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Wizard of Legend - Test

Faster, Harder, Scoo … Wizard of Legend!

Flinker Rogue-like Dungeon-Crawl mit vielen frei kombinierbaren Zaubern. Leider sehr beliebig ausgewürfelte level und stellenweise frustig.

Es gibt immer irgendetwas, das ich bei Wizard of Legend vergesse. Landen meine Feuerbälle präzise und setze ich sogar effektiv im Nahkampf nach, um meine Attacke mit einem mächtigen Eiszauber abzuschließen ... dann bekomme ich es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hin, mit meinem nächsten Ausweichsprung im Abgrund zu landen.

Das liegt einerseits daran, dass teilweise ziemlich viel auf dem Bildschirm passiert. Andererseits hat es damit zu tun, dass all das wahnsinnig schnell passiert. In Wizard of Legend verkörpert ihr einen Magier, der der weit weg ist vom Klischee des alten, langsamen, bärtigen Mannes, der stundenlang braucht, um seine mächtigen Zauber aufzuladen. Stattdessen springt ihr dem Gegner geradezu ins Gesicht - und der macht das gleiche mit euch.

Die Endbosse in Wizard of Legend kennen keine Gnade. Aber zumindest könnt ihr ihre Angriffsmuster lernen. (Wizard of Legend - Test)

Im Herzen ist das Debüt der beiden Kalifornier von Contingent99 ein Dungeon Crawler mit zufallsgenerierten Leveln. Ihr startet das Spiel in einer Art Museum, in dem ihr eure späteren Fähigkeiten schon mal anhand von Pappgegnern ausprobieren könnt. Wie das so oft mit Magiern ist: Die arbeiten viel mit Elementen wie Feuer, Wasser, Erde und Luft. Hier kommt als fünftes Element noch der Blitz hinzu. Zaubersprüche werden durch Karten symbolisiert. Habt ihr das eingangs erwähnte Museum hinter euch gebracht, müsst ihr euch also für den Ernstfall rüsten und mit den wenigen Karten, die euch zu Beginn zur Verfügung stehen, einen Charakter zusammenbasteln. Ein Relikt dürft ihr auch noch mitnehmen, das gibt euch besondere Fähigkeiten. Mehr Leben etwa, stärkere Attacken oder einen kleinen Begleiter, der immer mal wieder einen zufälligen Gegner temporär einfriert. Ich erwähne letzteres vor allem deshalb, weil es mir ziemlich oft das Leben gerettet hat ...

Denn Wizard of Legend ist schwer. Verflucht schwer. Euren ersten Run werdet ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit schon im ersten Level sterbend beenden und es ist nicht immer ganz leicht, herauszufinden, was ihr falsch gemacht habt. Fatal ist es, wenn Gegner euch in die Ecke drängen und ihr keinen Platz mehr zum Ausweichen habt. Umso wichtiger deshalb, dass ihr euch Rückzugsräume schafft oder eure Feinde strategisch clever in schmale Gänge lockt, um sie dort mit dem jeweils mächtigsten eurer Zauber zu treffen. Wizard of Legend ist eins jener Spiele, bei denen es überhaupt nichts bringt, einfach stumpf auf den Gegner einzuschlagen. Fast schon praktisch ist es da, dass die Zahl der Gegnertypen nicht allzu groß ist. Auch in späteren Leveln bekommt ihr es häufig nur mit Varianten der Feinde zu tun, die ihr schon in den ersten Spielabschnitten zu Gesicht bekommen habt. Ob ihr es also wollt oder nicht: Ihr lernt schnell.

In diesem Museum bringen euch die Entwickler bei, wie das Spiel funktioniert. (Wizard of Legend - Test)

Dieses Lernen ist ein wichtiger Aspekt von Wizard of Legend - sterbt ihr nämlich, beginnt das ganze Spiel von vorn. Gut, nicht wirklich das Ganze, ihr könnt von Gegnern nämlich Kristalle erhalten, die ihr auch nach eurem Ableben noch in neue Zaubersprüche, Relikte oder Umhänge investieren könnt. Letztere bringen ein paar ganz praktische Buffs mit. Zudem schaltet ihr immer neue Attacken frei, wenn ihr einen der Bosse besiegt, die am Ende jedes Levels auf euch warten. Weil auch die immer nur zufallsgeneriert werden, könntet ihr euch theoretisch auch dann weiterentwickeln, wenn ihr immer nur den ersten Abschnitt spielt und dann sterbt. Das fühlt sich schon an wie Charakterentwicklung, keine Frage - aber sie ist langwierig und wenn ihr nicht gleichzeitig darauf achtet, die Angriffsmuster der Gegner zu studieren, kann Wizard of Legend zu einer äußerst frustrierenden Angelegenheit werden.

Nun handelt es sich bei Wizard of Legend also um einen Rogue-like-Dungeon-Crawler in Pixelgrafik. Wirklich nichts, was in den vergangenen Jahren selten gewesen wäre. Das Spiel ragt aus der Masse vor allem dadurch heraus, dass ihr eure Taktik durch die Wahl der Zaubersprüche und Relikte stark variieren könnt. Sterbt ihr also immer wieder mit dem gleichen Charakter-Setup, könnte es schlicht sein, dass es euch und eurer Spielweise nicht liegt. Es lohnt sich also durchaus, mal was anderes auszuprobieren. Um zu wissen, ob's damit besser klappt, genügt ein einzelner Durchgang aber nicht. Denn der Zufallsfaktor bei der Generierung der Level ist ziemlich hoch. Soll heißen: Ihr lauft auch gern mal in Sackgassen voller gefährlicher Gegner und dann wieder durch lange Gänge ohne irgendwelchen Feindkontakt.

Hier ging mein Feuerangriff wohl in die falsche Richtung. (Wizard of Legend - Test)

Das ist ein bisschen schade, führt es doch zwangsläufig dazu, dass ihr theoretisch einen Level schaffen könnt, wenn ihr es nur oft genug versucht. Ist auch so: Trefft ihr zufällig relativ schnell auf den Boss, seid ihr bedeutend frischer und die Chancen, ihn zu besiegen, steigen immens. Innerhalb eines Levels sind die Möglichkeiten, eure HP wieder aufzufrischen, rar gesät - und meistens teuer. Deshalb kann es sich sogar als vorteilhaft erweisen, einfach nur wie von der Tarantel gestochen durch den Dungeon zu rennen und zu hoffen, möglichst bald auf den Boss zu treffen. Das funktioniert manchmal - manchmal aber auch nicht, nämlich dann, wenn das Spiel hinter euch Türen schließt und euch so auf engem Raum mit einigen Gegnern einschließt. In solchen Situationen gehen die meisten Lebenspunkte verloren.

Die Entwickler hatten für Wizard of Legend auch jenseits der Kombinierbarkeit der Zauber ein paar nette Ideen. Nehmen wir die verfluchten Artefakte: Die haben immer einen ziemlich großen Vorteil, aber eben auch einen signifikanten Nachteil, erhöhen also beispielsweise eure Lebenspunkte stark, verdoppeln dafür aber auch den Cooldown eurer Fähigkeiten. Kann man machen - ist aber eine gewagte Taktik. Wenn ihr mögt, könnt ihr außerdem auch zusammen mit jemand anderem im lokalen Multiplayer spielen, das hat das Spiel aber ehrlich gesagt sehr chaotisch gemacht. Mehr als ein netter Party-Gag war das für mich nicht. Ebenso das Duell gegeneinander. Kann man schon machen, stolzer auf einen Sieg wäre ich da aber bei Vier Gewinnt. Natürlich spricht aber auch nichts dagegen, solche Modi als Bonus dazuzulegen, wenn sie denn technisch funktionieren. Im Fall der getesteten Switch-Version war das leider nur bedingt der Fall - die Framerate bricht im Multiplayer-Modus teilweise massiv ein, was gerade bei einem so schnellen Spiel natürlich dem Spaß nicht gerade zuträglich ist.

Der Kampf gegen andere menschliche Spieler: Auch das ist bei Wizard of Legend möglich. (Wizard of Legend - Test)

Am meisten gestört haben mich aber die bereits erwähnten Dungeons. Sie wirken für meinen Geschmack einfach zu beliebig in ihrer Generierung - da gibt es ja durchaus Abstufungen. Es wäre beispielsweise denkbar gewesen, bestimmte größere Versatzstücke miteinander zu kombinieren, die dann insgesamt ein einigermaßen logisches Gesamtbild ergeben, aber das prozedurale Zufallsdesign dieser Dungeons kommt mir einfach nur vor wie eine wüst zusammengewürfelte Mischung aus Türen, Wänden, Gegnern und Abgründen.

Daher mag ich zwar letzten Endes das Gameplay sehr gern - bin aber nicht mit dem Umfeld einverstanden, in dem es stattfindet. Wirklich grandios wäre Wizard of Legend vermutlich nur geworden, wenn jemand die Level bewusst durchgestaltet hätte. Gerade das ist aber nicht passiert.

Wizard of Legend ist trotzdem kein schlechtes Spiel, aber eines, dass an seinem zufallsgenerierten und daher teils arg lieblos wirkenden Leveldesign scheitert. Ich mochte die schnellen Kämpfe, ich habe gern verschiedene Angriffszauber miteinander kombiniert und es genossen, Feuerbälle in Gegnerhorden zu werfen. Wenn ich dann letztlich aber nur sterbe, weil mich der Zufall mit drei viel zu starken Feinden auf fünf Quadratmetern einschließt, ist das trotzdem frustrierend, erst recht, wenn ich bis dahin keinen Endboss besiegt und damit keinen größeren Fortschritt gemacht habe. Es wird sie sicher geben, die Masochisten unter euch, die auch diese Herausforderung mit Kusshand annehmen. Macht das dann bitte auch, denn Wizard of Legend ist für euch. Und ich glaube nur für euch.


Entwickler/Publisher: Contingent99/Contingent99 - Erscheint für: PC, PS4, Xbox One, Switch - Preis: etwa 16 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: Switch - Sprache: englisch - Mikrotransaktionen: Nein

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Über den Autor
Markus Grundmann Avatar

Markus Grundmann

Freier Autor

Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.
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