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Nintendo Labo: Fahrzeug-Set - Test: Wasser, Land und Luft

Und es ist immer noch die beste Pappe der Welt.

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Drei hochwertige, clevere neue Papp-Steuergeräte, bei denen das dazugehörige Spiel noch mal deutlich mehr Substanz bietet.

Was ist das? Ist es ein Geländewagen? Ein Flugzeug? Ein Mini-U-Boot? Nein, es ist das dritte Set der Nintendo-Labo-Reihe. Zur Erinnerung: Labo, so heißen diese Spiele, bei der ihr kleine Spielzeuge aus gestanzter und bedruckter Pappe baut, die dann am Ende in Kombination mit euren Joy-Cons irgendeine Funktion erfüllen. In den ersten zwei Labo-Paketen konntet ihr unter anderem angeln, Klavier spielen und eine kleine Mini-Spinne steuern. Und einen riesigen Kampfroboter. Das nunmehr dritte Set konzentriert sich hauptsächlich auf Fahrzeuge. Ihr baut die Pappe-Eingabegeräte für einen Buggy, ein U-Boot und ein kleines Flugzeug. Aus Pappe. Und es funktioniert wieder ganz hervorragend.

Von links: Gaspedal, Joystick für das Flugzeug, U-Boot-Steuerung, Lenkrad. (Nintendo Labo: Fahrzeug-Set - Test)

Wie schon beim ersten und zweiten Labo-Set kommt auch diesmal ein Großteil des Spaßes der Aufbauarbeit selbst zu, obgleich das tatsächliche Videospiel diesmal auch eine Runde mehr Spaß macht, dazu aber später mehr. Der Aufbau jedenfalls fühlt sich zeitweise komplizierter an als in den ersten beiden Sets. Ihr knickt kleine Teile um die Ecke, verseht größere mit reflektierenden Folien und am Ende habt ihr ein Werk vor euch, dass einem Maschinenraum mehr ähnelt als eine Bastelarbeit. Das trifft gerade auf die Konstruktion des Lenkrads zu. Nicht umsonst lässt Nintendo selbiges nur mit einem relativ leichten Verschluss aufsetzen, man muss schließlich in das Gerät eingreifen können wie in einen gut geölten Motor. War in meinem Fall aber nicht nötig.

Ich bin mir nicht ganz sicher, woran es liegt, aber ich hatte beim Zusammenbauen noch einmal deutlich mehr Spaß als bei den ersten beiden Sets. Die Aufbauerlebnisse variieren jeweils zwischen kleinteiligen, technischen Konstruktionen und größeren, stabilisierenden Arbeiten. Immer wieder kommt es zu befriedigenden Aha-Erlebnissen, wenn ihr merkt, wie ein Element in das andere greift. Das haptische Erlebnis ist nicht zu unterschätzen - es fühlt sich einfach gut an, wenn sich eine Papplasche mit einem klickenden Geräusch mit einem Pappschlitz verbindet. Ein bisschen genervt war ich lediglich von der allzu belehrenden Anleitung, die mich alle zwei Minuten darauf hinwies, dass ich nur da knicken soll, wo das Knicken auch vorgesehen ist. Nintendo hat diese Anleitung klar an Kinder gerichtet, ich hätte eine etwas entschlackte Erwachsenenversion zumindest optional sehr begrüßt.

Dieses simple Rennspiel könnt ihr spielen sobald ihr das Lenkrad gebaut habt. (Nintendo Labo: Fahrzeug-Set - Test)

Nach dem Bau stellt sich unweigerlich das Gefühl ein, etwas Tolles geschafft zu haben. Ich bin beeindruckt davon, wie stabil die Labo-Konstruktionen auch diesmal wieder sind. Das trifft auf das Lenkrad zu, das ihr als Basis-Steuermittel braucht. Aber noch umso mehr auf das Gaspedal. Es hat sogar einen Absatz, auf dem eure Ferse ruhen kann. Ich bin nun wirklich kein leichter Mensch - nicht bezogen auf mein Sozialverhalten, sondern aufs Gewicht. Und ich habe auf dem Ding nicht gerade zärtlich herumgetreten. Trotzdem hat es nicht einen Knick abbekommen, der nicht da ist, wo er sein soll. Das Gaspedal ist übrigens jenes Gerät, womit ihr alle drei verschiedenen Vehikel steuert, die euch zur Verfügung stehen, also sowohl Buggy als auch U-Boot und Flugzeug. In eben jenem steckt das linke Joy-Con, das einfach nur merkt, in welchem Winkel es gerade zur Oberfläche der Welt steht. Nintendo offenbart das unter dem Menüpunkt „Entdecken", in dem ihr auch diesmal wieder erfahrt, wie genau jedes einzelne Element funktioniert. Sehr nett.

Ein Blick ins Innere der Lenkrad-Einheit. Ja, das ist ziemlich kompliziert. Maschinenraum-Feeling halt. (Nintendo Labo: Fahrzeug-Set - Test)

Jedes der drei Fahrzeuge könnt ihr über einen Papp-Schlüssel starten. Den bastelt ihr zu Beginn selbst und steckt euer Joy-Con hinein. Das wohl komplexeste Modell ist der Buggy, der hat nämlich nicht nur das Lenkrad selbst, sondern drei Hebel. Einer davon ist der Rückwärtsgang, die anderen beiden dienen dazu, diverse Gerätschaften auszuklappen, die sich am Rand des Gefährts befinden. Darunter befindet sich beispielsweise der Tankschlauch, den ihr im Abenteuermodus benötigt, um euch an Tankstellen mit Treibstoff zu versorgen. Darunter befinden sich aber auch Gadgets wie eine Bombenwurfvorrichtung oder eine Kreissäge, mit denen ihr in der Spielwelt allerhand Blödsinn anstellen könnt. Diese Werkzeuge könnt ihr wiederum durchschalten, indem ihr an einem kleinen Knopf dreht, der sich am Ende des jeweiligen Hebels befindet. An einer Schnur ziehen dürft ihr außerdem, der Buggy fährt dann deutlich schneller und macht einen Wheelie.

Auch was die Zahl der Spielmodi angeht, könnt ihr mit dem Buggy am meisten machen. Neben dem Abenteuermodus gibt es für ihn ein 2D- und ein 3D-Rennen. Wirklich komplex sind diese Modi nicht, eher eine nette Spielerei, um euch mit der Steuerung vertraut zu machen. Wenn ihr Mario Kart 8 habt, könnt ihr das Lenkrad auch dafür nutzen. Ich hab es ausprobiert, es funktioniert, nur wirklich besser werdet ihr dadurch nicht. Trotzdem fühlt es sich irgendwie amüsant an, Mario Kart zu spielen, indem ihr wirklich auf ein Pedal tretet. Im Zentrum des Spiels steht aber eindeutig der Abenteuermodus: eine offene Welt, in der ihr euch frei bewegen könnt. Aufgeteilt ist sie in zehn verschiedene Abschnitte und in jedem von ihnen könnt ihr acht Quests erfüllen. Das sind teilweise einfache Dinge wie das Sammeln von Fähnchen oder das Zertrümmern von Felsen, es gibt aber auch anspruchsvollere Aufgaben wie „Springe mit dem Fallschirm ins Ziel". Hier müsst ihr erst herausfinden, was ihr tun müsst.

Ein Überblick über eure Aufgaben im Abenteuermodus. (Nintendo Labo: Fahrzeug-Set - Test)

Toll ist, dass ihr in diesem Modus nahtlos zwischen den verschiedenen Vehikeln wechseln dürft. Zieht ihr einfach den Pappschlüssel aus dem Lenkrad und steckt ihn in die U-Boot-Steuerung, verwandelt sich euer Gefährt in das U-Boot und ihr könnt tauchen. Genauso funktioniert das mit dem Flugzeug. Die Spielwelt ist darauf ausgelegt, dass ihr diese Wechsel nutzt. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich im Inneren einer Pyramide ein Wasser-Reservoire entdeckt habe, in das ich mit dem U-Boot eintauchen konnte. Labo fühlt sich in diesen Momenten weitaus mehr wie ein Spiel an als es das in den beiden Vorgänger-Sets tat. Ich habe gerne einige Stunden im Abenteuer-Modus verbracht und glaube nicht, dass ich schon alles gesehen habe. Klar: Würde ich mir diesen Modus ohne die Pappmodelle vorstellen, wäre er kein vollständiges Spiel, Labo ist nach wie vor eher als Spielzeug zu verstehen. Aber die virtuelle Welt des Spiels verschränkt sich diesmal noch schöner mit dem Bau der Pappmodelle. So habe ich nicht von Beginn an alle Modelle gebaut, sondern erst mal nur Buggy- und U-Boot-Steuerung. Als ich dann im Abenteuermodus auf einen Spielabschnitt gestoßen bin, der offensichtlich für das Flugzeug konzipiert war, konnte ich es kaum noch erwarten, das auch noch zu bauen. Umso mehr hat mir der Bau des Papp-Joysticks dann Spaß gemacht, den ihr braucht, um euch in die Luft zu erheben.

Die Anleitung auf dem Labo-Modul ist unmissverständlich, wie schon bei den zwei Vorgänger-Sets. (Nintendo Labo: Fahrzeug-Set - Test)

Den Papp-Joystick will ich an dieser Stelle ganz besonders loben. Es gab vor allem in den alten MS-DOS-Zeiten ungelogen viele Billig-Joysticks, die schlechter waren als dieses Teil. Es hat eine Federung aus Pappe! Es hat einen Fire-Button aus Pappe! Ich will alte Atari-Spiele mit diesem Ding spielen, so sehr liebe ich es. Das Flugzeug lässt sich damit absolut anstandslos und präzise steuern, auf Knopfdruck nehmt ihr Ziele ins Visier und verschießt Raketen. In diesem Fall ist mir der Abenteuermodus nicht genug, ich würde gerne ganze Luftschlachten mit dem Ding fliegen.

Mit dem U-Boot kommt dagegen eher Entdeckergeist als Schießwut auf, die Steuerung ist deutlich schwerfälliger. Ihr steuert es, indem ihr an zwei Rädern dreht, die sich links und rechts der Pappkonstruktion befinden. Dadurch kontrolliert ihr zwei Schubdüsen am U-Boot, die dafür zuständig sind, zu beschleunigen, aber auch zu lenken. Als zusätzliche Funktion gibt's einen Anker, mit dem ihr euch an geeignete Flächen heranziehen könnt. Die Steuerung des U-Boots geht weit weniger intuitiv von der Hand als die der anderen beiden Vehikel, was hauptsächlich an besagter Schubdüsensteuerung liegt. Um euer Boot also beispielsweise nach rechts zu drehen, müsst ihr die linke Düse nach hinten richten, die rechte aber eher nach unten oder oben. Das fühlt sich sehr indirekt an, aber man gewöhnt sich dran. Ich kann auch noch ein bisschen länger davon träumen, irgendwann mal einer virtuellen U-Boot-Crew Befehle zuzubrüllen. „Vorne und achtern anblasen!", hat die Switch jedenfalls leider nicht mit einem folgsamen „Jawoll, Herr Kaleu!" beantwortet. Sei's drum.

Das muss das Boot abkönnen. (Nintendo Labo: Fahrzeug-Set - Test)

Ich habe lange darüber nachgedacht, warum mir das Fahrzeug-Set so viel Spaß macht. Und es liegt nicht an der bloßen Bastelarbeit, obwohl ich gerne jedes Modell noch mal bauen würde. Es liegt auch nicht an der Open World im Abenteuermodus, obwohl die charmant und abwechslungsreich ist. Es liegt an der Steuerung der Fahrzeuge. An der hätte ich auch dann noch meinen Spaß, wenn es keine Spielwelt gäbe, sondern nur quadratische Wasserbecken, Supermarktparkplätze und einen Hauch von Luft. Dass ihr hier mit etwas spielt, das ihr auch noch selbst gebaut habt, macht es nochmal so gut. Als hättet ihr ein komplexes Lego-Technik-Modell gebaut und würdet euch nun daran freuen, dass es sogar eine funktionierende Gangschaltung hat.

Macht sehr viel Spaß: Mit dem Flugzeug Ballons abknallen. (Nintendo Labo: Fahrzeug-Set - Test)

Ich hatte unfassbar viel Spaß mit dem dritten Labo-Set, noch mehr als mit den beiden Vorgängern ohnehin schon. Ich mag Lego und der Aufbau der Pappmodelle kam sehr nah ran an das, was ich gefühlt habe, als ich meinen Tie Fighter oder meinen R2D2 zusammengesteckt habe. Und als ich die fertigen Eingabegeräte dann nutzen konnte, um meine drei Vehikel zu steuern, fühlte sich umso großartiger an. Der Abenteuermodus spricht meine Neugierde perfekt an und es ist großartig, flüssig von einem Fahrzeug zum anderen zu wechseln, einfach, indem man den Pappschlüssel herauszieht und woanders einsteckt. Ich will dieses Spielerlebnis um keinen Preis missen. Und bitte, Nintendo, wenn du mich liest: Gib mir ein Doppeldecker-Ballerspiel für den Papp-Joystick. Bitte.


Entwickler/Publisher: Nintendo/Nintendo - Erscheint für:Switch - Preis: 59,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: Switch - Sprache: deutsch - Mikrotransaktionen: Nein

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Markus Grundmann

Freier Autor

Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.

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