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Razer Hammerhead True Wireless Earbuds - Test: Fragt nicht, woher ich weiß, dass sie wasserdicht sind

Was können Razers drahtlose Ohrhörer?

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Nicht die beste Akku-Laufzeit, was bei der Radaufreudigkeit aber kein Wunder ist. Dafür aber ein wohlklingendes, spieletaugliches Set Ohrhör

Das Konzept ist mittlerweile geläufig: Drahtlose Ohrstöpsel, die nach Art von Apples Airpods bei Nichtgebrauch in einer kleinen Schatulle stecken, in der sie auch gleich ihre Akkus wieder laden. Bislang ungekannte Mobilität und Freiheit verspricht dieses Design - und wenn die von mir seinerzeit laut beklagte Streichung der Kopfhörer-Klinkenbuchse an den iPhones eine gute Sache mit sich brachte, dann war es diese hier.

Geräte, die dasselbe Konzept verfolgen, gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Benjamin testete letztens im Oktober mit dem Creative Outlier Gold (Test) eine durchaus spieletaugliche Variante, jetzt ist Razer mit seinen neuen Hammerhead dran, die bei mir mittlerweile zwei Monate im täglich mehrstündigen Dauereinsatz sind. Und sagen wir mal so: Das wären sie nicht, wenn sie mir nicht gefallen würden. Aber fangen wir besser vorne an.

Das Döschen wirkt nicht gerade stabil. Nach zwei Monaten Dauereinsatz und nicht gerade pfleglicher Behandlung bleibt das aber vorerst üble Nachrede.

Razer verspricht "wasserbeständige" Bluetooth-Ohrstöpsel mit vergleichsweise großen 13mm-Treibern, bis zu vier Stunden Akkulaufzeit mit einer Ladung und zwölf weiteren Stunden auf Reserve im Case. Ein Gaming-Modus, den man per Touch-Bedienung - alles hier läuft über einfache Tipp-Gesten - zuschaltet, soll die Latenz auf 60ms drücken, was es verschmerzen lässt, dass das schnelle aptX-Codec nicht unterstützt wird. Schade ist, dass die PlayStation 4 das Hammerhead zwar sieht, aber "Bluetooth-Audio-Geräte von der PS4 nicht unterstützt werden". Ist zwar faktisch falsch, aber wohl die Standardmeldung, wenn keine Treiber vorliegen. Mein iPhone, das Android-Gerät eines Freundes, mein betagter Samsung-SmartTV und natürlich mein Spiele-PC waren aber extrem anschlussfreudig und machten keine Probleme.

Der Aufbau ist schön einfach: Öffnet man die Schatulle, verbindet sich das Hammerhead direkt mit dem ersten Gerät, das es "sieht". Wechselt man öfter zwischen den Devices, etwa vom Handy an den PC, muss man natürlich das Bluetooth am iPhone deaktivieren, denn mehr als eine Verbindung hält das Stöpsel-Headset ebenso wenig wie es eine Möglichkeit gäbe, zwischen zwei Quellen zu wechseln. Etwas anderes hatte ich allerdings auch nicht erwartet. Man stellt sich schnell darauf ein und wechselt dann recht flugs von einem Gerät zum nächsten. Für Podcast-süchtige wie mich ist es auch nett, wie einfach es ist, nur einen der Stöpsel im Ohr zu haben, während das andere ladend oder auf seinen Einsatz wartend in der Schachtel ruht.

Per mitgeliefertem USB-C-Kabel wird die Schatulle aufgeladen. Die wiederum versorgt die Stöpsel mit Energie für bis zu zwölf weitere Stunden.

Ich gebe zu, die Schachtel selbst - beziehungsweise ihre Deckel mit seinem etwas windigen Scharnier - erweckt, im Gegensatz zu den eigentlichen Stöpseln, die man mit mitgelieferten Silikon-Überziehern ein wenig vergrößern und in ihrer Passform polstern darf, nicht den solidesten Eindruck. Nach zwei Monaten Dauereinsatz, bei dem unter anderem fleißig ein 14,8-Kilogramm-Kind auf mir und damit auch meinen Hosentaschen samt Hammerhead-Case darin herumtrampelte, hat sich dieser Eindruck aber nicht bestätigt. Es hält immer noch dicht, geht nie von selbst auf (auch nicht beim Herunterfallen) und hält die Stöpsel beim Laden solide per Magnet an Ort und Stelle. Die Kordel an dem 7,6cm breiten, 3,5cm tiefen und 2,5cm hohen Riesen-TicTac ist praktisch, um es auch aus der tiefsten Hosentasche rauszufriemeln.

Die Stöpsel selbst haben eine normale Form, die in jedes Ohr passen sollte. Als Dauernutzer eines Bose Quiet Control 30 - ein immerhin 300-Euro-Gerät -, das mit seinen sichelförmigen Silikonpolstern die Treiber bombensicher in den Lauschern hielt, war ich zunächst skeptisch. Aber selbst wenn die Hammerhead den Gehörkanal nicht so sehr abdichten, so liefen sie doch selbst im Liegen oder beim Laufen nie Gefahr, herauszufallen. Sehr gut. Und natürlich gibt es hier keine aktive Geräuschunterdrückung, aber ich muss schon sagen, dass ich meine Quiet Control nicht mehr benutzt habe, seit die Hammerhead hier sind.

Die Stöpsel selbst halten bis zu vier Stunden durch.

Wenn ich guten Klang will, setze ich etwas anderes auf, nämlich meinen Audio Technica ADG1X (Test) oder eben einen Beyerdynamic MMX 300 (Test). Bei Stöpseln sind die Nuancen nach meinem Dafürhalten nicht ganz so ausgeprägt und so sehr ich die Stille manchmal Liebe, in die mich der Quiet Control bei Zugfahrten oder im Flieger taucht, spieletauglich sind sie nicht (weil zu langsam) und das Klangprofil kann wegen des Noise-Cancelling-"Gegengeräuschs" naturgemäß nicht überzeugen, weil es einfach verfälscht klingen muss.

Im Vergleich etwa zum oben erwähnten Creative-Konkurrenzprodukt wirkt die Laufzeit natürlich eher kurz, aber irgendwie wollen die bassstarken Treiber ja auch in Wallung gebracht werden. Der Creative arbeitet mit nur 5,6mm-Treibern und hat vermutlich auch deshalb leichteres Spiel. In der Praxis ging mir selten der Saft aus, nicht zuletzt, weil sie immer in dem Case sind, sobald man sie nicht braucht, und hier auch recht schnell wieder voll sind. Nett ist, dass man per Smartphone-App die Firmware updaten und zwischen drei Equalizer-Voreinstellungen wählen darf. Neben der ausgewogenen Standard-Einstellung darf man auch den Bass oder die Höhen betonen.

Der Gaming-Mode hält, was er verspricht.

Womit wir beim Klang wären: Und alle Achtung! Man merkt, weshalb hier wenig Platz für den Akku war. Der Track Amiren, The Matriarch vom brillanten Ashen-Soundtrack bringt das Trommelfell mit tiefen Percussions und infernalischen Hörnern irrsinnig ins Donnern. Sicher, die Pegelfestigkeit wird hier hörbar auf eine harte Probe gestellt, aber das Anforderungsprofil hat sich selbst für einige ausgewachsene Kopfhörer wirklich gewaschen. Im Stück Vagrant's Rest schwingt dann über intimer Lagerfeuergitarre, bauchstreichelnden Cellos, erbaulichen Xylophonen und zärtlichen Trommeln eine Wärme bei gleichzeitiger Klarheit mit, die beweist, dass sich die Macher ein paar Gedanken gemacht haben, wie diese Dinger im Optimalfall zu klingen haben.

Natürlich passiert hier alles auf so kleinem Raum, dass das eine oder andere Detail vor allem bei hoher Lautstärke untergehen muss. Aber machen wir uns nichts vor, womit wir es hier zu tun haben: Stöpsel in der Preisklasse von nur unwesentlich höher als 100 Euro und dafür klingen sie irrsinnig mächtig. Wenn es euch also vor allem um Kraft anstatt um feinere Noten geht, tut ihr hiermit einen guten Griff.

Nun gut, wirklich schön sind sie nicht (das Schlangenlogo dürfte Razer gern mal überarbeiten), aber schlecht sehen sie auch nicht aus.

Das Gleiche lässt sich für die Spieleperformance sagen: In Sachen Kraft sind sie ohnehin schon gut geeignet für Games. Aber drei Tipper auf den einen Touch-Button am Stöpsel, bei denen man den letzten zwei Sekunden lang hält, und die Hammerhead wechseln in den Gaming-Modus, der die Latenzzeiten reduziert. Tatsächlich funktioniert das ausnehmend gut. Die 60ms sollten eigentlich spürbar sein, ich hatte allerdings kein befremdliches Gefühl, dass die Soundausgabe nicht zum Bildschirmgeschehen passte. Auch die Lippensynchronität in Dialogen war stets gegeben.


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Natürlich ist die Räumlichkeit eines großen Over-Ear-Headsets nicht gegeben, auf der Stage, die einem die Hammerhead hinstellen, sind vereinzelte Geräusche deshalb nicht immer so klar zu orten wie sie das bei ausgewachsenen "Kannen" sind, aber auch das war nicht anders zu erwarten. Wer unterwegs kompetitiv spielen will, bleibt besser bei einer größeren Lösung. Wiederum: Das war hier nicht die Agenda und ist im Rahmen des Formfaktors und gefragten Preises vollkommen natürlich.

In einigen Nutzungsszenarien hatte ich am Spiele-Laptop allerdings den einen oder anderen kurzen Verbindungsabbruch oder ein kurzes Störgeräusch, was vermutlich auch daran liegt, wo in dem Notebook die Bluetooth-Antenne verbaut ist. Gleichzeitig hatte ich den Eindruck, dass sich das mit den letzten beiden Firmware-Updates deutlich gebessert hat. Wenn ich länger unterwegs bin, bin ich mittlerweile froh, für abendliche Hotel-Spielesessions nicht länger einen "großen" Kopfhörer mitnehmen zu müssen.

TicTac-förmig, praktisch, gut.

Auch, was den dehnbaren Begriff "wasserbeständig" angeht, gibt es im Grunde nur Positives zu berichten. Allerdings traue ich mich fast nicht, euch zu sagen, weshalb ich das weiß ... sagen wir so: der linke Stöpsel war schon mal für einen Zeitraum von gut 30 Sekunden etwa zehn Zentimeter tief unter Wasser. Also komplett untergetaucht. Und wenn ihr jetzt nachrechnet, ob 30 Sekunden wohl genau die Zeitspanne ist, die man braucht, um sich zu überlegen, wie man ein Stück nicht ganz günstige Technik wieder aus einer Toilette herausfischt, dann ... möchte ich einfach nicht mehr darüber reden. Ich sage hierzu nichts weiter. Außer, dass der Stöpsel danach noch einmal nicht zu knapp unter Wasser musste und trotzdem direkt wieder einsatzfähig war und über einen Monat später immer noch alles bestens funktioniert. Nachmachen trotzdem nicht empfohlen.

Was haben wir hier also: Kraftvollen, lebendigen und durchaus dynamischen Klang, den sich dieser Satz Stöpsel mit eher mittelmäßiger Akkulaufzeit erkauft, eine gute Spieleperformance und hohe Mobilität sowie eine schön universale Passform und ein durchdachtes, wenn auch nicht einmaliges Konzept. Die Hammerhead True Wireless Earbuds machen, was sie versprechen, und geben sich dabei keine Blöße. Musikfreunden und Multiplayer-Enthusiasten, die körperlich spüren, wenn ihre K/D sich verändert, werden auch diese Stöpsel natürlich einen eher eng definierten Use-Case bieten, aber selbst der tritt ja häufig genug ein: Mal nicht mit vollgepackten Rucksäcken unterwegs zu sein, die Dinger einfach in der Hosentasche verschwinden zu lassen, ist einfach wahnsinnig praktisch. Insofern: Mission accomplished, diese Teile sind schwer in Ordnung.


Hersteller: Razer - Kompatibel mit: PC, iOS, Android - Preis: ca. 100 Euro - Erscheint am: erhältlich

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Über den Autor
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Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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