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PlayStation Now vs. Google Stadia - Welches Streaming gönnt man sich über die Feiertage?

Kommt darauf an...

Die Zukunft ist da, ob wir wollen oder nicht. Oder zumindest ein Teil davon, denn wie Streaming bei Filmen einen Siegeszug antrat, wird es auch bei Spielen früher oder später einen guten Marktteil erobern. So zumindest meine persönliche Einschätzung nach ein paar Wochen mit den beiden aktuell relevantesten Streaming-Diensten, Sonys PlayStation Now und Googles Stadia. Wenn man jetzt neugierig ist, welchem der beiden sollte man über die Feiertage eine Chance geben?


Voraussetzungen: Offensichtlich sollte man über eine stabile Internet-Leitung ohne Volumenlimitierungen verfügen. Etwas, das der exzessive Gamer, der sich ein neues Spiel mit 50GB+ häufiger mal lädt, eh haben sollte. Die Geschwindigkeit ist dabei wichtig, wenn es um die Auflösung geht. Google gibt an, dass mit 10 Mbit zumindest 720p möglich sind, mit 20 sind es 1080p und ab 35 Mbit könnt ihr 4K60 bekommen. "Ab" ist das Zauberwort, ein paar Mbit extra können nie schaden. Bei Sony sehen die Voraussetzungen ähnlich aus: 5Mbit reichen für 720p, aber auch nur gerade so, 10 sind realistischer. 1080p bekommt ihr dann mit 20 bis 25 Mbit stabil.

Googles Empfehlungen sind etwas höher als Sonys, die 5 Mbit als Minimum angeben. Aber am Ende: Je besser die Leitung, desto besser die Spielerfahrung.

Da die Technik des Streamings sich nicht grundlegend unterscheidet, sind die Voraussetzungen ähnlich, aber wenn ihr PlayStation Now auf einer PS4 nutzt, dann gibt es hier einen großen Vorteil: Ihr könnt Spiele optional herunterladen. Nicht alle, für die PS3-Titel im Angebot gibt es die Möglichkeit nicht, aber es bleiben genug übrig. Hier reicht dann eine beliebige Leitung und eine Menge Geduld aus, denn ja, man kann sicher Uncharted 4 über eine Edge-Flatrate laden, aber vielleicht sollte man dann doch den Weg zum nächsten Spieleladen überdenken. Trotzdem, wer es gewohnt ist, mit ländlichen um die 4Mbit an der letzten Milchkanne zu laden, hat zumindest die Option.


Nötige Hardware: Google setzt auf seinen Chromecast Ultra, Sony logischerweise auf die PlayStation 4. Aber beide nicht nur, denn sowohl Stadia wie auch Now könnt ihr im Browser an einem Schmalspur-PC oder sogar auf einem modernen Android-Handy - Stadia mit Android 9 oder höher - streamen. Die volle Leistung gibt es aber nur mit der richtigen Hardware, denn bei beiden läuft es dann aktuell nur mit 720p. Für Chromecast am TV braucht ihr dann noch bei Stadia den Stadia-Controller - ca. 70 Euro -, am PC geht auch so ziemlich jeder andere Controller, der dort auch sonst seinen Dienst tut. Damit ist Stadia bei der idealen Hardware-Ausstattung günstiger, denn ein Chromecast Ultra plus der Controller liegen bei etwa 130 Euro, eine PS4 kostet mindestens 250 Euro.

Nicht maßstabsgetreu.

Kosten des Service: Google Stadia kostet 10 Euro im Monat, wenn ihr denn den Pro-Service abonnieren möchtet, so viel wie auch auf den ersten Blick PlayStation Now. Hier kommen wir jetzt aber zu den dramatischen Unterschieden von Stadia und Now: Stadia kostet erst einmal gar nichts, da ihr die Spiele einzeln kauft und es keine umfangreiche Flatrate gibt. Now dagegen kostet euch auf jeden Fall den Service, weil eine Spielebibliothek dahintersteht, auf die ihr mit dieser Gebühr zugreifen dürft, vergleichbar also mit Netflix. Diesen Unterschied kann man gar nicht deutlich genug nennen und es ist für beide Services das jeweils definierende Merkmal.

Sony gibt einen ordentlichen Rabatt, wenn ihr ein Jahr abonniert.

Damit könnt ihr Stadia ohne Kosten starten, müsst aber mindestens ein Spiel kaufen, um irgendwas zu tun. Bei PlayStation Now könnt ihr die Kosten mit einem Jahres-Abo für 60 Euro halbieren, aber umsonst ist es nur für eine Probe-Woche.

Wie eben schon gesagt, es gibt ein Stadia Pro für 10 Euro im Monat. Hier bekommt ihr jeden Monat ein Spiel, das ihr dann nicht kaufen müsst - Destiny 2 war es zum Start - und Sonderangebote für andere Titel. Im Grunde kann man hier sagen, dass es sich lohnt, wenn ihr wisst, dass ihr mindestens ein Spiel im Monat kauft. Oder überhaupt ein bestimmtes Spiel, das im Angebot ist, denn der Service kann monatlich auch wieder gekündigt werden. Als Gesamtangebot überzeugt Stadia Pro derzeit allerdings nicht so richtig.


Spieleangebot: Kommen wir zur großen Achilles-Ferse des aktuellen Stadia-Angebots. Die Spiele. Es gibt gerade mal um die 40 Titel. Darunter sind viele Triple-As wie Metro: Exodus, Assassin's Creed oder Red Dead Redemption 2, nur eine Handvoll Indies und ein einsamer Exklusiv-Titel. Alle kosten den Vollpreis, was in der Sonderangebotswelt der anderen Plattformen sich jetzt erst mal ungewöhnlich anfühlt, aber, sofern es keine Sonderangebots-Phase gibt, den Preisen woanders entspricht. Trotzdem, die Auswahl ist sehr mager, wenn ihr als erklärter Gamer die größeren Titel der letzten zwei Jahre eh schon zum größten Teil gespielt habt.

Highlights sind schon da, aber am Ende ist das Angebot auf Stadia noch zu übersichtlich. Vorsichtig gesagt.

Die Schwäche des einen ist hier die Stärke des anderen: Sony hat viele Exklusiv-Titel, mit denen man schon mal gut hausieren gehen kann. Bloodborne, Uncharted, God of War, inFamous und viele mehr sind allein schon für ein paar sehr lange Abende gut. Dann habt ihr Triple-As von anderen Publishern wie Mortal Kombat, Metal Gear V, PUBG, Fallout 4 oder Dirt Rally. Alles nicht ganz aktuell, aber ein breites Spektrum an Genres ist vorhanden. Viele Indies, angefangen von Rocket League - okay, in dem Falle ehemaliger Indie - bis runter zu obskursten Dingen wie Bard's Gold. 600 bis 700 Spiele sind es, auf die ihr alle im Rahmen eures Abos zugreifen könnt. Man kann sagen, dass hier jeder was finden sollte.

Alle Spiele für Google Stadia (Google Store, inklusive einiger Spiele, die erst noch kommen...)

Alle Spiele für PlayStation Now (Playstation.com)


Die Technik im echten Leben: Habt ihr dann jeweils ein Spiel gefunden, ist es interessant zu sehen, wie gut die Technik funktioniert. Außen vor lassen wir dabei mal den Download auf der PS4, denn dass das funktioniert ist ja bekannt. Beim Streaming muss ich nach ein paar Wochen wirklich und ehrlich ganz klar in Richtung Stadia zeigen, wenn darum geht, wer beeindruckt hat. Das liegt auch an 4K-Look mit 60 Frames bei manchen Spielen und Destiny 2 zum Beispiel läuft wirklich ein kleines Stück schöner als selbst auf der Xbox One X - selbst wenn die 4K hier nur als ein 1080p-Upscaling durch den Chromecast geboten werden. Red Dead 2 dann wieder nicht ganz so schön, aber selbst da geht es um Details. Alle Spiele, sei es nun Tomb Raider oder der Exklusiv-Indie Gylt, spielten sich wie auf einer Konsole installiert. Nur wer sehr empfindlich ist, was Input-Lags angeht, dürfte hier was zu meckern haben - eine solide Leitung vorausgesetzt.

Von der Auflösung nicht ganz so schön wie auf der großen Xbox, aber die 60 Frames machen das wieder wett, selbst mit dem kleinen Input-Lag.

Das gilt natürlich auch für PlayStation Now, aber auch bei der gleichen Leitung kommt die Technik hier noch nicht ganz Stadia heran. Sieht man dort nur vereinzelt Video-Artefakte, muss man sie hier schon, gerade in dunklen Szenen, geistig aktiver ausblenden. "Nur" 1080p sehen natürlich auch nicht ganz so schick aus, wobei ich das persönlich nicht als den großen Nachteil sehen würde, solange ihr keinen 70+ Zoll TV euer Eigen nennt. Auch ist der Input-Lag minimal spürbarer. Dass er nicht groß genug ist, um ein Spiel zu ruinieren, merkt man daran, dass auch Sachen wie Street Fighter IV problemlos spielbar sind, solange man das nicht auf Turnier-Level macht, aber er ist schon noch merklicher als bei Stadia, wenn man sich drauf konzentriert.

Spielt ihr nicht auf Chromecast oder PS4, sondern im Browser am PC, beziehungsweise der Windows-App - PlayStation Now -, dann sind beide Dienste technisch sehr ähnlich. Die 720p laufen anständig, der Input-Lag ist bei beiden vorhanden, aber vertretbar und bei beiden ist noch viel Luft nach oben, diese Spiele so schön zu zeigen, wie es sein sollte. Die Auflösung ist nicht zeitgemäß und Streaming-Artefakte sollte es dabei dann auch nicht so zahlreich geben.

Sony punktet natürlich mit vielen Exklusiv-Titeln.

Ladezeiten habt ihr auf beiden Systemen, wobei auch hier Stadia definitiv vorn liegt. Es ist nicht so, dass komplexe Spiele wie Destiny oder Tomb Raider sofort da wären, aber die Ladezeiten entsprechen in etwa denen eines normalen Gaming-PCs. Auf der PS4 habt ihr die Ladezeiten, die einer PS4 entsprechen, was etwas länger dauert. Startet ihr ein PS3-Spiel, dann fällt es noch mehr auf, denn - ich nehme an aus Gründen der Kompatibilität - scheint im Hintergrund alles so zu laufen, wie es eine PS3 tun würde. Was schon mal ein wenig dauerte. In diesem Sinne spielt sich Stadia wie ein PC, PlayStation Now wie eine Konsole.


Der Konkurrent am Rande: Microsoft bietet zwar noch nicht direkt Streaming an und ist noch mehr in der Erprobungsphase, deshalb sind die Redmonder hier noch außen vor. Aber der Game-Pass ist am PC und der Xbox eine echte Überlegung wert, denn ihr habt auch jede Menge Spiele - grob 400 mit ähnlich weiter Fächerung wie PlayStation Now -, die ihr dann jeweils halt herunterladen und installieren müsst. Aber als eine Form der Flatrate ist es für 10 Euro im Monat - aktuell sogar nur 3,99 - sicher mehr als nur eine Überlegung wert.

Gibt es auch noch, aber im Moment ist das kein Streaming-Dienst.

Das richtige Streaming zu Weihnachten: Da kann ich die Technik von Google Stadia den ganzen Tag loben und ich bin wirklich sehr davon angetan, am Ende bringt sie nicht viel, wenn es keine Games gibt. "Keine" ist natürlich übertrieben, aber schon teilweise leicht abgestandene Triple-As für den Vollpreis oder ein Abo mit wenig Inhalten überzeugen einfach noch nicht wirklich. Das mit dem Ausprobieren ist halt auch so eine Sache, wenn ihr die beste Performance über Chromecast bekommt, das man erst kaufen und dann auch noch 70 Euro für den Controller ausgeben muss, wenn man mal ein Spiel erstehen und in der bestmöglichen Fassung sehen will, die Stadia liefern kann. Denn am PC macht es nur dann Sinn, wenn man wirklich nur einen schwachbrüstigen Arbeitsrechner hat, der sonst nichts laufen lässt. Insoweit: Ja, wer Streaming-Bleeding-Edge-Technik haben will und wem das Geld locker sitzt, guckt sich Weihnachten die Zukunft an. Aber nicht, wenn ihr auf maximalen Spiele-Gegenwert aus seid.

Dinge, die man Weihnachten so machen...

PlayStation Now dagegen hat mich als Service überzeugt. Sicher, an der Technik muss noch geschraubt werden, vor allem, weil die Konkurrenz nun gezeigt hat, wie es geht. Aber die niedrige Auflösung bei Streaming nehme ich genauso in Kauf wie den etwas merklicheren Lag, wenn ich dafür endlos in einer wild gewürfelten Bibliothek stöbern kann und gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Definitiv ein Luxus-Problem im Vergleich zu Stadias Ebbe in Sachen Vielfalt. Auch muss ich für kein Spiel extra bezahlen und kann viele Titel für PS4-Pro-Performance runterladen, was ein echtes Trostpflaster ist, was 4K angeht. Das Angebot überzeugt, ich kann es nicht anders sagen. Vor allem für 5 Euro im Monat. Es mag am Alter liegen, aber wenn ich bedenke, was ich hier für 60 Euro im Jahr bekomme: Wir hätten noch in den 2000ern dafür getötet, ganz zu schweigen von der Steinzeit davor.


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Stadia fasziniert bei der Technik und ist was für Streaming-Enthusiasten, die bereit sind, die Hardware auf gut Glück und im Vertrauen auf Googles Willigkeit, den Service zu erweitern, zu kaufen. PlayStation Now ist das valide Mainstream-Abo-Angebot für maximalen Spielspaß mit Technik, die solide genug läuft. Das wäre wohl die schnellste Zusammenfassung der Lage und damit sollte jeder wissen, was für ihn das Richtige ist.

Und ich gehe jetzt zur Xbox rüber und gucke mal, was ich im Game Pass finde, weil ich mit dem Elite 2 spielen möchte ...

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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