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Limbo und Inside - die Angst von der Seite sehen

Warum ihr diese Klassiker spätestens jetzt auf der Switch nachholen solltet.

Die Chancen stehen nicht schlecht, dass über Limbo und Inside schon das meiste gesagt wurde, was zu sagen war. Wir selbst haben in unseren Tests zu Limbo und Inside schon zum jeweiligen Verkaufsstart ausgiebig über den Stellenwert dieser Spiele für uns schwadroniert - und trotzdem fällt es schwer, die Klappe zu halten, wenn sie einem in den Sinn kommen.

Jetzt sind die beiden für seit kurzem für zehn beziehungsweise 20 Euro im Nintendo eShop für die Switch zu haben, was euch folgerichtig noch einmal 700 oder so Worte von meiner Seite aus einbrockt. Sorry, aber so läuft der Hase nun mal.

Zwei Jahre nach Inside hatte ich eigentlich erwartet, der Direktvergleich mit Limbo würde noch unschmeichelhafter ausfallen, doch das war nicht der Fall. Im Sommer 2016 das sechs Jahre ältere Spiel noch einmal zur Kontrolle einzulegen, legte zwar erschreckend offen, wie weit Playdead als Entwickler seither gekommen war. Aber viel weiter runter in meiner Wertschätzung wird es für Limbo offenkundig nicht gehen.

Weniger war mehr: 2010 zog einem diese Ästhetik die Schuhe aus. Und obwohl Inside seine Welt konkreter zeichnete und dadurch ein besseres Spiel war, ist Limbo immer noch ein Hingucker.

Es ist immer noch ein bildhübscher - zumindest, wenn man auch Edvard Munchs Schrei als Lithografie als "hübsch" empfindet - Platformer, der heute nur nicht mehr ganz so sehr nach Arthouse anmutet wie damals. Dafür sorgen in erster Linie die reihenweise drastischen und ein bisschen plakativ inszenierten Schocktode, die der kleine Junge sterben kann. Die vage Erzählung hinter dem Gezeigten mag eine ordentliche Portion Feingefühl an den Tag legen, der Vordergrund stellt jedoch kribbeligen Horror über jede Subtilität.

Trotzdem sind es gerade Limbos Schrecken, die sich gut gehalten haben und daran erinnern, dass wir blanken Grusel und schieren Terror aus der Seitenansicht im Grunde gar nicht kannten. Das war die Domäne von First-Person-Spielen oder über die Schulter inszeniertem Survival-Horror. Limbo lockte mit melancholischer Niedlichkeit, nur um dann bei der ersten Bärenfalle klarzustellen, dass es gar nicht daran denkt, irgendwelche Gefangenen zu machen. Das hatte aus dieser Perspektive und mit den spielerischen Mitteln eines Jump-and-Run mit Physikpuzzles schon Pioniercharakter und ist allein deshalb auch acht Jahre nach seinem ersten Erscheinen ein wichtiges Spiel. Ein bisschen Toleranz für unvermittelte Tode der Another-World-Schule sollte man aber mitbringen.

Diese Welt erzählt mehr als Tausend Worte.

Inside dagegen ... ich glaube nicht, dass diesem Spiel die Zeit irgendetwas anhaben kann. Zum Erscheinen beschrieb ich es sinngemäß als Pixar-Film unter der Regie von David Cronenberg und ich finde das Bild bis heute passend. Wirklich alles an Inside ist nicht weniger als die Vollendung, die Ausformulierung dessen, was der Vorgänger begann. Es verzichtet auf billige Methoden, den Spieler um die Ecke zu bringen. Vor allem aber ist es stilistisch standfester, technisch ein Traum und verlagert viel von seiner Erzählung aus der bespielten Ebene in seine wundervoll ausgearbeiteten Hintergründe. Anders als Limbo wird hier nicht allein die Geschichte eines Protagonisten erzählt, sondern die seiner dystopischen Welt.

Dass die in einer Form daherkommt, die man so bisher noch nicht sah - voller geheimnisvoller Maschinerie und voller bedeutungsschwangerer Bilder - macht den größten Grusel aus. Wo sich Limbo noch auf simple Urangst-Trigger verließ, Spinnen- und Verstümmelungsfantastien den Spieler anspringen lässt, geht Insides Schauder aus Transformation, Kontrollverlust und dem Verfall der Zivilisation hervor. Es ist zugleich einfacher und schwieriger zu entschlüsseln als sein Vorgänger und beschäftigt daher umso intensiver. Von den letzten glorreich grotesken und letztlich erschreckend friedlichen Minuten dieser Reise will ich gar nicht erst anfangen. Die muss man einfach erlebt haben.

Steuerung, Puzzles und Grad der Herauforderung - alles stellt sich in den Dienst des Spielflusses. Das mag spielerisch nicht revolutionär sein, gewährleistet aber ein intensiveres Empfinden dieser speziellen Reise.

Dank der tadellos umgesetzten Versionen für Nintendos Switch kann man das nun ohne technische Stolpersteine auch unterwegs erledigen - obwohl ich nicht zu 100 Prozent sicher bin, ob der große Bildschirm gerade für das unfassbar gutaussehende Inside nicht den angemesseneren Rahmen bildet. Diese Spiele sind ein junger und ein nicht mehr ganz so junger Klassiker. Sie in kurzer Sequenz hintereinander zu spielen, ergibt ein faszinierendes Bild von einem der spannendsten Studios, die heute in dieser Branche arbeiten. Playdeads kommendem Projekt sehne ich entgegen wie wenig anderem in diesem Medium. Was mich daran erinnert: So langsam wäre es wirklich Zeit für die nächste Ankündigung!

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