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Warum mich digitale Sammelkartenspiele wie Hearthstone nie reizen werden

Manches muss man einfach in den Händen halten.

Hearthstone. The Elder Scrolls: Legends. Gwent. Magic: The Gathering Arena. Diese Liste ließe sich noch ein Weilchen fortführen. Es gibt mittlerweile zuhauf digitale Sammelkartenspiele, die um die Gunst der sammelbegeisterten Spieler buhlen. Und dabei auf die gleichen Faktoren setzen wie ihre realen Ebenbilder.

Es kommen regelmäßig neue Erweiterungen auf den Markt mit vielen, vielen neuen Karten, so natürlich auch für die digitalen Titel. Ihr investiert, sofern ihr denn Spaß daran und Begeisterung dafür empfindet, mehr und mehr Geld darin. Dahingehend unterscheidet sie nichts von den echten Karten. Und doch versprühen die digitalen Kartenspiele nicht den gleichen Anreiz wie ein reales Produkt.

Ich merke es aktuell erneut, wenn ich ein paar Booster Packs der neuesten Erweiterung für das Pokémon-Sammelkartenspiel in den Händen halte. Das alleine übt einen einzigartigen Reiz aus. Dieses Gefühl des Unbekannten. Nicht zu wissen, was sich darin verbirgt. Das ist digital natürlich nicht anders, wenngleich dort alles automatisch vonstatten geht. Ein Mausklick und das Pack öffnet sich. Gleichzeitig ist es was anderes, es mit seinen eigenen Fingern zu spüren. Die Packung aufzureißen, die Karten zu entnehmen und seine Neugier zu befriedigen.

Ist was Gutes drin oder nicht? Immer wieder spannend.

Welche Karten sind dabei? Sind es normale, ungewöhnliche oder seltene? Habe ich welche davon in meiner Sammlung oder ist das gewünschte Objekt der Begierde mit dabei? Oh, was glänzt da so schön? Eine seltene neue Karte! Dieses Gefühl, zum Beispiel eine Pokémon-Hologrammkarte in den Händen zu halten und zu sehen, wie sich die verschiedenen Farben im Licht spiegeln, lässt sich so digital nicht nachbilden. Unterschiedliche Oberflächen, ob rau, glatt oder normal, spürt ihr am PC und auf anderen Plattformen ebenso wenig.

Ähnliches verspürte ich vor vielen Jahren in meiner Kindheit, damals waren es die Panini-Fußball-Sticker, die ich und meine Freunde sammelten. Mit digitalen Sammelkarten machte ich dann erstmalig in Star Wars Galaxies meine Erfahrungen. Wobei ich die dort eher kaufte, um eine Chance auf ebenso verfügbare Lootkarten mit Items für das Spiel zu erhalten. Heißt: Es reizten mich nicht die Sammelkarten, vielmehr die Extras, die ich unter Umständen bekäme.


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Sammelkartenspiele wecken einfach gewisse Emotionen. Die erwähnte Anspannung vor dem Öffnen zum Beispiel. Die große Freude, wenn ihr was Seltenes erwischt. Die Enttäuschung, wenn sich im Booster Pack nichts Besonderes verbirgt. Es ist ein Wechselbad der Gefühle, das ich zwar digital ebenfalls spüre, aber nicht ganz so ausgeprägt.

Als Kind förderten die Panini-Sticker die Sammelleidenschaft.

Der größte Knackpunkt an den digitalen Versionen ist ein anderer: Die Langlebigkeit. Was, wenn das Interesse an Hearthstone in Zukunft so weit abnimmt, dass es für Blizzard keinen Sinn mehr ergibt, das Spiel weiter zu betreiben? Bei einem solch beliebten Titel ist natürlich nicht so schnell damit zu rechnen, aber was ist mit den kleineren Spielen? Dann sind all eure in den Jahren zuvor gesammelten Karten und all die Investitionen einfach weg. Für immer verloren. Dieses Problem habt ihr mit echten Karten nicht.

Die bleiben bei euch. Unter Umständen sind sie später ein begehrtes, wertvolles Sammlerstück. Ihr habt die Möglichkeit, mit anderen Spielern Tauschgeschäfte zu machen und eure Sammlung zu ergänzen. Oder - wenn ihr in der Lage seid, euch davon zu trennen - ihr verkauft sie weiter, um noch ein wenig Geld damit zu verdienen. Digital ist Letzteres ebenso wenig möglich.

Und noch was: Bei den echten Sammelkartenspielen habt ihr diesen persönlichen Faktor. Ihr sitzt eurem Gegner direkt gegenüber. Ihr blickt ihm oder ihr in die Augen, bekommt Freude und Ärger unmittelbar mit. Den digitalen Vertretern des Genres fehlt es an diesem Aspekt. Es sei denn, ihr spielt mit nebenbei aktivierten Webcams. Was bei den wenigsten Spielern der Fall sein dürfte.

Und das alles in digitaler Form, hier Hearthstone.

In vielerlei Hinsicht gelingt es den digitalen Sammelkartenspielen, einzelne Aspekte des "echten" Spielens einzufangen. Am Ende habe ich dabei die gleichen Bedenken wie bei einem kompletten Umstieg auf Downloads für Spiele oder dem Streaming von Serien und Filmen. Versteht mich nicht falsch, ich schaue gerne Netflix und Amazon Video, spiele natürlich Download-Spiele. Am liebsten ist es mir aber, wenn ich was Reales im Regal stehen habe. Und deswegen lösen digitale Sammelkartenspiele bei mir nie die gleiche Faszination aus wie das Original.

In diesem artikel

Gwent: The Witcher Card Game

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Hearthstone: Heroes of Warcraft

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The Elder Scrolls: Legends

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Benjamin Jakobs

Leitender Redakteur News

Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.

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