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Battlefield 5: Sterben und … gestorben werden in der Closed Alpha

Unsere Eindrücke aus zehn Stunden mit DICE' neuem Spiel.

Es gibt wenig dran zu rütteln: Look und Feel ausufernder Schlachten hat DICE drauf wie kaum ein anderes Studio. Ein atmosphärisches Schlachtengemälde nach dem anderen rollt sich hier vor einem aus, wenn man unter den Nordlichtern im norwegischen Hafenstädtchen Narvik die britische und deutsche Armee aufeinandertreffen sieht.

Wenn man am ersten Tag einer Grand Operation im Airborne-Gefecht als Angreifer aus dem Flugzeug springt, im knietiefen Schnee landet und einem ein Gemisch aus Schneeflocken und herabrieselnder Asche förmlich an der Nase kitzelt, fröstelt eines einem bis ins Mark. Gleichzeitig donnert's ohne Gleichen, während die Luftabwehrstellungen das Feuer auf die unentwegt Alliierte abwerfenden Flieger bis ins Unerträgliche anziehen.

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Kurzum: Es geht kaum atmosphärischer und die blendende Technik stellt sich ganz in den Dienst des allgemeinen Erlebens. Gerade so, wie es sein soll. Gleichzeitig merke ich, dass auch dieses Battlefield mich - der ich eigentlich auf langsamere und überschaubarere Shooter wie Rainbow Six Siege abonniert bin - in einer Weise fordert, die eine gewisse verbissene Grundstimmung voraussetzt. Es ist sicher im Sinne des Erfinders, dass es einen hier immer und immer wieder wie aus heiterem Himmel erwischt. Das ist nun mal Krieg. Aber mir versetzt es auch nach guten zehn Stunden, in denen ich schon einiges an Sicherheit gewann und mittlerweile ganz gut mitspielte, noch immer regelmäßig einen Stich. Sterben, weil ich mit meinen zwei Augen nicht alle 360 Grad zugleich abdecken kann - ist einfach nicht ganz meins.

Sei's drum: Fans der Reihe kennen es nicht anders und schätzen das Spiel auch in seiner chaotischen Ungezähmtheit seit Jahr und Tag. Allerdings muss ich schon sagen, dass sich Feinde in Battlefield 1 deutlicher vom Hintergrund absetzten als zumindest in der verschneiten Finsternis eines zerbombten, graubraunen Narvik. Vielleicht wird hier in Sachen Kontrasten noch etwas geschraubt. Ebenfalls dürften Schrittgeräusche noch einmal deutlich lauter werden, denn wer sich in einer verkohlten Wohnhausruine verschanzt wird noch viel zu oft von Feinden überrascht, die man nicht hörte, obwohl sie nicht einmal wirklich schlichen.

Doch das sind nur zwei Beobachtungen, von denen ich wünschte, dass sich DICE vor dem Launch noch mal intensiv mit ihnen auseinandersetzte. Ansonsten sind Movement und Gunplay der Reihe im Großen und Ganzen direkt wiederzuerkennen. Battlefield V fühlt sich gut an, die Waffen kraftvoll, allerdings auch mit deutlich weniger Munition gesegnet, sodass man sich nicht zu lange irgendwo auf die Lauer legen kann. Stattdessen ist man darauf angewiesen, seine Stellung zu verlassen, um von erlegten Feinden Restmunition aufzuklauben oder sich an einem Nachschubdepot mit frischem Blei zu versorgen.

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Dieser Änderung begegneten einige Spieler gerade zu Beginn der Alpha mit Unmut, allerdings begrüße ich diesen Tweak ausdrücklich, denn er fördert das Teamplay mit der Support-Klasse, die fortan deutlich stärker in der Pflicht steht, fleißig Munitionspakete hinzuwerfen. Auch kommt dadurch noch die taktische Möglichkeit hinzu, die Nachschubdepots seiner Feinde zu zerstören und ihnen so einen spürbaren Nachteil beizubringen.

Neu ist auch, dass nun jedermann an bestimmten Punkten Deckung aus Sandsäcken errichten kann, um sich so beim Verteidigen der Ziele einen Vorteil zu verschaffen. Auch Fenster verrammelt man auf diese Weise. Ich habe bisher nicht das Gefühl, dass das den größten aller Unterschiede macht. Aber dass sich in der kurzen Zeit mit fremden Mitspielern auf nur einer Karte noch kein klares Meta diesbezüglich etabliert hat, wundert mich auch nicht weiter. Schön, dass es da ist und man eine weitere kleine Schlachtenfacette hat, mit der man spielen kann. Deckung kann man nie genug haben, vor allem nicht auf einem Schlachtfeld, das so groß und schwer überschaubar ist, wie dieses hier. Eine weitere nette Änderung ist der mögliche Transport eines mobilen Geschützes an einen Ort, an dem es von größerem Nutzen ist. Aber auch hier: Warten wir ab, wie es Einsatz findet, sobald Hunderttausende Spieler über den Titel herfallen. In der Theorie ein schönes Feature.

Weitere Beobachtungen: Flugzeuge sind neuerdings komplett idiotensicher, aber auch schrecklich ineffektiv, wenn es um die Durchschlagkraft der Wattebausche geht, die sie verschießen. Die neue Boost-Funktion ist ein wahnsinniger Gleichmacher, der dem Pilotendasein in Battlefield viel von den Skill-Anforderungen entzieht, aber das sind zwei Dinge, die mit nur kleinen Drehern an wenigen Stellschrauben schon aus der Welt geschafft sein könnten.

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Auch das Sperrfeuersystem wurde überarbeitet und dürfte eine Umgewöhnung voraussetzen. Neuerdings kann es sich lohnen, trotz Unterdrückungsfeuer zurückzuschießen. Denn anstatt nun die Waffe eines unterdrückten Gegners ungenauer werden zu lassen, verhagelt es ihm nur die Sicht. Wer unter Beschuss die Nerven behält, wird für aggressive Spielweise unter Umständen belohnt, Schusswechsel insgesamt eventuell ein wenig aktiver. Wir werden sehen, ob es dabei bleibt, oder doch noch Balance-Anpassungen vorgenommen werden. Zu guter Letzt fiel mir noch auf, dass es diesmal eine deutlich längere Downtime gibt, wenn man stirbt. Auf euren Abschuss folgt eine Kamerafahrt dem verantwortlichen Gegner hinterher, bevor ihr nach einem weiteren Moment in den Ausbluten-Zustand übergeht, in dem ihr um Hilfe ruft. Ist niemand in der Nähe, um euch zu heilen - was nun jeder Spieler darf, nicht länger nur Sanitäter -, vergeht eine ganze Weile, bis ihr wieder an der Schlacht teilnehmt. Im Verhältnis zur immer noch niedrigen Time-to-kill dauert es ein wenig zu lange.

Optisch gesehen macht das Spiel einen fabelhaften Eindruck, wenngleich es noch einen ordentlichen Hardware-Hunger demonstriert. Gedenkt man, die Alpha auf Ultra-Einstellungen jenseits von 1080p zu spielen, wird's auch mit einer Geforce 1080 schon mal unrund. Allerdings sollte man darauf erstmal wenig geben, denn wie so oft kann schon der erste Nvidia Game-Ready-Treiber einen Unterschied wie Tag und Nacht ausmachen. Zudem sind viele Möglichkeiten gegeben, diverse Einstellungen feinstufig zu justieren, ohne dabei eine gewisse Grundschönheit von BFV zu bewahren. Auch, dass die empfohlenen Systemvoraussetzungen mit einer GTX 1060 recht niedrig angesetzt sind, macht Hoffnung.

Die wichtigste Frage: Machte es Spaß? Ja, durchaus. Auch wenn nach der Alpha längst nicht abzusehen ist, ob und wie tief die Änderungen letzten Endes greifen werden und ob die Community wirklich alle mit offenen Armen empfangen wird. Die Schlachten selbst ziehen jedenfalls sicht- und spürbar Energie aus dem Zeitsprung in den Zweiten Weltkrieg und versetzen in diesem Ausblick auf das fertige Produkt gekonnt an eine Frontlinie, die man bisher eher selten zu sehen bekam. Wer sich da noch über die freie Geschlechterwahl im Mehrspielerpart eines fiktionalisierten Zweiten Weltkriegs aufregen will, auf den kann das Spiel auch gut verzichten. Ein Schritt weg von der Realität - samt Kriegsbemalung und cooler Armprothesen - ist genau das, was Games wie dieses hier in Zeiten immer authentischerer Grafikdarstellung gut vertragen können.


Entwickler/Publisher: DICE/EA - Erscheint für: PC, PS4, Xbox One - Geplante Veröffentlichung: 16. Oktober (Deluxe Edition), 19. Oktober (Standard) - Angespielt auf Plattform: PC

In diesem artikel

Battlefield 5

PS4, Xbox One, PC

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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