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The Elder Scrolls Online: Elsweyr - Test: Ich habe schon Katzen kotzen sehen...

...aber nicht während sie einen Teleportzauber sprechen.

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Mehr Katzen braucht das Land: Eine weitere traumhafte Welt, eine spannende neue Klasse und starke kleine Missionen.

Es ist die alte Bürde eines Elder-Scrolls-Spiels: Es sind nicht die eigentlichen, großen Geschichten, an die man sich erinnert. Es sind die Kleinen entlang des Weges, die über Jahre und Jahrzehnte hängenbleiben. In Elsweyr geht es für zehn Stunden um Drachen, Untote, Nekromanten, ich weiß nicht mehr genau was. Irgendwo besetzt noch das Imperium eine Stadt, was weiß ich. Dienstag im Fantasy-land halt.

Aber zieht danach aus und ihr erlebt das eigentliche Kleinod der vielleicht besten Erweiterung eines mit solchen nicht zu knapp gesegneten MMOs, in dem ihr auf eine Rasse Tamriels trefft, mit der ich noch nie viel anfangen konnte. Als Nicht-Furry habe ich noch nie einen Khajiit gespielt, hatte in den anderen Titeln wenn überhaupt nur am Rande mit ihnen zu tun. Aber hier, in ihrer Heimat Elsweyr musste ich mich ihnen nun zwangsläufig stellen und siehe da, Katzen sind auch nur Menschen. Oder umgekehrt, wie man das halt sehen will.

Es warten eine ganze Reihe lustige, tragische, abenteuerliche Geschichten mit all dem Charme, den sie an ihren besten Elder-Scrolls-Tagen so haben. Die Khajiit werden als vielschichtige Gesellschaft mit vielen Eigenarten dargestellt, die euch in zahlreichen Quests aus verschiedenen Perspektiven nähergebracht werden. Wenn ich einen Favoriten picken müsste: Eine von der Nacht zuvor rest-zugedröhnte, einäugige Katze, die nebenbei auch noch eine Magierin ist, und in dem Moment, als sie unsere kleine Truppe sicher hinter feindliche Linien teleportieren soll, herzhaft anfängt zu reihern, so natürlich den Spruch versaut und uns mitten in der nur kurz verdutzt guckenden Feindeslinie absetzt ... Es geht halt nichts über einen Klassiker, wer war noch nicht in einer RPG-Runde, wo so etwas nicht auch schon passiert ist - wenn auch normalerweise als eine Mischung aus In- und Out-of-Character. Aber auch jenseits von solchen offensichtlichen Spaß-Quests könnt ihr tief ins Elder-Scrolls-Lore abtauchen. In der Richtung wird viel geboten und wieder einmal zeigt sich, dass die Welt hinter den großen Quests viel tiefschürfender ist als das, was ihr als Haupt-Quest-Tourist mitnehmen könnt.

Was die Drachen angeht: Nun, sie sind da. Und man weiß immer genau, wo sie sind. So beeindruckend sie auch sind, so brutal sie selbst gegen Max-Level-Helden austeilen, so vernichtend ihr Drachenrufe auch sein mögen und ihre Schwanzhiebe auch absurden Schaden austeilen, so verlässlich landen sie immer an denselben Stellen - stellt sie euch als geflügelte und schlechtlaunige dunkle Anker vor. Als Raid-Monster für High-Level-Gruppen - und ohne eine solche braucht ihr eigentlich nicht zur Party kommen - macht das natürlich Sinn, Verlässlichkeit ist wichtig in der Lebensplanung um ein MMO herum. Aber das heißt eben auch, dass man sie locker umgehen kann und sie mehr eine Attraktion sind als eine omnipräsente Gefahr für das ganze Land, wie euch die Geschichte weismachen möchte.

Ihr müsst also nicht wie in Skyrim immer mit Riesenechsen rechnen. Nur wenn ihr Lust darauf habt. Dann jedoch sind sie eine beeindruckende Angelegenheit und viele, viele Tode werden an diesen Punkten gestorben werden. Ich selbst habe nur einmal bisher einen solchen Angriff lebend überstanden und das auch nur, weil ich mit einer deutlich routinierteren Gruppe als sonst unterwegs war. Sie wussten, was sie taten, sie hatten schon ein paar Drachen aus der Welt geschafft und trotzdem waren die Verluste noch hoch genug. Wer in erster Linie auf der Suche nach einem guten Raid-Monster ist, das auch ganz brauchbaren Loot fallenlässt, für den lohnt sich Elsweyr allein deshalb.

Die große Meta-Neuerung ist natürlich die neue Klasse der Nekromanten. Und dass diese nun auf der spielbaren Seite stehen, ist in Tamriel alles andere als unumstritten. Nicht in der Community, eine der ersten gewünschten Klassen noch vor der Beta waren Nekromanten. Aber die Spielwelt selbst ist voll von Leuten, denen das, was ihr da so treibt, eher suspekt vorkommt. Und warum auch nicht. Zum einen ist die Klasse von mächtigen Magier-Zirkeln geächtet worden, zum anderen spielt ihr mit Toten herum, was generell eher als Problem angesehen wird. Und das lässt euch das Spiel auch wissen, wenn ihr euch für diese Klasse entscheidet. Aber keine Sorge, selbst wenn ihr nicht die generelle Meinung aller ändern werdet, am Ende sind sie alle hauptsächlich froh, dass die Welt gerettet wurde und stellen nicht so viele Fragen nach dem Wie. Das schlägt sich auch in zahlreichen Dialogen nieder, die dem Dilemma angemessen Rechnung tragen, und sorgte dafür, dass ich am Ende in diese Klasse als solche deutlich emotionaler investiert war als in so ziemlich jede andere bisher.

Das, was ihr als Nekromant tut, kann euch manchmal natürlich auch auf die Füße fallen. Ein falscher Knopfdruck und schon stand ein frisch beschworener Skelet-Magier mitten auf dem Marktplatz, alle Wachen drehten frei, mein Kopfgeld schoss hoch und das ist halt das, womit man dann leben muss, wenn man verbotene Künste im falschen Moment auspackt. Beschwörungen von Skeletten, die keine Furcht vor dem Feind kennen, sind dann auch Brot und Butter der Klasse. Dabei bedient ihr euch nicht nur gefallener Feinde, sondern auch der eigenen Freunde, die ihr als Untote auferstehen lassen und nutzen könnt - womit diese nicht immer einverstanden waren.

Das eigentlich spannende ist jedoch, dass der Nekromant unglaublich flexibel ist. Egal, ob ihr auf Support, Damage oder Tank spielt, ihr könnt das alles tun. Natürlich nicht gleichzeitig, es gibt verschiedene Fertigkeitenbäume, aber als Supporter zieht ihr Energie aus toten Wesen, Damage-Dealer nutzen Skelettkrieger und andere indirekte, aber sehr effektive Angriffe wie den beschworenen Goliath, der seine Faust auf den Boden krachen lässt und als Tank verschwindet ihr in einer beeindruckenden Rüstung aus Knochen, die so einiges aushält. Nichts davon ist wirklich neu, aber alles zusammen stellt die Nekromanten sehr weit gefächert auf. Fast egal, welchen Spielstil ihr generell bevorzugt, es wird einen Nekromanten-Build geben, der dazu passt. Ein weiterer spannender Aspekt ist das Ressourcenmanagement. Ihr braucht natürlich Leichen, aber die könnt ihr euch beschwören. Diese Kreaturen hinterlassen dann wieder Körper, die ihr für Heilung nutzen könnt oder ihr bindet euch daran und erzeugt einen Energiebalken zwischen euch und der Leiche, mit der ihr Feinde dazwischen brutzelt. Ihr müsst wissen, was um euch herum passiert und vor allem, was um euch herumliegt, um möglichst effizient alles am Laufen zu halten. In einem großen Kampf habt ihr jedenfalls keine ruhige Sekunde, ganz so wie es sein sollte.

Und dann ist da noch die Welt selbst. Wie jede bisherige Erweiterung für Elder Scrolls Online ist auch Elsweyr selbst ganz allein und für sich die Reise wert. Von kargen Steppen bis zu dichten Wäldern wird landschaftlich viel geboten, wie immer und wie es sich für eine Fantasy-Welt gehört, sind die Ruinen weit beeindruckender als die aktuellen Behausungen - Tamriel muss mal eine richtig coole Welt gewesen sein, schade, dass wir nicht in diesem Zeitalter spielen - und all das zu durchstreifen reicht schon für ein, zwei laaange Abende, selbst wenn ihr dabei kaum eine Quest auch nur streift. Und nicht nur im generellen Design, auch technisch ist dies das aktuell schönste MMO, in dem ihr einfach nur mit der Welt Zeit vergeuden könnt. Und so schwach ist die Konkurrenz auch nicht. Mit dieser Technik möchte ich ein neues Lord of the Rings MMO sehen. Vielleicht verdient Beth mit Elder Scrolls 6 ja eines Tages so viel Geld, dass sie das angehen können.

Bis dahin ist Elder Scrolls Online mit Elswyer einmal mehr eine Reise wert. Selbst wenn es nur die Reise ist, ihr die etwas stationären Drachen außen vor lasst, die Nekromanten, so brillant sie als Klasse auch entworfen sein mögen, euch nicht reizen, ihr keine Lust auf Katzen und ihre Probleme habt - ihre Welt verdient eure Aufmerksamkeit für ein langes Wochenende. Und wer weiß, wenn ihr erst mal da seid, wollt ihr vielleicht auch den einen oder anderen Drachen töten. Ein paar Untote beschwören, vor allem, wenn es die sterblichen Überreste eurer Freunde sind. Vielleicht wollt ihr John Cleese als Ritter von falscher Eitelkeit. Oder einfach nur Katzenmagierinnen kotzen sehen. All das und noch viel mehr, jetzt in Elsweyr.


Entwickler/Publisher: Bethesda - Erscheint für: PS4, Xbox One, PC - Preis: ca. 60 Euro (Enthalten sind die Gebiete und Quests von Elsweyr, Morrowind, Summerset und den Grundspiels - Erscheint am: erhältlich - Sprache: Englisch - Mikrotransaktionen: ja, aber keine essentiellen und es gibt keine monatlichen Kosten


PC-Spiele testen wir auf Lenovo Legion PCs und Laptops, die uns von Lenovo zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt wurden. Hier erfahrt ihr mehr über Gaming-Laptops 2019 im Allgemeinen und hier geht es zur Website von Lenovo Legion Gaming.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

The Elder Scrolls Online

PS5, Xbox Series X/S, PC, Mac

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The Elder Scrolls Online

PS4, Xbox One

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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