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Retro-PC und Big Box Spiele: So lebt ihr echte MS-DOS-Nostalgie

Wie ihr euch einen echten Retro-PC bastelt und in großen Boxen schwelgt.

Retro-Konsolen kann mittlerweile jeder. Mehr oder weniger, im Detail ist es immer noch eine kleine Kunst, vor allem, wenn die eigene Leidenschaft einem Gerät wie der weißen Koffer-PC-Engine mit dem fehleranfälligsten CD-Laufwerk seit der Erfindung des Lasers gilt. Aber ja, jeder, der will, kann sich Original-NES-Games auf einer Original-Konsole auf zig Arten ins Haus holen und, ausgehend von den immer noch explodierten Preisen auf Ebay für die Spiele, tut das auch jeder.

Ups, zu weit zurück. Das wäre dann doch etwas zu früh.

Eine etwas obskurere Retro-Kunst ist da der echte PC. Nicht Heim-Computer, das wäre wieder ein Thema für sich, sondern wirklich einfach schlicht der PC. Das hat einen guten Grund und der heißt DOS-Box und Windows-Kompatibilität. Ich könnte auf dem PC, auf dem ich das hier tippe, alles laufen lassen, was seit Anbeginn PC- Ära lief und vieles davon kann ich sogar dank gog.com und Steam legal kaufen. Warum also Full-Retro gehen? Weil es sich anders anfühlt! Ich habe zig gog.com-Spiele in der DOS-Box ausprobiert und ja, sie liefen, wie sie sollten, aber am Ende war es halt doch irgendwie eine Emulation. Unbefriedigend und wenig spaßig. So wie sich für mich Spiele auf Original-Hardware bei Konsolen komplett anders anfühlen - weit unterhaltsamer -, fragte ich mich, ob das auch für alte PC-Spiele gilt. Also machte ich mich auf die Suche nach einem alten PC. Ich ahnte nicht, dass ich mich schon wieder in einen sprichwörtlichen Kaninchenbau begeben hatte, dessen andere Seite ich noch lange nicht erreicht habe, wie es aussieht ...


Der Retro PC: Die Hardware

Ein NES zu kaufen ist einfach, es gibt im Grunde nur ein Gerät - in Variationen und Revisionen, ich weiß, aber im Grunde. Bei einem Amiga ist es etwas komplizierter. Will ich einen 500, die klassische Computer-Spielkonsole? Einen 1200, um bestmöglich gerüstet zu sein? Einen 2000, weil ich mehrere Festplatten verbauen will und er cooler aussieht? Da muss man sich schon ein wenig einlesen. Ein PC ist noch mal eine ganz andere Hausnummer, denn der vage gehaltene Name des "Personal Computer" traf erst mal auf so ziemlich alles zu, was in der Lage war MS-DOS ab Version 1.0 zu starten. Auch andere Betriebssysteme wie DR-DOS, UNIX oder OS/2, aber das spielt für Spiele keine Rolle. Seit 1984/85 erschienen tausende Varianten, mal fester definiert, mal eher lose an den allgemeinen Specs ausgerichtet und hier einen zu finden, der zu einem passt, hängt sehr davon ab, was man tun will und wie authentisch es sein soll.

Cover image for YouTube videoVobis Werbung Highscreen 386 Notebook 1993

Die CPU

Die Ära und wohin man selbst möchte: Heute gibt es die Frage nach AMD oder Intel, aber bei einem Retro-PC gibt es eigentlich nur eine Firma: Intel. Vergesst Dinge wie Cyrix- oder, weit obskurer, ARM-Chips und auch AMD solltet ihr außen vorlassen. Diese Chips folgten einfach einer leicht anderen Entwicklungsphilosophie, die sich nicht im Mainstream durchsetzte oder waren gedacht ein billigeres und fast kompatibles Produkt anzubieten. Das mit dem billiger spielt heute keine Rolle mehr und ihr wollt vor dem kompatibel kein "fast" sehen, also haltet euch an Intel-Chips. Das ist auch kein Problem, da diese bei weitem in der Überzahl sind, wenn man sich auf Ebay umguckt.

Das nächste ist die Frage nach der Ära. Alles ab einem Intel 8088 mit 4,77 MHz ist in der Lage, DOS-Spiele zu starten. Sehr alte zumindest. Dieser Chip ist der erste aus der x86-Reihe und diese Reihe ist untereinander ausgesprochen kompatibel. Damit gibt es wenig Gründe sich nach einem teuren, weil mittlerweile seltenen und im guten Zustand rein historisch fast museums-würdigen System umzugucken. Eure Ambitionen sollten mit einem 80486 beginnen, besser bekannt als der "486er". Dies war der erste Mainstream-32-Bit-Prozesor mit weiter Verbreitung und der erste, wo ihr ein wenig darauf achten müsst keinen AMD zu erwischen. Mit einem 486er DX 100 MHz deckt ihr eine weite Palette an Spielen bis etwa 1994 ab. Das DX ist wichtig, weil SX die billigere Version ohne Gleitkommaeinheit war. Muss man nicht kennen, nur, dass es besser ist, eine davon im Chip zu haben.

Wenn ihr weiter gehen möchtet und 3D ein Thema wird, dann müsst ihr ein wenig weitergehen. Ein Pentium der ersten oder zweiten Generation zum Beispiel. Diese P5 oder Pentium II Chips mit bis zu 400 MHz sind praktisch zu hundert Prozent 486-kompatibel und bieten weit mehr Leistungsreserven, wenn ihr mal ein Spiel habt, das etwas später rauskam. Auch habt ihr die Option, 3D-Karten sinnvoll zu verbauen, Windows 98 laufen zu lassen und euch bei Spielen generell bis in die frühen 2000er zu bewegen, also praktisch die Zeit, nach der es weniger spannend wird, weil das meiste eh auf jedem aktuellen PC ganz normal läuft. Da brach dann die Windows XP Zeit und damit die Moderne des PC-Gamings an.

Komplettsystem oder Bausteine - was brauche ich, was kostet es: Wer mutig ist, kann sich natürlich auf Ebay ins Getümmel stürzen und alle Bausteine einzeln kaufen, aber angesichts der Preise, über die wir hier reden, würde ich es mir nicht antun.

Die alten PCs werden nicht mehr verschenkt, wie es vor 10 oder 15 Jahren noch teilweise der Fall war - dafür bekommt man heute einen Pentium 2,8GHz Dual Core komplett für 30 Euro ... -, aber im schlimmsten Fall reden wir hier von 400 Euro. Das ist dann aber auch schon ein seltener Schneider 8088 XT mit früher VGA-Adapter-Karte. Insoweit würde ich hier definitiv zu einem abgestimmten und komplett getesteten - zumindest mit Bildern, dass er läuft - System raten, bevor ich herumrätsele, was an diesen 30+Jahre alten Bausteinen jetzt nicht miteinander will. Basteln kann ich danach immer noch.

Cover image for YouTube videoSCHNEIDER Euro PC - ISE Computermuseum

Egal, ob ihr ein Komplettsystem kauft oder Board plus CPU, es gilt in der Regel: je älter, desto schwieriger zu finden und desto teurer wird es. Bei Pentium-Systemen hat man eine gewisse Auswahl, bei 486 sieht es generell auch noch sehr gut aus, 286 wird schon schwieriger und ich warte immer noch, dass ein 8088 als Schnäppchen passiert. Wie gesagt, alles sehr relativ, 400 Euro als Sofortkauf ist von wenigen komplett surrealen Ausnahmen abgesehen das obere Limit. Wie immer heißt es, ein wenig Zeit mitbringen. Überlegt, was ihr wollt, richtet ein paar Suchen auf Ebay ein, bietet niedrig mit und orientiert euch erst mal. Es ist ein sehr fließender Markt, wo ein Gerät manchmal für mehrere Hundert Euro ersteigert wird, während ein relativ ähnliches in der nächsten Woche für 50 Euro weggeht. Sofern ihr keinen Favoriten habt, der es unbedingt sein muss, ist ein komplettes Pentium- oder 486-System für 50 bis 100 Euro im guten Zustand mit etwas Geduld kein Thema. Ebay Kleinanzeigen ist dabei auch immer eine Reise wert, ich habe dort ein paar sehr gute Angebote gesehen. Amazon ist dagegen kein Thema.


Die Grafikkarte

Was war einmal: Heute ist die Grafikkarte mindestens ein so großes Thema wie die CPU, aber das war keineswegs immer so. Es gab eine Zwischenphase von der 286-Zeit bis zu den ersten Pentiums, in denen praktisch immer ein fest definierter VGA-Chip verbaut war, der alles konnte, was für praktisch ein Jahrzehnt PC-Gaming nötig war. In der Phase davor war es etwas spannender, denn die 8088-Generation war auf Arbeit ausgelegt und eine Farbe war dafür ein Luxus, den sich viele Firmen nicht gönnten. Wer mehr wollte als den zwar hochauflösenden, aber monochromen Hercules-Standard, der brauchte eine CGA- oder EGA-Farb-Karte mit vier sehr hässlichen oder 16 sehr annehmbaren Farben. Diese Karten sind heute weder sonderlich selten noch übertrieben teuer, wenn man sich mit der 8088-Zeit beschäftigen will. Aber da VGA hundertprozentig zu praktisch allen vorangegangenen Standards kompatibel ist, ist so ein Chip oder eine Karte ideal.

Eine frühe EGA-Grafikkarte: Wirklich nur was für ganz alte Kisten.

Interessant wird es dann erst wieder mit der anbrechenden 3D-Zeit. Die ersten Karten mit echter 3D-Beschleunigung, die wenigstesn von ein paar Spielen unterstützt wurden, waren Karten mit dem Nvidia NV1 Chip, zum Beispiel auf einer Diamond Edge 3D verbaut. Diese Karten waren für ein Weilchen in Sachen Gaming praktisch irrelevant, weil 1996 ein kleines kalifonisches Unternehmen - woher sonst - namens 3dfx Interactive des Weges kam und mit seinem Voodoo 1 Chip dem 3D-Gaming das verpasste, was man nur einen monströsen Tritt in den Hintern nennen kann. Die Zusatzkarten, gebaut von Drittherstellern, waren mit Preisen zwischen 300 und 400 DM bezahlbar und jedes Spiel, das Voodoo unterstützte, machte visuell einen Quantensprung. Das Konzept war dabei relativ einfach. 3dfx konzentrierte sich auf den 3D-Chip auf einer Add-on-Karte, wobei das Videosignal per Kabel außen am Rechner aus der vorhandenen 2D-Karte in die Voodoo-Karte ging und von dort in den Monitor. 2D-Grafik wurde weiterhin normal berechnet, 3D dann hinzugefügt, ein heute fast undenkbares Frankenstein-Monster, aber hey, es funktionierte. Und wie. Wenn ein Spiel Voodoo-kompatibel war, dann gab es plötzlich flüssige 3D-Grafik, wo diese zuvor undenkbar oder zumindest mit schwerem Ruckeln verbunden war. Ab hier entschied plötzlich nicht mehr der Prozessor, sondern die Grafikkarte.

Die VooDoo-Revolution. Wenn man Wing Commander 5 Spielen will, dann muss man eine haben.

Da es heute aber noch Nvidia gibt und 3dfx nicht mehr, muss etwas passiert sein und das ging schnell. 3dfx brachte zwar die sehr erfolgreiche Voodoo 2 schon 97 heraus und ein Jahr später auch einen massenkompatiblen 2D/3D-Chip, aber Nvidia legte mit dem ersten TNT-Riva einen letztlich besseren und kostengünstigeren Chip hin, der auch noch alle sechs Monate von einem schnelleren Nachfolger abgelöst wurde. Der Todesstoß kam dann mit der immer weiter verbreiteten Direct3D-Schnittstelle, die von allen möglichen Chips unterstützt wurde, nur nicht von Voodoos, die ihre eigene Glide-Schnittstelle hatten, die nicht langsam, aber sehr sicher ausstarb. 2000 dann kaufte Nvidia das, was von 3dfx noch übrig war.

Nvidias TNT2 Chip ist das Mittel der Wahl bis in die späteren 90er.

So viel zur Historie, was braucht ihr also? Eine EGA- oder besser gleiche eine VGA-Karte mit ISA-Bus-Schnittstelle für euren 8088, wenn ihr ganz hart retro geht. Danach tut es der Onboard-VGA oder jede bereits verbaute VGA-Karte. Ab 1996 dann kann ich jedem, der sich für den 3D-Beschleuniger-Urschleim interessiert, dringend zu einer Kombi aus einer Voodoo 2 und einer TNT-2-Karte raten, um das Beste aus beiden Welten zu haben. Die TNT-2-Karte wird bei den meisten Spielen, die Direct3D und Glide unterstützen, das bessere Ergebnis liefern und zusammen mit Windows sind keine Komplikationen bei Treibern zu erwarten. Aber der Look von Voodoo ist bis heute ein ganz eigener, der organischer wirkt als die frühen Direct3D-Dinge und erinnert mehr an eine hochgezüchtete Spielkonsole, lange bevor diese solche Qualität erreichen. Macht Spaß zu sehen, auch heute noch, eines der besten Beispiele wäre Wing Commander 5.


Laufwerke, Speicher und was es sonst noch gibt

Diskettenlaufwerk

Fangen wir mit den Disketten an. Jeder PC bis in die frühen 2000er hatte ein 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk. Diese sind weitestgehend genormt, aber nicht komplett. HD-Diskettenlaufwerke sind am verbreitetsten mit 1,44 MB Fassungsvermögen. Standard, abwärtskompatibel, müsst ihr haben. Davor gab es 5,25-Zoll-Disketten, wabbelige Plastikhüllen mit nicht sonderlich stabilem Inhalt, die den Namen "Floppy"-Disc redlich verdienten. Dieses Format endete etwa 1993/94 und nur noch wenig Spiele erschienen darauf, auch, weil das Fassungsvermögen mit 360 Kilobyte für die Standard-Laufwerke ziemlich mager war. Wenn ihr aber euch für Sachen vor den 90ern interessiert, ist ein solches Laufwerk ebenfalls Pflicht, wobei auch viele Spiele auf beiden Formaten verkauft wurden und manchmal sogar bei in der gleichen Schachtel lagen.

Datenträger-Zeitgeschichte: Die 5,25 Zoll Floppy. Diese seltene Wing Commander SD-Version wurde bei wvnews.com gesichtet. Ich bin ein wenig neidisch.

CD/DVD

Ein CD-ROM braucht es dann ab 1993, denn da kamen die ersten CD-Only-Titel auf den Markt. Erste Geräte hatten als Tempo-Angabe 1x oder 2x, das heißt sie liefen so schnell wie ein normaler CD-Musik-Player oder eben doppelt so schnell. In Sachen Daten-Übertragungsgeschwindigkeit ist das nach heutigen Maßstäben grausig, aber bis in die späten 90er waren Geräte mit mehr als 4x immer noch teuer und relativ selten. Erst zum Ende der Dekade ging es dann schnell auf die 52x hoch, die dann auch der Stand der Dinge bleiben sollten. Die DVD löste dann das Medium ab und ist bis heute bekanntermaßen das Mittel der Wahl. Es spricht hier nichts dagegen, einfach irgendeinen DVD-Brenner mit IDE-Anschluss zu nehmen - achtet darauf, der MS-DOS-Treiber wird es euch danken -, die gibt es für 2 Euro auf Ebay. Wer es authentischer mag und die frühe CD-ROM-Zeit an sich erleben will, holt sich auch ein IDE-Gerät, aber eben ein CD-ROM mit 4x oder 8x. IDE, weil die Treiber schlanker sind, etwas das wichtig ist, wie wir später sehen werden.

Der Grund, warum wir alle dieses Laufwerk haben wollten.

Festplatte

Ja, bitte. Nur ganz harte PCler - und ich - erinnern uns an die dunklen Tage, wo wir Disketten wie ein Amiga-Loser jonglierten. Das war Mitte der 80er, seitdem gehört eine Festplatte dazu. Wie bei den Laufwerken muss es eine mit IDE-Adapter-Anschluss sein, um jeglichen Kompatibilitätsproblemen aus dem Weg zu gehen. Ein bis zwei Gigabyte reichen für alles aus, mehr als 2GB lassen sich mit MS-DOS eh nicht ansprechen. Eine solche kleine Platte heute zu finden, ist gar nicht mal so einfach, aber auch nicht wirklich relevant. Der Speicherplatz darüber hinaus wird einfach ignoriert. Wenn ihr authentisch sein wollt und in die späten 80er oder frühen 90er zurückwollt, mit 20, 40 oder 80 Megabyte, dann wird es auch schnell teuer. Während ihr eine 80GB-Festplatte für 3 Euro kaufen könnt, kostet eine so alte und vor allem geprüfte Platte schnell über 100 Euro. Außerhalb eines Komplettsystems, wo sie schon drinsteckt, würde ich davon Abstand nehmen.

Die alten Seagate 20 Megabyte Platten sehen aus wie etwas aus wie etwas aus Vault 76.

RAM-Speicher

Wieder kommt es darauf an, für was für eine Ära und was für einen Prozessor ihr euch entschieden habt. Ein authentisches 8088-System hat maximal 1MB und das ist die Luxusversion, 640 Kilobyte reichen auch. Hat Bill Gates mal gesagt, mehr wird man nie brauchen. Okay, hat er wohl nie wirklich gesagt, aber es bleibt ein schönes, falsches Zitat.

Danach wird es spannender. Bis in die frühen 90er nimmt der Speicherhunger der Spiele zu. Ultima 7 brauchte 2MB, eigentlich 4. Wing Commander 3 lief irgendwie mit 4MB, aber gut eigentlich erst mit 8MB. Danach geht es hoch und bis Mitte der 90er dürfen es dann gerne auch schon 64MB sein. Flight Unlimited 1995 beispielsweise brauchte als Minimum 8, aber eigentlich meinte Looking Glas wohl 32. 1998 brauchte Half Life 1 dann schon 24 MB Minimum, aber eigentlich sollten es besser 64 sein. Hier kam dann auch der Punkt, wo sich auf dem Massenmarkt der Wechsel vom veralteten DRAM zum SDRAM vollzog und damit wurden große RAM-Mengen bezahlbar. Deus Ex hatte 2000 die 64MB als Minimum, aber das Doppelte war gern gesehen.

Alte 286er-Boards wie dieses hatten die Speicherbänke direkt verbaut, siehe die ganzen Chips auf der rechten Seite.

Muss einen das kümmern? Nicht wirklich. Man schaut einfach welche Module für das eigene Mainboard geeignet sind, und kauft die größten, die größten, die man bekommen kann. 64 MB DRAM kosten etwa 20 Euro, 512 SDRAM gibt es für 5 Euro, das ist alles Kleingeld, wenn man aufrüsten muss oder möchte. Lediglich bei 286er- oder älteren Boards muss man gucken, was kommt, da diese in der Regel die Speicherchips direkt auf dem Board sitzen hatten und ein Austausch nicht sonderlich einfach ist. Sicher, man kann einen Satz größerer Chips bekommen, aber eigentlich ist das nicht nötig, da 1MB hier oft Standard war und für alles reicht, was ihr mit so einem Prozessor tun wollt. Ab 386ern waren dann die 30-Pin-Chips die Regel, später die 72-Pin-DRAM. Darauf sollte man achten.

Soundkarte

Ja, bitte. Während es bei Pentium-Komplettsystemen sein kann, dass eine der frühsten Onboard-Soundkarten gleich auf dem Mainboard steckt, heißt das nicht, dass diese einfach so MS-DOS-kompatibel ist oder klanglich irgendwas taugt. Hier kommen wir das erste Mal in das Terrain der verlorenen Treiber. Ich gehe davon aus, dass es irgendwann mal einen DOS-Treiber für dieses Pentium-1-Mainboard hier gab. Zu finden ist er nicht mehr. Insoweit solltet ihr, selbst wenn ihr ein System mit so einer Onboard-Karte habt, das Ganze einfach als Plan B für die Windows-Installation im Hinterkopf behalten.

Das einfachste Mittel der Wahl: Eine ISA-Bus Sound Blaster 16 kostet nicht viel und tut alles, was ihr braucht.

Was ihr stattdessen kauft, ist eine gute alte Creative Sound Blaster mit einem ISA-Adapter-Anschluss. Der universelle ISA-Bus geht zurück bis in die frühen 80er und während er manchmal bei der Konfiguration etwas eigen sein kann, hat er sich für die Sound Blaster perfekt bewährt. Praktisch jedes DOS-Spiel, das Soundkarten unterstützt - was Ende der 80er noch nicht selbstverständlich war -, gibt darauf etwas aus, da die Sound Blaster kompatibel zu der ersten Generation der 8Bit-FM-AdLib-Karten war. Ab 1990 war Sound Blaster dann eh der allgemeine Standard. Diese ISA Karten gibt es leider nicht ganz preiswert. Was ihr wollt, ist eigentlich eine AWE64 Gold mit Chinch-Ausgängen und legendärem Sound, aber da wird unter 200 Euro auch mit Geduld nicht so schnell was passieren. Stattdessen haltet ihr euch an die 16- und 32er Versionen, die für etwa 30 bis 50 Euro zu haben sind. Wenn ihr weiter zurückgeht, zu der originalen 8-Bit CT1350B, besser bekannt als Sound Blaster 2.0, tut ihr euch keinen Gefallen, denn diese sind sehr teuer und klanglich den Nachfolgern deutlich unterlegen - wer hätte es gedacht.

Keyboard, Maus und Joystick

Sollte man wohl haben. Aber wo wir heute nur einen Standard kennen - USB - gab es damals erst eine Entwicklung dahin. Zur 8088-Zeit gab es Keyboards mit einem 5-Pin-DIN-Anschluss. Danach setzte sich der PS/2-Standard durch, ein kleinerer 6-Pin-Stecker. Und erst dann kam USB. USB solltet ihr vergessen, wenn ihr MS-DOS benutzt, denn auch wenn es Treiber gibt, baut ihr euch damit nur große Hürden. Stattdessen guckt ihr entweder, was euer Retro-PC als Anschluss sonst zu bieten hat - PS/2-Anschlüsse gab es von Ende der 80er bis 2010 und noch darüber hinaus - und kauft dann ein entsprechendes Keyboard. Es ist möglich, ein PS/2-Keyboard per Adapter mit einem 5-Pin-DIN-Anschluss zu verbinden - Kostenpunkt 2 Euro plus Versand - und ein USB-Keyboard an einen PS/2-Anschluss - Hier sind es dann 4 Euro für den Adapter. Welches Keyboard ihr genau nehmt ... Die Welt ist groß, die Welt ist weit. Ein IBM Model M wird euch mindestens 100 Euro in gutem Zustand kosten, ein altes gutes PS/2 Logitech gibt es für einen 10er, schaut einfach, was euch gefällt und dass es nicht zwei Generationen von Anschlüssen überbrücken muss.

Bei Klassikern wie dieser IBM müsst ihr gucken, ob sie ein Kabel für den PS/2-Anschluss hat (rechts) oder ihr noch einen 5-Pin-Adapter braucht.

Das gleiche gilt im Grunde für Mäuse, nur dass es hier mit einem 9-Pin seriellen Anschluss losging. Okay, technisch gesehen hatte die erste Maus überhaupt eine frühe Form eines 15-Pin-Steckers, danach kamen in den frühen 80ern Mäuse für parallele Schnittstellen, aber dann kam der serielle Anschluss, gefolgt von PS/2 und schließlich USB. USB vergesst ihr für dieses Projekt, stattdessen guckt ihr, was euer Mainboard hat und kauft dann entsprechend die Maus, die euch gefällt. Das fängt bei 2 Euro an und kann für ganz frühe Microsoft-Mäuse von mehr oder weniger historischem Wert schon mal bis auf 100 oder mehr hochgehen. Persönlich bin ich durch die Jahrzehnte hinweg immer ein großer Freund der Microsoft-Geräte gewesen. Sie haben sich als haltbar und zuverlässig erwiesen. Selbst ältere serielle Modelle kosten selten mehr als 20 Euro. Was man wissen muss, ist, dass diese Mäuse meistens eine Kugel zur Abtastung benutzen. Heute kaum mehr vorstellbar, aber diese Kugel dreht drei Räder innen, aus denen die Bewegung abgelesen wird. Das funktioniert sehr präzise, zumindest solange, wie alles sauber ist. Wenn ihr also so eine alte Maus kauft und sie hakt, dann packt die Handschuhe aus und bereitet euch darauf vor mit einem kleinen Schraubenzieher, Q-Tip und Reinigungsalkohol zu Werke zu gehen und bis zu 10 Jahre Kruste zu entfernen. Das oder ihr nehmt eine frühe optische Maus, da gibt es ebenfalls genug von.

Damals funktionierten Mäuse wie dieses Microsoft-Modell noch mechanisch mit einer Kugel, die gerne allen möglichen Dreck einsammelte.

Bleibt zum Schluss noch Joystick und Gamepad. Für MS-DOS gibt es zwar wohl USB-Treiber für solche Sticks und Pads, aber ich selbst bin kein Freund davon, weil diese dann wertvollen Speicherplatz belegen. Stattdessen solltet ihr euch an die guten alten 15-Pin-Anschlüsse halten und mein ewiger Favorit sind die Gravis Analog Pro Joysticks. Die analogen Sticks greifen sich ausgezeichnet, sind erstaunlich haltbar und werden oft in gutem Zustand, manchmal sogar mit Packung für 20 oder 30 Euro verkauft. Entsprechend hat sich das Gravis Gamepad als eines der wenigen soliden Pads für MS-DOS gehalten. Das simple digitale Pad kostet um die 20 Euro und ist praktisch unverwüstlich. Nur das Weiß der Hülle sieht manchmal nicht mehr so toll aus, aber sonst kann dem Ding nicht viel passieren. Es gibt aber auch viele andere Sticks, darunter ein paar sehr absurde Exoten. Zu keinem davon kann ich raten, außer natürlich als historische Kuriosität, was ich als völlig valides Argument für den Kauf betrachte.

Dieser Klassiker hat den Heimatplaneten der Kilrathi mit auf dem Gewissen.

Monitor

Hier kommt jetzt die Frage, wie authentisch ihr es haben wollt. Das richtige Gerät ist natürlich ein Röhren-CRT-Monitor, die es in den Größen von 12 bis 21 Zoll gibt. VGA können sie alle, bis zu teilweise sehr hohen Auflösungen, mindestens aber 640 mal 480. Nur wenn ihr wirklich exotisch sein wollt und eine EGA- oder gar CGA-Karte verbaut habt, mit einem 9-poligen Anschluss, dann braucht ihr einen EGA-Monitor mit einem entsprechenden Kabel. Die viel häufigeren VGA-Monitore haben das übliche D-Sub-Kabel und sind bis heute mit allen Karten kompatibel, die so einen Ausgang haben. 4:3 ist das übliche Format und es gibt nur eine Handvoll sehr teurer High-End-CRT-Monitore, die 16:10 oder ähnliche Widescreen-Formate bieten. Ein VGA-LCD-Monitor ist natürlich genauso kein Thema, im Grunde dürfte jeder Multiscan-Monitor mit einem VGA-Eingang geeignet sein. Schöner ist natürlich ein 4:3-Monitor als ein moderner 16:9, aber generell spricht technisch wenig gegen einen flachen LCD.

Diesen traumhaften Sony CPD-G400 könnt ihr gerade kaufen. Für nur 2000 Dollar (https://www.ebay.com/c/82072203). Keine Sorge, geht auch günstiger.

Verfügbarkeit: Im Grunde müsste ich für meine eigene 286/486-Fantasie-Maschine einen 14-Zoll-Röhren-VGA-Monitor suchen. Das hat aber ein paar Nachteile. Erst einmal ist die Auswahl kleiner als man meinen sollte. Hier in einer großen Stadt geht das noch mit Ebay und den Kleinanzeigen, aber sonst gibt es wenig Begeisterung bei den Verkäufern, diese Kisten mit 10 Kilo oder mehr Gewicht zu verschicken. Ein wenig empfindlich und unhandlich sind sie auch noch, das kann schnell kosten. Vor allem, wenn ihr in die Königsklasse aufsteigen wollt. Sprich, 17, 19 oder gar 21 Zoll. Es gibt nicht viele Geräte, die Versandkosten, vor allem aber die Verkaufskosten sind enorm, da jeder normale Mensch vor Jahren schon den Altmüll entsorgte und gegen Flachbildschirme tauschte. Die Gebote, die günstig verliefen, waren nur zur Abholung, also wer auch immer halbwegs nahe Krombach lebte, kann sich nun über einen Sony 20 Zoll Multiscan freuen. Alles, wo ganz Deutschland bei solchen Geräten mitbot, landete nie unter 150 Euro. Einen traumhaften NEC 20 Zoller gibt es gerade für 180 Euro plus noch mal 60 Versand. Das ist alles recht schmerzhaft, aber dann wiederum hat eine gute Röhre ein ganz eigenes Bild, das perfekt auf das abgestimmt ist, was ihr hier vorhabt. Auf Dauer muss einer sein, aber kurz- und mittelfristig gibt es zum Glück eine Alternative.

Diesen kleinen Eizo S1911 gibt es für noch kleineres Geld und wir hätten damals von solchen Monitoren geträumt, wenn wir gewusst hätten, dass sie technisch möglich sind.

Es gibt viele gute 4:3 TFT-Flachbildschirme, mit denen man sich wortwörtlich leicht und günstig behelfen kann. Ich habe hier einen fast perfekt erhaltenen EIZO Flexscan S1911, der irgendwann sicher mal sehr teuer war und den ich jetzt von einem guten Ebayer für 15 Euro inklusive Versand kaufte. Kompatibilität ist auch kein Thema, also seid ihr frei in der Auswahl. Los geht es manchmal bei 2 oder 3 Euro und selbst nach oben hin bleibt es deutlich unter 100 Euro für die schicksten Geräte, für die wir damals getötet hätten.

Netzwerk

Wenn ihr sehr ambitioniert seid und Doom vielleicht mit einem anderen Retro-Freund spielen wollt, dann gibt es eine sehr einfache Variante: Ihr braucht ein wenige Euro billiges Nullmodem-Kabel, das über die serielle Schnittstelle zwei PCs verbindet. Das reicht für ein wenig simples Deathmatch. Hier könnt ihr lesen, wie das prinzipiell geht, aber es ist ein wenig komplexer und eine nette Erinnerung daran, wie einfach wir es heute haben. Wenn ihr euch in das große Abenteuer früher MS-DOS Netzwerk-Technik stürzen wollt, dann ist das weit mehr als ich hier ausführen könnte und viel habe ich auch damals in der Richtung noch nicht gemacht. Die Karte, die ihr als superkompatiblen Allrounder, egal ob DOS oder frühes Windows, haben wollt ist eine 3com 3c509 ISA-Karte. Da gibt es Treiber und alles, die Systeme erkennen die Karte fast immer automatisch und auch wenn sie nicht ganz preiswert ist, vermeidet es schon mal an dieser Stelle eine Menge Kopfschmerzen, die ihr euch anderswo dann einhandelt. Aber ganz ernsthaft, so cool der Gedanke an Retro-Netzwerk auch sein mag und ja, es ist möglich einen Windows 10-Rechner mit eurem MS-DOS-PC zu verkabeln - nicht mal so schwierig -, ich weiß nicht, ob das das Ziel der Übung hier ist. Das ist schon eher was für angehende Experten beim Retro-Basteln.

Unverwüstlich: 3Coms EtherLink III

Drucker

Ernsthaft? Okay. OKI Microline 320 Matrix 9-Nadel. Mehr Retro wird es nicht. Viel Glück, ein Farbband zu finden.

Zusammengefasst - Was kostet mich der Spaß jetzt?

Das war eine ganze Menge an Details, aber die Schlussrechnung ist weniger kompliziert. Schaut einfach lange genug alle möglichen Komplettsysteme durch, nachdem ihr euch klar geworden seid, ob ihr eher auf einen Retro-286 aus seid oder einen universellen Pentium 2 und dann schlagt zu, wenn es ein gutes, als getestet und mit Bildern im Betrieb belegtes System gibt. Idealerweise ist dann alles drin, was ich hier beschrieb und vielleicht sogar schon vorkonfiguriert. Ich würde aktuell sagen, dass niemand mehr als 200 Euro ausgeben muss und das ist wirklich das obere Ende. Einen exzellenten P1 166 bekam ich für 70 Euro, einen handlichen Desktop-486er für 25. Beide sind keine Schönheiten, aber selbst in hübsch muss ein guter Retro-PC nicht das kosten, was viele Sofort-Kauf-Fantasten dafür veranschlagen. Schaut auf jeden Fall auch bei Ebay Kleinanzeigen rein, da habe ich auch immer wieder mal ein nettes System gesehen.

Ich schleiche gerade um einen herum und überlege, wo ich ihn hinstellen würde: Ein All-in-One Compaq Presario 425 486er.

Damit habt ihr jetzt all die Technik zusammen, die ihr braucht. Zeit, sich der Software zu widmen.


MS-DOS und Windows: Das Betriebssystem

Es gibt im Prinzip bei MS-DOS nur eine Version, die euch kümmern muss und das ist die Version 6.22, die letzte eigenständige MS-DOS-Version, die kein Windows-Anhängsel war. Wenn ihr eine DOS-Maschine baut, dann ist das euer OS, weil es tadellos abwärtskompatibel bis zum Urschleim der PC-Games ist. Zork 1 läuft darauf genauso gut wie Wing Commander 4.


Windows-Installation

Bei Windows ist es im Grunde auch nicht schwierig. Windows 98 dürfte für die meisten Gelegenheiten das Mittel der Wahl sein, denn dieses ist mit praktisch allen Spielen kompatibel, die bis 2000 erschienen, erst Windows XP veränderte so viel, dass Windows 95 und 98 Spiele Probleme bekamen. Nicht immer, aber da ihr so ziemlich jedes XP-Spiel problemlos auf aktuellen Systemen spielen könnt, gibt es wenig Grund, sich hier Kompatibilitätsprobleme auf die Festplatte zu holen. Wer wirklich Hardcore ist, kauft eine Windows 95 Version auf 15 Disketten, aber eine selbstgebrannte CD mit einem 3-Euro-Lizenzkey auf Ebay tut es genauso gut.

Deshalb nannte man sich damals bei manchen Installationen Disc-Jockey.

Die Windows-Installation ist dabei das einfachste. Praktisch jedes Bios ab einem 486-PC geht beim Booten einfach die Reihenfolge durch und nimmt das erste boot-bare Medium, das er vor der Festplatte findet. Wenn das nicht der Fall ist, dann müsst ihr in das Bios des PC gehen - beim Hochfahren die angezeigte Tasten, meist "del" oder "F2", drücken - und dort die Boot-Reihenfolge festlegen. Manche sind so konfiguriert, dass sie gleich auf die Festplatte zugreifen, weil es damit ein paar Sekunden schneller beim Boot geht. Ändert die Reihenfolge, legt die CD oder Diskette ein und folgt einfach der selbsterklärenden Installation, die auch bei Windows 95 schon denkbar simpel gehalten wurde.

Und auf geht es in die wunderbare Welt früher Multimedia-Erfahrungen

Danach müsst ihr ein paar Treiber installieren, eher bei Windows 95 als bei 98. 98 dürfte zum Beispiel praktisch jede Sound Blaster vor seinem Erscheinen kennen und ist auch sonst ganz gut, was ältere Hardware angeht. 95 war da noch nicht so weit, aber das ist auch einer der Gründe, warum ich zu so bekannter Hardware wie einer Sound-Blaster-Karte rate: Ihr findet für selbst die ältesten Karten noch die Treiber im Netz, während ich bei einem obskuren und scheinbar leicht von den Spezifikationen abweichenden Onboard-Chip bisher scheiterte. Das gilt auch für Grafikkarten. Ihr bekommt für praktisch jede damals verbreitete 3dfx oder Nvidia-Chip-Karte einen Treiber. Egal ob erste Generation Geforce, TNT oder Voodoo, es gab noch nichts, wo ich bisher nicht mit zwei Google-Klicks einen Treiber fand. Auch Joysticks, Maus und ähnliches sollten erkannt und zumindest generische Treiber geladen werden. Wenn ihr spezifische Geräte mit eigenen Funktionen habt, müsst ihr halt auf die Suche gehen, aber es gibt sehr viel im Netz.


MS-DOS Installation

Bei MS-DOS sieht die Welt etwas anders aus ... Was ihr als erstes braucht, ist eine boot-fähige MS-DOS-Diskette. Die einfachste, wenn auch nicht billigste Version ist, ein Original MS-DOS 6.22 zu kaufen und zu hoffen, dass die Disketten noch funktionieren. Ich habe zwei davon und beide sind zum Glück lauffähig, aber das ist keine Garantie und dann wären 20 bis 40 Euro weg. Was ihr stattdessen tun könnt, ist, ein verlässliches externes USB-Disketten-Laufwerk zu kaufen, zum Beispiel den Geheimtipp Samsung SFD-321 U/EP - vielen Dank an einen netten Sammler. Dann sucht ihr ein Image der DOS-Version, die ihr haben wollt. Wobei ich euch natürlich nicht helfen kann, aber Besitzer einer vielleicht defekten Original-version auch kein schlechtes Gewissen haben müssten. Damit solltet ihr drei oder vier Disketten-Image-Files haben, die ihr mit MagicISO auf die Disketten schreibt - siehe "Tools" und "Write Floppy Disc Image".

Davon hatte damals jeder drei Sicherungskopien, weil ohne ging gar nichts.
Essentiell: Solche ein USB-Laufwerk könnt ihr zum Beispiel von Freecom holen, der Insider-Tipp sagt Samsung.

Oh, richtig, Disketten ... Die üblichen Elektronik-Märkte werden euch da nicht helfen können. Amazon hat teilweise Mondpreise von 35 Euro für 10 Disketten. Es gibt eine Marke, MediaRange, die scheinbar noch Disketten herstellt und hier zahlt ihr bei Bürozubehör-Händlern um die 15 Euro. Mein Tipp ist aber definitiv Ebay und dort nach "Disketten Sammlung", "Konvolut" oder ähnlichem zu suchen. Ich habe für einen Stapel von 100 Disketten, davon 30 oder mehr noch verschweißt, etwa 20 Euro bezahlt und das sind mehr Disketten als ich je benutzen werde. Achtet halt nur darauf, dass es keine Amiga-Sammlungen sind, die sind in der Regel die SD-Sorte mit 720 KB Fassungsvermögen. Oh ja, und technisch gesehen habt ihr eine gute Chance, dabei Raubkopien zu kaufen, nur so als Hinweis. Auf meiner Sammlung waren nur Familienfotos, alte Hausarbeiten und ein wenig Prä-Internet-Porn ... Es waren einfachere Zeiten damals, als man ein körniges Gif noch mit "Video" beschriftete und in den hinteren Teil der Box packte.

Einer der mutigeren Käufe, die ihr auf Ebay tätigen könnt.

Habt ihr also eure Images auf ein paar Disketten geschrieben oder eure wertvollen Originale parat, legt ihr die erste Disk ein und startet. Wenn die Boot-Reihenfolge stimmt, sollte nun das Setup von MS-DOS automatisch starten. Wenn nicht, dann ist entweder die Reihenfolge eurer Disketten nicht in Ordnung. Startet das Setup, dann verlasst ihr erst mal das Setup, indem ihr mit F3 rausgeht und dann - vielleicht das erste Mal in eurem Leben? - den DOS-Prompt seht. Jetzt formatiert ihr eure Festplatte, um eine saubere Installation zu bekommen. Wer neugierig ist und sich ein wenig auskennt, kann ja vorher noch mal gucken, was es da gibt, aber eigentlich geht es jetzt mit einem harten "format c:" weiter. Ihr werdet noch mal gefragt, ob ihr sicher seid - seid ihr - und dann läuft der Zähler durch. Wenn die Formatierung fertig ist, startet ihr den PC neu.

Format c: - Der Killermove schlechthin und ihr dürft ihn einmal ausführen.

Ein Neustart mit MS-DOS ist etwas anders. Da alles Betriebssystem-relevante im Speicher passiert und kaum etwas, wenn überhaupt im direkten Temp-Dateizugriff steckt, könnt ihr einfach STRG+ALT-DEL zum Reset benutzen, genauso wie die harte Reset-Taste am Gehäuse, die Power-Taste, das Kabel ziehen oder die Sicherung im Haus rausdrehen. DOS kümmert das wenig, der Rechner startet einfach neu.

Folgt den klaren Anweisungen.

Diesmal führt ihr das Setup aus, lasst alle Standards, wie sie sind und wechselt brav die drei Disketten durch, folgt den Anweisungen und startet anschließend neu. Herzlichen Glückwunsch, ihr habt ein jungfräuliches, unverdorbenes MS-DOS 6.22 vor euch. Der C:\>-Prompt, der die Welt bedeutete.

MS-DOS Treiber installieren

Jetzt geht es daran, alle Peripherie zum Laufen zu bringen. Das wären vor allem das CD-Laufwerk, die Maus und die Soundkarte.

CD-ROM-Treiber installieren: Zuerst ladet ihr euch den CD-Treiber herunter. Ich selbst habe ausgezeichnete Erfahrungen mit dem Treiber-Set CD214.EXE gemacht. Das findet ihr hinter dem Link. Benennt das .exe in ein .zip um und kopiert die Dateien auf eine Diskette. Legt diese in eurem DOS-Rechner ein, wechselt mit "a:" auf das Diskettenlaufwerk und tippt "setup". Nehmt die Standard-Einstellungen und der Treiber wird installiert. Ist er fertig, startet ihr den PC neu und danach legt ihr eine CD ein. Das Laufwerk des CD-ROM ist immer das erste nach der letzten Festplatte - außer ihr ändert das irgendwann willentlich -, in den meisten Fällen wird es also D: sein. Wechselt mit "d:" auf das CD-Laufwerk, tippt "dir" und wenn ihr die Dateien der CD seht, dann hat alles geklappt.

MSCDEX muss passen, sonst läuft da nichts.

Maus-Treiber installieren: Geht wieder auf diese Seite und ladet euch weiter unten "CTMOUSE19.ZIP". In dem File findet ihr "CTMOUSE.EXE", eine simple, universelle DOS-Treibersoftware, die sehr klein ist. Das ist wichtig, wie ihr gleich noch sehen werdet. Kopiert diese auf eine Diskette und von dort in das DOS-Verzeichnis auf dem Retro-Rechner: "copy a:ctmouse.exe c:\dos". Jetzt geht es ans Eingemachte: Ihr werdet jetzt direkt in System-Dateien herumschreiben, aber keine Sorge, das ist alles nicht so wild, wie es das heute wäre. Im allerschlimmsten Fall installiert ihr MS-DOS noch mal neu und startet von vorn, geht ja schnell. Gebt "edit autoexec.bat" ein und vor euch erscheint der Editor mit der Befehlskette, die der PC als letztes automatisiert beim Booten ausführt, bevor ihr loslegt. Fügt ganz am Ende eine neue Zeile ein: "C:\DOS\CTMOUSE.EXE" ein. Damit wird der Maustreiber jetzt bei jedem Start automatisch geladen.

Cute Mouse, der kleine, elegante Treiber, den wir damals gern gehabt hätten.

Soundkarten-Treiber installieren: Für CD und Maus haben wir eben generische Treiber genommen, für die Soundkarte geht das leider nicht (immer). Aber wenn ihr eine Sound Blaster habt, dann ist es fast egal, welche, denn für alle lassen sich Treiber im Netz finden. Hier ist zum Beispiel eine sehr umfangreiche Auswahl. Ich persönlich habe eine Sound Blaster 32 und fuhr gut mit den Basic-Treibern hier. Wieder benennt ihr das File SBBASIC.EXE in .ZIP um und enpackt es. Kopiert die Dateien auf eine Diskette und legt sie in den DOS-Rechner. Geht auf "a:" und startet mit dem Befehl "install" die Installation. Der Prozess ist recht simpel, wobei ihr unter Umständen ein paar Variablen angeben müsst. Bei einer normalen Sound Blaster werden die Werte für I/O, Port, Interrupt und DMA alle passen, nur beim I/O kann es sein, dass ihr einen anderen Wert habt. Da ihr alle Werte durchprobieren könnt, bis die Installation zufrieden ist und startet. Die Zeilen für autoexec.bat und config.sys werden automatisch eingetragen ihr müsst also nichts tun.

Diese Einstellungen hängen von der Konfiguration eurer Soundkarte ab, aber die Sound Blaster sind in Sachen Kompatibilität sehr pflegeleicht.

Joystick installieren: Zum Glück ist der 15-Pin-Joystick-Port automatisch aktiv, wenn er Teil des Mainboards ist. Nutzt ihr den auf der Soundkarte - das war damals normal, weil nicht jeder PC einen solchen Port hatte -, dann müsst ihr die Soundkarten-Treiber installieren, danach funktioniert auch der Joystick.

Den unteren Speicherbereich optimieren

Ihr müsst aber nur eine Sache von Hand erledigen. Gebt den Befehl "edit config.sys" im obersten Verzeichnis der Bootfestplatte ein (c:) und löscht dort die Zeile, in der ihr das Programm "Smartdrv.exe" seht. Löscht einfach die ganze Zeile raus. Danach speichert ihr die config.sys. Smartdrv oder Smart-Drive ist eine Art Caching von Dateien, um die damals nicht so sonderlich schnellen Festplatten auf Touren zu bringen. Heute, mit "modernen" Festplatten, also praktisch allem mit einem oder mehr Gigabyte Größe, ist der Gewinn an Tempo irrelevant, aber das Programm belegt relativ viel RAM, also muss es raus. Startet den PC neu, dann folgt der zweite Schritt.

Smartdrv.exe, hier die zweite Zeile, muss weg!

Jetzt zur Automatik. Bis MS-DOS 6.2 war die Konfiguration des oberen und unteren Speicherbereichs eine hohe Kunst. Dann aber kam ein simpler Befehl: Memmaker. Gebt einfach im DOS-Prompt "memmaker" ein und das Speicher-Optimierungsprogramm startet. Lasst es auf Express-Einstellungen seine Arbeit machen, wobei der Rechner mehrfach neu startet. Zum Schluss seht ihr was das brachte. Um diese Zahlen zu verstehen, müsst ihr wissen, dass es einen unteren Speicherbereich von 640kb gibt und einen oberen, der etwas mehr als 360kb groß ist. Das wäre das erste Megabyte RAM. Normalerweise lädt MS-DOS sich selbst und alle Dienstprogramme wie Treiber in den unteren Speicher, weil es ja sein kann, dass ein alter PC nur diese 640kb hat. Ihr habt aber wahrscheinlich mehr und deshalb könnt ihr manche Programme und Treiber in den oberen Teil dieses ersten Megabytes laden. Das ist nicht so kompliziert, aber Memmaker erledigt das für euch. Seid ihr damit fertig und zurück beim DOS-Prompt, könnt ihr den Befehl "mem /c /p" eingeben, um alle Programme zu sehen, die im Speicher sind. Vor allem seht ihr die maximale Größe für ein ausführbares Programm. Dieser Wert ist sehr wichtig, denn es gibt ein paar Spiele, die diesen Speicher gerne bis zum Maximum ausreizen. Ultima 7 war so ein Kandidat oder Syndicate. Selbst wenn man die damals exorbitanten Anforderungen von 2, 4 oder 8MB RAM insgesamt erfüllte, wenn der untere Speicher nicht befreit war, dann passierte gar nichts. Aber das habt ihr jetzt ja erledigt.

So oder ähnlich sollte es dann zum Schluss aussehen.

So, euer MS-DOS ist installiert und konfiguriert - wer auf den Geschmack gekommen ist, geht jetzt googlen, wie man sich einen Boot-Manager für getrennte Windows- und DOS-Installationen einrichtet - und bereit für Spiele. Oder ihr werft erst einmal einen Blick auf die wichtigsten MS-DOS-Befehle und verinnerlicht die ein wenig.


PC Classic Games - Woher man sie bekommt und was man beachten muss

Es gibt eine ganz einfache Quelle für alle alten Spiele dieser Art: Das Internet. Der Wildwuchs der "Abandonware"-Seiten wurde zwar ein wenig eingedämmt, aber es gibt noch genug davon. Es sollte euch nur klar sein, dass eigentlich kaum eine Lizenz wirklich "abandoned", also aufgegeben und verwaist ist, sondern irgendjemandem gehört. Ihr ladet also Raubkopien herunter. Wiederum, es sind oft genug Sachen, die seit 20, 25 oder mehr Jahren nicht mehr verkauft werden, aber trotzdem, an dem Umstand ändert das am Ende nicht viel.

Abandonware trifft auf aktuelles Zeitgeschehen: Corona-Lockdowns haben scheinbar den Traffic auf dieser Seite so erhöht, dass man sich zu einem Bandbreiten-Hinweis genötigt sah.

Legal gibt es sehr viel auf gog.com direkt zum Herunterladen. Natürlich ist das Ganze nicht so gedacht, dass ihr die Spiele sauber sortiert nach Installationsdateien findet, selbst wenn ihr die Installation herunterladet. Führt diese aus und geht in das Verzeichnis, in das gog.com alles bei euch installiert. Jetzt geht in das Verzeichnis des Spiels und ihr werdet sehen, was genutzt wird, um die Emulation auf modernen Systemen laufen zu lassen. Spiele von LucasArts oder Sierra nutzen den SCUMM-Emulator, so ziemlich alles andere Dos-Box. Bei Dos-Box ist es etwas einfacher, denn hier habt ihr in der Regel ein Verzeichnis für das Spiel, bei SCUMM sind alle Dateien etwas wild gemixt. Mit etwas Geschick lässt sich das alles kopieren und zum Laufen bringen, aber so richtig ideal ist das nicht. Steam und die anderen Dienste dieser Art sind bei den Klassikern leider nicht viel vergebender und viel Glück die gog-Version eines Multi-CD-Spiels zum Laufen zu bringen.

Starflight kann man schnell mal von gog.com rüberkopieren, bei größeren Spielen wird das deutlich schwieriger.

Nein, ich denke, wenn ihr an dem Punkt seid, dass ihr dieses Stück Altschrott funktionsbereit hingestellt habt und euch die Freuden einer echten DOS-Installation gönntet, dass ihr wirklich full-retro gehen wollt. Ihr braucht Jahrzehnte alten Software-Schrott, der exakt zu eurem Hardwareschrott passt. Ihr braucht Originale.

Ich hoffe ihr wisst, weshalb ihr all den Aufriss gemacht habt und welche Spiele ihr nun hier erleben wolltet. Wenn ja, dann ist das doch schon mal eine valide Ebay-Suche. Viele von euch werden sicher Dinge wie "Monkey Island", "Ultima 7" oder "Day of the Tentacle" sagen, eingeben und feststellen, dass es eine enorme Spanne an Preisen gibt. Im Gegensatz zu Konsolen-Modulen, wo sich der Markt meist weitestgehend einig ist, was manche Spiele wert sind, ist das beim PC nur bei wenigen Ausnahmen der Fall.

Monkey Island sagt euch direkt, dass ihr besser eine Sicherungskopie macht.

Die erste gute Nachricht dabei ist, dass die Preise, wenn ihr mal einige absurde Sofort-Kauf-Wahnvorstellungen ausblendet, deutlich niedriger sind. Ich sammele jetzt wieder seit ein paar Monaten und habe festgestellt, dass es praktisch kein Spiel gibt, für das ich am Ende des Tages im perfekten Zustand oder nah genug dran mehr als hundert Euro ausgeben müsste. Es gibt eine Handvoll Ausnahmen, darunter leider so etwas wie das erste Doom oder Quake, wo es sehr schnell teuer wird, aber selbst hier kann man mit ein wenig Geduld unter der magischen Grenze bleiben. Sehr vieles, selbst seltene und eigentlich populärere Spiele lassen sich günstig abschießen, wenn auch nicht immer in Deutschland.

Gerade frühe Doom-Originale sind ausgesprochen teuer, aber zumindest nicht selten.

Geht mal auf Ebay.com oder Ebay.co.uk, wenn ihr Spiele in Englisch spielen könnt oder gar sucht. Ihr werdet sehen, dass sogar die Sofortkaufpreise gleich ganz anders aussehen, die Auswahl weit größer ist und viele Händler auch Preisvorschläge nicht nur anbieten, sondern auch gerne akzeptieren. Ich biete eigentlich zuerst fast immer ein Viertel bis ein Drittel weniger an und in vielen Fällen wurde das akzeptiert. Auch gehen Versteigerungen nicht so hoch und aus aktuell traurigen Anlässen steht der Dollar auch relativ niedrig. Dummerwiese sind die Versandkosten teilweise exorbitant, aber wenn ihr wisst, dass ihr ein paar Spiele mehr kaufen wollt, dann könnt ihr euch zum Beispiel bei myus.com einen Account einrichten. Ihr bekommt eine physische US-Adresse, wo ihr ohne Zusatzkosten Pakete bis zu einem Monat einlagern dürft. Wenn es dann Zeit ist, sie nach Deutschland zu bewegen, könnt ihr sie neu packen lassen und gesammelt zu einem weit günstigeren Preis verschicken. Sicher, für einen Stapel Spiel sind das immer noch mal 100 Dollar, aber bei Preisen von bis zu 50 Dollar pro Spiel sonst ist es immer noch weit günstiger. Das funktioniert natürlich für alles, was ihr in den USA kaufen wollt, auch Konsolen oder Musik zum Beispiel.

'Komplett' heißt bei manchen Spielen so einiges, bei Infidel von Infocom war Beispielsweise ein ganzer Schwung an Dokumenten dabei.

Die zweite gute Nachricht ist, dass ihr noch mehr Qualitätsauswahl als bei Konsolen-Spielen habt. Dort gibt es in der Regel die beiden Zustände mit und ohne Packung und diese dann noch in verschiedenen Graden des Verfalls. Beim PC habt ihr am oberen Ende eine perfekt erhaltene, seltene Collector's Edition aus den 90ern oder eine obskure First Edition in einer seltsamen Box aus den 80ern, perfekt erhalten und vollständig bis runter zum letzten Garantieschein. Teuer, aber ein echtes Sammlerstück. Am anderen Ende habt ihr eine Heft-CD aus irgendeiner Viert-Verwertung des Spiels oder eine Billig-Compilation, CD only. Sicher nichts für das Sammler-Regal, aber das Spiel wird problemlos laufen und kostet nur ein paar Euro. Und dann gibt es alles dazwischen.

Solche obskuren Editionen sind so rar wie teuer, da muss man sich nichts vormachen.

Ihr müsst hier wirklich ein wenig mehr auf die Suche gehen und euch gegebenenfalls auch schlau machen, was eigentlich in eine Box gehört. Heutige physische Versionen sind praktisch alle lieblos in der gleichen Plastikhülle mit einem Flyer, der sich Handbuch schimpft. Damals enthielten die großen Boxen teilweise zig Goodies, mitunter wirklich liebevoll und kreativ gestaltet. Sollte Limited Run irgendwann mal auf dem Niveau von Infocom der 80er ankommen, dann kaufe ich ihren China-Ramsch vielleicht sogar. Ihr findet auf Seiten wie Mobygames zu vielen Spielen Bilder, was alles in der Box sein sollte, damit sie sich komplett nennen darf, für Firmen wie Sierra, LucasArts oder Infocom gibt es eigene Fan-Seiten, wo ihr diese Info findet.

Die Preise schwanken je nach Inhalt teilweise dramatisch. Eine Diskettenversion von Monkey Island 2 bringt gerne mal 40 bis 50 Euro komplett, auch mehr, wenn die Packung wirklich gut aussieht. Meine bekam ich für 15, dafür fehlt aber auch das - ziemlich langweilige und hässliche - Handbuch. Sonst ist alles okay, was ganz gut zeigt, wie dramatisch sich der Inhalt auf die Preise auswirkt. Das solltet ihr auch bedenken, wenn ihr die Sachen später wieder vielleicht verkaufen wollt. Ich würde jetzt niemandem zu einem Ultima Underworld als Wertanlage raten, aber wenn ihr ein vollständiges mit den Runen im Beutelchen wird deutlich mehr bringen, wenn ihr euch mal wieder davon trennt.

Wer Ultima 6 damals vorbestellte - ja, Pre-Order ist kein neues Phänomen - bekam eine Audiokassette dazu. Damit weiß ich, nach welcher Version ich jetzt suchen muss.

Was auch immer einen Blick wert ist, ist Ebay Kleinanzeigen. Ich habe dort ein paar sehr interessante Käufe tätigen können, zu sehr fairen Preisen - und auch Leute erlebt, die ganz eigene Vorstellungen hatten, was die Sachen wert sind. Aber einen Blick ist dieser Markt allemal wert.

Wenn alles aus dem Ruder läuft, dann sieht es irgendwann so aus wie bei Youtuber LGR.

Big-Box-Sammeln- Ein kleiner Einblick

Preislich gibt es wie immer bei solchen Sammelgeschichten ein paar Sachen, die erstaunlich günstig und ein paar Dinge, die schlicht der heilige Gral sind. Hier ein kleiner Einblick:

Wing Commander: Erstaunlich günstig, die gesamte Reihe der fünf Hauptspiele habe ich in gutem bis exzellenten Zustand für deutlich unter 100 Euro bekommen. Privateer 1 kostete dann alleine schon 30, aber zumindest war der Nachfolger fast umsonst. Lediglich die etwas selteneren Armada und Academy kosteten etwas mehr. Schwieriger werden die Missions-Disketten und Speech-Packs. Die hat damals kaum jemand gekauft und das zeigt sich jetzt. 50 oder mehr Euro bringen diese Dinger gerne mal.

Die Plauspausen der Wing-Commander-Schiffe wurde damals studiert als wäre es relevant für das Spiel gewesen.

LucasArts Adventures: Ein schwieriges Feld, vor allem für vollständige Boxen werden schnell auf 50, 60 oder 80 Euro geboten. Monkey Island 2 ist noch harmlos, der erste Teil soll scheinbar mit Gold aufgewogen werden. Unter 100 Euro habe ich noch keine Versteigerung bei gutem Zustand erlebt, aber zumindest bekommt man eine lose CD für einen Zehner. Bei Indy 4 sieht es wieder besser aus, aber viel Glück bei dem Vorgänger, dem Adventure zu Der letzte Kreuzzug oder gar einer kompletten Zak McKracken. Gerade letzteres scheint selbst fast schon ein heiliger Gral zu sein. Genau wie Maniac Mansion übrigens.

Loom, Zac McKracken, Maniac Mansion: In aufsteigender Reihenfolge die Spiele, die einen Sammler zur Verzweiflung treiben können.

Microprose: Frisch von den Toten auferstanden, wollt ihr euch vielleicht daran erinnern, warum das mal ein großer Name war. Hier ist es sehr erfreulich. Lediglich ein paar Sid Meier Spät-80er-Erstausgaben wie Pirates sind etwas teurer, alles andere schwankt zwischen billig - 20 Euro für die meisten Flugsimulationen - und ein klein wenig mehr: um die 40 für eine Erstausgabe von Civilization oder Covert Action.

Theoretisch konntet ihr danach eine F-16 fliegen. Praktisch... Ich konnte es leider nie testen. Wahrscheinlich besser so.

Infocom: Ein schönes Beispiel, dass der Marktpreis nichts für die Ewigkeit ist. Vor ein paar Jahren wurden gerade mal noch ordentliche Exemplare von Hitchhikers Guide to the Galaxy für Unsummen gehandelt, jetzt bekommt man sie locker für unter 50 Euro mit ein wenig Geduld. Exoten wie A Mind Forvever Voyaging sind leider so selten, dass sich ein echter Preis nicht sagen lässt, zumindest dauert diese Suche dann schon mal deutlich länger.

Wie viele Spiele liefern euch heute eine mikroskopisch kleine Weltraumflotte in einem Plastiktütchen mit?

Jetzt ein paar heiligen Grale unter den alten Spielen:

Ultima: Escape from Mt. Drash: Das Ultima, von dem selbst viele Kenner der Reihe noch nie etwas gehört haben. Kein Wunder, denn technisch gesehen steckt hinter dem Vic-20-Spiel nicht mal ein echtes Ultima und es ist auch kein PC-Titel. Aber die Geschichte und die Legende sind zu schön und es ist das eine Ultima, das ihr wohl nie haben werdet.

Ein paar tausend Dollar sind das Minimum. Wenn überhaupt mal wieder eines auftauchen sollte.

Akalabeth: Das andere Ultima, dass ihr nie haben werdet, aber in diesem Falle nur vielleicht. Mir selbst wurde mal eines angeboten, noch original verpackt, damals wahrscheinlich von Garriott selbst zugetackert. Für 100 Euro. Ich habe es nicht gekauft. Ich weiß nicht mehr warum. Aktuell wird eine lose Apple-2-Diskette für etwa 1000 Euro angeboten und sonst nichts. Hätte nicht die Rente gesichert, aber es wäre eine gute Investition gewesen ...

Vorsicht, bei Akalabeth und einigen anderen Klassikern sind Fälschungen unterwegs. Hier zum Beispiel verrät die falsche Schriftart des Titels schnell, dass es nicht der real deal ist. Macht euch vorher auf Fanseiten schlau.

Fountain of Dreams: 1990 brachte Electronic Arts einen Nachfolger zu Wasteland heraus - was auch recht selten und teuer ist - und der war ziemlich erfolglos. So erfolglos, dass ich noch nie ein Exemplar in der freien Wildbahn sah, von einigen surrealen Sofort-Angeboten mal abgesehen. Einen oder zwei Hunderter rechne ich fest ein, wenn es mal in eine Auktion geht und es ist nicht sicher, ob das dann reicht.

Hatte ich damals für einen Zehner bei Karstadt mitgenommen. Ich habe leider nicht die geringsten Erinnerungen, was aus meinem Exemplar wurde. Konnte man ja nicht ahnen, dass das mal wertvoll wird.

Blackthorne Diskette: Während die CD-Version nicht zu rar, wenn auch nicht gerade günstig ist - eine ging gerade für 65 Euro weg -, scheint es fast so, als hätte es nie eine Disketten-Version gegeben. Ein Spiel, das seit Monaten nicht auftaucht, ist verdächtig und wenn ich es damals nicht gehabt hätte, würde ich langsam zweifeln, dass es wirklich existiert.

Okay, ich habe ein Bild gefunden, ich habe mir also nicht nur eingebildet, dass ich das mal auf Diskette hatte...

Sierras Wizard and the Princess: Meine eigene Sammelleidenschaft sind Sierras Spiele aller Art und ein paar der ersten Titel dürften preislich sehr schmerzhaft werden. Dieses hier zum Beispiel kann ich zumindest für etwa 200 Euro kaufen, aber ich bezweifle, dass es oft in die Auktion gehen wird. Vom 1980er Erstling Mystery House habe ich noch nie eine Packung gesehen, nur eine lose Diskette für immer noch über 150 Euro. Und richtig brutal wird Softporn Adventure werden. Das billigste, was ich da sah, waren 350 Euro und scheinbar ist das sogar verkauft worden. Aber irgendwann muss die Sammlung komplett werden ...

Coverdesign, frisch aus den gerade geendeten Fantasy-70ern, perfekt für die frühen 80er geeignet.

Microsoft Adventure: Definitiv auf der To-Do-Liste, aber das wahrscheinlich erste kommerziell verkaufte PC-Spiel - 1979 - zu bekommen, wird noch etwas dauern. Zumindest wird gerade eines - dieses hier - verkauft. Für nur 500 Euro.

Damals noch von IBM vetrieben, so wie auch das erste King's Quest.

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Martin Woger

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Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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