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The Messenger - Test: Die Kunst, ein Geheimnis zu hüten

Schaut keine Trailer!

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Meisterhaftes 8-Bit-Platforming in einer tollen Ninja-Gaiden-Hommage - arbeitet gekonnt auf zwei der besten Überraschungen des Jahres hin.

Ich mache das hier kurz, denn jedes Wort ist eigentlich zu viel gesagt. Vor allem, wenn schon ein Trailer eine der beiden großen Überraschungen direkt vorwegnimmt, auf die das Spiel die ganze Zeit über beflissen und mit viel Witz hinarbeitet. Und für die Spoiler-Sensibelchen, die alleine das Wissen um einen wie auch immer gearteten Twist als Spielverderberei verurteilen: The Messenger ist auf den Spieler, der weiß, dass das Abenteuer im Verlauf eine Wendung nimmt, besser eingestellt als auf jemanden, der komplett ahnungslos in dieses klassische Jump-and-run geht.

Es spielt mit den Erwartungen desjenigen, der sich auf eine Enthüllung einstellt und ist dadurch umso lustiger. Ihr könnt mir später danken. Worum es eigentlich geht? Nun, um ein Ninja-basiertes Jump-and-run, das so aussieht, sich anfühlt und anhört, als hätte Yacht Club Games nach der gekonnten Verschmelzung von Zelda 2 und Mega-Man in Shovel Knight einen tiefen Knicks vor den alten Ninja-Gaiden-Spielen gemacht.

Der rote Dämon hört auf den Namen Quarble und ist dafür verantwortlich, euch nach einem der zahlreichen Bildschirmtode wiederzubeleben. Zu einem Preis versteht sich. (The Messenger - Test)

Auch hier erwartet euch ein Spiel, das nach 8-Bit aussieht, wie man sich an sie erinnert, nicht wie sie eigentlich aussahen. Pixelzahl, Farbwahl und Animationen fühlen sich grob der Epoche angemessen an, in Wahrheit gibt's aber von allem mehr. Die Figuren bewegen sich fließender, sind feiner definiert, die Schwertstreiche treffen satter, der irrsinnig gute Soundtrack düdelt unfassbar catchy in mehr Kanälen vorneweg als es auf dem NES jemals möglich war und die Menge an Sprites auf dem Screen und der Ebenen, in denen gescrollt wird, wäre damals so oder so nicht erreichbar gewesen. Entwickler Sabotage hebt sich noch ein paar weitere Tricks auf, auf die ich nicht näher eingehen will - ihr sollt sie selbst entdecken.

Lasst euch an dieser Stelle nur gesagt sein, dass sich The Messenger unfassbar gut anfühlt. Die zentrale Mechanik - das Cloudstepping - sorgt für eine unfassbare Eleganz, wenn es um die Fortbewegung in den gradlinigen Levels geht. Nach jedem Schwertstreich, der ein Ziel trifft, könnt ihr noch in der Luft einen weiteren Sprung vollführen. Das gilt für Gegner und verdächtig platzierte Castlevania-Laternen ebenso wie Projektile, die auf euch zufliegen. Die Level-Designer nutzten diese Mechanik für einige motivierend-knifflige Sprungpuzzles und überhaupt eine Mobilität, die bloßes "Laufe-von-links-nach-rechts" bei Weitem übersteigt und so jeden Meter interessant hält, weil es irgendwo immer die Möglichkeit gibt, etwas mit noch mehr Flair zu tun. Jemanden auf hohem Level seine Messenger-Fertigkeiten demonstrieren zu sehen, ist eine Wonne. Das hier kann man wirklich schön spielen.

Die Bilder geben nicht wieder, wie elegant man das hier spielt - und erzählen so oder so nur die halbe Wahrheit. (The Messenger - Test)

Die anderen Skills haken sich da direkt ein. Buchstäblich. Ein Wurfhaken zieht euch horizontal an Wände oder Feinde heran und spendiert - das habe ich erst spät herausgefunden - ein paar kostbare Frames Unverwundbarkeit, eine Wingsuit bremst euren Sturz und verlängert eure Reichweite in der Horizontalen. Wände zu erklimmen wird noch viel früher Thema und so eskaliert das Spiel eure Möglichkeiten ziemlich gekonnt, wenngleich nicht auf revolutionäre Weise. Es macht einfach eine Menge Spaß, Level-Design und die klassisch angelegten Bossgegner fragen brav alles erlernte des vorangegangenen Abschnitts ab. Wenn ich meckern müsste, dann dass das normale Fußvolk unter den Gegnern sich im Verlauf nicht großartig ändert.

Einigen könnte auch der Humor ein wenig gegen den Strich gehen, der - hier unterscheidet sich Sabotages Arbeit von Yacht Clubs - gelegentlich ein bisschen zu sehr versucht, zeitgeistig-komisch zu sein. Shovel Knight arbeitet da subtiler und deutlich visueller als The Messenger, das seine Schenkelklopfer oft über mehrere Textfenster lange Dialoge oder visuelle Sketches vor euch ausbreitet. Alles in allem musste ich aber häufiger wirklich lachen oder zumindest schmunzeln als mit den Augen zu rollen, was eigentlich ein gutes Zeichen ist, denn Videospiel-Humor landet längst nicht immer bei mir so wie er soll.

Cover image for YouTube video

Hm... und da wären wir eigentlich auch schon. Ich würde gerne noch mehr schreiben, fürchte aber, jedes Wort wäre zu viel gesagt. Tut euch einen Gefallen und belasst es bei den Bildern in diesem Artikel. Spart euch Trailer - hört aber gerne mal in den Soundtrack rein ("Video" oben) - und wenn euch zusagt, was ihr seht, holt ihr euch The Messenger besser gestern als heute ins Haus. In diesem Jahr hat es in Sachen 2D von allen Spielen den stärksten Eindruck bei mir hinterlassen, und ich habe 2018 sowohl Dead Cells gespielt als auch Hollow Knight für mich entdeckt. Am Ende toppen Ninjas eben doch alles andere.


Entwickler/Publisher: Sabotage/Devolver - Erscheint für: Switch, PC - Preis: 16,97 auf Steam, 19,99 auf Switch - Erscheint am: erhältlich - Sprache: Englisch - Mikrotransaktionen: nein - Getestete Version: Switch


PC-Spiele testen wir auf Lenovo Legion PCs und Laptops, die uns von Lenovo zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt wurden. Hier erfahrt ihr mehr über Gaming-Laptops 2018 im Allgemeinen und hier geht es zur Website von Lenovo Legion Gaming.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

The Messenger

PS4, Xbox One, PC, Nintendo Switch

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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