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Travis Strikes Again: No More Heroes - Test: Ein Massaker in jeder Hinsicht

Hier die Komplettlösung: Schlagt alles kaputt!

Hack-and-slash-Fest, das zwar die Schauplätze angenehm variiert, letztlich spielerisch aber recht simpel bleibt. Netter Zwei-Spieler-Modus.

Selbstreferenzieller Humor ist eine Kunst für sich und er geht allzu oft daneben. Wenn Videospiele auf scherzhafte Art Videospiele thematisieren, ist das meist eine Gratwanderung, irgendwo zwischen vermeintlichen Insider-Witzen und allzu kritiklosem Abfeiern des eigenen Mediums.

In Travis Strikes Again: No More Heroes haben sich die Entwickler vorgenommen, diese Herausforderung zu bewältigen und es gelingt ihnen eher mittelmäßig: Nicht, weil die Witze so schlecht wären oder der Blick auf Videospiele so selbstherrlich, sondern vielmehr, weil der an sich gute Gedanke, Protagonist Travis in verschiedene Spiele zu versetzen, letztlich nicht zu Ende gedacht wurde. Dafür bekommt ihr allerdings eine Menge Hack-and-slash-Gameplay. Vielleicht mehr als ihr vertragen könnt.

Die Gegner in Travis Strikes Again tauchen häufig in Herden auf. (Travis Strikes Again: No More Heroes - Test)

Travis Strikes Again: No More Heroes ist der inzwischen dritte Teil der No-More-Heroes-Reihe. Der erste und zweite waren noch für die Wii erschienen, diesen hier gibt es nun exklusiv auf der Switch. Schon die ersten beiden Spiele waren überdrehte Action-Titel und das bleibt auch bei diesem so. Der augenscheinlichste Unterschied: Travis Strikes Again wird nun in weiten Teilen aus einer Top-Down-Perspektive gespielt. Das führt dazu, dass Travis und seine Gegner teilweise ziemlich klein dargestellt werden, insbesondere im Handheld-Modus der Konsole. Der Überblick ging mir dennoch nicht verloren.

Die Geschichte ist reichlich wirr: Travis hat sich nach den Ereignissen des zweiten Teils in einem Wohnwagen im Wald niedergelassen, Badman will ihn zur Strecke bringen, weil Travis seine Tochter umgebracht hat und letzten Endes werden beide aus unerfindlichen Gründen in eine satanische Spielekonsole namens Death Drive MK-II gezogen.

Die Bosse lassen es sich nicht nehmen, vor dem Kampf ein wenig mit Travis zu plaudern. (Travis Strikes Again: No More Heroes - Test)

Ein Level in Travis Strikes Again entspricht also einem Spiel auf dieser Spielekonsole. Übernehmen könnt ihr entweder Travis selbst oder Badman - oder ihr spielt zu zweit und jeder übernimmt eine Figur. Ihr schnetzelt euch dann jeweils durch das Level, sammelt Erfahrungspunkte und findet Skill Chips. Mit denen könnt ihr Spezialfähigkeiten freischalten, bis zu vier gleichzeitig. Darunter findet sich beispielsweise ein Streuschuss oder ein orbitaler Laser, manche der Fähigkeiten lassen sich auch miteinander kombinieren. So könnt ihr etwa mit einer Fähigkeit entzündliches Gas ausströmen lassen und es mit der anderen anzünden. Das sorgt dann für ein relativ spektakuläres Massensterben unter den häufig in großen Massen auftretenden Gegnern, ist aber letztlich selten wirklich nötig, denn Travis Strikes Again ist kein außerordentlich schweres Spiel. Es ist eher ein Gemetzel zum Wohlfühlen, bei dem man nebenbei auch gut und gern mal einen Podcast hören kann.

Hier müsst ihr den Straßenverlauf manipulieren, um zu eurem Ziel zu kommen. (Travis Strikes Again: No More Heroes - Test)

Und das, obwohl der Wechsel zwischen den verschiedenen Spielen eigentlich aufregender klingt und auch so aussieht: Jedes Spiel hat ein eigenes Intro, mal ist es verpixelt, mal hübsch gerendert, sogar gefilmte Sequenzen gibt es und jedes Intro hat seinen ganz eigenen Stil. Das lässt Travis Strikes Again auf angenehme Art dreckig wirken, als gäbe es hier wirklich keine Einheitlichkeit. Dass es die doch gibt, stellt ihr aber fest, wenn ihr wirklich spielt. Zwar unterschiedet sich die Grundprämisse von Level zu Level leicht: Mal müsst ihr in einem an Resident Evil erinnerndes Herrenhaus von Tür zu Tür laufen, um so weitere Durchgänge zu öffnen, mal eine Straßenkarte manipulieren, um an euer Ziel zu kommen, ein anderes Mal ein kleines Rennspiel-Minigame absolvieren. Aber letzten Endes läuft jedes dieser Szenarien auf das Gleiche hinaus: Bringt jede Menge Gegner um, besiegt den Zwischengegner und am Schluss auch noch den Endboss. Zwei Leben habt ihr in jedem Level, auf relativ großzügig verteilten Dixi-Klos könnt ihr speichern.

Pflicht vor jedem neuen Level: ein Abschnitt aus der Visual Novel in ansprechendem Matrix-Grün. (Travis Strikes Again: No More Heroes - Test)

Nach den ersten paar Abschnitten habe ich mich auf den nächsten wirklich gefreut, einfach weil ich wissen wollte, was die Entwickler sich diesmal einfallen lassen. Nicht immer wurde ich zur Gänze enttäuscht. So wechselt das Spiel beispielsweise ab und an aus seiner Top-Down-Perspektive in eine Seitenansicht, in der ihr Platformer-Passagen bewältigen müsst. Wirklich herausfordernd sind die aber nicht, denn im Endeffekt kommt es auch in diesen Abschnitten nur darauf an, dass ihr alle Gegner umbringt. Gut getan hätte es dem Spiel, wenn die wenigstens noch abwechslungsreich gewesen wären, aber so viele Gegnertypen es geben mag, so marginal unterscheiden sie sich in der Praxis voneinander. Am meisten sind mir noch jene Feinde aufgefallen, die sich selbst in die Luft sprengen und so eine Extramenge Schaden anrichten und die, die ihr nur mit Spezialfähigkeiten und von hinten treffen könnt, weil sie einen Schild mit sich herumtragen.

Alles, was auf den ersten Blick aussieht, als könnte es dieses auf Dauer doch eher dröge Gemetzel durchbrechen, entpuppt sich schnell als Fassade. So ist beispielsweise das integrierte Rennspiel bei näherer Betrachtung nicht viel mehr als ein Gangschaltungsminigame, bei dem ihr noch nicht einmal nach links oder rechts lenken könnt.

Eigentlich schon. Danke der Nachfrage. (Travis Strikes Again: No More Heroes - Test)

Nach jedem Level kehrt Travis automatisch zu seinem Wohnwagen zurück. Dort könnt ihr dann gefundene Credits für rein kosmetische T-Shirts ausgeben, die meistens Indie-Spielen gewidmet sind: Hotline Miami, Luftrausers, The Stanley Parable, Golf Story und viele mehr. Oder ihr lest Faxe oder seht euch an, welche Blogbeiträge Travis über die Ramen geschrieben hat, die ihr an verschiedenen Stellen im Spiel kaufen könnt - und die ansonsten nicht mehr machen, als eure Lebensenergie aufzuladen. Nachdem ihr einen Boss besiegt habt, könnt ihr nicht direkt weiterspielen, ihr müsst zunächst einen sogenannten Death Ball finden. Das macht ihr, indem ihr Travis' Motorrad startet. Das Spiel transportiert euch dann in eine ausschließlich in grün und schwarz dargestellte Visual Novel, die, so leid es mir tut, wirklich nicht interessant ist.

Sie ist sich noch nicht einmal zu schade dafür, Witze darüber zu machen, dass der Spieler bestimmt keine Lust hat, sich durch Textwüsten zu klicken, nur um euch dann eben jene zu präsentieren. Was soll ich sagen? Du hast recht, Spiel. Ich habe wirklich keine Lust. Warum muss ich trotzdem? Vielleicht, damit ich mich auf die eigentlich relativ eintönigen Hack-and-slash-Passagen wieder freue. Zu denen noch einige Worte: Neben den besagten Spezialfähigkeiten habt ihr noch eine Aufladeattacke zur Verfügung, die besonders viel Schaden macht. Das klappt gut und kann euch in den wenigen brenzligen Situationen, die es in den zehn bis zwölf Stunden bis zum Ende gibt, schon mal den Hintern retten.

Eine weniger gute Idee war die Batterie, die ihr immer wieder aufladen müsst, um überhaupt kämpfen zu können. Wie ihr das macht? Indem ihr das Joy-Con schüttelt. Glücklicherweise könnt ihr alternativ auch einfach einen Stick herunterdrücken und den anderen hin und her bewegen, trotzdem ist das eine sehr nervige Mechanik. Weil ihr zum Aufladen der Batterie nämlich immer stehenbleiben müsst und es häufig einfach keinen ruhigen Fleck gibt, schließlich sind die Kampfarenen oft stark eingegrenzt. Und wenn ihr dann immer wieder getroffen werdet, obwohl ihr einfach nur eure Batterie aufladen wollt ... denkt einfach daran, dass ein neues Paar Joy-Cons rund 80 Euro kostet, bevor ihr eure gegen die Wand werft.

Hin und wieder wechselt das Spiel von seiner Top-Down-Perspektive auch in eine Seitenansicht. (Travis Strikes Again: No More Heroes - Test)

Travis Strikes Again: No More Heroes konnte mich durch seine Präsentation zunächst begeistern: Das Spiel sieht immer wieder komplett anders aus, von Rendersequenzen, über Vektorgrafiken bis hin zu Pixelfiguren, alles ist dabei.

So unterschiedlich die Präsentation ausfällt, so einheitlich und simpel ist aber das Gameplay. Ihr schlagt einfach alles kurz und klein und das auch noch in meistens sehr linearen Levels. Die Idee, dass ihr euch durch verschiedene Computerspiele bewegt, ist toll, wäre aber noch besser, wenn diese Spiele eben nicht nur an ihrer Oberfläche verschieden wären. Zu zweit macht' s naturgemäß mehr Spaß, wirklich abwechslungsreicher wird das Gameplay dadurch aber nicht. Die vielen verschiedenen Indie-Game-T-Shirts sind nett, letztlich aber zu nichts gut, zumal ihr in der Top-Down-Perspektive praktisch nichts von ihnen erkennen könnt. Travis Strikes Back ist ein Spiel voller toller Einfälle - als es dann an deren Umsetzung ging, war es mit der Kreativität aber offenbar leider vorbei.


Entwickler/Publisher: Grasshopper Manufacture/Grasshopper Manufacture - Erscheint für: Switch - Preis: 29,99 Euro - Erscheint am: 18. Januar 2019 - Getestete Version: Switch - Sprache: deutsche Texte, englische Sprachausgabe - Mikrotransaktionen: Nein

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Travis Strikes Again: No More Heroes

PS4, PC, Nintendo Switch

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Markus Grundmann Avatar

Markus Grundmann

Freier Autor

Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.

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