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Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy - Test: … und er ist immer noch der Star im Gerichtssaal.

Kein Einspruch von meiner Seite!

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Drei immer noch spannende Visual Novels, die auf dem großen Bildschirm etwas detailarm wirken, aber immer noch hübsch zur Geltung kommen.

Feuerwehrmann, Astronaut, Cowboy oder Profi-Fußballer, das sind alles typische Kinder-Traumjobs. Ich sehe das ein bisschen anders: Rechtsanwalt zu sein - das muss ein wirklich aufregender Beruf sein, jedenfalls wenn man den Visual Novels aus der Ace-Attorney-Reihe glauben darf.

Die ersten Teile der Reihe sind in Japan noch für den Game Boy Advance erschienen und hierzulande vor inzwischen rund 13 Jahren für den Nintendo DS. Auf dieser Plattform haben die Spiele in den Folgejahren eine veritable Fangemeinde hervorgebracht, vor einigen Jahren erschienen die ersten drei Teile als Trilogie für den 3DS und jetzt, viele Jahre später, gibt es die Ace Attorney Trilogy auch für den PC und die großen Konsolen.

Einspruch? Einspruch! (Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy - Test)

Zur Trilogie gehören neben Phoenix Wright: Ace Attorney auch die Nachfolger Justice for All und Trials and Tribulations. Alle drei Titel sind in Sachen Gameplay nahezu identisch: In mehreren Fällen müsst ihr zunächst Tatorte untersuchen und dann vor Gericht eine Verhandlung überstehen, wobei es der Titel in Sachen Unschuldsvermutung nicht ganz so genau nimmt. Oft müsst ihr nämlich nicht nur verhindern, dass euer Mandant für eine Tat verurteilt wird, die er nicht begangen hat, stattdessen habt ihr häufiger das Gefühl, seine Unschuld beweisen zu müssen, oft, indem ihr den wahren Täter überführt. In den meisten Fällen geht es übrigens um Mord: Also verhört ihr Zeugen, legt Beweise vor, die ihr zuvor bei der Untersuchung des Tatorts gefunden habt und brüllt bei passender Gelegenheit laut "Objection" - also "Einspruch", eines der Markenzeichen der Reihe. Das macht ihr immer dann, wenn eine Aussage des Zeugen nicht zu einer anderen oder zu einem gefundenen Beweis passt. Außerdem könnt ihr sogenannte Psychoblockaden in den Unterhaltungen entdecken und diese dann nach und nach mit einer Reihe verschiedener Beweisstücke durchbrechen und somit entfernen.

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Nicht ganz unwichtig ist, dass ihr tatsächlich euren Kopf anstrengt. Wer Ace Attorney nebenbei spielt und nur jede zweite Zeile liest, übersieht regelmäßig wichtige Details. Genau auf die kommt es aber an, es geht um Lücken in der Beweiskette und das Entlarven von Alibis. Es kann genügen, dass sich unscheinbare Details widersprechen, etwa Angaben zur Uhrzeit einer Tat. Habt ihr den entscheidenden Hinweis entdeckt, fühlt sich das unheimlich befriedigend an. Der Zeuge gerät ins Schwitzen, reißt seine Animé-Kulleraugen auf und wird idealerweise gleich überführt. Um einen Fall zu Ende zu bringen, braucht ihr Fakten, Fakten, Fakten, aber der Ausgang ist in vielen Fällen emotional.

Zu Beginn sind die Widersprüche in jeder der drei Visual Novels noch relativ leicht herauszufinden, später wird es zunehmend komplex. So komplex, dass ihr manchmal einfach nicht auf die Lösung kommt. Legt ihr Beweise vor, die eigentlich keine sind, verliert ihr Vertrauenspunkte beim Richter, irgendwann verliert ihr dann euer Mandat und das Spiel ist zu Ende. Das war im Original noch deutlich schwerwiegender, weil ihr dann jeden der Fälle von vorne beginnen musstet - jetzt aber könnt ihr frei speichern, was diesem System natürlich einiges an Biss nimmt, es aber einfacher macht, das Spiel frustfrei zu genießen.

Immer wieder müsst ihr zwischendurch auch Tatorte untersuchen. (Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy - Test)

Grafisch ist der Ace Attorney Trilogy ihre Handheld-Herkunft anzumerken. Nicht aufgrund der Auflösung, ihr seht auch auf großen Fernsehern keine Pixel, das Bild wurde also augenscheinlich nicht einfach hochskaliert. Aber an den Bildern selbst hat sich eben nichts geändert, weshalb das, was auf dem kleinen DS und dem 3DS noch passend aussah, in Sachen freier Flächen heute geradezu verschwenderisch wirkt. Das muss aber nichts Schlechtes sein, ihr habt es eben nur mit vielen großen, meist einfarbigen Flächen mit nicht allzu vielen Schattierungen zu tun.

Und, sehr erfrischend: Die Schrift ist jetzt herrlich riesig. Während der alternde Spieler bei diversen Rollenspielen auf der Konsole ja schon mal seine Augen zusammenkneifen muss, um noch lesen zu können, was auf dem Bildschirm steht, wäre das hier wohl selbst möglich, wenn ihr von eurem Balkon auf einen Fernseher blicken würdet, der auf der Straße steht. Auf DS und 3DS waren die Menüs, in denen ihr euch durch die Beweise klicken konntet, auf dem unteren Bildschirm untergebracht, jetzt erscheinen sie auf dem einen Bildschirm, den ihr habt. An dieser Stelle fällt nicht auf, dass das jemals anders war.

Die Figuren mögen exzentrisch sein, liebenswert sind sie oft aber auch. (Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy - Test)

Insgesamt beinhaltet die Ace Attorney Trilogy 14 verschiedene Fälle, die jeweils nur durch einen relativ dünnen roten Faden miteinander verbunden sind. Die ergeben zusammen mehr als 60 Stunden Spielzeit und sie lassen sich noch dazu ganz wunderbar portionieren. Einfach immer mal wieder am Abend einen Fall spielen, das ist kein Problem. Zumal es euch das Spiel wirklich leicht macht, zu ihm zurückzukehren, denn die Figuren sind herrlich überdreht. Die Nymphomanin etwa, der Typ im Cosplay-Kostüm oder die Dame, die sich gibt wie ein kleiner Hase. In typisch japanischer Manier wird das nicht weiter erklärt, es geschieht einfach und euer Star-Anwalt Phoenix Wright mag darüber zwar erstaunt sein, aber er wird von Richter oder Staatsanwältin sicher schnell darauf hingewiesen, dass er jetzt seinem Job nachzugehen hat.

Überhaupt freuen mich die Stimmungsschwankungen, die der Protagonist durchlebt. Ist er in einem Moment noch schüchtern und sieht keinen Ausweg mehr, bekommt er auf das Vorzeigen eines wichtigen Beweises hin plötzlich einen Geistesplitz und brüllt sein "Objection!" voller Selbstbewusstsein in den Gerichtssaal.

Je fortgeschrittener und komplexer der Fall, desto selbstbewusster wird er und ebendas macht ihn zu einem liebenswerten Protagonisten, mit dem ich mich gerne identifiziert habe. Auch weil er selbst seine Probleme hat, schlecht träumt, Angst vor dem eigenen Versagen hat. Wirklich jeder der 14 Fälle macht Spaß und bleibt spannend, die Auflösung ist bisweilen sogar sehr überraschend. Die aktuelle Version enthält nur die englische und die japanische Sprachversion, allerdings hat Capcom bereits angekündigt, dass eine deutsche Lokalisation im August dieses Jahres nachgereicht werden soll.

Euer Star-Anwalt ist nicht in jedem Moment selbstsicher. (Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy - Test)

Lohnt sich die Ace Attorney Trilogy auf der großen Konsole nun? Wenn ihr alle drei Spiele schon auf dem DS oder 3DS gespielt habt und immer noch genau wisst, wie die Fälle zu lösen sind, dann wahrscheinlich nicht. Solltet ihr aber grundsätzlich nichts gegen Visual Novels haben und Lust verspüren, euch am Abend vor dem Fernseher mal nicht in hitzige Sekiro-Kämpfe zu stürzen, sondern ein bisschen zu rätseln - dann könnte die Ace Attorney Trilogy genau das richtige für euch sein. Das grundlegende Spielprinzip wird einfach nicht alt und mit der Speicherfunktion spielt es sich herrlich entspannt, fast wie ein Animé zum spielen. Ein über 60 Stunden langer Animé wohlgemerkt. Mit einem erfolgreichen Rechtsanwalt mit Selbstzweifeln. Einspruch? Mitnichten.


Entwickler/Publisher: Capcom/Capcom - Erscheint für: PC, PS4, Xbox One, Switch - Preis: 29,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: Xbox One - Sprache: englisch, japanisch, deutsche Lokalisation soll im August nachgereicht werden


PC-Spiele testen wir auf Lenovo Legion PCs und Laptops, die uns von Lenovo zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt wurden. Hier erfahrt ihr mehr über Gaming-Laptops 2019 im Allgemeinen und hier geht es zur Website von Lenovo Legion Gaming.

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In diesem artikel

Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy

PS4, Xbox One, PC, Nintendo Switch

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Über den Autor
Markus Grundmann Avatar

Markus Grundmann

Freier Autor

Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.
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