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Der Raubüberfall: Der neue Spider-Man DLC kommt arg bequem daher

… und macht trotzdem irgendwie Lust auf mehr.

So sehr ich Spider-Man diesen Spätsommer auch schätzte: Nachdem diese Superhelden-Fantasie in ihrer netzschwingenden Leichtigkeit bestens dazu verleitete, sich trotz des etwas beliebigen Open-World-Schemas in ihr zu verlieren, war irgendwann, nach einer Menge Stunden, doch schlagartig die Luft raus. Das ist der größte Haken an Der Raubüberfall, dem ersten Teil des Story-DLC "Die Stadt, die niemals schläft": Es liefert frei von spielerischen Überraschungen mehr vom Gleichen, von dem der eine oder andere schon genug gehabt haben dürfte.

Das Basisspiel ist bereits riesig und randvoll mit Kämpfen und Fließbandaufgaben zum Abhaken von der Karte und trotzdem startet gleich die erste Mission des DLC mit demselben Remix aus einfachem Stealth, fluffigen Batman-Prügeln und kinoreifen Zwischensequenzen. Nicht schlechter als bisher, aber ganz sicher auch nicht besser. Einfach nur mehr. Es vergehen keine 15 Minuten, da löst man sein erstes Schaltkreisrätsel, scannt die Gegend nach - natürlich - drei Hinweisen ab, haut sich mit einem bunt gemischten Pulk an Feinden, nur um dann in Mission zwei einen neuen Sammelgegenstand und in Einsatz drei und vier jeweils eine neue Art von Nebenaufgaben vorgestellt zu bekommen. Als hätte New York nicht schon Anfang September genug von alledem gehabt.

Macht ihre Sache super: Erica Lindbeck liefert eine tolle Performance ab.

Die neuen Nebenbeschäftigungen sind nicht einmal besonders originell. Screwball ist zurück und rückt an die Stelle des Taskmasters, indem sie euch vor Herausforderungen stellt, die ebenfalls mehr oder weniger Abwandlungen des bekannten Ductus sind. Und die neuen Verbrechen, die diesmal auf die Kappe des Maggia-Mafia-Clans gehen, stellen Spideys Welt jetzt auch nicht wirklich nicht auf den Kopf. Dass eine Schleichsequenz mit MJ nicht fehlen darf, ist Ehrensache. Ihr seht schon, alles wirkt ein bisschen wie automatisiert, vor allem, wenn man sich im Hauptspiel schon auf dem Weg zur 100-Prozent-Marke befand.

Konzentriert ihr euch lieber aufs Wesentliche, dürft ihr euch im DLC immerhin über einen überschaubaren, aber sehr nett inszenierten Story-Strang rund um Felicia Hardy alias Black Cat freuen, der auch schauspielerische Einschübe in der vom Rest des Spiels gewohnten Qualität mitbringt. Tatsächlich kann man nur schwerlich überbewerten, was Sprecherin Erica Lindbeck für die Rolle tut. Ihre ursprünglich als Catwoman-Abklatsch ins Leben gerufene Femme Fatale hat eine wunderbare Chemie mit Lowenthals Spider-Man und die Handlung nimmt schon bald eine überraschende Entwicklung, deren Auflösung ruhig noch etwas mehr Spannungsbogen und Drama hätte vertragen können. Aber auch so schon macht man die Missionen gerne und das frische Beziehungsdreieck zwischen Peter, Felicia und MJ deutet mehr Potenzial an, als am Ende scheinbar eingelöst werden dürfte. Warten wir es ab.

Cover image for YouTube videoMarvel's Spider Man DLC: Der Raubüberfall. Erstes Treffen mit Black Cat

Aber auch die eigentlich nette Quest-Linie verspielt ein bisschen Kredit, als die Entwickler ein wenig in die Shadow-of-Mordor-Falle tappen und euch im Kampf am Klimax der Handlung zu viele Gegner mit unterschiedlichen Schwachpunkten auf einem Schlachtfeld voller Explosiva und Bazooka-Schützen entgegenwirft. Insomniac übertreibt es derart, dass ich regelmäßig frische Feinde beim hereinspawnen in die Arena erwischte. Dieser letzte Kampf war wirklich spaßbefreit.

Aber ja: Ihr solltet selbst am besten wissen, ob ihr noch Lust darauf habt, diesen Spider-Man im Rahmen genau desselben Ablaufs noch zwei bis drei Stunden weiter durch New York zu begleiten. Viel mehr als ein interessanter neuer Charakter und das Versprechen, dass es Ende November vielleicht ganz spannend weitergeht, ist hier nicht zu holen. Ich für meinen Teil merke, dass ich fürs erste wirklich genug habe. Die Struktur war keine Stärke dieses ansonsten ausnehmend unterhaltsamen Spiels und dieser erste DLC arbeitet das nur noch deutlicher heraus. Wenn euch das nicht so geht, bekommt ihr hier genau, was wir wollt: Mehr vom Gleichen, verpackt in einer netten Nebengeschichte. Wohl dem, der ins Hauptspiel nicht schon 40 oder mehr Stunden versenkte.


Entwickler/Publisher: Insomniac/Sony - Erscheint für: PS4 - Preis: 8 Euro Einzelepisode, 20 Euro alle drei - Erscheint am: erhältlich, Teil zwei im November - Sprache: Deutsch - Mikrotransaktionen: nein - Getestete Version: PS4 Pro

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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