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The Quiet Man: Könnt ihr von den Lippen lesen?

Raum für Interpretation

Nach der E3 war das Rätselraten um The Quiet Man groß. Square Enix zeigte ein paar Filmszenen, die weitgehend unklar ließen, in welche Richtung das Spiel gehen wird. Nach der Gamescom wissen wir jetzt mehr. The Quiet Man ist ein Film, der immer wieder von Action-Sequenzen unterbrochen wird, dabei handelt es sich wohl in aller Regel um Prügeleinlagen. Brawler-Gameplay also, aber keine elaborierte Charakterentwicklung oder etwas Ähnliches. The Quiet Man soll insgesamt nur rund drei Stunden lang sein und sehr linear ablaufen, der Spieler erlebt dabei genau eine Geschichte. Ein bisschen prügeln, ein bisschen B-Movie-Charme also? Nicht ganz, denn The Quiet Man hat einen entscheidenden Kniff: Der Protagonist ist taubstumm.

Der Quiet Man hüllt sich in Schweigen (Pun intended).

Das hat handfeste Auswirkungen auf das Spiel, denn tatsächlich hört ihr nichts, wenn jemand spricht. Bei den auf der Gamescom gezeigten Szenen sah ich Figuren, die sprechen, aber was sie sagten, das blieb Interpretationssache. Das Spiel hat zwar Sound - die Entwickler nutzen diesen aber anders, nämlich um das hörbar zu machen, was der Hauptcharakter fühlt. Wenn ihr im Kampf einen Treffer einsteckt, hört ihr ein dumpfes Geräusch, das den Schmerz erlebbar machen soll, ein paar Ambient Sounds spiegeln darüber hinaus die aktuelle Stimmungslage des Protagonisten wieder.

Das wiederum hat zur Folge, dass ihr beim ersten Durchgang vielleicht noch nicht versteht, worum es in der Geschichte letztendlich geht. Die Entwickler wollen euch stattdessen auffordern, das Spiel mehrmals zu erleben, um wirklich alle Puzzleteile zusammenfügen zu können. Es sei denn natürlich, ihr könnt zufällig von den Lippen lesen - dann nämlich werdet ihr schon beim ersten Durchgang alles verstehen. Und wie ich das Internet kenne, wird ein Transkript des gesamten Spiels ohnehin binnen kürzester Zeit nach dem Release auf Reddit zu finden sein, aber das müsst ihr ja nicht lesen, wenn ihr nicht wollt. Gehen soll es ganz grob jedenfalls um eine Kidnapping-Geschichte. Ihr jagt einen mysteriösen maskierten Straftäter, der eure Freundin mitgenommen hat und ja, das ist die typische Damsel-in-Distress-Geschichte. Ob es die Human Head Studios fertigbringen, der Geschichte dennoch einen ganz eigenen Twist zu verpassen, bleibt abzuwarten.

Ihr sucht Stress? Ich hab Stress für euch!

Von den gezeigten Filmszenen konnte ich mir unter dem Strich noch kein abschließendes Bild der Qualität machen. The Quiet Man wirkte aber nicht besonders trashig, sah eher aus wie eine durchschnittliche Netflix-Produktion. Auffällig war aber die Diskrepanz zwischen dem Filmmaterial und den Kampfszenen - der Bruch war noch weit deutlicher zu sehen als er bei vergleichbaren Projekten wie Quantum Break. Den Verdacht, dass hier ein mittelmäßiger Film schlichtweg durch ebenso mittelmäßige Prügelszenen unterbrochen wird, konnten die Entwickler nicht ganz ausräumen. Auch frage ich mich, ob es Inhalt einer einigermaßen sinnvollen Geschichte sein kann, dass der Protagonist seine Probleme allzu oft durch Schlägereien löst.

Das links vorne könnte ein netter Italiener sein. Hoffentlich kommt mir kleine Schlägerei dazwischen.

Unabhängig davon finde ich die Idee eines taubstummen Protagonisten spannend. Auch dass die Entwickler versuchen, die schärferen Tastsinne der Hauptfigur durch Geräusche darzustellen, ist interessant und wir sollten ihnen die Chance geben, ihre Vorstellungen in die Tat umzusetzen. Kosten soll das fertige Spiel übrigens 15 Dollar, der Europreis dürfte auf einem ähnlichen Level liegen. Ein Release-Datum existiert noch nicht, aber man wolle die Spieler „nicht zu lange warten lassen", hieß es auf Nachfrage. Außerdem wissen wir jetzt endlich, warum The Quiet Man so heißt wie es heißt. Ein ruhiges Spiel dürfen wir allerdings nicht erwarten.


Entwickler/Publisher: Suqare Enix, Human Head Studios/Square Enix - Erscheint für: PC, PS4

In diesem artikel

The Quiet Man

PS4, PC

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Über den Autor
Markus Grundmann Avatar

Markus Grundmann

Freier Autor

Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.
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