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Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: Tokyo 2020 - Test: Ein paar Optionen von einer Couch-Koop-Granate entfernt

Es sind Kleinigkeiten, die in einem viel besseren Spiel resultieren würden.

Im Kern ein gutes Spiel, dem die nötigen Optionen fehlen, damit es im Couch-Koop zur lohnenden, abendfüllenden Alternative wird.

Ihr kennt das mit Sicherheit: Ihr spielt was und denkt euch "Das wäre jetzt geil gewesen" oder "Warum gibt es diese Option nicht?". Fragen und Gedanken, die mir beim Spielen von Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: Tokyo 2020 mehrmals durch den Kopf gingen. Ein Spiel, das vor allem darauf ausgelegt ist, es mit Freunden gemeinsam vorm Bildschirm zu erleben.

Das Hauptproblem des Spiels ist, dass es ihm an Optionen mangelt. Damit meine ich nicht die Disziplinen, davon gibt es zu Genüge. Es sind die individuellen Anpassungsmöglichkeiten der Wettbewerbe, die vieles vermissen lassen. Wählt ihr zum Beispiel den Hürdenlauf oder das Bogenschießen, absolviert ihr einen Lauf oder drei Durchgänge mit dem Bogen und das war es dann. Dann bleibt euch die Wahl, es noch einmal von vorne zu machen oder einen anderen Wettbewerb auszuwählen.

Warum gibt mir das Spiel nicht die Möglichkeit, sagen wir fünf Hürdenläufe aneinanderzureihen und dann das Ergebnis zu berechnen? Liegt es an der Olympia-Lizenz und weil das in der Realität nicht so abläuft? Das wäre die einzig nachvollziehbare Erklärung. Abseits dessen fällt mir nichts ein, was diesen Mangel an Einstellungsmöglichkeiten rechtfertigen würde. Das Problem daran ist, dass der Hürdenlauf keine Minute dauert. Mehrere davon aneinanderzureihen, ohne dazu gezwungen zu sein, sich immer die Anfangs- und Endsequenzen anzusehen, wäre wünschenswert gewesen. Andere Disziplinen wie das Fechten sind ebenso schnell vorbei, wie sie angefangen haben, ohne dass es euch möglich wäre, was an den zu erreichenden Punkten oder andere Dinge zu ändern.

Die Retro-Disziplinen und der Story-Modus sind schön umgesetzt. (Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: Tokyo 2020 - Test)

Ein Kurs in einem Mario Kart dauert auch nur drei Runden, was nach wenig klingt, aber das beschäftigt euch für ein paar Minuten. Ebenso wenig gibt es in Mario & Sonic die Möglichkeit, eigene Turniere zu erstellen beziehungsweise mehrere Disziplinen aneinanderzureihen und am Ende ein Gesamtergebnis zu haben. Ich weiß, das gibt es bei den echten Olympischen Spielen nicht, aber das hier ist ein Videospiel und da gelten andere Regeln.

Es tut mir leid für das Spiel, das definitiv Potenzial hat, echter Couch-Koop-Spaß kam bei mir so in der Form nicht auf. Und wie gesagt, es sind wenige Optionen, mit denen sich das entscheidend verbessern ließe. Für mich gehört so was in solchen Spielen im Grunde zum Standard, umso unverständlicher ist es, dass diese Dinge hier durch Abwesenheit glänzen.

Es schmälert den Spaß an einem ansonsten gelungenen Titel. Der noch mit einer weiteren Sache nervt, bevor ich das vergesse. Wenngleich ich denke, dass das eher mit der Konsole und weniger mit dem Spiel zu tun hat. Bei den Disziplinen habt ihr häufig wie Wahl, die Bewegungssteuerung mit einem oder zwei Joy-Con zu nutzen oder die Buttons einzusetzen. So häufig wie hier habe ich meines Wissens nach den Bildschirm zur Anmeldung der Switch-Controller noch nie in einem Spiel gesehen. Und dann immer aufs Neue die Schultertasten drücken, um die Controller anzumelden. Dann noch mit einer Taste bestätigen. Wer hat sich dieses System ausgedacht? Wenn ihr zwischen den Disziplinen regelmäßig die Steuerungsmethode wechselt, verdreht ihr schnell genervt die Augen, wenn ihr diesen Bildschirm erneut zu Gesicht bekommt.

Der moderne Hürdenlauf ... (Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: Tokyo 2020 - Test)Auf YouTube ansehen

Okay, jetzt aber ... Wie gesagt, spielerisch betrachtet braucht sich Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: Tokyo 2020 nichts vorwerfen zu lassen. Die übernommenen Olympia-Disziplinen sind gut umgesetzt. Es ist witzig anzuschauen, wenn sich zum Beispiel Luigi oder Yoshi am Bodenturnen versuchen. Wenngleich das hier insgesamt eher zur Sorte der ernsteren Spiele gehört. Es ist kein verrücktes Rabbids-Spiel, hat aber seine Momente, die euch zum Schmunzeln bringen.

Ihr habt zum einen die Wahl, diese Disziplinen alleine zu absolvieren oder insgesamt zu viert. Der normale Schwierigkeitsgrad ist dabei gut zum Üben geeignet, habt ihr den Dreh raus, ist euch die KI dort so gut wie immer hoffnungslos unterlegen. Stellt es höher, wenn ihr mehr Erfahrung habt und eine Herausforderung sucht. Ein nettes Gimmick sind die zusätzlich vorhandenen Retro-Disziplinen im NES-Stil. Die haben dann die entsprechende Optik und passende Sounds, was zugleich für die Charaktere gilt - so viele wie in den normalen Wettbewerben sind hier aber nicht verfügbar. Einzelne Disziplinen wie Judo, Volleyball und Sportschießen gibt es ausschließlich in der Retro-Abteilung.

Wie der Name verrät, habt ihr bei den Charakteren eine bunte Mischung aus Protagonisten der Sonic- und Super-Mario-Universen: Von den namensgebenden Helden über Yoshi und Luigi bis hin zu Amy, Rose und Dr. Eggman. Es ist wenig überraschend, dass Bowser und Dr. Eggman im Story-Modus des Spiels zusammenarbeiten und dass dabei nicht alles problemlos abläuft. Beide möchten Mario und Co. in einer magischen Spielekonsole einfangen, landen aber ebenso darin. Hier kommen dann gleichermaßen die Retro-Disziplinen zum Zuge, während ihr euch durch eine 2D-Nachbildung der Olympischen Spiele im Tokio des Jahres 1964 bewegt und einen Weg zurück sucht. Nice to have, aber kein Kaufgrund.

... und der klassische. (Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: Tokyo 2020 - Test)Auf YouTube ansehen

Noch ein Wort zu Steuerung und Technik. Die Button-Steuerung klappt einwandfrei, die Bewegungssteuerung nicht immer auf Anhieb. Es braucht einen Lerneffekt, der sich allein daraus ergibt, dass ihr es spielt. Ihr vollführt Gesten, stoßt den Joy-Con nach vorne, reißt ihn nach oben oder macht beim Sprinten Bewegungen, die ihr eher mit was anderem assoziieren würdet. Nach ein paar Wiederholungen klappt das häufig gut und während der Disziplinen blendet das Spiel zusätzlich die Tasten ein, falls die Einführung vor dem Start eurem Gedächtnis entglitten ist. In Sachen Performance läuft hier alles sauber und das Spiel sieht schön aus, ist im bunten Nintendo-Stil gehalten, nennenswerte Probleme fielen nicht auf.

Der ausführliche Rant zu Beginn lässt Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: Tokyo 2020 unter Umständen schlechter aussehen als es ist. Ich möchte damit einfach verdeutlichen, wie ärgerlich es ist, dass einige simple Optionen fehlen, die das Spiel signifikant besser machen würden. Betrachtet ihr die Disziplinen allein für sich, überzeugen diese mit ihrer guten Spielbarkeit und netten Retro-Einfällen für einzelne Wettbewerbe und den Story-Modus. In dieser Form ohne mehr und detaillierte Einstellungsoptionen ist es aber kein gelungenes Couch-Koop-Gesamtpaket, das ich euch ohne Bedenken ans Herz legen würde - vor allem nicht zu einem Preis von 60 Euro. Und in Bezug auf Einzelspieler fällt es mir schwer, auf lange Sicht einen motivierenden Faktor dahinter zu erkennen. Daher: Noch einmal für den Couch-Koop nachbessern, Sega, das Spiel hätte es verdient.


Entwickler/Publisher: Sega Sports/Sega - Erscheint für: Switch - Preis: zirka 60 Euro - Erscheint am: 8. November - Getestete Version: Switch - Sprache: Deutsch - Mikrotransaktionen: nein


In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Benjamin Jakobs

Leitender Redakteur News

Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.
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