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Destiny 2: Shadowkeep - Näher mein Eververse zu mir ...

Der holprige Start, vielleicht in eine große, neue Zeit.

So, das war also die erste Kampagne in Bungies drittem Leben nach Microsoft und Activision. Ich muss schon sagen, das war ... sehr wenig beeindruckend. Eine Rückkehr zum Mond ist etwas, das ich mir wünschte, es war eine der stimmungsvollsten Umgebungen, die Destinys langes Leben zu bieten hatte, aber musste es denn ein Nachbau des Levels aus Destiny 1 sein? So ganz direkt und mit allen Verstecken intakt? Sicher, das Gebiet wurde ordentlich erweitert und es gibt genug stimmungsvolle Momente unter der Oberfläche. Aber diese sind rar und weit auseinander, während ihr schon in der zweiten (!!!) Mission die Aufgabe bekommt, 20 Wildschweine zu erlegen. Sorry, ich meine natürlich ein knappes Dutzend Patrouillen-Missionen zu erfüllen, das Destiny-Äquivalent dazu.

Ich habe nichts gegen Patrouillen, aber sie sind nun mal Post-Kampagnen-Grinder-Content, wenn die Langeweile groß und die Mitspieler grad nicht verfügbar sind. Als Füller sind sie etwas zu offensichtlich und vor allem betonen sie all das noch mal, was wirklich schlecht an der Shadowkeep-Kampagne ist. Erst einmal ist sie, nicht zuletzt dank des holprigen Pacings, aber auch aus so ziemlich jedem anderen denkbaren Grund, nicht in der Nähe der Forsaken-Kampagne. So nah beieinander fällt das besonders auf.

Zurück auf den Mond. Gerade erst startete die 'Vex-Invasion', eine kleine Vorbereitung für den neuen High-Level-Raid.

Dann ist da mal wieder Bungies Faulheit - an diesem Punkt habe ich keine andere Bezeichnung mehr dafür - uns auch in Jahr drei von Destiny 2 keine neue Feind-Fraktion zu bieten. Die Alpträume - bekannte Gegner, die nun rot leuchten - sind genau das: Alte Feinde, vor denen sich die Guardians fürchten und so bekämpft ihr so spannende Dinge wie einen Wizard, der nun etwas größer ist als seine normalen Kollegen, als Boss. Andere Bosse sind schamloses Recycling aus allen Phasen der Destiny-Laufzeit. Leider nicht die großen, coolen Gegner, sondern eine Menge Oger, Groß-Ritter und solches Zeugs. Und das Ende ... Ich dachte zuerst gar nicht, dass es das schon war. Sicher, dank Fleißaufgaben lief es seine Stunden ab, aber es war alles so unzeremoniell, dass ich es als vorläufiges Ende nicht für voll nahm. Und das war es auch, ein vorläufiges Ende mit einem etwas mäßigen Cliffhanger, der im Laufe der Season fortgesetzt wird.

Hat Bungie also Glück, dass die Gameplay-Mechaniken hinter all dem so dermaßen solide sind, dass ich mit Leichtigkeit in den mentalen Modus verfallen konnte, der normalerweise der Zeit nach der Kampagne vorbehalten bleibt: Destiny-Baller-Glückseligkeit. Es spielt sich nach wie vor wie ein Traum. Die Waffen und Bewegungen harmonieren perfekt mit dem Pad, es ist die Versinnbildlichung des Konsolen-Shooters. Oder eines PCs, an dem ein Elite-Controller hängt. Dazu kommt, dass Bungie anscheinend etwas großzügiger mit dem Loot sein wollte als noch unter Activision zuvor und den Soft-Cap von 900 - gestartet wird bei Lichtlevel 750, auf das alle eure Gegenstände angehoben werden - relativ schnell erreichbar machte. Am meisten Spaß hatte ich dann aber wieder bei all dem, was ich zig mal tat, zum Beispiel einen etwas über meinen Level liegenden Boss-Kampf ein paar Mal neu starten zu müssen, weil ich bewusst solo spielte. Mit Begleitern ist es zwar auch spaßig und vor allem deutlich leichter, aber das ist der Punkt: Zu wissen, dass einen keiner nach zehn oder mehr Minuten intensiven Non-Stop-Geballers retten kann, macht den Sieg schließlich um so süßer. Das sind die Momente, für die ich Destiny spiele und es gibt sie reichlich. Aber das hat wenig mit Shadowkeep an sich zu tun.

Es hat schon seine Momente.

Das kommt dem überarbeiteten Rüstungssystem entgegen, dass euch nötigt, zumindest ein wenig darauf zu achten, was ihr da tragt, da Sets noch mehr harmonieren und vor allem das Customizing einen großen Schritt in Richtung eines echten RPGs machte. Endlich kann ich meine gesamte Ausrüstung auf Auto-Rifle, Bogen und schnelle Bewegungen und Granaten-Ladezeiten trimmen und auch wirklich ein paar Boni hier und da in diese Richtung schaffen, die sich lohnen. Wie weit das geht, dafür ist es noch viel zu früh, aber in einem Spiel mit Jahren an Laufzeit, ist es der richtige Schritt in die Richtung, dass es mir nicht weitestgehend egal ist, was genau ich da jetzt trage, Hauptsache, der Level stimmt.

Weniger schön, aber letztlich für ein Spiel dieser Art heutzutage scheinbar unumgänglich ist der Battle Pass. Gebt etwas Geld aus, natürlich erst nach Season 8, der erste Pass ist schon bei Shadowkeep dabei - getreu dem alten Motto "First one's free, all the cool kids take 'em ..." - und ihr bekommt immer ein wenig was extra, praktisch egal wie ihr spielt. Eigene Aktivitäten, eigene Season-XP, eigene Season-Belohnungen. Für 10 Euro pro Season scheint das jetzt alles in einem sinnvollen Kosten-Nutzen-Rahmen für engagierte Spieler, aber trotzdem: Dass der Eververse-Shop nun so nah ins immer noch chaotische Hauptmenü rutschte, statt sein Dasein weiter im Turm zu fristen, macht einen schon ein wenig unruhig, was Bungie kommende Transaktionspläne angeht. Mal schauen, ob sie an einem Punkt in der Zukunft gierig werden wollen oder müssen. Aktuell jedenfalls noch nicht.

Die Schattenfeste existiert wirklich und wirkt fast mehr wie Fantasy als Destiny.

Ganz offensichtlich ist dies kein vollständiger Test, da der gerade erst gestartete Raid noch fehlt und sich das Ganze eh in ein fließendes Konzept verwandelt hat. Was den Raid angeht, es sind die Vex und die machen wieder was mit ihrem Garten. Sicher, warum nicht. Kein Grund, im Raid jetzt mit Neuigkeiten anzufangen, nehme ich an. Es dürfte klar sein, dass wenn dies ein kompletter Test wäre, der hier besprochene Teil nicht unbedingt eine Empfehlung bekäme. Dafür sind Missionen und Aufgaben einfach zu nah an dem, was man eh schon zur Genüge tut. Etwas mehr Esprit hätte ich schon erwartet.

Mit Shadowkeep hat Bungie jetzt nicht gerade den idealen Start in die neue Eigenregie ihres Endlos-Shooter-Epos hingelegt. Die Kampagne kann man zum jetzigen Zeitpunkt als eine der schwächeren abhaken. Wenn man es eh spielt, spielt man auch das, aber dafür kaufen würde ich Shadowkeep niemals. Ich würde ja gerne sagen "es ist zumindest besser als eine Patrouille", aber dafür spielt man zu viele Patrouillen als Teil der Kampagne. Was unter der Haube passiert, das ist deutlich wichtiger und das neue Rüstungssystem ein wichtiger Schritt in Richtung weniger belanglosen Loots. Die Individualisierung von Ausrüstung in Verbindungen mit Spielstil und -möglichkeiten macht einen ordentlichen Sprung, so wie auch die Möglichkeiten zur Monetarisierung für Bungie. Eververse ist euch so nah wie nie und auch wenn der Battle Pass für den Moment wie eine solide Sache wirkt - ich bevorzuge einen höheren Grundpreis mit mehr Planbarkeit, aber das ist eben nicht mehr die Welt, in der ich oder auch Bungie leben. Shadowkeep ist ein etwas tapsiger Schritt in eine etwas ungewisse Zukunft. Mal schauen, wo es hingeht.

In diesem artikel

Destiny 2

PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, PC

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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