden deshalb weniger Munition mit sich rumschleppen. Nachschub erhalten sie entweder von ihrem Support-Kameraden oder Depots, die etwa an den Flaggenpunkten eingerichtet werden. Neu ist zudem, dass man Barrikaden errichten oder früher fest installierte Geschütze transportieren und an anderer Stelle beziehungsweise unterwegs nutzen kann. Stellt euch das so vor, dass ihr eine Flugabwehrkanone an einen Panzer klinkt und diese dann über die Map karrt, um sie woanders aufzustellen oder auf halbem Wege schon mit ihr zu schießen. Der Auf- und Abbau - ihr habt es erraten - geht mit den richtigen Trupp-Kameraden schneller und verschafft euch somit einen weiteren Vorteil im Gefecht. Das klingt tatsächlich viel versprechend - aber ob es in der Praxis spielerisch großen Einfluss haben wird, bleibt noch abzuwarten. Zocken durften wir in London nämlich leider nicht.

Andere Änderungen sind da schon subtiler und ich weiß nicht genau, ob ich sie im Spiel überhaupt mitbekommen würde. Dass man in Battlefield 5 beispielsweise rückwärts kriechend oder im Hechtsprung ballern kann. Oder dass die Waffen zukünftig noch präziser Tod auf meine Gegner prasseln lassen, weil der sogenannte "Bulletspread" sich korrekter vorhersagen lässt und die Kugeln deshalb weniger zufällig aufs Ziel geschossen werden. Darüber hinaus haben Projektile in Battlefield 5 eine deutlich größere Durchschlagskraft, vor allem die Geschosse von LGMs sind brachial und durchsieben Häuser problemlos, wenn man der Demonstration Glauben schenken darf.

Ganz ehrlich: Solche Features sind für mich unter "nice to have" kategorisiert, denn ich erwarte von Entwicklern schon, dass sie ihr Spiel technisch und spielerisch voranbringen. Und die eben genannten Feinjustierungen gehören für mich zum Standard. Hardcore-Gamer werden das vermutlich ganz anders sehen, sie profitieren schließlich von jeder noch so kleinen Verbesserung am Gunplay. Spannender dürfte für Grafikfetischisten vielleicht sein, dass die Zerstörungen diesmal physikalisch korrekt sein sollen. Schießt man eine Panzergranate also durch ein Fenster in ein Haus, fliegen die Trümmer realistisch nach außen. Knallt man das Geschoss dagegen direkt in die Wand, rauschen die Einzelteile als Trümmerberg in den entstehenden Schutthaufen. Interessant: Militärische Objekte aber auch bestimmte Hausgrundmauern lassen sich wiederaufbauen und als Deckung nutzen oder wieder in Betrieb nehmen.

Neue Modi gibt es auch: Combined Arms ist der neue Koop-Modus, in dem wir mit bis zu drei Mitspielern auf dynamisch generierten Schlachtfeldern gegen KI-Gegner antreten. Hier levelt man Waffen und Ausrüstung auf und schaltet den üblichen Individualisierungskrempel für seine Figuren auf, die in der "Kompanie" zusammengefasst werden. Dort verwaltet man die vier bekannten Battlefield-Klassen (Sanitäter, Support, Recon, Assault) und kann sich mit den Archetypen noch in Subklassen spezialisieren - Sniper verdingen sich zum Beispiel noch als Paratrooper und erhalten dadurch Zugriff auf bestimmte Waffen und Ausrüstungsgegenstände. Details dazu fehlen derzeit aber noch weitestgehend.

DICE bohrt außerdem die "Operationen" zu "Grand Operations" auf. Sie dauern jetzt vier Runden und bauen weiterhin aufeinander auf. Mit zwei wesentlichen Änderungen, die mich stark an Battle Royale erinnern: Zum einen springt zumindest eine Seite als Fallschirmjäger ab und landet so auf dem Schlachtfeld. Zum anderen kulminiert die gesamte Action in Runde vier in einem Last Stand. Sollte das Match nicht vorher von einer Seite mit einem entscheidenden Sieg beendet werden, stürzen sich die Spieler mit extrem zurückgeschraubter Ausrüstung (z. B. nur einem Munitions-Magazin) und nur einem Leben ins Gefecht. Wer abgeschossen wird, ist raus - wobei es innerhalb von Squads und durch Medics noch eine Rückkehr gibt. Der letzte stehende Spieler gewinnt dann - wie in Battle Royale - das Match für seine Seite. Klingt ziemlich cool, wenn ihr mich fragt.

Neue Modi und Regeln für Battlefield 5 werden übrigens in den Operationen als Erstes eingeführt. Apropos neu: Auf Season Pässe oder kostenpflichtige DLCs will EA diesmal komplett verzichten, um die Community nicht mehr so stark zu fragmentieren! Neue Inhalte werden stattdessen über Monate hinweg in einem Live Service namens "Tides of War" präsentiert, wo es keine Lootboxen geben soll. Kohle verlangt man angeblich nur für "kosmetische Inhalte", die keinen Einfluss auf das Spielgeschehen haben, so DICE auf Eurogamer-Nachfrage. Als Motivation für die neuen Inhalte lockt man mit freischaltbaren Gegenständen, die es nur zeitweise in diesem Modus geben wird. Die Ausrüstung lässt sich außerdem, wie in Call of Duty WWII durch "Assignments" weiter ausbauen und individualisieren.

Nachdem ich jetzt innerhalb von wenigen Tagen den Premieren von Call of Duty: Black Ops 4 und Battlefield 5 beiwohnen durfte ist frappierend, wie ähnlich sich die Verbesserungen und Feinheiten in gewissen Details darstellen. Es fällt den Studios offensichtlich schwer, ihre Games sprunghaft weiterzuentwickeln, stattdessen sind die kleinen Schritte gefragt. Beide Spiele legen einen stärkeren Fokus auf die Mehrspielerkomponenten, wollen das Zusammenspiel stärken, verändern das Heilsystem oder verbessern das Gunplay. Battlefield 5 zieht jedoch ein wenig überraschend nicht in Sachen Battle Royale nach, sondern sucht die Flucht nach vorn, indem der Zweite Weltkrieg als Trumpfkarte gezogen und zudem auf zusätzliche Bezahlinhalte verzichtet wird.

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob diese Taktik aufgehen wird, wenn Battlefield 5 am 19. Oktober eine Woche nach dem großen Konkurrenten herauskommt: Den Zweiten Weltkrieg haben wir gerade erst in CoD: WWII gewonnen. Die Neuerungen hinsichtlich des Teamplays begrüße ich jedoch mit offenen Armen. Ein großes Risiko geht man mit Battlefield 5 aber nicht ein, bis dato sieht das für mich eher nach mehr vom Gleichen aus. Und falls ihr euch fragt, warum ich nichts zur offenbar überragenden Technik sage: Auch wenn ich nicht an einer astreinen Präsentation im fertigen Spiel zweifle, habe ich bislang nur kurze Video-Ausschnitte gesehen und die Action nicht selbst erlebt.

In diesem artikel

Battlefield 5

PS4, Xbox One, PC

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Über den Autor

Nedzad Hurabasic

Contributor

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