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In Riot: Civil Unrest ist Gewalt eine Lösung, aber keine gute

Pixel-Aufstand.

Aufstände und Proteste gibt es immer in einem Teil der Welt. Demonstranten prallen auf Polizisten. Und dann eskaliert die Lage - oder es bleibt friedlich. Dieses allzeit relevante Thema haben sich die Macher von Riot: Civil Unrest als Idee für ihr Spiel herausgepickt. Und sie lassen euch dabei die Wahl, Konflikte derart eskalieren zu lassen, dass ihr Tote mutwillig in Kauf nehmt. Ohne dabei falsche Signale zu senden, denn diese Option habt ihr zwar, zum Erfolg führt sie indes nicht.

Die vier Szenarien des Spiels beruhen auf realen Begebenheiten. Die Hauptinspiration für Entwickler Leonard Menchiari waren die Proteste im italienischen Susatal gegen den Bau einer Trasse für den Hochgeschwindigkeitszug TAV, an denen sich 30.000 bis 70.000 Menschen beteiligten. Zeitweise war das Tal damals nach aggressivem Vorgehen der Polizei von der Außenwelt abgeschnitten.

Weitere Schauplätze der Kampagne sind zum Beispiel der Arabische Frühling in Ägyptens Hauptstadt Kairo oder die Proteste gegen die Errichtung einer Mülldeponie nahe des griechischen Ortes Keratea. Die Entwickler sind dabei darum bemüht, das Geschehen so neutral wie es geht zu präsentieren. Jeder Schauplatz bietet mehrere Level, die ihr wahlweise aufseiten der Demonstranten oder der Polizei absolviert. Gleichzeitig empfehlen sie zu Beginn des Spiels, sich über die Geschehnisse persönlich zu informieren, sofern Interesse daran besteht. Schade, dass es direkt im Spiel keine Zusammenfassungen gibt.

Ihr möchtet mehr wissen? Informiert euch.

Wie ihr in den einzelnen Missionen vorgeht, liegt allein bei euch. Eure Demonstranten stehen zum Beispiel friedlich und mit erhobenen Händen in der Gegend herum und bilden Sitzblockaden, um Polizisten fernzuhalten. Ebenso ist es möglich, dass sie Steine und andere Gegensteine auf die Polizeibeamten werfen oder Feuerwerkskörper schleudern. Auf der anderen Seite gehen die Staatsvertreter auf die gleiche Art und Weise vor. Vom friedlichen Zurückdrängen bis hin zum Einsatz von Rauch- und Tränengas und Schusswaffen ist alles möglich. Während des Arabischen Frühlings habt ihr in einer Mission berittene Kamele in euren Reihen, mit denen ihr die Protestierenden zurückdrängt und von oben auf sie einprügelt.

Schusswaffen setzt ihr im Idealfall zum Beispiel dazu ein, Warnschüsse abzugeben und so die Protestierenden zurückzudrängen. Das gibt bei der abschließenden Bewertung keine Minuspunkte. Schießt ihr damit Zivilisten über den Haufen, sieht das anders aus. Schade ist, dass es in der Kampagne keine direkten Konsequenzen für die Folgemissionen gibt. Die bietet allein der Global-Modus, was sich in Dingen wie einer erhöhten Startzahl an Mitstreitern auf eurer Seite niederschlägt.

Cover image for YouTube videoRiot: Civil Unrest - Gameplay
Hier drängen berittene Kamele die Demonstranten zurück.

Die Idee ist im Grunde gut, spielerisch hinterlässt das Spiel einen seichten Eindruck. Ich bin nicht überzeugt, dass der Echtzeitablauf die richtige Wahl für dieses Spiel ist, als Rundenstrategie wäre es unter Umständen besser steuerbar. Warum? Auf dem PC ist das noch bis zu einem gewissen Grad vernünftig umgesetzt, wenngleich nicht perfekt, auf den Konsolen fühlt es sich fummelig und umständlich an. Daher denke ich, ein anderer Spielablauf stünde Riot besser zu Gesicht. Von mir aus Echtzeitstrategie mit Pause, wie ihr es in Total War habt. So ärgert ihr euch regelmäßig über abgefeuerte Geschosse, die nicht dort landen, wo ihr sie haben möchtet. Und das, weil der Zielcursor schrecklich zu bedienen ist und viel zu empfindlich reagiert.

Große Vielfalt gibt es bei den verfügbaren Aktionen nicht und ihr scheucht jede Gruppe einzeln durch die Gegend. Abhängig davon, wie viel auf dem Bildschirm los ist, artet das in unübersichtliche Szenen aus, die im Grunde ansehnliche Pixeloptik hilft dabei nicht bei der Unterscheidung. Bei jeder Kampagne gibt es zwar eine kurze einleitende und eine abschließende Sequenz, dazwischen mangelt es an Kontext. Eine Bindung zu den Pixeln auf dem Bildschirm gibt es nicht, sie bedeuten mir wenig. Ob das aufgrund der Neutralität Absicht ist oder nicht, sei dahingestellt. Eine emotionale Bindung zu denen eigenen Gruppen entsteht so nicht. Verschenktes Potenzial.

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Wie gewaltsam ihr vorgeht, liegt in eurer Hand.

Am Ende habt ihr auf den Konsolen noch einen entscheidenden Nachteil: Die fehlende Modding-Unterstützung der PC-Version über den Steam Workshop. Nutzer haben auf dem PC die Möglichkeit, eigene Szenarien zu erstellen. Und das taten sie, zum Beispiel zu den Gelbwesten-Protesten in Frankreich, zu den G20-Protesten in Frankreich und zur Räumung des Hambacher Forstes. Es sind keine Massen, sie bescheren euch aber eine Reihe zusätzlicher Szenarios und damit mehr Beschäftigungsmöglichkeiten, als sich euch auf den Konsolen bieten.

Was bleibt, ist ein Spiel mit ambitionierter und definitiv interessanter Idee. Riot greift den Gedanken gut auf, scheitert an diesen Ambitionen aber in spielerischer Hinsicht. Es ist kein schlechter Titel, doch er ist in letzter Konsequenz zu beschränkt in seinen Optionen und (auf den Konsolen) in seinen Inhalten.


Entwickler/Publisher: Leonard Menchiari, IV Productions / Merge Games - Erscheint für: PC, PS4, Xbox One, Switch - Preis: ca. 17 Euro - Erscheint am: erhältlich - Gespielte Version: Xbox One - Sprache: Deutsch, Englisch und andere - Mikrotransaktionen: nein


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In diesem artikel

RIOT: Civil Unrest

PS4, Xbox One, PC, Mac, Nintendo Switch

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Benjamin Jakobs

Leitender Redakteur News

Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.

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