Skip to main content
Wenn du auf einen Link klickst und etwas kaufst, können wir eine kleine Provision erhalten. Zu unseren Richtlinien.

Nacon Revolution Unlimited Pro PS4 / PC Gamepad: Test - Nah dran ...

... und doch wieder nicht ganz der perfekte Controller.

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Ein beeindruckendes Paket an Material, Funktion, Verarbeitung und leider wieder der falschen Stelle, an der gespart wurde.

Ein neuer Edel-Controller für PS4 und PC geht ins Rennen, Nacon Revolution Unlimited Pro. Der Preis liegt bei stolzen 160 bis 170 Euro, dafür bekommt ihr zumindest erst mal eine Menge Zeugs in einer standesgemäßen Box. Hartschalenbox, Mikrofaser-Tuch, drei Meter USB-C-Kabel, einen USB-Funk-Dongle, drei Sätze an Zusatzgewichten und alternative Stick-Aufsätze, alles noch mal verpackt in einer schicken kleinen Box. All das findet auch Platz in der Hartschale, sodass nichts alleine für sich in Schubladen herumfliegen muss. Und natürlich findet auch der Controller darin noch Platz.

Bei dem handelt es sich um ein Bluetooth-Gerät, dafür auch der Dongle. Diesen braucht ihr auch an der PS4, die den Unlimited Pro sonst nicht erkennt. Das ist zwar nicht ganz elegant, aber trotzdem ein riesiger Fortschritt zu den sonst schlicht mit E-Sport betitelten Vorgängern, die mit dieser Ausrede auf die Option einfach verzichteten. Dier Akku hält dabei etwas länger als der reguläre PS4-Controller, aber nicht viel. Sechs bis sieben Stunden zeugen davon, dass der Akku mit seinen 1300 mAh etwas größer hätte ausfallen dürfen. Aber dann wäre der Unlimited Pro nicht so leicht gewesen, denn ohne Zusatzgewichte ist er kaum schwerer als das Sony-Original. Natürlich könnt ihr den Unlimited Pro auch mit dem beiliegenden Kabel oder (fast) jedem anderen USB-C-Kabel nutzen, die Öffnung an der Buchse ist groß und universell genug, um andere Kabel zuzulassen.

Gut aufgeräumt.
Das Paket lässt keine Wünsche offen.

Kommen wir zum Controller selbst: Nacon bleibt bei seinem matten, unauffälligen Design mit einer leicht rauen und sich angenehm warm anfassenden Oberfläche mit deutlich raueren Gummi-Griffen an der Unterseite. Die Oberfläche nimmt dabei durchaus gern Fingerabdruck an, was wohl auch das Mikrofasertuch erklären dürfte, aber es ist nicht nur das. Auch wenn es an der Verarbeitung generell jetzt nichts auszusetzen gibt, der Unlimited Pro fühlt sich nicht nach 160 Euro an, wenn ihr ihn in die Hand nehmt. Das Material ist hochwertig genug, sicher, unterscheidet sich aber nicht groß von Geräten, die die Hälfte kosten und der Elite oder die Konkurrenz von Razer sind da etwas weiter. Das ist nicht wirklich relevant, aber etwas, was man in der Preisklasse anmerken darf.

Viel wichtiger ist die Haptik und beim Stick-Layout orientiert sich der Unlimited Pro an der Xbox mit dem asymmetrischen Design. Das ist jetzt eine Frage der persönlichen Vorliebe, es wird manche freuen, dass es einen weiteren "Xbox"-Controller für die PS4 gibt, andere werden das ablehnen, wieder anderen ist es egal. Mittlerweile solltet ihr wissen, in welche Gruppe ihr gehört. Was auffällt, ist, dass der Unlimited Pro auf den ersten Griff ziemlich wuchtig wirkt. Mit leicht über Durchschnitt liegenden Händen muss ich leicht umgreifen, um die Start- und Select-Taste zu drücken - ich weiß, heißen offiziell anders, für mich werden sie immer so heißen. Der Rest jedoch liegt praktisch ideal. Egal ob Trigger, Sticks, Schultern oder auch die optionalen Tasten an der Unterseite, alles ist auch nach zig Stunden, ohne einen Hauch von Ermüdung zu erreichen. Allerdings bin ich dann auch jemand, der generell große Controller schätzt und den Unlimited Pro würde ich in diese Gruppe zählen.

Mit den Ringen verändert ihr den Maximal-Weg der Sticks individuell.
Konkave wie konvexe Sticks sind mitgeliefert.

Von dem neuen System der Gewichte bin ich nicht überzeugt. Ja, es ist mit den nun leicht zu öffnenden Kappen einfacher und vor allem ohne Werkzeuge wie beim Vorgänger möglich diese zu wechseln. Aber nur ein Satz hat dort Platz und selbst die zusätzlichen 32 Gramm - 20 und 28 sind die beiden anderen mitgelieferten Sätze aus jeweils zwei Gewichten - machen einen so großen Unterschied. Ich hätte gerne zumindest einen 50-Gramm-Satz gesehen. Aber gut, hier sind Geschmäcker und Gefühl unterschiedlich, ein wenig mehr Balance auf die Handflächen bekommt ihr damit, was die Handhabe noch einmal verbessert.

Die Gewichte lassen sich leicht wechseln.
Die Batterie hält keine Rekordzeiten durch, aber sechs bis sieben Stunden sind drin.

Oben habt ihr alles Tasten, was ein PS4-Controller auch bietet, nur halt leicht anders auf der linken Seite angeordnet. Die Sticks sind dabei natürlich eine Besonderheit, denn die Kappen lassen sich leicht - aber nicht zu leicht, aus Versehen fallen die nicht ab - abnehmen und auf zwei Arten verändern. Die Stick-Länge bleibt dabei immer gleich - im Unterschied zu Razer zum Beispiel - stattdessen wird mit einer dickeren Säule der Radius der Bewegung eingeschränkt. Hier habt ihr drei zur Auswahl, mit einem Winkle von 30, 38 und 46 Grad, je nachdem, ob ihr den Stick lieber weiter bewegen wollt, oder lieber mit einem eingeschränkten Radius spielt. Ich mochte bei Uncharted und Drive Club - ja, ich bin einer der Drei, die das noch spielen, den eingeschränkten Radius, für einen echten Shooter musste ich dann aber wechseln. Die Kappen sind diesmal konkav und konvex in jeweils doppelter Ausführung mitgeliefert, sodass ihr wählen könnt, was ihr bevorzugt und das Material des Gummis fühlt sich sehr wertig, robust und rutschfest an, damit sollte man lange Freude haben, ohne dass sich was auflöst.

Die Mini-Mikroschalter haben einen sauberen Druckpunkt.
Die Mikros der Schultertasten liegen seitlich, aber der Druckpunkt der auf einem Gelenk gelagerten Taste ist fantastisch.

An der Unterseite habt ihr dann einen ganzen Schwung an Sondertasten. In beiden Griffen links und rechts habt ihr jeweils zwei konfigurierbare Tasten, die gut mit Mittel- und Ring-Finger erreichbar sind. Aus Versehen habe ich diese praktisch nie ausgelöst und bisher ist diese Anordnung die beste, die ich für diese Tasten gesehen habe. Weit praktikabler als die Kippen des Elite zum Beispiel. In der Mitte unten findet ihr die Lautstärke und Stummschaltung für das Headset, darüber dann eine Profil-Taste und daneben einen Umschalter von Funk- zu Kabel-Betrieb. Der Kippschalter schließlich ist für den Wechsel zwischen PC und zwei PS4-Modi zuständig. Im ersten "Pro Control"-Modus habt ihr die übliche PS4-Tastenbelegung plus die zusätzliche Möglichkeit die vier unteren Zusatztasten direkt mit anderen Tasten zu belegen. Kurz Profil halten, untere Taste drücken, dann die, die daraufgelegt werden soll, fertig, wunderbar simpel und effektiv. Der zweite Modus greift dann wie der PC-Modus auf die im Controller gespeicherten und zuvor per PC/Mac-Software konfigurierte Belegung zu. Was unten jedoch fehlt - im Gegensatz zu fast allen Konkurrenten - ist die Möglichkeit, die Trigger-Wege zu verkürzen. Schade, ich mag das Feature, aber für essenziell halte ich es dann wiederum auch nicht.

Die ausgetüftelte und sehr haltbar wirkende Trigger-Konstruktion.
Das eigentlich Stickdesign ist vom Vorgänger bekannt und bewährt.

Das Touchpad fühlt sich unspektakulär an und ist als Taste definitiv nicht Mikroschalter-gelagert. Was uns dazu bringt, was unter der Haube an Schaltern steckt. Oben sind die Stick-Tasten, die Schultertasten, Start und Select und sogar die PS4-Taste mit kleinen Microschaltern versehen. Wunderbar, auch unten erfuhr jede einzelne Taste diese Liebe. Super. Leider endet diese ausgerechnet bei dem Steuerkreuz und den vier Facebuttons, unter denen man lediglich eine simple Gummimembran findet, mit den üblichen Kontakten darunter. Für ein 160-Euro-Pad ist das zumindest bei den vier Knöpfen fast unentschuldbar, zumal ja bei jeder anderen Taste daran gedacht wurde. Entsprechend schwammig fühlen sich die Druckpunkte auch an und erinnern mehr an 30-Euro-Pads. Das Steuerkreuz ist okay und für Retro- wie auch Fighting-Games durchaus nicht ungeeignet, gegen den Billig-Charme kann es sich aber mit diesen Druckpunkten auch nicht wehren. Sowohl die Face-Buttons wie auch das Steuerkreuz sind eines Controllers dieser Klasse nicht würdig. Es gibt inzwischen so viele High-End-Controller, dass der erste Schock, überhaupt was Besseres zu bekommen, abgeklungen ist und es nun an der Zeit ist, endlich mal alle Details zu würdigen. Was der Unlimited Pro leider nicht tut.

Hier beginnen die Probleme: Die vier Tasten liegen auf simplen und schwammigen Gummikontakten
Nix drunter, wo ein Mikroschalter sein sollte (und dann würde der Gummilappen eh nicht da sein.)

Zurück zu erfreulicheren Dingen, der Software zum Beispiel. Zumindest für PC-Nutzer, denn PS4-Spieler wird es nicht so sehr begeistern, dass sie ihren Controller statt über eine App nur über PC und Mac konfigurieren können. Dort ist die Software allerdings vorbildlich, was Funktionsumfang und Übersicht angeht. Mittels gut visualisierter Kurven könnt ihr das Ansprechverhalten und den toten Punkt der Sticks getrennt klar definieren. Die Intensität der Motoren kann geregelt werden, die Beleuchtung des rechten Stick-Rings als Spielerei, vor allem aber kann jede einzelne Taste - außer die PS4-Taste - umbelegt werden. Das speichert ihr dann in eines von maximal vier Profilen, die alle im Controller gespeichert und mit der Taste unten durchgeschaltet werden. Es wurde sogar an eine dauerhafte Achsenumkehr bei den Sticks gedacht, die in die Profile geht. Nur falls ihr auch so komisch beim Shootern sein solltet wie Alex. Insgesamt ist das eine der besten Konfigurationslösungen am Markt und ein Vorbild. Nun, mit einer Ausnahme. Die für die Funktionalität sinnlose Zwangsregistrierung ist etwas, das man bei Verbraucherschützern melden sollte, wäre man nicht mittlerweile innerlich tot, was das angeht. Nun, "sinnlos" ist zu hart, die eigenen Profile in der Cloud speichern zu können, ist ein Feature, aber eines, das sicher nicht jeder unbedingt nutzen dürfte und daher sollte es zumindest optional sein. Aber was rege ich mich auf, bei Creative muss man sich registrieren, um einen Treiber runterzuladen.

Das gleiche Elend beim Steuerkreuz. Prinzipiell okay und funktional, aber für die Preisklasse enttäuschend.

Ich hatte so sehr gehofft, dass ich diesmal den idealen Controller vor mir habe und in vielen Punkten ist der Nacon Revolution Unlimited Pro fast an diesem Punkt. Er ist hochwertig verarbeitet, bis auf kleine, subjektive Details am Rande ergonomisch top, die Ausstattung ein Traum, er ist optional kabellos, die Software leistungsfähig, die damit und mit den zusätzlichen Stick-Elementen mögliche Individualisierung umfangreich. Wie viel besser kann es also werden. Nun, wenn der Controller die vier wichtigsten einzelnen Tasten und das Steuerkreuz ernst genommen hätte, dann nicht viel. Aber mit der Schwammigkeit der Gummimatten unter diesen Elementen tut sich ein Controller dieser Preisklasse keinen Gefallen und setzt sich hier nicht mal gegen jeden preiswerten Dritthersteller-Controller durch. Schade, denn davon abgesehen ist das hier ein fast perfekter Controller. Nächstes Mal dann bitte, Nacon. Ihr seid so nah dran.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

Verwandte Themen
Über den Autor
Martin Woger Avatar

Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
Kommentare