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Command & Conquer Remastered Collection Test: Wenn Träume wahr werden

Unzensiert und hochauflösend.

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Zwei zeitlose Klassiker des Genres in aufgehübschter Fassung. Es ist nicht alles perfekt, aber ihr werdet viel Freude damit haben.

Command & Conquer Remastered Collection Test - Seit vor einigen Jahren die HD und Definitive Editionen von Age of Empires aufkamen, entwickelte sich in mir der Wunsch, Command & Conquer auf die gleiche Art aufbereitet zu bekommen. Das erste CD-ROM-Spiel, das wir damals besaßen, und mein Einstieg in dieses Genre. Da hängen viele Erinnerungen dran und vor einigen Jahren hätte ich nie zu hoffen gewagt, dass EA die alten Echtzeitstrategie-Klassiker noch einmal anpackt. Zum einen zeigte der Publisher bisher kein Interesse an Remasters, zum anderen befürchtete ich, die Serie würde, nachdem das Unternehmen C&C 4 kräftig an die Wand fuhr, für lange Zeit in der Mottenkiste verschwinden.

Und da sind wir heute ... Gut, dass ich mich irrte. Von Zeit zu Zeit gehen Wünsche und Träume doch in Erfüllung! Seit einer Woche beschäftige ich mich mit der Remastered Collection und bin hin und weg. Okay, nicht ganz. Natürlich kommt die pure Nostalgie an jeder Ecke zum Vorschein und Command & Conquer sowie Alarmstufe Rot, die hier beide mitsamt ihrer Erweiterungen und Bonusmissionen enthalten sind, zählen für mich mit zum Besten, was die Reihe und was dieses Genre hervorbrachte.

Und damit wir uns klar verstehen, das hier sind Remasters, keine Remakes. Was das im Einzelnen bedeutet, lässt sich anhand verschiedener Aspekte aufschlüsseln. Fangen wir mit dem Gameplay an. Hier hat sich wenig geändert. Die Missionen spielen sich wie früher, alles sieht jetzt aber hübscher, hochauflösender (bis zu 4K) aus. Davon profitieren vor allem die Einheiten und Gebäude. Und das alles, ohne den Charme von früher einzubüßen. Überzeugt euch davon, indem ihr jederzeit im Spiel per Leertaste zwischen alt und neu umschaltet. Der aufgehübschte Anstrich tut beiden Spielen echt gut und das ist zwar alles nicht state of the art oder lotet die Grenzen des Machbaren in Sachen PC-Hardware aus, aber es ist stimmig und schick anzuschauen.

Auf der höchsten Zoomstufe erkennt ihr, wie detailliert Gebäude und Einheiten überarbeitet wurden.

An anderen Bereichen arbeitete das Team nicht so wie erhofft, ich denke da an die KI und Wegfindung. Manche Routen, die eure Truppen nehmen ... ich nenne sie einfach mal abenteuerlich. Mitten durch feindliche Stellungen hindurch oder nicht dort entlang, wie ihr euch das in der Theorie vorgestellt habt, als ihr den Befehl erteiltet. Okay, es ist zu verschmerzen, es fordert einfach mehr Mikromanagement und ständige Aufmerksamkeit von euch. In anderen Situationen agiert die KI nicht so clever, wie ihr es von heutigen Titeln erwarten würdet, indem sie zum Beispiel nicht oder eher verzögert auf Gegner neben sich reagiert oder sich näher an ein Ziel heran bewegt, als es erforderlich wäre, und damit unter Umständen in feindlicher Schussreichweite landet. Zum Glück lässt sich weitestgehend darüber hinwegsehen, es bricht den Titeln spielerisch nicht das Genick, wenngleich ein paar Optimierungen hier schön gewesen wären.

Erfreulich für deutsche Spieler ist die Tatasche, dass es sich bei der Remastered Collection um die unzensierten Versionen beider Teile handelt. Ihr bekommt somit zum Beispiel Hitler im Intro von Alarmstufe Rot zu sehen und ebenso andere Sequenzen, die früher der Schere zum Opfer fielen. Auf der anderen Seite resultiert das in der deutschen Version in einem merkwürdigen Mischmasch. Die Remastered Collection nutzt die Original-Synchronisation von damals, in der von Bots und Cyborgs die Rede ist. Und dann seht ihr später auf den Schlachtfeldern rotes Blut statt schwarzes Öl wie früher, hört Schmerzens- beziehungsweise Todesschreie, wenn eure Soldaten sterben. Okay, ein Argument wäre, dass auch der Terminator als Cyborg blutet, ein wenig komisch wirkt es trotzdem. Im Endeffekt überwiegt indes die Freude über die unzensierten Versionen gegenüber diesen Ungereimtheiten.

Und exakt das ist es, was die Remastered Collection in vielerlei Hinsicht ausmacht. Sie greift durchgehend auf das Originalmaterial zurück. Auf der einen Seite weckt das in jeder Sekunde diese nostalgischen Erinnerungen, auf der anderen Seite dachte ich mir in der ein oder anderen Sequenz aber ebenso, dass neues Material jetzt nicht die schlechteste Option gewesen wäre. Das ist zugleich das Problem an dieser Stelle. Die originalen Filmsequenzen lagen den Entwicklern zum Beispiel nicht in hoher Auflösung vor, die Entwickler ließen sie mithilfe einer KI-Technologie hochskalieren.

Auf der niedrigsten Stufe habt ihr dafür mehr Übersicht.

Die Ergebnisse sind gemischter Natur. Einige Zwischensequenzen sehen pixeliger aus als andere und je näher ein Schauspieler an der Kamera ist, desto besser sieht er aus. Daher profitiert hier vor allem Command & Conquer 1 davon, bei den Besprechungen in Alarmstufe Rot sind die Gesprächspartner im Normalfall weiter von der Kamera entfernt und wirken hier verschwommener. Insgesamt stellt es aber eine Verbesserung gegenüber dem ursprünglichen Material der damaligen Versionen dar. Und wenn die Originalaufnahmen nicht mehr in höherer Auflösung auffindbar sind, dann ist das einfach so. Es ist ein Kompromiss, den die Entwickler bewusst eingingen.

Es ist ein schmaler Grat, auf dem das Spiel hier wandelt. Es gibt gute Argumente für beide Seiten. Durch neue Aufnahmen und Sequenzen wäre echtes Hochglanzmaterial im Spiel gelandet, ob dabei aber der Charme erhalten geblieben wäre? Natürlich wäre es machbar gewesen, wie bei der Sprecherin von EVA - in der englischen Version - die ursprünglichen Beteiligten zurückzuholen, im Fall von Eric Martin (GDI-General Sheppard), der letztes Jahr verstarb, hätte aber was gefehlt. Insofern ist es zugleich ein schöner Tribut an ihn, dass er nicht für neue Aufnahmen aus dem Spiel flog.

Wie gesagt, darüber ließe sich vorzüglich streiten. Es ist kein optimales Ergebnis. Es sieht besser aus und ihr habt dabei die schönen Erinnerungen, die bei jeder Sequenz hervorkommen und euch daran denken lassen, wie ihr das damals alles erstmals erlebt habt. Gleichzeitig verlangt das nach der Bereitschaft, bei den Zwischensequenzen ein paar qualitative Abstriche zu machen und ein Auge zuzudrücken.

Cover image for YouTube videoCommand & Conquer Remastered Collection - Red Alert Allied Forces Gameplay

Das sind so die Punkte, über die sich meckern lässt. Ansonsten gibt es hier wenig auszusetzen. Der Original-Soundtrack ist ebenso mit dabei wie neu eingespielte Aufnahmen, Steuerung und Interface wurden modernisiert, es gibt einen Map-Editor. Jede Mission lässt sich aus dem Menü heraus nach dem Durchspielen noch einmal einzeln wählen, was nett ist, da ihr euch hier und da zwischen verschiedenen Einsatzzielen entscheidet und die alternativen Missionen dann einfach im Menü auswählt. Es gibt verschiedene Schwierigkeitsgrade, freischaltbares Bonusmaterial mit Einblicken hinter die Kulissen und eine Jukebox, in der ihr jedes Musikstück nach Belieben anwählt - und das sind eine ganze Menge, über 150 Stück. Und jedes Spiel hat beim erstmaligen Start eine an die Originale angelehnte Installationssequenz, die sinnbildlich für das HD-Update steht - sehr schön gemacht. Darüber hinaus nicht zu verachten: EA hat angekündigt, den Quellcode der Collection zu veröffentlichen, was Modder glücklich macht. Und natürlich habt ihr die Möglichkeit, es online zu spielen, mehr als 250 Maps sorgen dabei für abwechslungsreiche Kriegsschauplätze.

Alles in allem ist sie immer noch da, diese Faszination für diese beiden Spiele, für den Basisbau, das Aufstellen einer Armee und das Überrollen des Gegners mit der richtigen Strategie. Die Spannung im Kampf zwischen GDI und der Bruderschaft von Nod, zwischen den Alliierten und den Sowjets fesselt heute wie damals durch diesen einzigartigen Mix aus FMV-Einsatzbesprechungen und klassischem RTS-Gameplay vor den Bildschirm. Ich fühle mich erneut wie das Kind, das ich damals war, als ich diese Spiele verschlang und die ich heute noch gerne zu meinen Top-Spielen aller Zeiten zähle. Mit der Remastered Collection haben diese beiden absoluten Klassiker und Wegbereiter des Genres eine würdige Aufbereitung erfahren, bei der viel Arbeit in die Details floss. Eine, die nicht in allen Belangen perfekt ist. Aber eine, die beide Spiele auf modernen Systemen problemlos spielbar macht und ein wenig modernisiert, nostalgische Gefühle originalgetreu aufleben lässt. Und allein dafür liebe ich sie. Danke dafür, dass ich ein Stück Kindheit erneut erleben kann!


Entwickler/Publisher: Petroglyph, Lemon Sky Studios/EA - Erscheint für: PC - Preis: 19,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: PC - Sprache: Deutsch, Englisch und andere - Mikrotransaktionen: nein


In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Benjamin Jakobs

Leitender Redakteur News

Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.

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