Wenn du auf einen Link klickst und etwas kaufst, können wir eine kleine Provision erhalten. Zu unseren Richtlinien.

Justin Roilands Trover Saves the Universe ist das Hass-Baby von Psychonauts und Astro-Bot

Das bisher beste und zugleich schwächste Spiel des Rick-and-Morty-Schöpfers.

Humor ist bekanntlich eine wahnsinnig subjektive Angelegenheit und so spaltete auch Rick and Morty die Zuschauerschaft. Allerdings fällt der Split zwischen Fans und Verächtern deutlich zugunsten der Serie aus: Ich würde mal schätzen, 80 oder mehr Prozent der Zuschauer lieben die Serie, während der Rest nichts, aber auch gar nichts damit anfangen kann. Beachtlich ist vor allem, wie wenig Grauzone zwischen diesen beiden Extremen besteht.

Tatsächlich mag auch ich die Serie von Justin Roiland und Dan Harmon wahnsinnig gern, mischt sie doch immer wieder anarchischen "Das-haben-sie-nicht-ernsthaft-gerade-getan"-Humor, den sich sonst wenige trauen, mit ehrlich herzerwärmenden Charakterbögen und/oder ebenso abgefahrenen wie spannenden Sci-Fi-Geschichtchen. Genau mein Ding eigentlich.

Cover image for YouTube videoTrover Saves the Universe - TV Commercial | PS4

Dass Justin Roiland mit Squanch Games (einst viel besser als "Squanchtendo" gestartet) seit einer Weile auch Spiele macht, vornehmlich in VR, begrüßte ich eindeutig: Accounting war ein schön ungezügelter, kreativer Trip durch die Hirnwindungen eines Irren, während das offizielle Rick-and-Morty-Spiel Virtual Rick-ality schon deutlich vorhersehbarer und selbst für Serienverhältnisse schon zu unflätig daherkam. Nicht, dass ich mit der Sprache ein Problem gehabt hätte, man merkte nur, dass im Gegensatz zur Serie keine Idee für eine gute Geschichte dahintersteckte. Mit Trover Saves the Universe setzt sich dieser Trend leider fort.

Haha, der alte 'Du hast Scheiße im Gesicht'-Gag!

Ich wollte gerade schreiben, "ich weiß nicht, woran es liegt", aber das stimmt im Grunde nicht. Ich habe eine ziemlich genaue Ahnung, was Trover fehlt: So sympathisch mir auch der Improvisationscharakter ist - er ist nicht, was Rick and Morty ausmachte. Sicher, einige der besten Momente der Show sind improvisiert, aber sie sind nicht der Grund, warum die Sendung funktioniert. In Trover soll Improvisation das komplette Spiel tragen, mit dem Resultat, dass sich ohne Unterlass der verbale Improvisations-Durchfall Roilands über den Spieler ergießt.

Klar, es sind ein paar echte Goldstücke darunter, wäre ja auch schockierend, bei einem Talent wie Roiland, wenn nicht. Aber es ist einfach zermürbend, wie hier achtlos rausgehauene "Fuck You"s und Fäkal- und andere Ausscheidungsanspielungen auf den Spieler einschlagen. Gezielte Punchlines setzt Squanch Games selten. Man bekommt das Gefühl, es ist Dan Harmons Input, der Roilands Zügellosigkeit in eine Richtung steuert, die Rick and Morty zum Phänomen macht, das es ist.

Das ist der Bösewicht. Er benutzt eure Hunde als Augäpfel und wird damit das Universum vernichten. Oder so.

Und eigentlich ist das ziemlich schade, denn spielerisch zieht Trover einige gute Lektionen aus Psychonauts und Sonys VR-Juwel Astro-Bot: Ihr steuert Trover aus sitzender Perspektive - ihr seht euren Stuhl, eure Beine und euren Controller in der Spielwelt, schließlich seid ihr ein "Chairopian" - durch einen Plattformer mit simplem Lichtschwert-Kampf löst hier und da ein paar Rätsel (die Trover auf allzu bequeme Weise als "schlechtes Spieldesign" entlarvt) und seid überwiegend tatsächlich erfreut, wie gut sich das hier eigentlich spielt. Natürlich ist Astro-Bot in Sachen Griffigkeit, Spielwitz und insbesondere Abwechslung noch eine komplett andere Dimension. Aber das geht alles schon gut von der Hand.

Optisch und stilistisch ist Trover exzellent gelungen.

Immer wieder blitzen sie durch, die genialen humoristischen Einfälle, von denen man wusste, dass Roiland sie nicht an Ort und Stelle einfielen, sondern dass er sie vorher niedergeschrieben haben musste. Ich will überhaupt nicht behaupten, dass ich nicht mehrfach in diesen fünf Stunden herzhaft gelacht hätte. Und Trover hält dem Spieler hier und da sehr entlarvend den Spiegel vor. Aber allzu oft kippt das "Oh-mein-Gott-was-hab-ich-getan" in Grenzgängertum zum Selbstzweck um und dann wirkt Trover Saves the Universe einfach nur bemüht und unlustig. In einem Bosskampf pausenlos beschimpft und angeschrien zu werden, wird auch dadurch nicht lustiger oder weniger nervig, wenn Trover im Anschluss sagt, "Jesus Christ, what was wrong with that guy?"

Immer wieder blitzt der Witz durch, den man aus Rick and Morty kennt.

Womit wir wieder beim Anfang wären: Humor liegt dermaßen im Auge oder Ohr des Betrachters, dass ich das hier lieber nicht als Test deklariere und die Entscheidung lieber euch selbst überlasse: Mechanisch ist Trover sehr ok, technisch sogar erstaunlich gut. Viele der Animationen versprühen eine Menge Charakter und die guten Lacher gehören tatsächlich zu den Besseren, die einem 2019 ein Videospiel entlocken wird. Aber für jeden guten Scherz stecken hier mindestens ein schlechter und drei unnötige und ansatzlose Beschimpfungen drinnen, die so tun, als wären sie einer.

Ich hab's nicht bis zum Schluss ausgehalten. Vielleicht geht es euch da anders.


Entwickler/Publisher: Squanch Games - Erscheint für: PSVR, Oculus, Vive. Auch ohne VR spielbar - Preis: ca. 25 Euro - Erscheint am: erhältlich - Sprache: Deutsche Texte - Mikrotransaktionen: nein - Getestete Version: PC


In diesem artikel

Trover Saves the Universe

PS4, PC

Verwandte Themen
Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

Kommentare