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Battlefield V - Test: Einzelgänger nicht erwünscht

Einsame Wölfe bleiben lieber in der kleinen aber feinen Kampagne

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Das Beste könnte noch kommen, aber was da ist, überzeugt: Ausgezeichnetes, zugängliches Teamplay, großartige Maps und eine solide Kampagne.

Nachdem jetzt Battlefield V für eine ganze Menge Spieler erhältlich ist - für endgültig alle dann morgen - und so genug Kanonenfutter auf dem Feld steht, um Balance und Stabilität einsortieren zu können, ist es Zeit zu schauen, ob denn alles, was auf dem Pre-Release-Event so vielversprechend begann, auch in der Realität funktioniert. Da sich inhaltlich nicht so wahnsinnig viel geändert hat, hier noch einmal der ursprüngliche Text für alle, die ihn noch nicht kennen. Wer ihn schon gelesen hat, der springt bitte gleich weiter:


Kriegsgeschichten: Battlefields Stärken, verpackt in spannendes Drama

Diese Zielgruppe ist praktisch jeder, der nicht glücklich war, dass dieses Jahr bei Call of Duty der Solo-Modus eingespart wurde. Das ist richtig, ich habe es in der Vorschau zu den Kriegsgeschichten schon angedeutet und es hat sich beim Durchspielen der ersten drei Kapitel, die zum Launch verfügbar sind, bewahrheitet: Ihr bekommt eine Kampagne, die je nachdem, wie ihr spielt, jetzt schon acht bis zehn Stunden, vielleicht sogar länger dauert. Kommt halt auf den Schwierigkeitsgrad an und wie sehr ihr auf Stealth gehen möchtet, aber selbst auf der einfachen Einstellung ist keines der drei Kapitel ein Selbstläufer. Ich versuchte es spaßeshalber mal mit dem Kopf durch die Wand, aber wenn ihr nicht wirklich, wirklich gut in Battlefield seid, dann könnt ihr nicht mal als Rambo-Verschnitt einen deutschen Flughafen allein erobern. Ein wenig Taktik ist schon gefragt und das Spiel lässt euch dabei eine Menge Optionen.

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Fangen wir mit den Stories an, die entsprechend DICEs Versprechen an Nebenschauplätzen des Krieges stattfinden, was eine echte Erleichterung ist. Wer will schon das zigste Mal die bekannten Schauplätze des dezent morbiden virtuellen Kriegstourismus besuchen, wenn er stattdessen Untergrundwiderstand in Norwegen spielen, mit einer kleinen britischen Bad Company in Nordafrika aufräumen oder Einblicke in eine der ungewöhnlichsten und spannendsten Einheiten der Franzosen in den letzten Jahren des Krieges gewinnen kann. Es sind drei tonal sehr unterschiedliche, aber durchweg ausgesprochen gut gelungene Geschichten, die sich vor allem um ihre Protagonisten kümmern und wie sie mit ihren Aufgaben in einem Konflikt zurechtkommen, der so unendlich viel größer ist als sie.

Die emotionalen Themen reichen von locker-lustig bis heroisch tragisch, werden stimmungsvoll und angemessen eingefangen und bei jeder der Geschichten wollte ich definitiv wissen, wie es endet und was mit diesen Leuten passiert. Kann ich beileibe nicht über jeden Shooter sagen - was auch weite Teile der Battlefield-Reihe bisher einschließt. Das spannendste Kapitel dürfte natürlich das vierte werden, die deutsche Kampagne, in denen ein einsamer Panzer mit seiner Crew in einem urbanen Schlachtfeld gestrandet ist. Hier geht es vor allem um die Besatzung, die nach Jahren des Krieges beginnt die Welt mit anderen Augen zu sehen. Leider weiß ich nicht viel Neues darüber, aber ausgehend von den erfolgreich realisierten Ambitionen, die DICE in den anderen Kapiteln zeigte, bin ich zuversichtlich, dass das hier als Interpretation von Das Boot, nur eben im Panzer, ein großer Wurf werden könnte.

Aber nicht nur inhaltlich, auch spielerisch ist das erstaunlich solide. Mehr noch, man schaffte es endlich, das Potenzial der eigentlichen Battlefield-Stärken in dem Solo-Modus unterzubringen. War es früher oft so, dass ihr sehr eingeschränkt wart, wie ihr eine Mission angehen wolltet, habt ihr diesmal immer wieder alle Optionen offen. Nehmt die britische Kampagne: Schon gleich zum Start gibt es die Wahl zwischen offener Schlacht und Stealth, vielen Routen zum eigentlichen Ziel und einer Karte, die groß genug ist und auf der euch das Spiel laufen lässt. Das ist aber nur der Auftakt für Runde Zwei, in der ihr auf einer wirklich großen Karte drei Ziele markiert bekommt, an denen ihr was zu tun habt. Das ist es auch schon. Drei Wegpunkte, der Rest liegt bei euch. Es gibt Wachposten, Fahrzeuge aller Art, Waffendepots, die mal bei einer leisen und mal bei einer lauten Spielweise aushelfen können. Wenn ihr möchtet, könnt ihr euch gleich als erstes einen Jeep klauen, damit zu einem der Jagdbomber etwas weiter auf einem Flugplatz heizen und mit diesen Maschinen euer Glück versuchen. Die Karte ist groß, aber Achtung: Jede Flak, die ihr nicht vorher gefunden und zerstört habt, wird versuchen, sich um euch zu kümmern.

Es ist ein steter Wechsel aus etwas lineareren Passagen, in denen ihr immer noch zahlreiche Wege und Spielarten findet und der relativ großen, weiten Welt, die euch komplett von der Leine lässt. Gimmicks wie die Skier in der Norwegen-Kampagne fügen sich wunderbar ein, es gibt immer wieder dramatische, ausgezeichnet inszenierte Abschnitte, über die ich nicht zu viel verraten möchte, denn sie kommen oft so schön dramaturgisch elegant platziert, dass es schon in Spoiler-Bereiche gehen würde. Sicher, keine der Kampagnen ist ein ganz großes Epos, das gibt die Spielzeit von zwei bis drei Stunden nun auch nicht her, aber in jeder werdet ihr euch selbst Szenen schaffen, an die ihr euch erinnert und es wird welche geben, die für euch geschaffen wurden und auch einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Es ist ein sehr eleganter Mix, der die Frage aufwirft, wie wohl ein Battlefield aussehen würde, in dem alle Ressourcen in eine Kampagne wandern würden. Da das wohl nie passieren wird, geht es gleich weiter mit dem eigentlichen Fleisch am Knochen, aber nein, der Solo-Modus ist keine Zugabe. Da es scheinbar genug Leute gibt, die einen anderen Shooter nur für dessen nicht viel längere - wenn überhaupt - Kampagne kauften, kann ich wohl ruhigen Gewissens sagen, dass sie hier kein schlechteres Preis-Leistungs-Verhältnis erwartet und ein paar Geschichten, die besser sind als vieles, was in dem Genre sonst geboten wird. Und mindestens eine weitere wird ja nächsten Monat noch dazukommen. Also ja, auch wenn der Test des ganzen Pakets noch läuft, spreche ich hiermit eine Empfehlung für reine Solo-Spieler aus. Hätte nicht gedacht, dass das mal bei einem Battlefield passiert.


Multiplayer: Ohne euer Squad seid ihr nichts

Egal ob Team-Deathmatch als simpelster Modus oder die komplexeren Variationen von Capture the Flag, die ihr hier findet: Die einfachste und wichtigste Regel lautet, dass ihr ohne euer Team aufgeschmissen seid. Das gilt natürlich für jeden Shooter, aber Battlefield geht hier noch weiter in Richtung Rainbow Six als es sich Black Ops 4 traut. Es gibt die vier Rollen Angreifer, Medic, Support und Scharfschütze und jede hat etwas, das ihr brauchen werdet und von keiner anderen Rolle sinnvoll ersetzt werden kann. Konkret wäre das beim Sturm natürlich die Feuerkraft. Mit einer Panzerfaust lässt sich ein Panzer relativ leicht stoppen - sehr relativ, aber immerhin. Ein Support hat einen Sprengsatz, aber der muss erst mal zum Panzer hin, also ja, er ist ein Plan B, aber kein besonders guter. Alle können gefallene Spieler wiederbeleben, aber nur der Medic kann dies in wirklich kurzer Zeit. Nur er hat Extra-Heil-Päckchen, die in einem Spiel, in dem ihr nicht von allein vollständig heilt, durchaus nicht ganz unwichtig sind. So wie der Support Munition hat, die ihr nur sehr begrenzt bei euch tragen könnt. Habt ihr euch verschanzt oder seid ihr mitten im Sturm, dann kann es schon nerven, nicht weiterballern zu können. Genauso kann es nerven, nicht zu wissen, wo der Feind ist. Das zu klären ist die Aufgabe des Scharfschützen, der keineswegs ein einsamer Wolf beim Camping ist, sondern dessen Feldstecher zur Feindmarkierung und seine Möglichkeit, Spawn-Punkte zu setzen fast schon wichtiger als sein Gewehr ist.

So hat jede Rolle ihre lebenswichtige Aufgabe und ein Dutzend erster Runden zeigte auch deutlich, wie sehr es schmerzt, wenn mal wieder Fragen wie "Ist einer Medic?" oder "Kann mal einer spotten?" auf negative Antworten stoßen. Die Balance der Rollen fühlt sich sehr ausgewogen an, jede Rolle spielt sich spannend und wird vom Team entsprechend gewürdigt, wenn ihr sie pflichtbewusst spielt. Auch ist es gut, wenn mindestens einer noch am Leben ist, denn ein lebender Squad-Kamerad ist gleichzeitig auch ein Spawnpunkt, der natürlich viel näher am Geschehen dran ist als die normalen auf einer Map.

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Was damit aber auch klar ist: Battlefield V ist ein Team-Spiel, mehr als je zuvor. Das setzt nicht mal unbedingt ein Headset voraus, ich hatte zwei gute Runden in einer mir unbekannten Gruppe, aber auch hier gilt, dass jeder wissen muss, was seine Rolle ist und dass nur einer das Sagen hat. Der Squad-Leader markiert das Ziel, gibt - auch nonverbal - Ansagen und an die hat man sich gefälligst zu halten, wenn das was werden soll. Wenn der Anführer Mist macht oder einsamer Wolf spielt, dann verlasst am besten die Runde, das wird eh nichts. Also und wenig überraschend, mit drei festen Mitspielern und Headsets werdet ihr die beste Spielerfahrung haben.

Woran es dann immer noch ein wenig scheitern kann, das ist die übergreifende Koordination. Es wird 32 vs. 32 gespielt, das sind eine Menge bewegliche Elemente, die sich auch gegenseitig unterstützen müssen. Ideal ist dann natürlich ein Clan, in dem sich zumindest die Squad-Leader verständigen können, was dann eine kleine Kommando-Kette ergibt. Leider macht euch das Spiel das nicht zu einfach, es scheint keine generell einfache Kommunikation über das Squad hinweg zu geben, für das Anspiel-Event wurde zum Beispiel Discord genutzt, Teamspeak und ähnliches blieben also unabdingbar.

Läuft all das, dann stehen euch große Dinge bevor. So groß die Karten in Battlefield V auch sein mögen - und sie sind teilweise gewaltig -, der Krieg, den sie zeigen möchten, ist größer. Also bekommt ihr neben den üblichen Multiplayer-Modi etwas, das sich Grand Operations nennt. Jede davon besteht aus drei Phasen, in denen ein Team immer angreift und eines immer verteidigt. Die erste Runde ist die Eroberung von erst zwei nahen Schlüsselpunkten. Habt ihr die, dann folgen drei weiter vorgerückte und noch einmal welche in Phase drei. Im nächsten Match müssen dann die Angreifer zum Beispiel Flugabwehrgeschütze sprengen, wofür sie Sprengstoff einsammeln und platzieren müssen. Vertrautes Konzept, funktioniert auch hier. Runde drei ist dann ein Team-Deathmatch in einem kleinen Gebiet. Wer eine Runde gewinnt, bekommt kleine Vorteile in der nächsten. Vor allem aber werden Punkte gezählt. Sollte es da am Ende Gleichstand geben, folgt eine finale Blitzrunde in Form von Battle Royale. Auf einer eh schon kleinen Karte zieht sich der Kreis des legitimen Kampfgebietes immer weiter zusammen. Wer ihn verlässt, ist raus, wer stirbt auch, denn Respawns gibt es nicht.

All das ist in eine winzige Geschichte mit ein paar Zeilen zur Einleitung verpackt, sodass ihr den Eindruck bekommt, dass die Grand Operation ein einziger Feldzug ist und ja, das funktioniert auch. Es ist ein so simpler wie erfolgreicher Trick, den Multiplayer ohne großen Aufwand einen wesentlich epischeren Anstrich zu geben als wenn man nur drei verschiedene Modi in Folge spielen würde. Nach dreißig Minuten intensiver Daueraction muss man erst mal richtig tief durchatmen und eine knapp gewonnen Runde erzeugt viel Euphorie. Eine gute Runde Grand Operation ist schon ein echter Adrenalinschub der besten Art.

Dabei helfen natürlich wie immer die Fahrzeuge ordentlich mit und zusammen mit einem neuen Level bei der Zerstörbarkeit der Objekte auf dem Schlachtfeld, bringen sie ordentlich Stimmung rein. Ein Sniper hat sich auf einem Kirchturm gut verschanzt? Lasst doch mal ein Squad-Mitglied in einem Flugzeug spawnen und erledigt das Problem. Nicht nur den Scharfschützen, den ganzen blöden Turm. Ein paar Typen hocken sicher einem Haus auf einer Anhöhe und ein Sturm drauf wäre Selbstmord? Nicht für einen Panzer. Der fährt nicht nur bis zur Tür, er fährt durch sie hindurch und gleich das ganze Haus dahinter. Wenn er es nicht schon von weitem zerlegt hat. Die Balance ist aber trotzdem gewahrt, das zeigten die ersten Runden. Erst einmal haben natürlich beide Seiten ihre Gefährte, aber mit ein wenig Geschick braucht es nur einen guten Angreifer, der mit seinem Raketenwerfer umgehen kann. Auch zerlegte ich mit einem stationären Geschütz drei Gefährte, bevor es mich erwischte. Das sogar auf die beste Art, denn während ich brav die Hügel vor mir absuchte, dachte ich, dass mein Rücken durch das Haus hinter mir ja gedeckt ist. Bis der Tiger-Panzer durch die Wand brach und der andere Spieler es sogar dramatisch inszenierte, indem er nicht einfach über mich drüber rollte. Er wartete, bis ich mich umdrehte und drückte dann erst ab. Cooler Move, muss ich zugeben. Battlefield in seinen besten Momenten.

Die normalen Waffen halten es relativ realistisch, aber der Frustgrad der veralteten Technik hält sich trotzdem in engeren Grenzen als ich gedacht hätte. Sie sind normalerweise der Grund, warum ich mit dem Szenario wenig Spaß habe, aber wenn ihr nach ein paar Level erst mal ein paar der besseren Varianten mit richtigen Zielaufsätzen freigespielt habt, findet ihr schnell etwas, das euch liegt. Mein Favorit war der Support mit seiner Schrotflinte. Es gibt einfach nichts Effektiveres, um zu einem Squad-Mitglied direkt ins Geschehen zu spawnen und dort erst mal aufzuräumen. Enttäuscht war ich von den Scharfschützengewehren. Jenseits von einem direkten Kopftreffer machen sie nicht genug Schaden, um selbst auf kurze Distanzen einen Gegner zu töten. Wenn es mir schon gelingt, auf fünf Meter anzulegen und ihm eine große Sniper-Kugel in die Brust zu schießen, dann will ich da keine "70 Prozent Schaden"-Anzeige sehen, der Typ hat umzufallen. Aber ja, im großen und Ganzen und auf den Blick des ersten Tages gibt es eine ganz ordentliche Auswahl an Waffen, die sich auch sehr solide anfühlen: Am Ende würde ich hier immer noch dem großen Konkurrenten den Vorzug geben, Call of Dutys Waffenhandling fühlt sich einen Ticken wuchtiger an, aber das hier ist schon gut.

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Aber nicht nur Zerstörung ist wichtig, Aufbauen kann sich genauso lohnen. Das geht denkbar einfach: ihr schaltet einfach auf das Universal-Werkzeug um, das jede Klasse dabeihat, und das Spiel zeigt euch mit Schattenrissen, was in der Umgebung gebaut werden kann. Mal ist es ein einfacher Sandwall, der schnell ausgehoben wird, mal ein Stacheldrahtzaun, mal ist es eine fast schon elaborierte Geschützstellung aus drei Meter hohen Sandsackwällen. Wie gesagt, denkbar einfach, geht auch recht fix, aber sonderlich flexibel ist das Spiel natürlich nicht. Ihr könnt nicht einfach dort loslegen, wo immer ihr wollt, in aller Regel gibt es solche Dinge nur an den wichtigen Punkten des Spiels zu bauen. Was natürlich auch sinnvoll ist, aber trotzdem, zu einem Fortnite wird das Spiel damit nicht gerade. Außerdem ist das Aufbauen natürlich ein zweischneidiges Schwert. Mehr als einmal war man gerade fertig, da nahm der Feind die Stellung ein und der eben noch aufgeschichtete Wall macht die Rückeroberung nun nicht gerade einfacher. Es ist ein nettes kleines taktisches Element und als solche definitiv eine Bereicherung.

Freigeschaltet wird für jede Klasse einzeln, jede hat ihren eigenen Baum aus Waffen, Sidearms, Spezialwaffen und Gadgets sowie Spezialisierungen und Boni. Dazu später mehr, wenn ich Gelegenheit hatte, etwas genauer hinzugucken. Aber vor allem die Spezialisierungen variieren die Klassen och einmal ordentlich. So muss sich der Scharfschütze entscheiden, ob er mehr auf Kills aus ist oder wichtige Fertigkeiten für den Team-Support dazubekommt. Dazu kommen dann in den mitunter mal wieder ganz schön verwirrenden Menüs die zwei Seiten der Axis & Allies. Beide Seiten unterscheiden sich dabei aber kaum, so teilen sie zum Beispiel die allermeisten Waffen - bei den Fahrzeugen sind die Unterscheide weit größer - und auch die freischaltbaren Äußerlichkeiten, aber auch Karrierewege sind alle fast identisch. Das ist ja auch sinnvoll, schließlich muss es ja egal sein, auf welche Seite euch das Spiel absetzt, keine soll Nachteile haben.

Was war noch...? Ach ja: Gute Güte, sieht Battlefield V gut aus! Jede Map ist ein kleines Kunstwerk mit dynamischem Wetter, das auch noch mal gleich für ganz andere Stimmungen sorgen kann. Wenn ihr auf dem Berggipfel in Norwegen mit seinen engen Wegen bei Sonnenschein herumturn, dann fühlt sich das fast wie ein James-Bond-Setting an, während der gleiche Ort bei einem dichten Schneesturm mehr an Das Ding aus einer anderen Welt erinnert. Die gewaltige Brücke, die ein weites grünes, Sumpfgebiet spannt, ist ein majestätischer Anblick, aber mehr noch, es ist eine clevere Karte mit vielen Möglichkeiten, auch in der Vertikalen, wenn ihr genau wissen müsst, wo die Leitern nach oben sind, um schnell die Positionen wechseln zu können, sollte es nötig sein. Die Schneespitze und das Dorf im Grünen zeigen kleine Gebiete mit in Daueraction umkämpften Zentren, während Karten die sie unglaublich weitläufige Afrika-Map kluge Positionierung und Nutzung wie Sicherung der Wege zur Kunst erklärt. Natürlich müssen diese Karten noch auf Schwachstellen abgeklopft werden, aber das generelle Design, sowohl visuelle wie auch in Sachen Gameplay wirkte auf den ersten längeren Blick immer noch wie ein positiver Sprung im Vergleich zu der Prä-Battlefield-1-Ära, welches ja auch schon ein paar sehr beeindruckende Karten mitbrachte. Aber selbst im Vergleich zu dem macht Battlefield V noch einmal einen besseren Eindruck, der sich hoffentlich auch in den nächsten Wochen festigen kann.


Die Erfahrungen nach zwei Drittel des Launches

Wie gesagt, die Einzelspielerkampagnen sind ein inhaltliches Schmuckstück eines Krieges, der hier in kleinen Auszügen frisch beleuchtet wird. Der Wiederspielwert an sich ist nicht endlos, so bleibt es aktuell bei den sechs bis neun Stunden plus ein weiteres Kapitel im Dezember. Sechs Stunden, wenn ihr auf Stufe Normal einfach draufhaltet, wenig schleicht und recht gut in Battlefield seid. Neun, wenn ihr wie ich alles erkunden möchtet, ein wenig Spaß mit Skiern in der Norwegen-Kampagne habt und vor allem mehr auf Stealth setzt. Aktuell versuche ich noch, auf dem höchsten Level durchzukommen, das kann noch ein paar Stunden dauern und ist reizvoll, denn hier kann es den sofortigen Tod bedeuten, gesehen zu werden. Aber inhaltlich Neues erfahre ich hier nicht mehr. Es liegt also bei euch, wenn ihr nicht am Multiplayer interessiert seid, ob die Spielzeit euch das Geld wert ist, aber ich denke, dass es eine der besten - wenn auch nicht längsten - Kampagnen ist, die euch eine der großen Shooter-Serien in den letzten Jahren vorsetzte.

Der Multiplayer ist natürlich nicht unproblematisch, denn für den Test muss ich jetzt davon ausgehen, dass EA aus unerklärten Gründen morgen verschwindet, die Server aber weiterlaufen und das, was hier geboten wird, alles ist, was ihr bekommen werdet. Was dann also fehlen würde, wäre der Battle Royale nächstes Jahr, mehr Maps, die Koop-Missionen und mehr Waffen. Lasse ich all das außen vor, wie schlägt sich dann Battlefield V?

Mirkotransaktionen... Gibt es. Aber: Alles ist bisher rein kosmetisch, wichtige Ergänzungen wie die kommenden Maps und Spielmodi sollen nichts extra kosten. Wichtige Inhalte wie Waffen und Fahrzeuge schaltet ihr mit der Ingame-Progression frei.

Nun, erst einmal solide, was das Matchmaking angeht, denn erstaunlicherweise kam es nur selten vor, dass eine Seite komplette Übermacht hatte. Schwächere und stärkere Spieler wurden relativ gleichmäßig verteilt, es war fast immer spannend und umso größer war der Jubel bei einer Runde, die solide in die eigene Richtung gedreht wurde, schließlich hatte man was geleistet. Auch der Frust über eine versaute Runde richtete sich nicht gegen das Spiel, schließlich hatte man das bei dem Dreier-Mini-Marathon einer Grand Operation nach zwei knappen Matches nur sich selbst zuzuschreiben.

Die Stabilität überzeugte weitestgehend. Auch wenn es hier und da mal kurze Lags gab, als der erste große Schwung von Spielern loslegte, aber die Aussetzer gingen so schnell wie sie kamen. Ich hatte nicht den Eindruck, dass das Squad auch nur eine wichtige Minute im Spiel durch technische Probleme in den Satz setzte. Zwei Mal wurde ich - und einmal auch andere - aus einer Runde rauskatapultiert, es schien aber kein Verbindungsverlust gewesen zu sein. Und einmal hängte sich das Spiel hier auf, ausgerechnet bei einer spannenden dritten Runde, was natürlich schon etwas frustig war. Aber bei fast 30 oder 40 Grand Operations in der letzten Woche, also über Hundert Runden ... Okay, es ist kurz nach Launch, einmal darfst du, Battlefield, aber nicht noch mal bitte.

Euer Squadleader ist euer Vater! Er ist eure Mutter! Er ist euer Gott! Und vor allem ist er der Typ, der die V1-Rakete rufen könnte, das Squad nicht ständig Mist machen würde.

Glitches sind bei solchen Spielen auch gern ein Thema, gerade zu Beginn. Einige Leuten hatten wohl Probleme bei der Mission, in der man eine Bombe aufsammeln und zum Schlüsselpunkt bringen muss, dass die Bombe in Matsch des Schlachtfeldes einfach verschwand. Im Squad hatten wir zwei Mal so etwas in der Richtung. Einer meldete, dass er bei der Bombe sei, aber er kann sie nicht aufheben, das Spiel lässt ihn einfach nicht. Das eine Mal hatte ich dann damit aber kein Problem, als ich zu Hilfe eilte, das andere Mal war es ein anderer Kamerad, der sich diese eigenwillige Bombe ohne Probleme schnappen konnte. Wieder bei einer anderen Schlacht weigerte sich mein Soldat, eine Sandsackmauer - oder irgendetwas - aufzuschichten, obwohl das Bausymbol klar zu sehen war. Einen Respawn später war die Welt in Ordnung. Aber wie gesagt, das sind im Rahmen der Zahl an gespielten Matches seltene Aussetzer, mit der man am Anfang des Lebenszyklus eines solchen Titels leider immer rechnen muss und nichts in der Nähe des Chaos einiger voriger BF-Releases.

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Was uns wohl erhalten bleibt, sind die etwas chaotischen Menüs. Sicher, wie bei jedem Interface weiß man irgendwo, wo sich etwas versteckt, aber schnelles und elegantes Wechseln der Loadouts geht anders als das hier. Selbst nur eine andere Waffe oder Optik zu nutzen braucht ein paar Klicks zu viel und festzustellen, wie die eigene Klassenprogression so läuft, das ist etwas, das man öfters mal neu lernen muss, wenn man ein paar Runden lang nicht mehr in den Tiefen der Menüs tauchen war. Es ist alles da, es funktioniert, aber gelungen ist anders.

Auch wenn es seltsam aussieht und definitiv ein visueller Glitch ist: rein mechanisch ist das rückwärts auf dem Rücken zurückrobben und schießen. Sieht halt nicht gerade elegant aus...

Als wirklich exzellent hat sich die Team-Dynamik entpuppt und ja, das ist ein Spiel, das ihr mit anderen Spielern zusammen im Sinne von "gemeinsam im Team" spielen müsst. Einsame Wölfe haben hier nichts verloren. Nicht nur, dass sie selbst wenig reißen werden, sie versauen den anderen drei Spielern im Squad auch den Spaß, denn jede Rolle ist essenziell und gleichwertig. Nicht auf jeder Map, nicht in jeder Situation, aber dafür sprecht ihr euch ja ab - eigentlich ist ein Headset auch Pflicht, aber ein paar Runden, in denen ich mal nonverbale Teilnahme testete, liefen ganz gut, wenn die Chemie im Team halbwegs stimmt. Der Squad-Leader kann schließlich das Ziel markieren und jede Rolle hat halt ihre Aufgaben, die ihr auch sinnvoll erfüllen solltet. Wie gesagt und noch mal zur Warnung, selbst in einem simplen Modus wie Team-Deathmatch werdet ihr weit mehr Erfolg haben, wenn ihr Teil eines Teams seid. Bei den komplexeren Modi geht es praktisch nicht anders. Wichtig ist zudem, dass auch alle Aktionen, längst nicht nur Kills, Team-Punkte bringen. Befestigungen bauen, Spotten, Munition und Healthpacks verteilen und natürlich Zielparameter erreichen erhöht den Punktestand des Squadleaders, der dann bei Highscore die V1-Bombe rufen kann. Und die allerbeste Art Punkte zu sammeln? Arbeitet als Team. Man kann es hier gar nicht oft genug betonen.

Während die Rollen der Spieler meisterlich balanciert wirken und ihr schnell eure Favoriten finden werdet - Support und Sniper für mich -, wirken die Fahrzeuge in manchen Runden seltsam abwesend. Sicher, nicht jede Map ist auf eine Panzerschlacht ausgelegt, aber auf der gewaltigen Hamada-Map war es ganz selten, dass man mal einen Konvoi von drei Gefährten auf sich zurollen sah. Stattdessen nutzt ein nicht ganz fairer Spieler ein Flugzeug mal wieder als Kamikaze-Bombe, um eine Gruppe von Spreng-Experten, die fast am Ziel waren, in letzter Sekunde zu stoppen. Kamikaze ist das neue Camping, denn letzteres hat sich in einer Welt, in der ein Panzer durch Gebäude durchfährt, als nicht ganz so großes Problem erwiesen. Die wenigen Spots, die sich prinzipiell dafür eignen, sind mittlerweile ganz gut bekannt und lange sitzt da keiner ungestört.

Enge Straßenzüge sind die Hölle für Spotter, aber trotzdem muss ja einer gucken gehen, von wo das Unheil kommt.

Das größte Problem aktuell ist der Umfang. Es sind nur acht Maps und so gut sie auch durch die Bank sind, es sind nur acht. Einige von ihnen sind absurd groß, Hamada und Twisted Steel sind fast immer ein Garant für Battlefield-Epik, Rotterdam und das verschneite Gebirge sind schnell erkundet. Auch diese beiden sehr viel kleineren Maps tun das, was sie sollen - viele Spieler auf engem Raum zusammenpferchen - brillant, aber ja, nach Hundert Runden hätte ich nichts gegen eine neue Map gehabt. Auch die wenigen Spielmodi rotieren natürlich schnell durch, wobei es hier hilft, dass sich die Rollen als Angreifer und Verteidiger so grundlegend anders spielen, dass das weniger ein Problem ist, als ich zunächst gedacht hätte. Trotzdem, neue Inhalte sind herzlich willkommen, um Battlefield zu dem zu erweitern, was es sein kann: Der vielleicht beste Teil der Reihe seit sehr langer Zeit.

Firestorm Battle Royale? Fragt nächstes Jahr noch malAuf YouTube ansehen

Da man wohl davon ausgehen kann, dass Battlefield für EA ein zu wichtiges Franchise ist, als dass sie die Entwicklung morgen nach dem großen Release einfach aufgeben werde, stehen die Chancen nicht schlecht, dass sich das Spiel diesen Titel innerhalb der eigenen Historie erobert. Aktuell ist es eine nicht gerade umfangreiche, aber außerordentlich gelungene Einzelspieler-Erfahrung plus ein Multiplayer, der das Team-Play eines Vierer-Squads mit seinen Rollen griffiger, schlüssiger und letztlich spaßiger umsetzt als praktisch die gesamte Konkurrenz. Wenn selbst Leute wie ich, die sonst eher Gewehr im Anschlag in irgendeine Richtung los sprinten, freiwillig und enthusiastisch im Team spielen, brav die klar definierten Rollen erfüllen und mit dem Team leiden und feiern, dann macht ein Shooter in dem Punkt viel richtig. Dazu kommt, dass sich das Waffenhandling trotz des historischen Szenarios modern und direkt anfühlt, ohne komplett jeden Realismus zu opfern. Eine gute Balance, an der sich nur harte Historiker stoßen werden und die spielerisch tadellos funktioniert. Und als Bonus: Gute Güte, ist das ein hübsches Spiel! Und klingen tut es auch noch nach was!

Also ja, der Umfang von Battlefield V ist aktuell noch nicht endlos, aber selbst, wenn es nicht mehr wachsen sollte - wie gesagt, sehr unwahrscheinlich -, dann bin ich doch immer noch mit dem Gebotenen ausgesprochen glücklich und noch eine ganze Weile weiter beschäftigt.


Entwickler/Publisher: DICE / EA - Erscheint für: PC, PS4, Xbox One - Preis: ca. 60 Euro - Erscheint am: 20.11.18 (Für EA-Service-Nutzer bereits erhältlich) - Getestete Version: Xbox One X, PC - Sprache: deutsch, englisch und mehr - Mikrotransaktionen: Ja (rein kosmetisch)


PC-Spiele testen wir auf Lenovo Legion PCs und Laptops, die uns von Lenovo zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt wurden. Hier erfahrt ihr mehr über Gaming-Laptops 2018 im Allgemeinen und hier geht es zur Website von Lenovo Legion Gaming.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Battlefield 5

PS4, Xbox One, PC

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Martin Woger

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Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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