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Jurassic World Evolution: Return to Jurassic Park - und was Nostalgie so alles mit einem macht

Bei Dinos bin ich machtlos.

Jurassic World Evolution war letztes Jahr für mich der Inbegriff eines Grafikblenders. Das mag hart klingen, immerhin war das Spiel rundheraus funktional und sehr solide - aber es war auch eine der hüftsteifsten, sterilsten und checklistenmäßigsten Parksimulationen, die mir je untergekommen sind. Ich war froh, dass das wundervolle Planet Zoo (Test) abzüglich einiger unverkennbarer Interface-Gemeinsamkeiten damit wenig mehr als die lebensnahe Darstellung seiner Bewohner gemein hatte.

ABER: Es hatte Saurier, die schönsten, die ich jemals sah! Und Jurassic-Park-Zitate. Wobei Letztere einfach nicht so gut zogen, weil sich Frontier nah an der Ästhetik der jüngeren Filme bewegte, die einfach nicht dasselbe Flair zu erzeugen vermögen. Return to Jurassic Park will genau das jetzt richten, indem es das macht, was es von Anfang an hätte machen sollen und mit einer neuen Kampagne direkt an den ersten Streifen anzuknüpfen versucht. Eine Weile lang klappte das sogar, was mir wieder einmal vor Augen hält, dass Nostalgie eine verflucht harte Droge ist. Ein anderes, qualitativ gleichwertiges Spiel hätte mich ohne diesen emotionalen Ballast meinerseits mit diesem DLC niemals zurückgeholt.

Hört ihr auch Musik?

Aber was soll man machen, der Film ist schließlich pure Magie, vor allem, wenn man ihn damals selbst im Kino erlebte. Und die wird hier mit gekonnt nachgestellten Panoramen, Gebäudedesigns und Dino-Skins aus Spielbergs Meilenstein bestens eingefangen. Leider muss man sich aber gleichzeitig auch auf einen gehörigen Fan-Fiction-Charakter einstellen, wenn das Spiel doch felsenfest behauptet, die Doktoren Sattler, Grant und Malcolm würden freiwillig nur kurz nach der Katastrophe mit dem ersten Park zusammen mit Milliardär Hammond nach Isla Sorna zurückkehren. Der Film redet diesbezüglich eigentlich Klartext und obwohl sowohl Sam Neill als auch Laura Dern und Jeff Goldblum zu ihren Rollen zurückkehren, nervt durchweg ein wenig, wie das Ende des ersten Teils praktisch ad absurdum geführt wird.

Und beginnt die eigentliche Kampagne erstmal richtig - sieben Missionen erstrecken sich über zwei Inseln, Isla Sorna und Isla Nublar -, fühlt man sich schnell wieder auf der alten Tretmühle von Jurassic World Evolution, bei der man regelmäßig kleinteilige und manchmal etwas mühsame Etappenziele abarbeitet, die zudem nicht immer bestens kommuniziert sind. Gleich zu Beginn führte mich das Spiel ein wenig hinters Licht, als ich die Landeplattform für den Hubschrauber und die Ranger-Station an dem Ort errichtete, auf den die Kamera zu Beginn zeigte, und der wie ein natürlicher Startpunkt aussah. Tatsächlich wollte das Spiel aber, dass ich die Gebäude an anderer Stelle errichtete, was es mir nur dadurch vermittelte, dass ich die Missionsziele nicht abschließen konnte. Das hat mich nicht großartig Fortschritt gekostet, wohl aber vorübergehendes Kopfzerbrechen, bis ich begriff, was die Urheber der Kampagne eigentlich von mir wollten. Ich riss die Gebäude ab und baute sie woanders wieder auf.

Ja, ich höre definitiv Musik ...

Aber es bleibt ein bisschen mühselig, wenn man gezwungen ist, gewisse Dinge selbst zu machen, die sich schnell abnutzen, etwa manuell einer Herde Dinosauriern ein Medikament zu verabreichen oder zwei nah beieinander grasende Gruppen Tiere voneinander zu separieren. Die Kampagne ist im Rahmen der Möglichkeiten dieses Regelwerks in Ordnung, aber eigentlich spielt man sie nur durch - was etwa vier Stunden dauert -, um schnell in den Sandbox- oder Herausforderungsmodus zu kommen. Hier fühlt sich das Spiel ein wenig besser an und hat sogar einige Neuerungen erfahren, aber die Limitationen des beschränkten Management- und Gestaltungsanteils bremsen wie schon im Hauptspiel den Spaß an der Sache.

Mal wieder spielt man das hier trotzdem ganz gern, bis man alles Neue gesehen hat, was nicht so lange dauert, denn nicht nur ist die Zahl der Gebäude und Strukturen von Return to Jurassic Park trotz der imposanten neuen Voliere für Pteranodon-Flugsaurier, der legendären Bambustoiletten und der gigantischen neuen Redwood-Bäume überschaubar, ihr dürft sie nicht einmal mit denen aus dem Hauptspiel mischen. Stattdessen entscheidet ihr euch vorab für ein Szenario und müsst dann komplett auf dessen Einrichtungen setzen.

Ich glaube, hier hat es Nedry erwischt!

Ein paar Stunden macht das Spaß, denn vor allem die neuen Touren stellen einiges mit der Art an, wie man seinen Park gestaltet. Wie im ursprünglichen Jurassic Park erstellt ihr nämlich automatisierte Safaris, die die Original-Ford-Geländewagen dann entlang einer Schiene abfahren. Eure Gäste laufen also nicht mehr freien Fußes umher, was einiges an Umdenken erfordert. Schön ist, dass man auch selbst eine solche Tour in Ego-Perspektive mitmachen darf. Ich habe das sehr genossen.

Auch, dass die Ranger-Fahrzeuge und Tour-Vehikel nun nicht mehr unangreifbare Festungen sind, nicht einmal vor Pflanzenfressern, ist eine Bereicherung für das Spiel, oder sagen wir besser, ein Element, das dem Basisspiel bitter fehlte. Immerhin kommt so eine Idee Gefahr und Spektakel dazu, die dem ursprünglichen Release abging. Nicht, dass es einen wahnsinnigen Unterschied machte, denn Ranger-Fahrzeuge sind mit nur einem Klick für wenig Geld samt Personal ersetzt. Einzige Strafe: der neue Anfahrtsweg des Ranger-Ersatzes und die damit verbundene weitere Eskalation einer Stimmungsschieflage eurer vielzahnigen Attraktionen.

Das erste Mal von einem Stegosaurus die Leviten gelesen zu bekommen, ist ein cooler Moment.

Überhaupt fühlt sich das Spiel immer noch ein bisschen wie Arbeit an. Reagiert man nicht rechtzeitig auf Missstände, die man immer noch ein wenig lieblos und im Autopilot ausräumt, rennt man irgendwann nur noch hinterher, um die Auswirkungen einer Kettenreaktion zu korrigieren, anstatt das eigentliche Spiel zu spielen und sich den schönsten denkbaren Dino-Park zu bauen, den man nur kann.

Obwohl der Aufbau der "Return ..."-Parks etwas frischen Wind in das Prozedere pustet, setzt also bald der alte Trott wieder ein und man wird überdeutlich daran erinnert, dass dieses Spiel wenig mehr zu bieten hat als ... nun ja, die schönsten Saurier, die ich je gesehen habe. Ist es schlimm, dass mir das reicht, um hier wieder stundenlang im Fotomodus rumzuhängen und beflissen alle Schritte durchzuexerzieren, bis das Fossil meiner Wahl wieder lebensecht durch ein Gehege stapft, das ich mehr schlecht als recht zusammengeklöppelt habe? Wie gesagt: Nostalgie ist eine verflucht harte Droge - mit den Nebenwirkungen, hier und da gleichzeitig ein wenig gelangweilt und gestresst zu sein, kann ich in diesem Fall leben.


Entwickler/Publisher: Frontier Develpoments - Erscheint für: PC, PS4, Xbox One - Preis: ca. 20 Euro - Erscheint am: erhältlich - Sprache: Deutsch - Getestete Version: PC


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In diesem artikel

Jurassic World Evolution

PS4, Xbox One, PC

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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