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The Works of Fumito Ueda - Buchrezension: Sind Videospiele Kunst? Und sind es die Werke von Ueda-san?

Analysen und Spoiler.

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Eine faszinierende und interessante Analyse der Spiele von Fumito Ueda und ein Versuch, die Frage zu klären, ob Spiele Kunst sind.

Sind Videospiele Kunst? Und sind die Werke von Fumito Ueda Kunst? Ico, Shadow of the Colossus und The Last Guardian waren keine Blockbuster in Sachen Verkaufszahlen. Kunst misst sich nicht am Erfolg und erwähnt ihr diese drei Namen, seht ihr bei dem ein oder anderen PlayStation-Spieler ein Funkeln in den Augen aufblitzen. Es sind aber ohne Frage drei besondere Spiele, die nicht jedem gefallen.

Damien Mecheri schätzt Ueda-sans Werke, zählt sie zu seinen Lieblingsspielen. Und er hat darüber vor zwei Jahren ein Buch verfasst. Zuerst auf Französisch und jetzt ist die englische Übersetzung fertig. The Works of Fumito Ueda: A Different Perspective on Video Games heißt es und beschäftigt sich mit den drei genannten Spielen. Und nicht allein mit diesen, es geht um den kreativen Prozess hinter ihrer Entwicklung, Uedas Vision und die Frage, wie es mit Videospielen als Kunstform aussieht. Mehr über seine Beweggründe und seine Ansichten zu den Spielen lest ihr in meinem Gespräch mit Damien Mecheri.

Nicht, dass ihr euch das hier falsch vorstellt: The Works of Fumito Ueda ist kein Buch, in dem euch auf jeder zweiten Seite ein Artwork oder ein Bild anlächelt. Es ist reiner, purer Text auf allen 208 Seiten. Im Grunde eine Art wissenschaftliche Arbeit, wofür zugleich die zahlreichen Quellenangaben am Ende des Buches sprechen. Schritt für Schritt nähert sich Mecheri im Buch der Antwort auf diese Frage und nimmt dabei zu Beginn Anlauf mit dem Inhalt der Spiele.

Zu Beginn geht es um die Entstehung der Spiele.

Insgesamt teilt sich das Buch auf fünf verschiedene Kapitel auf. Kapitel eins befasst sich auf 40 Seiten mit der Entstehungsgeschichte der Spiele. Mecheri geht näher auf die Hintergründe ein und widmet sich Uedas Ansatz der Spieleentwicklung. Technische Dinge - der Wechsel von Ico aus technischen Gründen von der PlayStation zur PS2 - spielen ebenso eine Rolle wie der Start von Uedas Karriere, seine Ausbildung und die Einflüsse auf seine Werke.

Im 34 Seiten umfassenden zweiten Kapitel bewegen wir uns dann spätestens auf Spoiler-Territorium. Hier geht es explizit um die Geschichten von Ico, Shadow of the Colossus und The Last Guardian. Und um die Frage, ob sie miteinander verbunden sind. Ihr lest alles über die Story und über das Ende der Titel. Seid euch darüber im Klaren, wenn ihr die Titel vorher nicht gespielt habt und Interesse am Buch verspürt. Ein anderer Themenschwerpunkt ist die Interpretation der Geschichten, wofür sie stehen und ob sie eine Botschaft an die Spieler vermitteln.

Kapitel drei ist das kürzeste von allen, wenngleich 20 Seiten nicht zwingend kurz sind. Diese Seiten widmet Mecheri der musikalischen Untermalung der Werke. Wie heben die Spiele Schlüsselszenen auf diese Art hervor? Und welche Emotionen möchte der Soundtrack den Spielern vermitteln? Die Musik der drei Titel analysiert er im Detail, arbeitet Unterschiede heraus. Zum Beispiel, dass die musikalische Begleitung in The Last Guardian mehr einem westlichen Ansatz folgt als in den beiden Vorgängerspielen, mit den Werken bekannter Filmkomponisten vergleichbar ist.

Auch die Musik spielt eine Rolle.

Das von allen umfangreichste Kapitel ist das vierte mit 62 Seiten. Es beschäftigt sich eingehend mit der Frage, was Kunst ist und ob sich Videospiele dazu zählen können. Mecheri betrachtet dabei beide Seiten der Medaille, anstatt allein pro Kunst zu argumentieren. Das Museum of Modern Arts in New York hat zum Beispiel Videospiele aufgenommen, darunter Tetris, Another World, SimCity 2000 und EVE Online. Es verdeutlicht auf jeden Fall die kulturelle Bedeutung, die Videospiele mittlerweile haben. Aber sind damit automatisch alle Spiele Kunst?

Gleichermaßen geht es hier um Fumito Ueda als Auter, die Ästhetik der Spiele und darum, welche Rolle die Kamera in der Präsentation einnimmt. Es ist eine faszinierende Analyse der kulturellen Aspekte unter Berücksichtigung der Gesamtsituation und welche Rolle Ico, Shadow of the Colossus, The Last Guardian und Ueda dabei spielen.

Zu guter Letzt geht es im finalen Kapitel, bevor er ein kurzes Fazit zieht, um das Vermächtnis von Ueda und seinen Spielen, die Einfluss auf verschiedene andere Entwickler hatten und haben. Das gilt im Hinblick auf den Ansatz bei der Entwicklung, das Design und welche Spiele in eine ähnliche Richtung gehen wie Uedas Dreigestirn. Zu Wort kommen dabei auch andere Entwickler wie Sam Barlow (Her Story), Jenova Chen (Journey) und Steve Gaynor (Gone Home).

Das Buch analysiert die verschiedensten Aspekte der Spiele.

Anfangs war ich mir nicht so ganz im Klaren darüber, was mich hier erwartet. Ich rechnete hier und da mit ein paar Bildern dazwischen, am Ende bekam ich ein reines Textwerk. Eines, das gleichermaßen interessant und faszinierend ist. Es verschafft euch umfassende Einblicke und Analysen zu Ico, Shadow of the Colossus und The Last Guardian, befasst sich mit der Person Fumito Ueda und dessen Geschichte beziehungsweise Vermächtnis. Und ich gestehe: Bis jetzt habe ich keines der Spiele gespielt. Und ja, dass mich hier Spoiler erwarteten, war mir bewusst. Trotz der Spoiler haben mich beim Lesen die Lust und das Interesse gepackt, diese Titel zu spielen und für mich selbst zu erleben. Das spricht für das Buch und dafür, wie es die Faszination vermittelt, die diese Werke ausüben.

Habt ihr alle drei Titel absolviert und interessiert euch für die Arbeit von Ueda-san, lohnt sich die Anschaffung des Buches ebenso auf jeden Fall. Es ist ein toller Einblick in verschiedene Aspekte der Spiele und die kulturelle Relevanz von Videospielen im Allgemeinen.


The Works of Fumito Ueda ist als Standard (24,90 Euro) und Collector's Edition (29,90 Euro) direkt bei Third Editions erhältlich.

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