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Outer Wilds lässt sich in 30 Minuten beenden – auch deshalb ist es etwas Besonderes

Wir haben doch keine Zeit. Wir haben alle Zeit der Welt.

Ihr habt vermutlich schon geahnt, dass ich mit Outer Wilds hier noch nicht am Ende bin. Ich denke noch immer viel über den Schluss dieses Ausnahmespiels nach. Selten ging ich zugleich erbauter und trauriger aus einem Spiel. Mit klopfendem Herzen erlebte ich die letzten Momente eines meiner neuen Lieblingsspiele zum ersten Mal, konnte nur schwerlich begreifen, was hier passierte. Beim zweiten Mal kamen zum Verständnis auch noch nicht so recht definierbare Tränen hinzu.

Dieses Spiel ist durch die Bank eine besondere Leistung: Ein lesefreudiges Adventure, das euch Geschick und Mut abverlangt. Eine First-Person-Weltenrettergeschichte, in der man niemals schießen muss. Ein Survival-Titel ohne Gängelung und Fleißarbeit. Ein Erkundungsspiel, das für euch lieber klar rekapituliert, was ihr schon wisst, anstatt euch zu sagen, was ihr machen sollt. Und eine aufwendig in Echtzeit simulierte, konkurrenzlos einfallsreiche Open World, die niemals fahrig oder ziellos wirkt; winzig klein und gewaltig groß zugleich ist.

Was soll schon passieren? (Outer Wilds)

Outer Wilds ist schlicht und ergreifend etwas ganz Kostbares, das es in dieser Form noch nie gab. Hätte mich vorher jemand gefragt, welcher Entwickler meiner Meinung nach zu diesem Spiel in der Lage wäre, ich hätte keine Antwort darauf gehabt.

Irre, wie man dieses Spiel mit vielen geläufigen Gaming-Begriffen (wie denen da oben) beschreiben kann, und dennoch seinen Kern nicht trifft, beziehungsweise Gefahr läuft, falsche Erwartungen (oder Befürchtungen!) zu wecken.

Das liegt daran, dass es jedes seiner Elemente und Themen unkonventionell angeht und sich deshalb nicht wirklich kategorisieren lässt. Man muss sich darauf einlassen, ohne Podcast oder Youtube nebenbei, und es dann selbst erleben, mit eigenen Augen die Wunder sehen, die es einem zeigen möchte.

Die Planeten sind klein. Für Planeten. Tatsächlich haben sie aber genau die richtige Größe um gewaltig zu wirken, wenn sie sollen. (Outer Wilds)

Und was für Wunder es sind! Neben dem immer wieder erbaulichen Gefühl, alle paar Meter hinter ein besonderes Geheimnis zu kommen oder beeindruckende, nur scheinbar kaum zu fassende Phänomene zu entdecken, ist eines der Größten natürlich, wie Outer Wilds euren Fortschritt definiert. Es zählt keine Erfahrungspunkte oder Level. Verteilt keine Upgrades oder neue Gadgets und checkt euer Inventar nicht auf eine bestimmte Menge an Ressourcen. Es definiert eure Progression innerhalb der bewegenden Geschichte allein auf den drei Achsen Wissen, Zeit und Raum.

Was das konkret bedeutet? Nun, ganz einfach: wer die Lösung dieses riesigen Rätsels vom Ende allen Seins kennt, löst das Spiel in unter 30 Minuten und hat mit dem ersten Augenaufschlag am knisternden und nach gerösteten Marshmallows duftenden Lagerfeuer alle Mittel dazu.

Marshmallows essen im Herzen des Sonnensystems. (Outer Wilds)

Beim ersten Mal braucht man trotzdem 20 Stunden, um sich einen Reim auf all die faszinierenden astronomischen Mysterien zu machen, fragt sich, wie all das zusammenpassen soll. Wie ein gekonnt durcheinandergewirbeltes Puzzle, dessen schöne Teile vollzählig vor einem liegen, von dem man aber lange nicht so recht weiß, was es darstellen soll. Wie das am Ende ein stimmiges, logisches und bewegendes Gesamtbild ergibt - das ist wohl das Wildeste an diesem vor wilden Ideen nur so knisternden Erlebnis.


Mehr dazu? Lest ihr im Outer Wilds Test.


Entwickler/Publisher: Mobius Digital/Annapurna - Erscheint für: PC, Xbox One - Preis: ca. 20 Euro - Erscheint am: erhältlich - Sprache: Deutsch - Mikrotransaktionen: nein

In diesem artikel

Outer Wilds

PS4, Xbox One, PC

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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