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Ja, die PlayStation Classic ist jetzt nicht ideal … Aber wat willste machen?

Etwa Hunderte von Euro ausgeben? Kriminell werden?

Folgt man mal wieder dem allgemeinen Aufschrei, dann müsste die PlayStation Classic mit ihren 20 Spielen für 100 Euro ganz schöner Ramsch sein. Erstmal sind "meine" Lieblingsspiele nicht dabei und auch wenn das immer ein Punkt sein muss, wir sind ja alle völlig verschieden - ich nicht! ... sorry, alter Reflex -, die Auswahl erscheint teilweise etwas schräg. Gerade frühe Shooter wie Rainbow Six und Syphon Filter alterten ausgesucht schlecht, der übrigens ausgezeichnete Puzzler Intelligent Cube war nur in Japan ein echter Hit und statt Battle Arena Toshinden hätte ruhig ein WipeOut dabei sein dürfen - was am Ende wohl mal wieder an Musik-Lizenzen gescheitert sein dürfte. Aber wie gesagt, sehr subjektiv, das alles.

Was man so für nen Hunderter kriegt.

Dann ist da die Tech-Fraktion, die mit dem Wechselspiel aus 50 Hz- und 60 Hz-Titeln nicht glücklich ist. Da muss ich sagen, dass ich das hier sogar gut finde - wenn auch nicht konsequent genug umgesetzt. Wenn schon PAL, dann bitte konsequent PAL. Die meisten "normalen" PS-User dieser Zeit hatten hierzulande weder Umbauten noch Importe und haben so viele Spiele in 50 Hz kennengelernt. Es geht hier um nostalgische Gefühle, nicht darum das bestmögliche Spielerlebnis mit allen Mitteln zu erreichen. Wer das haben will ... aber dazu kommen wir gleich. Schließlich beschwert sich der eine oder andere noch darüber, dass das Scaling nicht so toll ist. Ehrlich gesagt, als jemand der sehr viel Geld für Scaler ausgegeben hat und da einen kleinen Fetisch hegt, wenn es um Retro geht: Das Scaling der Classic ist okay. Für ein Gerät, dass mit allem drum und dran und zwei Controllern 100 Euro kostet. Das des Mini-SNES fand ich etwas schöner, aber das kann auch an dem eher vergebenden 2D liegen, daran, dass dieses Gerät wenigstens ein paar Bild-Optionen hatte, was auch immer. Und wie auch immer, das hier geht völlig in Ordnung, wobei natürlich sinnvolle Emulations-Features wie Zurückspulen, Speicherstände oder Scanlines schon eigentlich ein Muss gewesen wären.

Aber vor allem: Was bitte sind denn die Alternativen, um eben mal den Retro-Kick von 20 Jugend-Erinnerungen zu bekommen? Es gibt keine, die auch nur annähernd vergleichbar so simpel gelöst und so preiswert zu haben sind - noch dazu in so niedlicher Verpackung daherkommen -, dass man sie schmerzfrei unter den Weihnachtsbaum legen könnte.

Soooo niedlich!!!

Eine echte PSOne zu kaufen ist natürlich die offensichtlichste Variante und eine auf den ersten Blick preiswerte. Wenn ihr auf die Packung verzichten könnt, dann bekommt ihr die PSOne für 20 bis 30 Euro mit Kabeln und Controller, 50, wenn sie schön aussehen soll. Es gibt Millionen von den Dingern und sie sind nicht zu fehleranfällig. Und dann schließt ihr das Kabel an den 60-Zoll-TV und stellt fest, dass ein Scaler eine wichtige Sache ist, bei dem moderne, HD-Quellen-verwöhnte TVs grundsätzlich sparen.

Die Allzweckwaffe im Scaler-Krieg: Der Framemeister

Ein einfacher Scart-RGB-Scaler kostet um die 50 Euro, wenn er irgendeine Verbesserungen bringen soll, aber eigentlich braucht es mehr und da ist der Framemeister Scaler aus Japan mit seinen 400 Euro noch die billigste Version. Alles danach geht in den Pro-Bereich, an dem meist nicht mal Preise dranstehen, sondern wo ein Termin für die Vertragskonditionen vereinbart wird.

Jetzt die Spiele. Einige kosten fast nichts, andere um die 20 Euro, ich habe jetzt nicht alle durchgeguckt, aber es sieht nicht so aus, als wäre kein super-rarer Titel dabei. Also sagen wir 15 Euro pro Titel, einen Fünfer Versand, die Mühe, die die Bestellungen machen, kommt noch dazu. Macht ganz grob 200 bis 300 Euro für alle Spiele in der Box, deutlich weniger nur als Disc. Hier ist natürlich der Vorteil dabei, dass ihr nur die Spiele kaufen könnt, die ihr wirklich haben wollt und den Mix - und damit auch den Preis - selbst bestimmt.

Nvidia Shield: Bei allem was die noch kann, sie ist eine ausgezeichnete Emu-Machine.

Aber ja, für eine gute Lösung aus PlayStation, gutem Scaler und 20 Spielen zahlt ihr um die 500+ Euro. Sieht dann aber auch klasse aus und hat natürlich das authentische Feeling.

Eine Alternative ist natürlich, die ganze Hardware sein zu lassen, auf diesen Teil des Retro-Kicks zu verzichten und einen Emulator zu nutzen. Für die PSOne sind diese seit Jahren ausgereift, bieten fast perfekte Ergebnisse je nach Konfiguration und ihr müsst auch nur die Firmware zwangsläufig raubkopieren, denn entgegen landläufiger Meinung ist diese nicht Freeware, nur weil sie jemand aus einem Gerät ausgelesen hat. Aber Schwamm drüber, die Spiele werdet ihr ja trotzdem kaufen. Oder? Nun muss der Emulator und die in ein ISO verwandelten Spiele auf irgendwas laufen. Einen PC hat jeder, aber eleganter ist natürlich eine Android-Box - Nvidia Shield, etwas teurer, aber sehr elegant -, eine Raspberry-Variante für die Bastler oder sogar eine Ouya, die ihr auf der Straße gefunden habt, erfüllen diesen Zweck. Der PS3-Controller lässt sich hier fast immer auf die eine oder andere Art nutzen, oder ihr kauft einen PSOne-USB-Adapter, um die Original-Controller zu nutzen. Je nach technischem Anspruch lässt sich so ein Emulator mit 50 bis 200 Euro Kosten an den TV-HDMI bekommen und die Emulatoren liefern ein ausgezeichnetes Bild. Nur die Kosten für die Spiele bleiben halt.

Die PS3 kann auch PSOne und das gar nicht mal schlecht.

Und die habt ihr auch bei der dritten Lösung: Liegt irgendwo noch eine PS3 bei euch rum? Auch wenn es sich mit der Abwärtskompatibilität zu PS2-Games irgendwann hatte, PSOne-Spiele können alle Modelle. Wenn ihr keine mehr habt, ab 50 Euro geht es auf Ebay los. Einfacher wird es nicht, deren Scaler funktionierte ganz ordentlich, jedenfalls nicht schlechter als der der Classic und vielleicht ist da ja das eine oder andere PS3-Spiel, das ihr noch nachholen möchtet.


Die PlayStation Classic hat gegenüber all diesen Varianten aber einen entscheidenden Vorteil: Sie ist total niedlich, kommt in einer niedlichen Packung daher, ist in drei Minuten einsatzbereit und gibt 98 Prozent aller so Beschenkten genau den kleinen Retro-Kick am 24. Dezember, der damit erreicht werden sollte. Soweit die PlayStation Classic (Amazon.de) von den Möglichkeiten der Technik und Wünschen der Retro-Community abweichen mag, als Casual-Weihnachtsgeschenk ist das Ding genauso gut wie seine inzwischen problemlos zu habenden NES- und SNES-Gegenparts (Amazon.de).

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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